Kapitel 33

Der Junge stand für einen Moment auf und kramte in ihrem Rucksack nach einigen Kräutern, die er fix zu einem Trank zusammenbraute. Diesen hielt er Sezuna hin und hob ihren Kopf, weil sie wohl keine Kraft haben würde, den alleine zu trinken. „Der soll dir helfen, deine Schmerzen zu lindern und dein Körper sich ein wenig besser erholen zu lassen", sagte Haru leise.

„Ich hoffe es ist kein Schlaftrank", murmelte sie und trank den Trank dann komplett aus, ohne auf eine Antwort zu warten. In der Hinsicht vertraute sie Haru mittlerweile.

„Natürlich nicht, nur einer, der die Schmerzen von innen lindern sollte. Vielleicht regt das deine Selbstheilung ein wenig an", erwiderte er und setzte sich wieder zu ihr, nachdem er die Tasse abgestellt hatte. Das Schiff schaukelte nur noch ganz leicht, als wäre nie etwas vorgefallen. Zwar war das Wasser sogar bis hierher vorgetreten, aber das konnte er mit Leichtigkeit beseitigen.

„Nun ruhe dich aus, meine tapfere Kleine. Es tut mir leid, dich durch das alles geschickt und dich leiden lassen musste", meinte er leise, als er wieder anfing, sie zu streicheln und einfach nur bei ihr zu sein.

„Ich war diejenige, die darauf gepocht hat, ihnen zu helfen", murmelte sie. „Dich trifft keine Schuld", fügte sie hinzu und schloss die Augen.

„Sei jetzt ruhig und versuche, dich zu erholen", sagte Haru leise, aber streng. Es war besser, wenn sie nicht daran dachte, sondern sich einfach nur auf ihre Genesung konzentrierte.

Haru spürte förmlich, wie sie eine weitere Erwiderung hinunterschluckte und ihr Körper sich dann langsam entspannte. Auch wenn sie ab und an noch zuckte oder sich versteifte.

Wie lange er an ihrem Bett gesessen war, wusste er nicht, doch draußen schien es langsam Morgen zu werden, denn einige Männer vom Deck schienen Essen vorzubereiten. In der Kajüte war es sehr ruhig, außer das Atmen von Sezuna und Harus streichelnde Bewegungen war nichts zu hören. Sie schien zu schlafen, was auf alle Fälle gut nach dem Eingriff war. Sein eigener Körper hingegen war steif vor Schmerzen und regelmäßig knirschte Haru verbissen, um dagegen anzukämpfen.

Wenigstens störte sie keiner, denn das konnte er jetzt wohl am wenigstens gebrauchen. Noch immer hoffte er, dass die letzten Stränge, die Sezuna noch nicht durchtrennt hatte, von selbst weggingen, damit ihm die Tortur ein zweites Mal erspart bliebe.

Die ganze Zeit über streichelte er ihren Körper, mal ihr Gesicht, mal ihre Haare, dann wieder ihren Arm. Sezuna sah so wunderschön aus und auch sehr verletzlich dabei, dass es ihm die Tränen in die Augen trieb. Was, wenn sie sich nicht davon erholen würde?

Es klopfte leise an der Tür. „Ich bringe euch etwas zu Essen", erklang Akiras Stimme und er schien besorgt.

„Komm rein", rief Haru ihm leise zu, sodass er Sezuna nicht weckte, aber er stand nicht auf. Hunger verspürte er in nicht im Geringsten.

Akira öffnete die Tür und kam mit zwei Tellern in den Raum, die er umständlich trug und irgendwo abstellte. „Wie geht es euch? Ich mach mir wirklich Sorgen", gestand er und betrachtete beide intensiv. Sie wirkten erschöpft und Harus Arm sah nicht gut aus, doch an sich wirkten sie nicht, als würden sie gleich sterben, was Akira ein wenig erleichtert ausatmen ließ.

„Sie ist mehr als erschöpft. Auch sie hatte diese seltsame Magie in sich, die ich entfernen musste. Das hat sie noch schwächer werden lassen", erwiderte Haru. „Das ist gut, wenn du etwas bringst, vielleicht kann sie etwas essen, wenn sie aufwacht."

Haru dachte nicht mehr an sich, sondern nur noch an sie. Weiterhin fragte er sich, was Akira den Leuten da oben wohl gesagt hatte.

„Es ist nicht mehr so weit. Wir werden bald da sein. Nur noch eine Nacht", versicherte er und betrachtete die erschöpfte Sezuna nachdenklich, bevor er sich an Haru wandte. „Und was ist mit dir?"

„Geht schon. Heißt das, wir waren über einen Tag hier unten?", fragte er fassungslos. Das war ihm gar nicht so lange vorgekommen. Vermutlich hatte das Ganze jegliches Zeitgefühl vernichtet.

Akira nickte. „Ja, einige hatten schon befürchtet, dass ihr zwei gestorben seid", gab Akira zu und man hörte die Sorge in seinen Worten. „Aber ich wollte euch auch nicht stören, weil ich nicht wusste, wie intensiv die Heilung wird."

„Mehr als intensiv ist sie auf jeden Fall", gab Haru zu. „Ich bin froh, so schnell wie möglich von dem Schiff runterzukommen", murrte er und verzog kurz das Gesicht. „Ich hoffe, dass Sezuna aufwacht, bevor wir da sind, denn wenn es ihr nicht gut geht, hat sie wenigstens noch ein bisschen Zeit, sich zu erholen."

„Wenn wir angekommen sind, sollten wir vielleicht als erstes die Heiler im Hafen aufsuchen. Sie haben einen sehr guten Ruf und können euch vielleicht helfen", bemerkte Akira, wirkte aber eher nachdenklich.

„Das Problem ist, dass jede andere Magie bei Sezuna mehr Schaden anrichtet als meine. Frage mich nicht wieso, aber meine fließt in ihrem Körper, die sie ja auch oft nutzt. Allerdings hätte ich nichts dagegen, wenn sie ihr einen Trank geben, der sie schnell wieder fit macht", erwiderte Haru ihm. Es war nicht so, dass er anderen Heilern nicht vertraute, doch er hatte schon oft genug miterlebt, wie Sezuna beinahe allergisch auf jede andere Magie reagierte, sogar auf seine am Anfang.

Akira nickte. „Wenn ihr gleich von Anfang an sagt, dass eine Heilung mit Magie nicht in Frage kommt, werden sie das sicherlich entsprechend handhaben."

„Hoffentlich", murmelte Haru nur, wobei er weiterhin sorgenvoll auf Sezuna sah. Sie war sehr blass, aber wenigstens zuckte ihr Körper seit einiger Zeit nicht mehr.

Ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen war, konnte er jedoch auch schwer einschätzen.

Wenigstens senkte sich ihre Brust regelmäßig, sodass er keine Gefahr im Moment sah. „Hast du überhaupt geschlafen, Akira?", fragte er den Prinzen.

Akira lächelte schief. „Nicht viel", gestand er. „Ich bin einmal eingenickt."

„Dann solltest du dich schleunigst hinlegen und schlafen, damit du für morgen wieder bei Kräften bist", sagte er zu ihm und spürte, wie Sezuna einmal mit dem Arm zuckte.

„Und was ist mit dir?", fragte Akira, der sich auf das Bett gegenüber von Harus setzte. „Hast du geschlafen?"

Der blonde Magier schüttelte den Kopf. „Geht nicht. Ich passe auf sie auf", nuschelte er.

Akira nickte. „Verstehe. Aber ruh dich aus, sobald sie wieder wach ist, ja?", fragte er, bevor er sich in sein Bett legte.

Würde er doch sowieso nicht können. Er war viel zu gestresst von dem Erlebnis und den Schmerzen, aber er war ruhig, als der Prinz sich zum Schlafen legte und hoffte, dass Sezuna bald wieder ein Anzeichen gab, ob es ihr besser ging oder schlechter.

Tatsächlich schlief Akira noch gar nicht so lange, da regte sich die Blonde ein wenig und öffnete träge die Augen. Sie wirkte noch immer kränklich, aber nicht mehr ganz so schlimm.

„Hey meine Kleine ... Wie geht es dir?", fragte Haru sie sanft, als sie erwachte. Wenigstens etwas gutes, dass sie wieder aufwachte. Er hatte sich schon Sorgen gemacht, dass sie überhaupt nicht mehr zurückkommen würde.

„Mein Körper ist noch dabei sich zu erholen, aber es geht mir besser", murmelte sie und versuchte sich ein Stück aufzusetzen. Es kostete sie sämtliche Kraft die sie hatte, doch das Essen duftete zu verführerisch.

„Akira hat es gebracht", sagte er, als sie sich nach dem Essen umsah. Er lächelte dabei ein kleines bisschen, nachdem er ihr geholfen hatte, sich bequemer hinzusetzen. Haru holte die Teller zu sich und sah, dass der Prinz tief und fest schlief.

Während Sezuna aß, erzählte er ihr, was Akira gesagt hatte, wie lange sie noch unterwegs waren und wegen den Heilern in der Hafenstadt.

Sezuna kaute langsam und ausgiebig, während sie nachdachte. „Es wäre keine all zu schlechte Idee. Man könnte sich anhören, was sie zu sagen haben", murmelte sie leise und nickte dann auf Harus Arm. „Und das richtig versorgen, nachdem ich die restlichen Stränge entfernt habe."

„Erst wirst du dich erholen, bevor du irgendwas tust", schüttelte er beinahe ärgerlich seinen Kopf. Sie war noch nicht einmal wieder gesund, da dachte sie bereits wieder daran. Gewiss, Haru war vielleicht kein ausgebildeter Heiler wie die in der Hafenstadt von Akiras Königreich, doch auch er wusste, dass sie dringend Erholung brauchte, bevor sie etwas tat.

Sezuna senkte die Lider. „Ich kann mich nicht erholen, solange ich weiß, dass es dir nicht gut geht und die Zauber dir vielleicht noch mehr schaden könnten", sagte sie mit Nachdruck, da sie wusste, dass es ihm genau so ging.

„Du vergisst aber dabei, dass dein Körper an der Grenze zum Zusammenbruch steht, während ich noch einigermaßen am Leben bin", stellte er richtig. Natürlich machte sie sich Sorgen um ihn, doch er konnte noch einige Zeit durchhalten, wenn es sein musste.

Sezuna knurrte leise. „Meinem Körper geht es gut, der hält das schon aus", versicherte sie.

„Musst du eigentlich immer mit mir diskutieren?", fragte Haru mit hochgezogenen Augenbrauen. Selbst wenn es ihr nicht ganz gut ging, konnte sie es nicht sein lassen.

„Ja, sonst kann ich doch gegen dich überhaupt nicht gewinnen", gab sie zurück und war nicht bereit einen Schritt zurück zu machen.

Spöttisch lachte Haru. „Ach nein? Ich sage nur eins: Badewanne." Und solange Sezuna sich nicht ganz gut fühlte, sollte sie nicht damit spaßen und gleich wieder ihre neue Energie dazu verbrauchen.

Sezuna verzog ein wenig die Lippen, wobei es schelmisch wirkte. „Ja, das war eine Ausnahme."

„Also, und das war auch die Einzige. Nun hörst du auf mich, wenn ich mir Sorgen um dich mache und möchte, dass du dich zuerst erholst, bevor du weiter an mir herummachst, verstanden?" Haru sah sie streng an, wobei ein leichtes Lächeln seine Lippen umspielte.

Die ganze Zeit hatte er an diese Dinge gedacht, solange Sezuna geschlafen hatte, damit er sich ablenken konnte.

„Ach, ich mache an dir rum?", fragte sie belustigt, da das Ganze doch sehr zweideutig klang.

„Wie ich sehe, geht es dir wirklich besser, wenn du meine Worte als zweitdeutig verstehst", grinste er schwach und streichelte über ihren Kopf. „Und ja, das tust du sehr wohl!"

„Bevor wir anlegen, werde ich wieder bei Kräften sein", versicherte sie ihn. „Trotzdem würde ich die letzten Stränge gern noch weg machen. Ich habe Angst, dass es sich von selbst wieder ausbreitet", gestand sie.

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