Kapitel 29
„Na klar", lachte er höhnisch. Als er davor einen Vorschlag gemacht hatte, das Schiff zumindest zu schützen, war seine Sorge einfach abgetan worden.
„Selbst wenn ich es tue und sogar die Energie von den Blitzen aufnehmen würde, was dann? Dann würde es noch immer heißen, dass du Unglück bringst. Und du hast mir das größte Glück der Welt beschert!"
Sezuna seufzte. „Sturmkopf", murmelte sie und ließ ihn los, um sich herumzudrehen, damit sie nach draußen auf das Deck gehen konnte, doch sie kam nicht weit, denn die Panik überkam sie wieder.
„Ist ja schon gut, ich gehe ja schon", knurrte Haru ergeben und rauschte an ihr vorbei. Immer musste sie ihren Kopf durchsetzen. Sobald er allerdings den Sturm sah, wusste er, warum sie so in Panik war. Ihm war zwar schlecht von dem starken Schaukeln des Sturmes, aber da musste er nun durch.
Akira stand noch immer in der Kabine mit Yuri und sah ihn. Harus Magie strömte aus seinem Körper und war sehr gut sichtbar.
Zuerst hatte Haru überlegt, ob er die Wolken vertreiben konnten, doch diese waren vielleicht nicht normale sondern magische und er wollte verhindern, dass sie wieder zurückkamen.
Haru stand wie angewurzelt auf dem Deck und bewegte sich nicht, denn er hatte einen Antirutschzauber eingesetzt, sodass er sich nicht darauf konzentrieren musste, sich halten zu können. Außerdem hatte er seine Gewichte wieder verzaubert, sodass sie normal schwer war und ihm einen besseren Stand hatte.
Sezuna kam direkt an seine Seite und schien auch mit Zaubern zu arbeiten, um zu stehen. Sie trug ihr Diadem auf dem Kopf, das sie wahrscheinlich in einer Tasche ihrer Jacke getragen hatte. Dieses schimmerte magisch auf und er spürte wie ihre Magie sich mit seiner verband. „Man könnte den Sturm durch einige Zauber dazu bringen abzudrehen", sagte sie leise und hatte bereits berechnet, wo sie mit dem Schiff lang mussten und wie lange sie den Sturm wegtreiben mussten, damit sie es schafften daran vorbei zu kommen.
„Es handelt sich nicht nur um einen normalen Sturm, Sezuna. Es steckt Magie dahinter. Siehst du die Art der Blitze? Sie ist anders als beim normalen Sturm. Tu mir einen Gefallen und erschrecke nicht. Versuch du, den Sturm abzulenken, während ich die Blitze abfange, die hier einschlagen. Keine Angst, die Kraft der Blitze wird helfen, meine Magie zu benutzen. Ich meine, sobald der Blitz in mich einschlägt, schützt mich meine Magie, damit nichts passiert und verpufft dabei. Sie wird auch dich beschützen, weil du neben mir stehst und du meine Macht in dir trägst. Nehme soviel Magie wie du brauchst, um den Sturm abzulenken, ok?", schlug er ihr vor und lächelte sie an, bevor er ihr einen Kuss auf die Stirn gab.
Dann nahm er das Eisenteil, welches er immer am Gürtel trug und hob es in die Luft, damit die Blitze leichter nur in ihn einschlugen und das Schiff nicht beschädigen konnten.
Sezuna schloss die Augen und atmete tief ein und aus. Sie spürte seine Magie und sie spürte die Magie des Sturms. Es war eine sehr wilde, chaotische Magie, die man nicht einfach so stoppen konnte, doch mit der richtigen Magie würde sie dafür sorgen können, dass sich der Sturm in eine andere Richtung bewegte. Vielleicht gelang es ihr sogar den Zauber so zu verändern, dass er zurück auf den Absender ging.
Langsam streckte sie ihre mentalen Fühler nach der Magie des Sturms aus und versuchte zu erspüren, um was für eine Art Zauber es sich handelte. Sehr komplex und vor allem kompliziert. „Das wird eine Weile dauern", murmelte sie und die Magie um sie herum begann zu knistern, während sie dem Sturm unaufhaltsam näherkamen. Er zog das Schiff an, wie ein Magnet.
Genau das hatte Haru gewollt. „Ich vertraue dir." Solange sie sich darum kümmerte, würde er ihr seine Magie leihen und gleichzeitig als Blitzableiter und Puffer stehen, damit niemanden was passieren konnte.
Die Eisenwaffe half immens, denn es dauerte keine Minuten, bis der erste Blitz in Harus Körper einschlug und ein lautes Krachen von sich gab. Allerdings hatte Haru recht gehabt, dass jeder Blitz, der in seinen Körper eindrang, dafür sorgte, seine Magie zu verbrauchen. Es tat weh, wenn die hohe Spannung eindrang, aber Haru vertraute darauf, dass weder Sezuna noch ihm etwas passierte.
Sezuna spürte den Druck, der mit dem Blitz kam und für einen Moment bekam sie wirklich Angst, doch im Grunde geschah ihr nicht viel. Ihr Atem wurde trotzdem schneller, weil sie sich darauf konzentrierte den Zauber in dem Sturm zu entschlüsseln.
Zauber waren wie Netze und besaßen Punkte an denen die einzelnen Stränge verwoben waren. Gerade solche komplexen Zauber besaßen viele davon und das hieß, sie hatten auch viele Angriffspunkte.
„Wenn du weißt, wie man den vertreiben kann, sag Bescheid. Vielleicht kann ich dir dabei helfen", keuchte Haru bei einem der Blitze. Nicht, weil er keine Magie mehr hatte, sondern weil es teilweise wirklich weh tat und auch sein Körper zum zerreißen gespannt war. Die Druckwellen, die durch die Verpuffung entstanden, waren sehr stark. Sein Herz schlug sehr schnell durch die Spannung, doch er würde in jedem Fall durchhalten. Harus Magie hatte beide eingehüllt, als wären sie verschmolzen. „Hast du schon was herausgefunden?", fragte er sie.
Die Schreie der Seemänner, die versuchte das Schiff von einem Kurs zu bringen, den sie nicht steuern konnten, nahmen sie kaum wahr. Dazu war das Krachen der Blitze zu stark und das Wasser peitschte ihnen zu sehr ins Gesicht.
Sezuna atmete schwer. „Ich denke ich habe eine Idee", murmelte sie und streckte ihre Hand aus, um nach der Magie des Sturms zu greifen. „So, wie damals mit der Lichtkugel", erklärte sie und hoffte Haru verstand, was sie wollte.
„Meinst du mit dem herziehen? Wie wir damals das Spiel gespielt haben?", fragte er, als in dem Moment wieder ein Blitz in ihm einschlug, der stärker als die davor gewesen war. Auf seinem Arm erschien eine Narbe, die sich wie ein Blitz auf seinem Unterarm ausbreitete.
Sezuna versuchte nicht vor Schreck zu schreien. „Ja", meinte sie und bekam Angst, weil die Narbe alles andere, als gut aussah. „Aber nicht zu dir ziehen, nur die magischen Stränge durchtrennen", versuchte sie zu erklären.
„Also wie zerquetschen? Zerschneiden? Bist du in der Lage dazu, oder soll ich das machen?", fragte er sie mit einem Seitenblick. Seine Augen wanderten zu seinem Unterarm, doch das interessiere ihn jetzt nicht.
„Ich weiß noch immer nicht, wie du das gemacht hast", gestand sie. „Außerdem wird das nicht reichen. Ich kümmere mich dann um den Rest."
„Okay, ich werde sie durchtrennen und du schickst sie weg, einverstanden?", fragte er und wollte damit sichergehen.
Sezuna nickte, auch wenn wegschicken nicht unbedingt das war, was sie vor hatte. Ihr Plan sah etwas anderes vor, doch sie musste erst einmal die magischen Stränge trennen.
Haru murmelte Worte, die immer lauter wurden und formte mit seiner freien Hand eine Faust, die er so fest zusammendrückte, dass seine Knöchel weiß wurden und seine Adern zum Vorschein kamen. Er spürte die Energie in dem Sturm und wartete für einen Moment, während er weiterhin murmelte.
In dem Moment, in dem ein Blitz wieder in ihm einschlug, sprang seine Hand wie eine Feder auf und die magischen Stränge waren durchtrennt. Zuerst hatte er sie mit der Faust so lange gequetscht und den Druck in ihnen aufgebaut. Dabei hatte er Magie in sie fließen lassen, die explodiert waren, als er seine Hand öffnete und sie zerbarsten in Fetzen.
„Jetzt!", sagte er zu Sezuna und keuchte schwer.
Sezuna griff nach der Macht, die unkontrolliert frei geworden war und zog sie zu sich heran. Sie spürte, wie diese in ihr Diadem und ihre Steine floss und dann auch in ihren Körper.
Ein Keuchen war die Antwort, da sie das Gefühl hatte die Magie würde mit Harus Magie kollidieren und sich bekämpfen. Doch lange behielt sie die Magie nicht. Sie schickte diese mit einer Handbewegung in den Himmel, wo sie explodierte und die dunkeln Wolken vernichtete. Somit auch die Zauber, die den Sturm heraufbeschworen hatten.
Sofort klarte sich der Himmel wieder auf und die Wellen wurden langsam schwächer. Keuchend legte Haru seinen Arm um sie herum und nahm die Eisenwaffe herunter. „Gut gemacht, meine Kleine. Hat dir meine Magie geholfen?", fragte er atemlos und kniff die Augen zusammen. Die grellen Blitze hatten seine Augen teilweise blind gemacht, aber das würde bald in Ordnung sein. Sein Körper hingegen zitterte von der hohen Spannung, als er auf seine Knie ging und Sezuna mit sich dabei zog. „Ich wusste doch, dass du es schaffen kannst ..."
Sezuna atmete noch immer schwer und sie bekam kaum Luft, so sehr hatte die Magie sie getroffen. Sie spürte innerlich eine gewisse Verwundung, doch nichts Gefährliches. Eher, als hätte sie Prellungen. Unangenehm, aber nicht so, dass sie nicht mehr konnte.
„Bist du in Ordnung?", fragte er besorgt. Immerhin wusste er, dass ihr Körper nicht zu viel Magie aufnehmen konnte und das hier war eine Menge gewesen. Nicht, dass sie nun noch mehr leiden musste.
„Ich glaube schon", keuchte sie angestrengt und versuchte noch zu fassen, was gerade geschehen war. Sie verstand nicht ganz, wie ihnen das gelungen war.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top