Kapitel 34
„Dann ist das so. Du gehst auf jeden Fall vor, Sezuna. Wenn sie sich ausbreiten, kannst du das dann immer noch im Hafen machen", versuchte Haru sie zu überreden. „Außerdem sind die Schmerzen nicht gerade angenehm, da ist es mir lieber, eine Pause davon zu haben", gestand er dann. „Du warst weitaus tapferer als ich dabei."
Sezuna seufzte ergeben. Wenn er eine Pause davon brauchte, dann würde sie ihm diese gönnen. „In Ordnung", murmelte sie leise.
„Aber eins sage ich dir. Sollten die Heiler im Hafen auf die Idee kommen, mich mit einer Nadel stechen zu wollen, bin ich weg. Da lasse ich mich lieber von dir quälen", sagte Haru zu ihr. „Aber ... wenn es dir wirklich später besser geht, kannst du es auch machen, vielleicht müssen die dann im Hafen nichts mehr tun." Das klang eher so, als würde er ihnen nicht so vertrauen. Vielleicht erinnerte er sich aber auch daran, wie Leila und Nadja ihn manchmal gefesselt hatten. Auf eine Wiederholung war er nicht aus.
„Es wäre mir auch lieber, wenn sie nur noch oberflächliche Sachen behandeln müssten", gestand sie, weil sie ebenfalls nicht ganz sicher war, ob sie diesen vertrauen konnte.
„Na gut ... du hast gewonnen. Eher lasse ich mich von dir quälen als von denen", seufzte Haru tief auf und rieb sich müde über das Gesicht.
„Dann gib mir deinen Arm und wende wieder die Zauber an", bat sie. Sie würde sich daran machen und möglichst schnell und effizient arbeiten. Jetzt, wo sie wusste wie, würde es hoffentlich nicht mehr so lange dauern.
„Welchen Zauber meinst du? Willst du nicht lieber erst einmal ausprobieren, was passiert, wenn du meine Magie anwendest? Ob du immer noch Schmerzen bekommst oder nicht?", fragte er sie.
„Ich hatte nie Schmerzen, wenn ich deine Magie angewendet habe. Ich hatte lediglich weniger zur Verfügung, als sonst", gab sie zu und legte ein wenig den Kopf schief. „Dass du deinen Arm nicht mehr bewegen kannst und dass du nicht schreist", sagte sie, wobei sie den letzten Teil eher murmelte.
„Aber du hattest Schmerzen als ich die Stränge durchtrennt habe, nicht wahr? Das lag daran, dass meine Magie in deinem Körper geflossen war und sie sich bekämpft haben", erklärte Haru und mehr als widerwillig legte er den Zauber auf seinen Arm. Jetzt hatte er nicht einmal mehr die Betäubung von ihrem Trank und er machte sich auf das Schlimmste gefasst.
Es war gut, dass sie ihr Blut nicht gesehen hatte, denn das hatte er bereits entfernt. „Was ist mit deinem Trank für die Übelkeit?", fragte er, um abzulenken. Er wurde nervös, wenn er daran dachte, was wieder geschehen würde und hoffte dadurch, ein wenig Zeit schinden zu können.
„Mir ist nicht mehr schlecht, aber möchtest du wieder einen Trank haben?", fragte sie. Er selbst hatte gesagt, dass der Trank nicht so gut gewirkt hatte.
Haru machte eine abwehrende Handbewegung. „Nein, ich will nur, dass es endlich vorbei ist", erwiderte er und legte seine Hand auf ihre Steine, um sie zu füllen, damit sie die Arbeit fortsetzen konnte.
Sezuna nickte leicht, bevor sie damit begann ihre Magie wieder in seinen Arm fließen zu lassen. Dieses Mal nutzte sie gleich Harus Magie und musste nicht erst herausfinden, was sie tat.
Schnell und präzise entfernte sie die magischen Stränge immer weiter, bis sie schließlich schwer atmete und den letzte kappte.
Haru zitterte während ihrer Behandlung vor Schmerzen und unterdrückte schwere Flüche, die in ihm aufstiegen. Mehr als einmal stöhnte er qualvoll auf und zog an seinem Arm, was natürlich nicht funktionierte, da er ihn selbst gefesselt hatte.
Seine Stimme hatte er vorher noch um einiges leiser gemacht, damit Sezuna ihn verstehen konnte, falls etwas war, aber der Prinz davon nicht wach wurde.
Als sie endlich damit fertig war, hatte sich wieder eine Blutlache auf dem Boden versammelt und erschöpft keuchte Haru auf.
Sezuna schloss die Augen und atmete tief ein und aus, während sie versuchte den Geruch von Blut zu verdrängen, genau wie die Übelkeit, die in ihr aufstieg. Während sie auf die Zauber konzentriert war, nahm sie ihre Umgebung kaum wahr, weshalb es sie nicht störte, doch nun bemerkte sie es durchaus.
„Deswegen habe ich dich gefragt, ob du nicht doch einen Trank für deine Übelkeit brauchst...", sagte er schwer atmend und nahm die magischen Fesseln von seinem Arm ab. Noch immer zeigte seine Schulter und der Unterarm Brandblasen, die wohl die Heiler in der Stadt ansehen würden.
„Das habe ich verdrängt", gestand sie leise und schluckte schwer. „Wie fühlst du dich?"
„Ein wenig besser, die Schmerzen sind noch da, aber die liegen wahrscheinlich nun auf der Oberfläche. Mach dir schnell deinen Trank, damit du dich nicht übergibst", bat er sie, denn er wollte sich ein wenig ausruhen. „Du hast gute Arbeit geleistet, Sezuna. Danke dafür."
Die Blonde nickte und schleppte sich zu ihrem Rucksack, um besagten Trank zu brauen, bevor sie sich wirklich übergab. Der Geruch im Raum war wirklich nicht sehr angenehm und machte es nicht leichter.
In der Zwischenzeit beseitigte Haru sein Blut, damit Akira nicht einen Schock bekam, wenn er aufwachte. Der blonde Magier sah Sezuna interessiert zu, wie sie versuchte sich auf ihren Trank zu konzentrieren. Er hingegen versuchte nun, sich auszuruhen, denn die Brandblasen waren nicht sehr angenehm, wenn er sie aus Versehen berührte.
„Kannst du den Geruch beseitigen?", bat sie leise und hatte bereits ein kleines Säckchen mit Kräutern an ihrer Nase, damit sie den Geruch des Blutes nicht so wahrnahm. Ihr Trank war dabei fast fertig.
„Natürlich", sagte Haru und erledigte das für sie. Schon lange roch er das nicht mehr, davon abgesehen war er auch nicht so empfindlich dafür, konnte aber durchaus nachvollziehen, wenn andere das nicht mochten.
Gerade in ihrem Zustand war das vielleicht nicht ganz so förderlich.
„Danke", seufzte sie leise und stürzte den Trank in einem Zug hinunter, während sie hoffte, dass er schnell Wirkung zeigte.
„Man könnte meinen, das Zeug schmeckt gut, wenn du es so schnell trinkst", neckte er sie und seufzte. Wie froh er doch war, wenn sie endlich das Schiff verlassen konnten. Sein Traum vom Segeln und auf dem Meer zu sein, war gestorben.
„Ich habe extra was süßes rein gemischt", murmelte sie leise. „Aber trotzdem schmeckt er nicht so gut", gab sie zu und seufzte dann leicht. „Hauptsache er hilft."
„Das ist die Hauptsache", wiederholte Haru und sah, wie Akira sich bewegte und sich zu ihnen umdrehte, um sie aus kleinen Augen verschlafen anzusehen. „Wie geht es euch?", fragte er müde.
„Geht so", murmelte Sezuna, die sich nun wieder Richtung Bett begab.
„Und dir Haru?", fragte Akira. Er zuckte mit den Schultern, es ging ihm zwar ein wenig besser, aber auch nicht überragend. Solange sie am Leben waren, war ihm recht. „Seid ihr sauer auf mich, weil wir auf seinem Schiff sind?", wollte Akira schließlich wissen und richtete sich auf, nachdem Sezuna sich wieder hingelegt hatte, aber Haru noch immer saß.
„Du kannst doch nichts dafür", murmelte Sezuna leise. „Außerdem wäre es auf anderen Schiffen wohl noch schlimmer gewesen."
„Naja, aber ich hätte es wissen müssen, dass sich die Leute mehr und mehr verändern, gerade mit solchen schwachsinnigen Gerüchten", murmelte er entschuldigend. Haru hatte wieder angefangen, Sezuna zu streicheln, während sie auf dem Bett lag und sah nachdenklich aus. „Gibt es jemanden, der hinter dir her ist, Akira? Der Sturm war kein Zufall."
Akira wirkte überrascht und dann nachdenklich. „Meint ihr, der Sturm ist meine Schuld?", fragte er entsetzt und schüttelte dann den Kopf. „Ich wüsste nicht, aber ich bin der Königssohn. Da sind Attentate eigentlich auf der Tagesordnung."
„Nein es ist nicht deine Schuld. Es gibt nur zwei Möglichkeiten, gegen den der Sturm gerichtet war, gegen dich oder gegen uns. Wer von uns, das weiß ich nicht. Aber das in der Wüste war auch kein Zufall, da bin ich mir sicher", erwiderte Haru nachdenklich.
Akira senkte den Blick. „Dann ist es wahrscheinlicher, dass es gegen mich ging. Ich meine, warum sollte euch jemand so viel Magier auf den Hals hetzen?"
„Die Frage ist eher, wer es auf dich abgesehen hat. Ich weiß, dass wir gesucht werden und sie vielleicht mit der Magie versuchen, uns zu finden und zurückzuholen, aber bei dir?", fragte er zweifelnd. Immerhin hatte es seit der Wüste auch keinen Überfall mehr auf ihn gegeben.
„Das sieht nicht aus, als würde euch jemand suchen und zurückbringen wollen. Mehr, als würde jemand uns tot sehen wollen", gab Akira leise zu bedenken.
„Aber wer? Wer weiß denn überhaupt, dass wir zusammen reisen?", fragte Haru und sah Sezuna fragend an. Diese hatte die Augen geschlossen und schien Harus Berührungen zu genießen.
„Möglicherweise dieselbe Person, die schon die Räuber geschickt hat", murmelte Sezuna schlaftrunken.
„Ich frage mich trotzdem wer. Vielleicht ein Magier, aber ich wüsste ehrlich gesagt nicht, wer uns alle drei tot sehen will", meinte Akira nachdenklich. „Wie geht es dir Sezuna?", fragte Haru sie leise, während er sanft über ihr Gesicht fuhr.
„Sei nicht so naiv, Akira. Er will dich tot sehen. Wir sind nur zufällig mit dir unterwegs", murmelte sie und öffnete dann leicht die Augen, um Haru anzulächeln. „Besser."
„Dass man mich tot sehen will, ist mir durchaus bewusst. Aber Die Überfälle sind mehr geworden, seid wir zusammen unterwegs sind. Gerade deshalb frage ich mich, ob es auch gegen euch geht. Wobei ich sagen muss, dass ich mich mit euch an meiner Seite sicherer fühle als all die Jahre zuvor. Und da hat uns kein Magier angegriffen", erklärte er ihnen.
„Vielleicht versucht jetzt jemand, nachdem das mit den Räubern nicht geglückt ist, die Sache intensiver anzugehen", schlug Sezuna vor. „Außerdem seid Ihr bald wieder zuhause und dort schwerer zu fassen." Sie nutzte absichtlich die förmliche Anrede, um deutlich zu machen, wer Akira eigentlich war. Wer sollte schon Interesse an ihr und Haru haben, wenn da ein junger Prinz war.
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