Kapitel 27
Beide erwachten erst, als das Schiff sehr stark zu schwanken begann und nicht nur Haru dabei übel wurde.
Außerdem waren draußen wilde Rufe zu hören und Haru hielt Sezuna fest, als das Schiff plötzlich einen Schlag bekam und auf eine Seite schwang. Akira war anscheinend nicht da, immerhin hatte Haru die Türe magisch geschlossen, sodass sie ein wenig Zeit für sich genießen konnten. „Was ist los?", fragte er sie erschrocken.
„Keine Ahnung", gab Sezuna zu. Da sie mit ihm in einem Raum gewesen war, hatte sie nicht viel davon bemerkt, was draußen vor sich ging.
„Lass uns nachsehen. Bestimmt nichts schlimmes", sagte Haru so ruhig wie möglich und stand auf, um sich anzuziehen. Nicht einmal zwei Minuten später klopfte Akira an die Kajütentür und fragte, ob bei ihnen alles in Ordnung sei.
Sezuna eilte, nachdem sie sich ebenfalls angezogen hatte, zur Tür und öffnete sie. „Ja, aber was ist da oben los?", wollte sie mit einer Mischung aus Neugier und Angst wissen.
„Nichts schlimmes. Eine starke Böe hat das Schiff getroffen. Yuri meint, das wäre ein Vorbote eines Sturmes", sagte Akira zu ihr. Sein Blick war nicht ängstlich, vermutlich hatte er das schon öfter erlebt.
„Das war nur ein Vorbote?", fragte Sezuna und klang skeptisch. „So wie er das Schiff durchgeschüttelt hat, habe ich gedacht eine riesige Welle hat uns erwischt", bemerkte sie und fragte sich, ob sie hochgehen und schauen könnten.
„Du hast recht. Eine Welle hat uns erwischt. Aber der richtige Sturm ist noch nicht da. Vielleicht haben wir Glück und der Sturm zieht vorbei. Wenn nicht ... bleibt uns nichts anderes als zu hoffen, dass das Schiff im Königreich Tiratan wohlbehalten ankommt. Solche schweren Stürme sind eher selten", erklärte der Prinz und er bedeutete ihnen, zu folgen.
„Wie waren echt lange unter Deck", bemerkte Sezuna, da es draußen bereits Nacht geworden war.
„Ja, ich hab mich schon gefragt, ob euch beide so schlecht geworden ist oder warum ihr nicht einmal Abendessen wollten. Allerdings habt ihr nicht einmal geantwortet, als ich vor einiger Zeit an der Tür geklopft habe. Geht es euch wenigstens besser?", fragte er und Haru nickte.
„Allerdings weiß ich nicht, wie lange. Meinst du wir können das Schiff mit Magie schützen, dass nichts passiert?", lautete Harus Frage daraufhin.
„Das könnte schwierig werden", antwortete Sezuna. „Ich find die Idee gut, aber ich glaube selbst du hast nicht genug Magie, um das ganze Schiff zu schützen", murmelte sie nachdenklich und suchte nach einer Lösung, wie sie es vielleicht doch schützen konnten.
„Da liegst du eindeutig falsch. Hast du etwa vergessen, dass die Gewichte meine Magie zumindest ein wenig unterdrücken? Wenn ich sie abnehme, verfüge ich über noch mehr Magie, weil die Quelle sich erst recht auffüllt. Aber ich habe eine Idee", fing Haru an und zog sie und Akira zur Seite, als das Schiff wieder zur Seite schwankte.
„Wie wäre es, wenn du deinen Fokus benutzt? Die Magie, die gebraucht wird, gebe ich dir, allerdings frage ich mich, wie wir das machen können. Vielleicht durch Händehalten? Dass ich sozusagen, meine Magie in dich leite und du ziehst sie für den Zauber heraus? Allerdings würde das nur gehen, wenn dein Körper so viel Magie aushält. Sorgen mache ich mir nicht darum, dass meine Magie so schnell zu Ende geht, wenn sie sich schneller auffüllt, wenn wir in Gefahr sind", schlug er vor und hoffte, dass Sezuna verstand, was er meinte. Vielleicht war ihre Magie zusammen sogar noch stärker, wenn sie sich zusammen schlossen. Wobei er keinen Zweifel hatte, dass er es alleine konnte. Er wollte Sezuna nur eine Gelegenheit geben, mitzuhelfen.
Sezuna senkte nachdenklich die Lider und betrachtete den Boden. „Ich kenne keine Zauber, die uns jetzt helfen könnten. Alles was wir tun könnten, wäre das Schiff mit einer Art Schutzfilm zu übersehen, damit es nicht so leicht bricht. Aber selbst das würde uns erst etwas bringen, wenn der Sturm schon da ist und wir mittendrin. Man müsste den Zauber sonst stundenlang aufrecht erhalten. Das Schiff ist verdammt groß", gab Sezuna zu bedenken. Sie war nicht abgeneigt von der Idee, aber sie wusste auch, dass sie den Zauber dann permanent aufrecht erhalten mussten.
„Sezuna, zweifelst du etwa daran? Erinnere dich an die Wüste, wie viel Magie ich ständig gehabt habe. Wenn ich derjenige bin, der den Zauberspruch aufsagt, bin ich auch derjenige, der ihn aufrecht erhält. Noch werden wir gar nichts machen, erst, wenn der Sturm wirklich da ist. Und der Schutzfilm reicht vollkommen aus", argumentierte Haru mit ihr.
Die Blonde wirkte zwar nicht so begeistert, doch sie nickte zustimmend. „Wenn du es so willst", murmelte sie, doch irgendwie war das zu einfach. Sie glaubte nicht, dass das helfen würde.
„Was sonst schlägst du vor?", wollte Haru nun wissen. Wenn sie es anders haben wollte, würde er sich nach ihr richten, aber er würde ihr Leben und das von Akira gewiss nicht aufs Spiel setzen.
Sezuna zuckte ratlos die Schultern. „Keine Ahnung, ich muss mir erstmal schauen mit was wir es zutun haben und ich glaube nicht, dass Magie nötig sein wird. Kapitän Yuri ist sicherlich schon öfter durch einen Sturm gesegelt."
„Du hast recht. Allerdings ist immer Vorsicht geboten. Und im Notfall könnt ihr sicherlich helfen", meinte nun auch Akira. Immerhin war Yuri seit seiner Kindheit auf einem Schiff.
„Ich erwarte nicht, dass hier irgendwas passiert, was Magie erfordert. Wir würden so wahrscheinlich nur die Besatzung verwirren", murmelte sie.
Nun seufzte Haru laut auf. „Vielleicht habt ihr Recht, ich mache mir einfach zu viele Sorgen. Aber auch nur, weil ich nicht will, dass euch etwas passiert", sagte er ergeben. Um sich selbst machte er sich nie Gedanken, nur um die anderen.
„Das wissen wir", versuchte Sezuna ihn zu beruhigen, landete dabei aber jedoch in seinen Armen, weil das Schiff schon wieder heftig schwankte.
Haru lehnte sich an die Wand und hielt Sezuna fest. Sein Atem ging plötzlich schneller und er war kreidebleich mit Gesicht. Das Licht unterhalb des Decks verrieten eine Gesichtsfarbe. „Mir ist schlecht", sagte er kläglich und hielt sich die Hand vor den Mund, als würde er sich gleich übergeben müssen.
Sezuna legte ihm eine Hand auf den Bauch und nutzte ihre Magie für einen Heilzauber. Sie wusste er würde nicht so lange halten, doch vorläufig sollte er Harus Unwohlsein mindern.
Es dauerte einen Moment, bis Haru sich dadurch besser fühlte. „Und du wolltest auf hoher See bleiben?", spottete Akira kameradschaftlich und klopfte ihm auf die Schultern, wofür er sich einen bösen Blick von Haru einfing. „Danke Sezuna ...", lächelte er das Mädchen an.
„Lass uns hoch gehen und schauen, was genau los ist", schlug sie vor, allerdings konnte man ihr ansehen, dass sie sich lieber irgendwo verkrochen hätte.
Akira ging ihnen voraus, weil er sich wohl am besten auskannte. Sobald sie an Deck waren, spürten sie, wie der Wind zugenommen hatte, seit sie den Hafen verlassen hatten. Da war noch schönes Wetter gewesen. Jetzt allerdings in der Nacht war nichts außer Dunkelheit zu sehen und man hörte den Wind umso besser.
Das Schiff schwankte auf den Wellen und Sezuna mühte sich ab das Gleichgewicht zu halten, während sie in die Sterne blickte, die von hier aus wunderschön waren.
Doch da die Wellen sehr hoch peitschten, wurde sie nass und spürte auch den rutschigen Untergrund zunehmend deutlicher.
„Seid vorsichtig, ihr zwei. Es ist extrem gefährlich, wenn die Wellen so hoch kommen. Erstens können sie euch mühelos mitreißen und zweitens wird das Deck immer rutschiger. Wir sollten wieder nach unten gehen und warten, bis es vorbei ist. Ich bin mir sicher, dass Yuri und die anderen schon aufpassen. Vielleicht können wir in der Zwischenzeit ein wenig an der letzten Waffe herumexperimentieren?", schlug Akira vor und hielt sich an etwas fest, um nicht vom Wasser, welches nun regelmäßig auf das Schiff kam, weggespült zu werden.
„Nach unten gehen und dann vielleicht ertrinken, wenn das Wasser rein kommt?", fragte Sezuna entsetzt, die sich nun am erst besten festhielt, das sie finden konnte. Die Vorstellung unter Deck zu gehen, war nicht gerade berauschend.
„Hier ist es weitaus gefährlicher. Außer Yuri lässt uns oben in die Kabine, von wo er alles sehen kann", schlug Akira dann vor.
„Ich weiß nicht", gab Sezuna von sich und hielt sich fest, weil sie Angst hatte.
Haru nahm sie fest in den Arm und benutzte einen Zauber, der ihn nicht mehr rutschen lies. Zwar wurden sie nass, aber Haru hielt das Mädchen so fest, dass das Wasser sie nicht davonreiten konnte.
Plötzlich schrie Yuri von seiner Kabine zu ihnen hinunter, dass sie nach oben kommen sollen, denn er hatte gesehen, wie schwer sie sich dort unten taten. Akira hielt sich so fest er konnte am Geländer fest, welches nach oben führte und Haru folgte ihm, wobei er für sie drei eine Zauber auferlegte, dass sie nicht hinunter rutschen und stürzen konnten.
Schließlich kamen sie oben an und retteten sich erleichtert in die Kabine.
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