Kapitel 13

Sezuna hob die Hand und fuhr ihm über die Stirn, um dort seine Sorgenfalten ein wenig zu glätten. „Versprechen sind immer wichtig", stimmte sie flüsternd zu.

„Ich habe keine Falten", protestierte Haru, als er spürte, was sie tat. Er hatte lediglich seine Stirn gerunzelt. „Du solltest mir dabei vertrauen, Sezuna. Ich sehe, dass wir beide nicht wirklich ... sicher sind, wie es mit uns weitergeht, weil wir Angst davor haben, dass der andere geht ...", stellte er fest. Einerseits fühlte er sich erleichtert, weil Sezuna ihm beteuerte, dass sie nicht gehen würde und weil sie anscheinend die gleiche Ängste hatten. Andererseits machte es ihn ein wenig traurig, dass sie dachte, er würde sich von ihr abwenden.

Aber wahrscheinlich ging es ihr da genau so. Sonst hätte sie nicht so reagiert.

„Nein, sind wir nicht, aber das ist wieder diese Zukunft, in der wir noch nicht leben", stellte sie fast schon nüchtern fest. „Wollten wir nicht einfach den Moment leben?"

Haru nickte langsam. „Ich weiß, aber ich kann es nicht ändern, dass ich trotzdem oft an die Zukunft denken muss", kam es von ihm und er richtete sich nun auf. Unbekleidet stand er wie präsentierend vor ihr, wobei er daran in dem Moment nicht dachte. Haru hielt ihr die Hand hin, damit sie aufstehen konnte. „Danke, dass du da warst und mir geholfen hast, Sezuna."

Sezuna nahm die Hand entgegen und ließ sich hochhelfen. „Ich bin da, wenn du mich brauchst", sagte sie und es klang wie ein Versprechen.

„Ich auch für dich. Und nun raus mit dir, ich dusche noch schnell fertig", lächelte er sie an und zeigte mit dem Finger auf die Tür. Tatsächlich fühlte er sich besser, denn der Traum rückte langsam in die Ferne und das Gespräch mit Sezuna hatte ihm geholfen, sich zu beruhigen.

„Na gut", meinte sie und küsste ihm noch einmal direkt auf die Brust, bevor sie das Badezimmer verließ, damit er sich fertig duschen konnte.

Schon nach wenigen Minuten kam er zurück und zog sich neue Sachen aus dem Rucksack. „Manchmal frage ich mich, warum andauernd Sarah in den Träumen auftaucht, die mit dir zu tun haben", meinte er nachdenklich, während er sich anzog. Dabei entging ihm die Blicke von Sezuna nicht.

„Ich denke, du wirst mich unterbewusst mit ihr vergleichen", murmelte sie nachdenklich und kämmte sich die Haare, während sie Haru betrachtete.

„Und genau das will ich nicht. Ihr seid euch in einigen Dingen wirklich ähnlich, aber dann seid ihr es auch wieder nicht. Es ist nicht fait dir gegenüber, euch zu vergleichen, weil ich mittlerweile verstanden habe, dass sie nie wieder zurückkommen wird und ich nicht an etwas festhalten sollte, was niemals Realität sein kann", meinte er, während er seine Gewichte wieder fest zuzerrte. Je schwerer sie wurden, desto schwerer hielten sie. Er musste sie unbedingt verändern, sonst würden sie bei nächster Gelegenheit herunterfallen und vielleicht jemanden verletzen. Dabei hoffte Haru, dass er in der Stadt das bekam, was er brauchte, denn die Eisenverschlüsse verzogen sich ziemlich schnell und er brauchte härteres Material dafür.

„Leider ist unsere Unterbewusstsein nichts, was man ein und aus schalten kann", murmelte Sezuna und packte die Bürste zur Seite, damit sie sich den Rucksack schultern konnte. Heute trug sie Leggins und Socken, weil sie geplant hatte an den Strand zu gehen. Doch das Kleid ließ sie sich nicht nehmen.

„Lass uns erst frühstücken, okay? Ich muss heute die Geschäfte abklappern, ob ich etwas für die Teile finden kann. Vielleicht gibt es hier auch eine Schmiede, die haben bestimmt etwas", schlug Haru vor und nahm ebenfalls seinen Rucksack. Sein schwarzes Shirt hatte er gegen ein dunkelblaues getauscht und auch seine Hose war nun dunkelblau. Die schmutzige Wäsche würde er am Abend waschen, wenn sie wieder da waren.

Sezuna nickte zustimmend. Sie war wirklich gespannt auf das Handwerkerviertel. Vielleicht fand sie auch noch Bücher über die Gegend.

Als sie die Treppen hinuntergingen, sagte Haru, dass er heute unbedingt Eric sehen wollte. Er war gespannt, wie es ihm und seiner Familie ging. Aber erst musste er essen. Sein Magen knurrte wirklich laut und verlegen rieb er sich den Nacken. „Was würdest du sonst noch so gerne machen? Gehst du heute abend wieder zur Massage?", wollte Haru wissen, als sie den Speiseraum betraten, der ziemlich voll war.

Während des Essens unterhielten sie sich über ihre Pläne für den Tag und entschieden sich dazu erst Eric und seine Familie zu besuchen, dann das Handwerkerviertel zu besichtigen und am Abend würde sich Sezuna wieder eine Massage gönnen. Sie hatte ihr das letzte Mal so gut getan, dass sie diese nicht missen wollte.

Nachdem Haru einigermaßen satt war, standen sie auf und liefen durch die belebten Straßen. Schon von weitem sah Haru den Mann aus der Wüste, wie er sich auf den Weg zum Hafen machte. Haru winkte ihm wie wild zu. Es sah genauso aus, als ob ein Kind freudig seinem Vater zuwinkte. „Guten Morgen!", rief er ihm schon von weitem zu.

Sezuna neben ihm musste schmunzeln und winkte ebenfalls, als Eric stehen blieb, um zu schauen, er gerufen hatte. Scheinbar hatte er Harus Stimme erkannt.

Der Mann lächelte und winkte zurück, während er auf die beiden wartete. „Guten Morgen", grüßte er zurück, war dabei aber wesentlich leiser als Haru.

„Wie geht es dir und deiner Familie?", fragte Haru, als er ihn erreicht hatte und von Eric in eine feste Umarmung gezogen wurde. Eric umarmte auch Sezuna, wobei er wesentlich liebevoller bei ihr war. Allerdings machte es Haru auch nichts aus, wenn er so fest umarmt wurde.

„Ihnen geht es gut. Sie haben sich erst einmal ausgeruht und sind von der Reise wirklich fertig. Aber wer kann es ihnen verübeln", sagte Eric und klang zufrieden.

Dann erzählte er ihnen, dass er sogar schon eine Arbeit gefunden hatte. Akira hatte ihm dabei geholfen und er war gerade auf den Weg dorthin. „Akira war sehr nett dabei", berichtete er. Glücklich sah Eric auf jeden Fall aus und das machte Haru glücklich.

„Ja, Akira ist sehr hilfsbereit", stimmte auch Sezuna mit einem Lächeln zu und fragte sich, was Eric wohl denken würde, wenn er wüsste, wer Akira wirklich war.

So etwas ähnliches dachte sich wohl auch Haru. Aber von ihm würde kein Wort über die Lippen kommen. „Ich bin froh, dass ihr bei uns aufgetaucht seid, ihr zwei. Ihr habt uns so viel geholfen und alle sind zufrieden damit, wo anders zu leben", erklärte Eric ihnen. Haru wurde ein wenig verlegen und fragte Eric, ob er denn wüsste, ob es hier eine Schmiede geben würde. Das konnte er allerdings nicht sagen, da er noch nicht so viel von der Stadt gesehen hatte.

Doch er lud die beiden ein ihm zu folgen, da er gerade selbst auf den Weg zum Handwerkerviertel war. Dort hatte er eine Arbeit als Gerber gefunden. Das war zwar sehr schweißtreibend, aber trotzdem profitabel. Seine Frau würde in der Nähe als Weberin anfangen. In ein oder zwei Tagen.

„Ihr habt wirklich Glück gehabt", sagte Haru und folgte mit Sezuna dem Mann. Schon jetzt sah man den Unterschied zwischen der Stadt selbst und dem Handwerksviertel. Dort gab es Schmiede, Sattler und Textilgeschäfte und viele andere Läden.

Allerdings schienen es eher die Herstellungsstätten zu sein, auch wenn hier durchaus verkauft wurde. Sezuna erkannte einen Mann wieder, den sie auch schon auf dem Markt gesehen hatte, wie er dort seine Waren anpries.

„Dort hinten sollten wir Eisen für dich bekommen", bemerkte Sezuna und deutete auf einen Schmied in der Nähe.

„Willst du dich für Kleidung solange umsehen?", fragte Haru sie.

Sezuna nickte. „Ich würde gern Leder mitnehmen, wenn ich ehrlich bin", murmelte sie, da sie eine Halterung für Harus gefundene Waffe machen wollte. Auch wenn sie nicht wusste, ob ihre Finger das überleben würden. Doch sie wollte damit anfangen sich nähen beizubringen. Die Theorie wusste sie immerhin.

„Gut, wir trennen uns. Ich gebe dir Geld mit, damit du bezahlen kannst", sagte er leise und holte aus seinem Rucksack mehrere Goldtaler heraus. „Wenn du etwas für dich entdeckst, was du gerne möchtest, kaufe es dir." Haru drückte ihr die Taler in die Hand und machte sich auf den Weg zur Schmiede.

Sezuna blickte die Taler kurz mit großen Augen an, denn sie hatte noch nie so viel Geld in den Händen gehalten. Dann schüttelte sie leicht den Kopf und lächelte. „Passt auf dich auf", murmelte sie Haru noch hinterher, bevor sie sich ebenfalls auf den Weg machte, um ihre Sachen zu besorgen, die sie brauchen würde.

Nach ungefähr einer Stunde kam Haru freudestrahlend aus der Schmiede. Er hatte mit dem Schmied viel gesprochen, der ihm das hergestellt hatten, was er suchte und was er wirklich brauchte. Er hatte ihm sogar verschiedene Verschlüsse hergestellt, damit er sie probieren konnte und er hatte sich für das stärkste Material entschieden, welches er bekommen konnte.

Die größste Überraschung war für ihn gewesen, dass hier sogar ein Magier arbeitete, der Diamanten als Material verarbeitete, um Waffen und solche Dinge stärker zu machen. Der Magier hatte sofort gesehen, dass Haru ebenfalls einer war. Sofort hatte er ihn in einen abgetrennten Bereich gezogen, damit sie ungestört reden und arbeiten konnten. Der Magier war rundlich und älter gewesen und hatte somit sehr viel Erfahrungen in solchen Dingen. Anscheinend störten sich die Leute in der Schmiede nicht daran, dass Lewis Magier war. Er hatte Haru erzählt, dass er von dem Kontinent des Königs gekommen war, um hier ein neues Leben aufzubauen und er fühlte sich hier sehr wohl.

Lewis war wirklich sehr freundlich und hatte Haru extra Verschlüsse mit Diamant angefertig, da sie sich nicht verbiegen konnten. Dafür hatte Haru einen stolzen Preis bezahlt, aber das war es ihm wert gewesen.

Freudestrahlend lief er auf Sezuna zu, die in der Nähe der Schmiede stand.

Sie wirkte nicht ganz so zufrieden, wie er es erwartet hatte, doch als sie sah, wie Haru strahlte, begann auch sie zu strahlen. „Sieht aus, als hättest du alles bekommen", freute sie sich, denn bei ihr war es nicht so gut gelaufen. Sie hatte nicht die Materialien gefunden, die sie gesucht hatte, aber noch war es nicht so dringend. Sie konnte auch in anderen Städten noch schauen.

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