Kapitel 23

Sezuna hatte Mühe ihn nicht mitleidig anzusehen. „Ich kann mir vorstellen, dass es für dich nicht angenehm war", sagte sie und klang ein wenig traurig. Würde Haru es jemals mögen, wenn sie ihn massierte oder sollte sie es in Zukunft lassen?

Haru zuckte mit den Schultern. „War es auch nicht, allerdings habe ich da gemerkt, dass die Reichen wirklich eingebildet sind und sich mit Geld wirklich alles kaufen können", meinte er und trat wütend einen kleinen Stein, der am Strand lag, weit von sich.

„Erinnerst du dich an das eine Mal, als mein Kopf beinahe explodiert war und du mir die Massage am Nacken gegeben hast? Anfangs hab ich mich geweigert, es gut zu finden, weil es mir geholfen hat, doch heute bin ich dankbar dafür, dass du mir dabei geholfen hast", fuhr er fort.

Sezuna lächelte ein wenig. „Geld ist nichts Schlechtes, es kommt nur darauf an, was man damit macht. Du kannst, wenn du viel Geld verdienst damit auch Leute unterstützen", sagte sie und fuhr mit der Hand über seinen Rücken.

„Stimmt, aber leider tun das viele Leute nicht, sondern benutzen es für Prostitution und andere Dinge", gab er zurück. Haru nahm sie in den Arm, denn erst jetzt verstand er, dass er vielleicht etwas gesagt hatte, was Sezuna vielleicht verletzt hatte.

Sezuna schmiegte ihren Kopf an seine Brust und genoss seinen Duft, den sie einzog. „Aber du bist nicht so", flüsterte sie.

„Ich weiß es nicht", gab er ehrlich zu. „Es tut mir leid, wenn ich etwas gesagt habe, was dich verletzt", murmelte er in ihr Haar. Der Wind war nicht so stark, sodass sie die Worte einfach hören konnte.

„Manche Menschen entscheiden sich bewusst zur Prostitution. Für sie ist es die einzige Möglichkeit über die Runden zu kommen", flüsterte sie leise, wirkte aber nicht, als würde sie näher auf das Thema eingehen wollen. Stattdessen genoss sie einfach nur seine Nähe und Wärme.

„Mag sein ... ich ... fühle mich einfach nicht wohl, wenn man mich massieren will, weil es ständig diese Masseuse wiederbringt. Das war so widerlich", schüttelte er sich vor Ekel.

„Das tut mir leid. Das wusste ich nicht", gestand sie. Sie wollte nicht, dass er sich unwohl fühlte, weil sie etwas tat, das er nicht wollte.

„Es muss dir nicht leidtun, weil du mir nur helfen willst. Du willst mich entspannen und verführen, was vielleicht für ein normales Paar funktioniert, aber ich bin ... nicht normal", erwiderte Haru ihr und vergrub für einen Moment seine Nase in ihrem Haar.

Sezuna streichelte ihn weiter. „Das ist ja nicht schlimm", sprach sie leise gegen seine Brust. „Wenn es dir nicht gefällt, dann ist das eben so. Dann überlege ich mir etwas anderes."

„Ich sage nicht, dass es sich nicht gut anfühlt. Es ist wirklich ... schön. Ein gutes, entspannendes Gefühl. Vielleicht lerne ich mit dir, wie es normal sein sollte", sagte er und drückte sie fest an sich.

„Wir müssen es nicht überstürzen", nuschelte sie und erwiderte seine Umarmung.

Er murmelte einige unverständliche Worte und schloss für einen Moment die Augen. Die Sonne ging bereits unter und tauchte den Hafen in ein schönes Licht. „Unser erster Sonnenuntergang am Strand", flüsterte er leise in ihr Ohr.

Sezuna hob den Blick und betrachtete mit Staunen das Farbenspiel der Sonne auf dem Wasser. „Wunderschön", flüsterte sie und schmiegte sich ein wenig an Haru.

„Und hoffentlich nicht unser letzter ...", wünschte er sich und hob sie mit einem Mal hoch, um mit ihr am Strand entlang zu laufen. Dabei hatte er sie so vor seiner Brust hochgehoben, dass ihr Gesicht zur Sonne gerichtet war und sie den Sonnenuntergang sehen konnte. Sezuna konnte auch ihre Arme um ihn schlingen, wenn sie es wollte und Haru sah an ihrem Gesicht, dass es ihr am Strand gefiel.

Sezuna hielt die Arme um seinen Nacken geschlungen und spürte seine Arme deutlich in ihrem Rücken und an ihren Beinen. Seltsamer Weise gab ihr das eine gewisse Geborgenheit und sie verspürte keine Angst wie sonst. Das war auch der Grund, warum sie ihre Augen schloss, um kurz die Strahlen der Sonne zu genießen. Doch nur kurz, denn sie wollte den Sonnenuntergang genießen.

Haru freute sich sehr, dass es ihr gefiel, aber auch für ihn war das neu und aufregend. Sie blieben die ganze Zeit am Strand, bis die Sonne am Horizont verschwunden war. Erst dann sprach Haru wieder. „Lass uns zurückgehen, ich denke es gibt bald Abendessen", sagte er leise zu ihr, machte aber keine Anstalten, sie herunterzulassen.

Sezuna nutzte die Position, um ihn einen langen, intensiven Kuss zu geben, bevor sie antwortete: „Ja, Akira wartet wahrscheinlich schon."

Lächelnd sah er auf sie hinab und trug sie den Weg bis zum Gasthaus, wo er sie erst dann sanft hinunterließ. Zuerst gingen sie auf ihr Zimmer, um sich umzuziehen und frisch zu machen, denn durch die salzige Luft klebte wieder ihre Haut. Außerdem wollte er noch schnell seine Wäsche waschen, bevor sie zu Abend essen würden.

Sezuna nutzte das, um sich ebenfalls um ihre zu kümmern und so war das erledigt, als sie schließlich hinab zu Akira gingen, der bereits auf sie wartete.

„Ihr zwei seht erholt aus", stellte er schmunzelnd fest, als sie den Speiseraum betraten. Haru grinste ihn frech an und schüttelte seinen Finger. „Leg dich nicht mit uns an. Allerdings haben wir uns beim Sonnenuntergang wirklich erholt", gab er zu.

Akira hob eine Augenbraue. „Ich hatte erwartet, dass ihr euch aufs Zimmer verziehen würdest", gestand er.

„Falsch gedacht. Solange wir hier sind, müssen wir das ausnutzen. Wann werden wir das hier wohl noch einmal sehen? Allerdings hättest du dich gerne mit ihr zurückziehen können, wenn sie schon wie ein Raubtier auf uns losgegangen ist", erwiderte er spöttisch, als er sich den Teller volllud.

Akira schüttelte belustigt den Kopf. „Nein, sie gehört dir", gab Akira zurück und bediente sich an der Auswahl.

„Du lässt mich mit der Wildkatze alleine? Dabei ist es deine Schuld, dass sie so wild geworden ist", beschwerte sich Haru mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Hey, ich bin auch noch hier", ermahnte Sezuna die beiden Männer und schlug Haru sanft auf die Seite.

„Bist du das? Belausche nicht das Gespräch zwischen Männern", grinste Haru sie frech an. Die Neckereien machten wirklich Spaß und er fand es köstlich, wie sie jedes Mal konterte. Sezuna war immer für eine Überraschung gut.

„Ich sehe hier keine Männer, nur zwei zu groß geratene Jungen", grinste sie und begab sich auf dem Weg zum Tee.

„Ich glaube, du musst ihr mal die Frechheiten austreiben", flüsterte Akira dem blonden Magier zu, der nur breit grinste. „Besser zwei zu groß geratene Jungen als eine kleine, schnurrende Miezekatze", konterte Haru lachend.

„Du vergisst, dass Katzen beißen können", gab Sezuna gut gelaunt zurück.

„Nicht so sehr wie ein ausgewachsener Tiger", erwiderte Haru und sie setzten sich an einen der Tische, an dem das fröhliche Geplänkel während dem Essen weiterging, bis Akira sich nicht mehr vor Lachen halten konnte. „Wenn man euch so hört, könnte man meinen, ihr seid ein altes Ehepaar."

Sezuna schnaubte bei Akiras Bemerkung. „Ich glaube nicht, dass ein altes Ehepaar sich so necken würde", meinte sie und nahm einen Schluck Tee.

„Oh doch, das gibt es. Meine Großeltern waren so. Über fünfzig Jahre verheiratet und immer noch so glücklich wie am ersten Tag. Die zwei waren genauso schlimm wie ihr", erwiderte er fröhlich, als er den Rest seines Getränks trank.

Darauf hin wurde Sezuna ein wenig rot und versuchte das leichte Lächeln mit der Tasse Tee zu verstecken. Ob sie mit Haru irgendwann auch einmal so glücklich sein würde?

Also schien Akira zu denken, dass sie vielleicht schon länger zusammen waren? Oder meinte er damit, dass sie vielleicht so lange zusammen bleiben würden? Haru wurde aus seinen Worten nicht ganz schlau, sagte jedoch nichts, sondern sah nur, wie Sezuna versuchte, ihr Lächeln zu verstecken.

Diese begann schon wieder zu träumen. Sie konnte sich durchaus eine Zukunft mit Haru vorstellen, auch wenn dieser scheinbar nicht immer ganz so zuversichtlich war.

„Ich werde mich jetzt zurückziehen. Der Tag war anstrengend mit euch, nachdem ihr beide über mich hergefallen seid. Bis morgen früh", sagte Akira und stand auf, um ihnen eine gute Nacht zu wünschen.

Sezuna winkte ihm hinterher und blickte dann zu Haru. „Ich glaube wir haben Akira ziemlich überfahren damit."

Dieser zuckte mit den Schultern und grinste. „Er meint wohl, er wird es leicht mit uns haben. Wir trainieren ihn nur, um uns auszuhalten, wenn er will, dass wir ihn begleiten. Außerdem habe ich das starke Gefühl, dass er es genießt, miteinbezogen zu werden", vermutete er.

„Ach, du trainierst ihn so, wie ich dich trainiert habe, mich auszuhalten?", fragte sie belustigt und rührte ein wenig mit dem Löffel in ihrer fast leeren Suppe herum.

„Oder andersrum", konterte er und lehnte sich zurück, denn er hatte bereits genug gegessen und fühlte sich müde. „Allerdings solltest du ihn dann trainieren, mit unseren Eigenarten zurechtzukommen."

Sezuna lachte leise und aß ihre Suppe noch zu ende, auch wenn sie nicht so viel Hunger hatte. „Ich möchte gern nochmal das mit der Quelle probieren, bevor ich zur Massage gehe", murmelte sie. „Ich hab das Gefühl in letzter Zeit nicht mehr so viel dafür getan zu haben, wie ich müsste."

„Mach das", nickte er ihr zu und stand auf, als sie fertig war und nichts mehr essen wollte. Zusammen gingen sie auf das Zimmer, wo er sich völlig erschöpft auf das Bett warf und tief seufzte.

„Was ist los?", wollte Sezuna wissen, die sich selbst auf den Fußboden gesetzt hatte.

„Nichts Besonderes. Ich denke nur daran, wie die Wüste unser Verhältnis verändert hat. Auch das zu Akira. Es macht Spaß, mit ihm so zu sprechen, wobei ich ständig im Hinterkopf habe, dass er Prinz ist", gab Haru zu.

Sezuna setzte sich im Schneidersitz hin und schloss die Augen. „Ja, es ist schwer das zu vergessen", stimmte sie ihm zu und versuchte sich auf ihre Quelle zu konzentrieren.

Solange sie das tat, schwieg Haru und hing seinen Gedanken nach.

Als sie schließlich die Augen wieder öffnete, ließ sie sich danach nach hinten fallen und streckte alle vier von sich, während ihr Blick an die Decke ging.

„Wie ging es voran?", wollte er wissen, als er das hörte. Haru hatte sich nicht mehr bewegt, sondern versucht, sich zu entspannen und dachte an die Dinge, die er aus Sezunas sprechendes Buch gehört hatte. Manchmal dachte er daran und bemerkte dann erst, dass er vieles davon schon unbewusst angewandt hatte.

„Nicht so sonderlich", murmelte sie erschöpft. „Ich glaube, dass sie größer geworden ist, aber ich bin mir nicht ganz sicher", seufzte sie und klang ein wenig frustriert. Würde sie denn ihr ganzes Leben brauchen, nur um einen kleinen Fortschritt zu bemerken.

„Erkläre es mir. Was hast du gesehen und gefühlt?", fragte er sie. Wenn sie sich auch nur ein kleines Stück vergrößert hatte, war das ein immenser Fortschritt.

„Meine Quelle und meine Magie. Es hat sich nichts daran geändert", seufzte sie frustriert.

„Doch hat es, Sezuna. Erinnere dich an die Ruine, wie lange du durchgehalten hast. Das ist bereits ein Zeichen, dass deine Quelle und Magie und auch die körperliche Kraft größer geworden ist. Sonst hättest du das nicht aushalten können", erinnerte er sie daran und richtete sich auf um sie anzusehen.

„Ich denke das war mehr den Steinen geschuldet, als meiner inneren Magie", murmelte sie leise und ein wenig frustriert.

„Nein, das glaube ich nicht, weil die Magie in den Steinen fast aufgebraucht war. Ich weiß es, weil ich gesehen habe, wie du sie für das Essen und alles andere eingesetzt hast", widersprach er ihr und stand schließlich auf, um sich zu ihr auf den Boden zu setzen. „Mach dir keine Gedanken, es geht nicht so schnell wie du es vielleicht willst, aber du machst damit Fortschritte." Haru legte seine Arme um sie und zog sie für einen Moment an sich heran. „Nun geh und lasse dich massieren, damit du auf andere Gedanken kommst", schlug er vor.

Sezuna vergrub kurz den Kopf an seiner Brust, bevor sie sich von ihm trennte und sich erhob. „Ist wahrscheinlich besser."

Haru nickte er zu und sah ihr nachdenklich nach, bevor er sich für die Nacht umzog und sich ins Bett kuschelte.

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