Kapitel 31

Er nickte und machte sich darauf gefasst. Da er seinen Arm fast nicht mehr spürte, war er sogar zuversichtlich, doch als Sezuna begann, sie zu reinigen, konnte er einen Aufschrei nicht unterdrücken und sofort biss er in seine Faust, um nicht noch lauter zu Brüllen. Haru war nahe dran, seinen Arm einfach wegzuziehen, doch wie es aussah, gab es keine andere Möglichkeit und er wusste, dass Sezuna bereits mehr als vorsichtig war.

Sie wirkte hochkonzentriert, aber ihr war anzusehen, dass sie sich beeilte, damit er nicht zu lange leiden musste. „Es tut mir leid, das macht der Zauber."

Bevor er das ganze Schiff zusammenbrüllte, legte er seine Hand an seinen Hals und seine Stimme versagte. Wenn er nun schrie, war nichts zu hören, aber Sezuna konnte genau sehen, wie schmerzhaft es für ihn war. Haru wollte nicht, dass die anderen dachten, sie würde ihn umbringen. Schweißperlen traten auf seiner Stirn hervor und sein Atem ging sehr schnell dabei.

Schließlich war die Wunde gesäubert und Sezuna konnte das ganze Ausmaß erkennen. Der Zauber sorgte dafür, dass sämtliche Impulse an seinem Arm direkt in sein Fleisch geleitet wurden. Damit spürte er alles um einiges intensiver, als normalerweise. Es war so, als würde sie mit ihren Fingern direkt in seinem Fleisch drücken, obwohl sie ihn nur auf seine Haut legte.

Sobald das fertig war, ließ er seine Stimme zurückkommen. „Was jetzt?", fragte er krächzend. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so schmerzhaft ist ..."

„Es tut mir leid", flüsterte sie. „Aber jetzt werde ich versuchen den Zauber zu zerstören", fügte sie leise hinzu. „Das wird eine Weile dauern. Wenn es zu schmerzhaft wird, musst du das sagen, dann machen wir eine Pause."

„Was genau wirst du tun?", fragte er vorsichtshalber. Wenn es sein musste, würde er wohl seinen Arm festbinden müssen, um sie bei ihrer Arbeit nicht zu stören. Schon jetzt war es mehr als schmerzhaft, wie konnte das dann noch schlimmer werden?

„Ich werde versuchen herauszufinden, wie der Zauber funktioniert, was er bewirken soll und dann werde ich ihn nach und nach abändern, so dass er am Ende nicht mehr das tut, was sein Besitzer möchte, sondern das, was ich möchte", erklärte sie die Theorie knapp, auch wenn es viel komplexer war, als das.

Der blonde Junge nickte ergeben und fragte sie, wie er ihr seine Magie geben sollte, damit sie genügend zur Verfügung hatte. Vorsichtshalber legte er bereits den Zauber auf seinen Arm, denn er traute dem ganzen nicht. Wenn er womöglich starke Schmerzen hatte, würde er sie vielleicht instinktiv zurückziehen und Sezunas Arbeit zu nichte machen.

„Kannst du deine Magie in meine Steine leiten?", wollte sie wissen, denn sie konnte sich vorstellen, dass es mit Schmerzen sicherlich nicht leicht sein würde.

„Wird sie ausreichen? Oder soll ich eine stetige Verbindung dazu herstellen, sodass du über alles verfügen kannst?", wollte er wissen. Haru Herz schlug wild und schnell, wenn er nur daran dachte und er hoffte, dass es bald vorbei sein würde.

„Eine stetige Verbindung wäre gut, wenn du das hinbekommst", bat sie und legte unter seinen Arme in Tuch, das hoffentlich das Blut abhalten würde auf den Boden zu laufen.

„Dann muss ich sie die ganze Zeit über berühren, damit das funktioniert", warnte er sie vor. „Hast du etwa vor, mich aufzuschneiden?", fragte Haru unsicher. Ausgerechnet er, der normalerweise nie Angst hatte außer vor Nadeln, bekam Panik.

Sezuna verengte ein wenig die Augen und musterte Haru nachdenklich. „Wenn ich mich auf deinen Schoß setze, kannst du die Steine halten und ich kann deinen Arm bearbeiten, so dass du ihn nicht siehst", schlug sie vor.

„Ich habe keine Angst vor Blut wie du weißt ...", erwiderte er. „Ich habe nur Angst, dass du mir dabei ohnmächtig wirst", gestand Haru ihr. Für ihn war es kein Problem, wenn sie auf ihm saß, damit er ihre Steine berühren konnte. Aber sehen wollte er ihre Arbeit schon. Immerhin würde das bestimmt mal hilfreich sein.

„In Ordnung", murmelte sie und setzte sich so, dass sie seinen Arm auf dem Schoß hatte und er sie trotzdem berühren konnte. Sie schluckte schwer und hoffte, dass ihr eigener Zauber, den sie auf sich anwendente, sie davor bewahrte, in Ohnmacht zu fallen, bevor sie fertig war.

„Du bist jetzt schon blass", stellte Haru abschätzend fest. Haru konnte seinen Arm nun nicht mehr bewegen, nachdem er den Unbeweglichkeitszauber ausgesprochen hatte. Mit seiner freien Hand griff er nach ihren Steinen und ließ seine Magie hineinfließen.

„Ich halte es aus", versicherte sie und fragte, ob er bereit war, damit sie damit beginnen konnte, den Zauber in seine Einzelteile zu zerlegen.

„Eigentlich nicht, aber je eher wir das fertig bekommen, desto besser. Leg dir lieber einen Ohrenschutz auf", warnte er sie mit einem schwachen Lächeln und atmete tief ein und aus, um sich selbst zu beruhigen.

Sezuna nickte schwach und sorgte dafür, dass sie die Geräusche um sicher herum nur noch sehr schwer hören konnte. Danach legte sie die Hände über Harus Arm und begann ohne Vorwarnung Magie in diesen fließen zu lassen.

Wie sie erwartet hatte, schrie Haru vor Schmerzen auf und keuchte heftig. Es war gut gewesen, dass er seinen Arm unbeweglich gemacht hatte, denn so heftig er daran zog, es half nichts und sein Arm blieb auf der Stelle. Allerdings rutschte Haru unruhig hin und her, als er versuchte, leiser zu sein und seine Lippen aufeinander zu pressen. Er hatte nicht gedacht, dass die Schmerzen noch schlimmer werden konnten, doch er wurde tatsächlich eines besseren belehrt. Es fühlte sich an, als würde jemand seinen Arm Stück für Stück abtrennen und in Flammen setzen.

Der Junge hatte Mühe, seine Augen aufzuhalten, denn die Schmerzen zerrten an seinem Kräften. Dennoch wollte er unbedingt sehen, was Sezuna gerade tat.

Er erkannte die Zauber, die netzartig über seinen Arm hingen und in einem seichten violett-blau schimmerten. Sezunas Magie hingegen hatte ein helles blau und manchmal sogar rosa, so dass man sehr gut erkannte welche magischen Stränge sie übernahm und änderte. Trotzdem dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis die Schmerzen ein wenig besser wurden.

Haru hatte Schwierigkeiten, seine Hände an ihren Steinen zu halten, denn er fühlte sich immer schwächer, je länger sie arbeitete. Nach einiger Zeit wurde er ruhiger, wobei seine Schmerzen nicht weniger wurden, dennoch versuchte Haru, ruhig gegen die Schmerzen zu atmen.

Erst als die Schmerzen weniger wurden, lockerte sich sein Körper ein wenig, der bis dahin total verspannt gewesen war.

Schließlich hielt Sezuna erschöpft inne und rang nach Atem. „Tut mir leid", brachte sie mühsam hervor. „Ich kann nicht mehr", gab sie widerwillig zu. Trotz seiner Magie fühlte sie sich völlig erschöpft und ausgelaugt, obwohl sie noch nicht fertig war. Doch wenn sie so weiter machte, würde sie Fehler machen, das wusste sie.

„Dann ruh dich aus, meine Kleine. Es geht schon ein wenig besser", zwang er sich zu einem Lächeln und füllte ihre Steine noch auf, bevor er seinen Arm sinken ließ. Er war froh, dass sie eine Pause machen mussten, denn obwohl er starke Schmerzen gehabt hatte, hatte er sich geweigert zu sagen, dass er nicht mehr konnte.

Es war besser für beide, wenn Sezuna keine Kraft mehr hatte. Mehr als genug hatte sie schon für den Sturm benutzt und nun für das. Sie brauchte dringend eine Pause, um sich zu erholen.

Haru nahm den Zauber von seinem Arm, damit er ihn wieder bewegen konnte. „Dein Trank hat nicht sehr viel geholfen", flüsterte er kläglich.

„Das tut mir leid", sagte sie und wirkte, als würde sie sich jeder Zeit übergeben wollen. Schwankend erhob sie sich und griff nach der Tasse, die sie sich für diesen Fall bereits vorbereitet hatte.

„Vorsicht!", stieg Haru plötzlich und hielt sie fest, als sie beinahe umkippte. Er wusste, warum ihr schlecht war, immerhin war das Tuch unter seinem Arm blutgetränkt, obwohl sie kein Messer benutzt hatte, sondern nur Magie.

„Ich glaube mein Körper bricht zusammen", stammelte die Blonde, weil sie spürte, wie ihre Beine immer stärker zitterten. Trotzdem versuchte sie die Tasse zu trinken, ohne den Inhalt zu verschütten.

Haru stand auf und hielt sie fest, damit sie sich nur auf die Tasse konzentrieren konnte. Da sie jedoch immer schwächer wurde, hielt er sie noch stärker fest und legte sie auf das Bett, als sie ihre Tasse ausgetrunken hatte. Dabei hatte sie nicht zu viel verschüttet. „Ruh dich aus, Sezuna. Bitte", bat der Junge sie und hielt seinen Arm hinter den Rücken, da das Blut noch immer floss. Aber er wollte es ihr nicht noch schwerer machen.

Mit seiner gesunden Hand streichelte er sanft ihre Stirn, die vor Schweiß glänzte. „Du warst großartig und hast dein Leben für die riskiert ...", flüsterte er leise, während er neben ihr saß und sie weiterhin zärtlich streichelte.

„Ich sollte es noch verbinden", gab sie krächzend von sich und spürte, dass ihr Körper dem abgeneigt war. Wieso wurde ihr jetzt schlecht und schwindlig? Weil sie sich nicht mehr auf die Zauber konzentrierte?

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