Kapitel 30

„Du warst großartig Sezuna", keuchte er ebenso wie sie. Erschöpft saßen sie auf dem nassen Deck und spürten, wie das Meer sich beruhigte.

„Dieser Sturm war wirklich ein Meisterwerk der Magie", murmelte sie leise. „Da muss nur ein Magier dran gearbeitet haben", fügte sie hinzu und kam so langsam wieder zu Atem.

„Du hast recht. Und genau deswegen bin ich der Meinung, dass es gegen uns gerichtet ist und nicht gegen Akira. Trotzdem bin ich froh, dass dir nichts passiert ist, meine Kleine", meinte er nachdenklich und zuckte im gleichen Moment vor Schmerz zusammen, der sich plötzlich von seiner Schulter bis zum Unterarm ausbreitete. Der Blitz, der die Narbe hinterlassen hatte kam ihm dabei wieder in den Sinn und er besah sich seinen Unterarm. Wo noch vorher die Narbe war, bildeten sich hässliche Brandwunden und Blasen, die anscheinend so schmerzhaft waren. Das war ein eindeutiges Zeichen für Magie, denn ein normaler Sturm konnte das nicht machen. Von oben hörte man Akira nach ihnen rufen, der anscheinend die Treppen mehr herunterfiel als rannte. „Sezuna! Haru! Mein Gott ist alles in Ordnung mit euch?", fragte er mehr als ängstlich.

Das er überhaupt Worte hervorbrachte, war bemerkenswert, denn der Rest der Besatzung schwieg.

„Lass mich das sehen", bat Sezuna, die zumindest keine körperlichen Schäden davongetragen hatte. Auch wenn ihr schlecht war, so schien es ihr ansonsten gut zu gehen

Auch Akira sah mehr als entsetzt aus, als er Harus Arm sah. „Nur halb so schlimm", murmelte Haru noch ein wenig benommen. Erst jetzt spürte er, wie viel Kraft es ihn gekostet hatte. Um sie herum war die See nun beinahe ruhig, außer ein paar kleine Wellen, war alles in Ordnung. Die Sterne funkelten in der Dunkelheit wie Kristalle und das Licht des Schiffes brachte eine seltsame Atmosphäre.

Sezuna betrachtete sich Harus Wunde und hob die Hand. Sie legte sie jedoch nicht auf die Wunde, sondern fuhr darüber. Dabei schimmerte ihre Hand leicht bläulich.

Haru zog scharf die Luft ein und zog seinen Arm ruckartig weg. „Nicht, das tut scheußlich weh", keuchte er. Wehleidig war Haru nie, denn er konnte Schmerzen gut aushalten, also musste das hier wirklich große Schmerzen verursachen, wenn sie versuchte, es zu heilen.

Sezuna wirkte sichtlich überrascht. Sie hatte nicht versucht zu heilen, sondern nur herauszufinden, was alles verletzt war. Dazu hatte sie Harus eigene Magie in seinen Körper leiten wollen, doch das schien an dieser Stelle schief gegangen zu sein und das machte sie misstrauisch und ängstlich. „Dann lass es mich wenigstens so versorgen."

Haru nickte mit schmerzverzerrtem Gesicht. „Ich frage mich, ob mein Körper gerade einfach zu geschwächt ist, um meine eigene Magie aufzunehmen. Vielleicht kollidiert sie mit dem Rest, der sich noch in mir befindet", vermutete er. Seine Schulter und der Unterarm brannte wie Feuer und er ließ das Meerwasser mit ein wenig Magie, was er noch hatte, an Board kommen und befreite es dort von Salz, bevor er es über seinen Arm fließen ließ. „Oder ist es vielleicht ein Zauber?", sah er Sezuna fragend an.

Akira stand geschockt und schweigend neben ihnen und brachte kein Wort heraus.

„Das sind sogar mehrere Zauber", meinte die Blonde nachdenklich. Als läge ein Netz aus Magie über Harus Arm. „Ein Zauber, der dem Sturm ähnelt", erklärte sie und fragte sich wirklich, warum jemand einen so starken Sturm erschaffen sollte. Um sie zu vernichten wäre sinnlos. Haru und sie waren unbedeutend, doch der Prinz wäre ein sehr bedeutendes Ziel. Selbst für Magier. „Ich müsste versuchen den Zauber zu zerstören, der noch immer auf deinem Arm liegt."

„Wie willst du das anstellen?", fragte Haru sie und schloss die Augen, um sich zu beruhigen.

„Das wird ein wenig dauern und wahrscheinlich auch schmerzhaft sein", warnte sie vor. „Ich müsste jeden einzelnen Strang davon zertrennen und den Zauber so Stück für Stück zerstören."

Akira wurde bei ihren Worten blass. „Wie meinst du das genau?", fragte er mit zitternder Stimme. Das, was sie sagte, hörte sich alles andere als angenehm an.

Haru jedoch fragte sie, ob sie seine Magie dafür brauchte, denn er spürte, wie schnell sie sich auffüllte, um seinen Körper vor den Zaubern zu schützen und er hatte die Befürchtung, dass er explodieren könnte.

Sezuna ging nicht auf Akiras Frage ein, sondern nickte lediglich. Eine beständige Verbindung von Harus Magie zu ihren Steinen würde sicherlich hilfreich sein. „Wir sollten uns dazu aber zurückziehen", meinte sie leise, weil die Umgebung nicht gerade dafür geeignet war, eine Wunde zu versorgen.

Haru nickte undversuchte aufzustehen, was er nach einigen erfolglosen Versuchen zu stande brachte, allerdings wankte er sehr dabei. Sofort war Akira an seiner Seite, um ihn zu stützen.

Noch immer sagten die Seemänner kein Wort, sondern standen geschockt und schweigend da. So, als ob sie Statuen wären.

Schließlich brüllte Yuri einige Worte und sie setzten sich wieder in Bewegung. Die See war zwar wieder ruhig, doch das hieß nicht, dass sie das Schiff einfach so weiter trieben lassen konnten.

In dieser Zeit führte Sezuna Haru nach unten in ihre Kajüte. Nur dank Akiras Hilfe kamen sie dort auch heil an.

Vor der Tür blieb er stehen und sah Sezuna fragend an. Akira war sich unsicher, ob er dabei sein durfte oder auch helfen konnte. Allerdings ließ er sie nur ungern alleine, gerade weil sie sich erfolgreich gegen den Sturm gestellt hatten und somit alle geretten hatten.

„Es ist wahrscheinlich besser, wenn du hoch gehst und mit den Männern redest", murmelte Sezuna und führte Haru zum Bett, damit er sich dort setzen konnte. „Sie werden Fragen haben und wenn ich ehrlich bin, dann wäre es mir lieber, wenn sie dich fragen und nicht uns", gestand die Blonde, bevor sie begann einige Kräuter aus dem Rucksack zu sammeln.

„Du hast recht. Nicht das Haru ... wieder sauer wird, wenn sie etwas falsches sagen", meinte Akira nachdenklich und legte beiden eine Hand auf die Schulter. „Das ist bereits das dritte oder vierte Mal, dass ihr mich mit eurem eigenen Leben beschützt. Ich bin euch unendlich dankbar, dass ihr uns geholfen habt und dass ihr zusammengearbeitet habt, war toll. Nur ... seid vorsichtiger, damit ihr euch nicht wieder verletzt", bat er die zwei, bevor er die Kajüte verließ und die Beiden zurücklies.

„Hast du vorhin nur ein Witz gemacht, dass es schmerzhaft wird? Du wirst aber keine Nadel oder sowas benutzen?", fragte Haru leicht in Panik.

„Keine Nadeln", versicherte sie mit einem schiefen und entschuldigenden Lächeln. „Und nein, leider wird es trotzdem weh tun", sagte sie und rührte bereits einen Trank zusammen, der die Schmerzen lindern sollte und seinen Arm betäuben.

„Ich glaube, du machst mir gerade mehr Angst als der Sturm selbst", murmelte Haru wenig begeistert. Wenn er gerade in der Lage wäre, würde er versuchen, sich selbst zu heilen. „Meinst du es funktioniert, wenn du meine Magie benutzt? Oder wird sie wieder mehr Schmerzen verursachen?"

„Ich habe vorhin schon deine Magie genutzt und du hast vor Schmerzen fast geschrien", bemerkte sie leise und sichtlich angespannt. Sie machte sich wahnsinnige Sorgen um ihn. Es war das erste Mal, dass er verletzt war und sich nicht selbst heilen konnte.

Haru runzelte die Stirn. Das klang allerdings nicht wirklich gut. „Bist du sicher, du kannst das durchziehen, falls Blut fließt?", fragte er sie vorsichtshalber. Immerhin wusste er, wie empfindlich sie darauf reagierte. Er fragte sie, ob sie davor schon versucht hatte, ihn zu heilen.

„Ich halte das durch", versprach sie und schluckte ein wenig. „Ich habe nur versucht herauszufinden, was los ist, nicht zu heilen", murmelte sie und widmete sich ihrem Trank, den sie kurze Zeit später Haru hinhielt.

„Jetzt wünsche ich mir wirklich, ich wäre ohnmächtig ...", murmelte er zweifelnd und trank schließlich das Gebräu aus. Es dauerte nicht lange, bis seine Schulter und sein Arm kribbelte und seine Schmerzen zumindest ein wenig nachließen.

„Ich kann dir einen Schlaftrank machen, aber ich brauche deine Magie und weiß nicht, ob ich sie bekomme, wenn du schläft", erklärte Sezuna bedauernd und hoffte wirklich, ihm nicht zu sehr weh zu tun.

„Du hast recht. Ich vertraue meiner Magie nicht, wenn ich schlafe und du etwas tun willst. Vielleicht würde sie erst Recht Schaden anrichten, nur um mich zu schützen", meinte er nachdenklich und sah sie abwartend an. Es konnte doch wohl nicht so schlimm sein, wie sie sagte, oder?

Sezuna nahm eine kleine Schale mit einer Salbe und einen Lappen, bevor sie diesen magisch nass Machte. „Ich werde die Wunde erst einmal säubern, um sie mir genauer anzusehen", warnte sie ihn vor.

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