Kapitel 2
„Nein, das meinte ich auch gar nicht. Sondern weil es genauso wie bei uns sind", lächelte Akira und eine Sehnsucht schwang in seiner Stimme mit. Er sah, dass die Menschen gut genährt aussahen. Nicht dick oder zu dünn, sondern gesund, genau das, was man für das schwere Arbeiten brauchte.
„Wir müssen weiter zum Hafen", meinte Sezuna nachdenklich und blickte hinter sich, wo die Leute noch ein wenig unschlüssig herumstanden. Sie würden sich erst einmal einen Ort suchen müssen, wo sie bleiben konnten. Hier kannte sie immerhin niemand.
Akira wies die Leute an, ihnen zu folgen. Gewiss würde es einige Zeit brauchen, bis sie sich niedergelassen hatten. Aber sie würden es schaffen, da war er sich sicher. Allerdings gingen eine bereits auf Erkundungstour, gerade die Kinder waren sehr neugierig, obwohl die Eltern sie warnten, nicht verloren zu gehen. „Vielleicht können wir ihnen noch einmal zusammen helfen, damit sie sich hier niederlassen können", schlug Akira vor.
„Ich bin schon überrascht gewesen, dass die Leute in dem anderen Dorf so freiwillig die anderen aufgenommen haben. Hier könnte das schwieriger werden", meinte Sezuna nachdenklich. „Es sieht so aus als wäre das Land alles vergeben oder in Besitz", murmelte sie und blickte sich um.
„Du hast recht. Allerdings hatten sie dort mehr Land für weniger Leute. Hier wird es mit Sicherheit schwieriger, aber wir finden sicherlich eine Lösung", beruhigte er sie. Wenn sie wollte, konnte er das erledigen, sodass sie sich zurückziehen konnten. Er hatte Erfahrung darin, Leute in andere Städte zu integrieren. Wenigstens konnte er ihnen vielleicht somit eine Sorge abnehmen.
Sezuna senkte ein wenig die Stimme, als sie sich an Akira wendete. „Kannst du nicht mit dem Wappen sagen, dass du den Auftrag hast diese Leute umzusiedeln oder sowas? Ich denke wenn wir damit zum Bürgermeister der Stadt gehen, kümmert der sich um sie?", wollte sie leise und hoffnungsvoll wissen. Das würde den Menschen einen guten Start ermöglichen.
„Genau das hatte ich vor. Aber wissen sollen sie es nicht. Ich kenne den Bürgermeister recht gut, weil wir hier schon einmal waren, als wir angekommen sind. Mein Wappen werde ich wohl zeigen müssen, weil ich keine schwarzen Haare mehr habe", grinste er sie an. „Ihr müsst nicht mit, das kann ich auch alleine. Ruht euch aus, ihr zwei."
Sezuna blickte fragend zu Haru, weil sie nicht genau wusste, ob die Idee gut war und ob sie es Akira überlassen sollten.
„Lass ihn machen. Er wird es schon richtig machen, vertrau ihm dabei. Uns würden sie wohl nicht zuhören, doch ihm schon, solange er das Wappen hat", meinte er schulterzuckend und war froh, diese Sorge von seinen Schultern zu haben. Ihm war nämlich schon der Gedanke gekommen, dass es vielleicht nicht so einfach für die Wüstenbewohner sein würde.
Sezuna nickte und war ganz froh darüber, dass Akira sich darum kümmern würde. Allerdings hieß das wahrscheinlich auch, dass sie die Wüstenbewohner erst einmal ein wenig vertrösten mussten und langsam wurde es dunkel. Sie alle in einem Gasthaus unterzubringen wäre wahrscheinlich ein Problem.
Deswegen blieben sie solange bei den Dorfbewohnern, bis Akira lächelnd zurückkam. „Alles ist geklärt. Der Bürgermeister wird helfen. Für die Nacht müssen sie auf verschiedene Gasthäuser aufgeteilt werden, bezahlt habe ich für sie schon. Sie müssen sich nur entscheiden, wo wer schlafen will. Es gibt hier nämlich mehrere", erklärte er den beiden die Sachlage.
Sezuna wirkte erleichtert. „Das ist gut. Hast du die Adressen der Gasthäuser, dann bringen wir sie noch dort hin. Wo können wir übernachten?"
„Ebenfalls in einem der Gasthäuser. Es gibt Doppelzimmer und Einzelzimmer. Ihr könnt es euch aussuchen, wo ihr sein wollt", meinte er und ließ die Dorfbewohner zu sich kommen, um ihnen zu sagen, was passieren würde. Alle waren froh, dass sie wenigstens einen Schlafplatz hatten, egal wo. Es war ja auch nicht für immer.
Außerdem konnte die Familie mit Kindern zusammenbleiben und so fühlten sie sich nicht ganz so unwohl.
„Wollen wir uns vorher in der Stadt noch umsehen?", wollte Sezuna an Haru gewandt wissen, da sie die Leute nun Akira überließ.
„Gerne, wenn du noch nicht zu müde bist. Allerdings wollte Akira mit uns später noch zusammen essen", erwiderte er und sah den Leuten nach, die in die Richtung einer Gaststätte gingen.
„Wir finden ihn schon wieder", meinte Sezuna mit einem Lächeln. Sie wollte sich gern die Stadt ansehen und vor allem an den Hafen zu den Schiffen.
„Dann lass uns gehen", lächelte er ihr zu und folgte ihr. Die Straßen waren um einiges breiter als er gedacht hatte und sie sahen sich sehr gut um. Es gab viele Geschäfte, die auch gute Kleidung anboten, aber auch sehr viele Lebensmittel. Hier würden sie ihre Vorräte auffüllen können.
Als sie das erste Mal am Hafen waren, zog Haru tief den salzigen Duft in die Lunge.
Es gab ein Geschäft in ihrer Nähe, das frischen Fisch und andere Dinge aus dem Wasser verkaufte. Daher mischte sich der Fischgeruch auch mit dem des Meeres, was irgendwie interessant war.
„Das ist also das Meer", murmelte Sezuna mehr zu sich selbst und fand die Atmosphäre, die hier am Hafen herrschte sehr angenehm. Auch wenn sie durch die vielen Schiffe sehr betriebsam war.
„Ich freue mich, wenn wir von hier auf einen neuen Kontinent aufbrechen", gestand Haru und legte seinen Arm um Sezuna, um den Anblick zu genießen. Vor allem die großen Schiffe und ihre Bauweise hatten es ihm angetan.
Sezuna lehnte sich ein wenig an ihn und genoss es den Schiffen zuzuschauen, die jetzt anlegten. Ablegen tat keines mehr, denn dazu war es bereits zu dunkel. Keiner wollte unbedingt eine Nacht länger auf hoher See verbringen, als nötig war.
Stumm standen sie da und beobachteten das Treiben. „Wie es wohl ist, auf hoher See zu leben? Viele verbringen immerhin fast ihr ganzes Leben dort", fragte sich Haru. Er war gespannt, ob er oder Sezuna seekrank werden würden. Aber er vermutete auch, dass sie zumindest einige Tage hier bleiben würden.
„Werden wir sehen", antwortete Sezuna ruhig. „Wir werden es ja bald herausfinden", seufzte sie und bedeutete Haru dann, dass sie sich gern die Marktstände ansehen wollte.
Der blonde Magier folgte ihr und genoss es, einfach mal wieder unbeschwert sein zu können ohne sich große Gedanken machen zu müssen. Schon das alleine führte dazu, dass er Sezuna ein kleinen Anhänger kaufte, welchen sie bei einem Händler gesehen hatte und Haru hatte gesehen, wie gerne sie diesen wollte. Er war einfach guter Dinge und er fand, dass Sezuna das verdiente.
Es war ein Schmetterling aus feinem Silber mit wunderschönen, schimmernden Steinen als Flügel. Er hing zusammen mit dem Stein von ihrem Vater und dem von Haru an einer Kette und wurde nur durch kleine Knoten in dem Lederband getrennt.
Sezuna hatte sich bei Haru untergehakt und sie genoss das rege Treiben, das selbst um diese Uhrzeit noch stattfand. Dabei wurde es schon recht dunkel. „Wir sollten zu Akira zurück", bemerkte sie leise.
Sie sah richtig hübsch mit dem Anhänger aus, denn er passte zu ihr. Haru nickte, denn er wollte sich sobald wie möglich zurückziehen. Deswegen hoffte er, dass sie Akira bald finden würden.
Sezuna führte Haru weiter und ging mit ihm mehr oder weniger die Gasthäuser ab, in denen Akira die Wüstenbewohner einquartieren wollte. So fanden sie ihn schließlich, wie er gerade Eric und seine Familie unterbrachte. Sie waren die letzten.
„Gibt es noch einen Platz für uns?", fragte Haru ihn und lächelte, als Eric ihn sah. Der Mann behandelte ihn wie seinen eigenen Sohn und das zeigte er auch immer.
„Da seid ihr ja wieder", freute sich Eric und klopfte Haru kurz zum Willkommen auf die Schulter.
Akira grinste. „Wir haben zwei Zimmer in einem Gasthaus in der Nähe", erklärte er und wollte nicht vor Eric sagen, dass der Bürgermeister darauf bestanden hatte ihn und seine Leute in das beste Gasthaus der Stadt einzuquartieren. Wahrscheinlich würde das Haru und Sezuna nicht gefallen.
Und damit würde er auch Recht behalten, denn Sezuna und Haru waren niemand, der all diesen Luxus brauchten. Für sie würde ein normales Zimmer reichen. Aber noch wussten sie es nicht, sondern sie wünschten Eric und seiner Familie eine Gute Nacht. Sie waren sich sicher, dass alle gut untergekommen waren.
Als sie sich ein wenig von dem Gasthaus entfernt hatten, in dem Eric und seine Familie untergekommen waren, wirkte Akira ein wenig peinlich berührt. „Der Bürgermeister hat uns das beste Gasthaus in der Stadt zugeteilt", sagte er leise. „Er hält es für seine Pflicht. Ich weiß ihr werdet es nicht mögen, aber er hat darauf bestanden", murmelte er und wandte sich dann mit einem schiefen Lächeln an Sezuna. „Dort gibt es sogar einen kleinen Bereich wo Massagen und Kräuterkuren angeboten werden", sagte er, als hoffe er, sie so zu locken.
Was zumindest ein bisschen zu funktionieren schien, denn die Blonde wirkte neugierig.
Haru hingegen runzelte die Stirn. Natürlich war es nett vom Bürgermeister, ihnen das beste zu geben. Aber alle anderen Gasthäuser waren doch genauso gut gewesen. Ob Akira seine Finger dabei ihm spiel gehabt hatte? Der Junge mochte es nicht sonderlich, wenn man sie für das, was sie getan hatten, belohnt zu werden. Denn er sah es als eine Art Belohnung an. Wobei für ihn all die Erfahrungen und neue Freunde mehr wert waren, als jedes Geld. Dennoch stimmte Haru grummelnd mit ein, denn er sah, wie Sezunas Augen zu leuchten begannen, als Akira Massagen erwähnte. Und Haru war der Meinung, dass Sezuna es sich sehr wohl verdiente, verwöhnen zu lassen. Sie verdiente es seiner Meinung nach mehr als jeder andere. Natürlich auch Akira, immerhin hatte er sehr gut durchgehalten, was er dem Prinzen gar nicht zugetraut hätte.
Akira führte sie in die Richtung des Gasthauses, das von außen gar nicht so edel aussah, wie man vielleicht erwartet hätte. Doch im Inneren war alles sehr gut gepflegt und schon der Empfangsraum wirkte sehr einladend und mit edlen Möbeln zugestellt.
Akira ging an den Tresen und holte für sie die Schlüssel, bevor er einen an Haru und Sezuna weiterreichte.
Haru nahm den Schlüssel, aber man sah ihm an, dass er sich unwohl fühlte. Gewiss, er war im Luxus aufgewachsen, doch es fühlte sich sehr befremdlich für ihn an, nachdem er nun längere Zeit mit weniger verbracht hatte. „Danke Akira, willst du noch mit uns zu Abend essen? Oder ziehst du dich zurück? Und was ist mit dir Sezuna?", fragte er die beiden.
„Wenn ihr schon hunger habt, hätte ich nichts gegen ein Essen, würde mich vorher aber frisch machen wollen", meinte Akira zustimmend.
Auch Sezuna nickte. „Frisch machen klingt gut."
Haru nickte, ihm war es gleich. Hunger hatte er allerdings. Sie ließen sich von Akira ihr Zimmer zeigen und Haru atmete erleichtert auf, als er die Tür hinter sich schloss und sie alleine waren. „Ich bin das gar nicht mehr gewohnt", sagte er kläglich.
Sezuna fuhr ihm mit der Hand über den Arm. „Niemand erwartet hier etwas von dir. Genies einfach die Tatsache, dass du so viel essen kannst, wie du willst und wir schöne weiche Betten und ein großes, gemütliches Bad habe", sagte Sezuna mit leise lachendem Ton und hoffte ihn so ein wenig zu beruhigen.
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