Kapitel 10


„Willst du es dann hier machen? Es besteht immer die Gefahr, dass etwas schiefgeht. Hier oder auf dem Schiff", bemerkte er und seufzte. Selbst wenn sie in Akiras Königreich sein würden, bestände immer die Gefahr, dass etwas zerstört wurde.

„Mir ist es ehrlich gesagt egal, solange du mich wieder aus dem Wasser fischst, wenn wir untergehen", lachte sie leise und rieb ihre Wange an ihm, wie sie es oft tat.

„Oder ich lasse dich dort, damit du eine Meerjungfrau wirst", grinste er spöttisch. Er glaubte nicht daran, dass es die gab, aber er konnte sich gut vorstellen, dass sie eine sein könnte.

Sezuna hob den Kopf und blickte ihn überrascht an. „Es gibt Meerjungfrauen?", fragte sie und ihre Augen funkelten, als wäre sie drauf und dran dieser Legende nachzugehen.

„Sagt man, aber ich weiß nicht, ob es sie gibt. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Um das herauszufinden, müsstest du allerdings im Meer leben", erklärte er. Natürlich gab es Bücher mit den Legenden um Meerjungfrauen, aber noch nie hatte er gehört, dass jemand sie gesehen hatte.

Sezuna wirkte ein wenig enttäuscht, aber noch immer neugierig. „Es wäre wirklich interessant, das Meer zu erkunden", seufzte sie und machte sich bereits Gedanken darüber, wie sie das vielleicht anstellen konnte.

„Eines Tages vielleicht. Erst will ich die anderen Kontinente sehen. Wer weiß, vielleicht reisen wir auch bin an unser Lebensende herum, weil wir keinen Platz finden, wo wir uns niederlassen wollen", vermutete Haru und drehte sich auf den Rücken, um an die Decke zu starren. Seine Brust hob und senkte sich sehr langsam, denn im Vergleich zu anderen war sein Herzschlag langsamer, wenn er ruhig war, dafür aber um einiges schneller, wenn er nur ein wenig Stress hatte oder wütend war.

Sezuna lachte. „Das ist keine schlechte Vorstellung. Immer wieder neue Dinge zu sehen ist schön", murmelte sie und hoffte wirklich darauf, bis an ihr Lebensende mit Haru reisen zu können. Oder wenigstens an seiner Seite zu bleiben.

„Das werden wir sehen, wobei ich mich eigentlich an einen Ort sehne, der ruhig und friedlich ist", gestand er leicht verlegen.

„Das ist auch in Ordnung", murmelte sie. „Irgendwo, wo wir uns niederlassen und uns ein schönes Leben aufbauen können", seufzte sie und sah die Zukunft schon richtig vor sich.

„Fängst du etwa an zu träumen?", musterte er sie nachdenklich. Gerade jetzt kamen ihm seine Gedanken zurück, die sich ständig im Kreis drehten und auf die er keine Antwort fand.

„Ja, ich träume gern", murmelte sie leise und streichelte Haru weiter.

Er wusste nicht, was er darauf erwidern konnte. Sein Träumen hatte schon längst aufgehört. Früher hatte er immer geträumt, wieder mit Sarah glücklich zu sein. Bis Sezuna in sein Leben gekommen war und ihm gelehrt hatte, das hier und jetzt zu genießen.

„Ich spiele gerne Dinge durch, die ich mir für die Zukunft wünschen würde, aber ich lege mir nichts fest", erklärte sie leise. „Ich bin für viele Dinge noch immer offen."

„Was für Wünsche und Träume hast du eigentlich genau?", wollte er von ihr wissen und hoffte, dadurch etwas mehr zu erfahren, um ihm bei seinen eigenen Gedanken zu helfen.

„Ich möchte mit dir zusammen bleiben", sagte sie leise. „Vielleicht sogar Kinder", fügte sie murmelnd hinzu.

„Kinder?!", fragte er entsetzt. Wie sollte er mit Kindern umgehen, wenn er nicht mal in der Lage war, seine eigene Magie zu kontrollieren? Er würde seine Kinder wohl umbringen, wenn er genervt von ihnen wäre. Sein Gesicht war total erschrocken über ihre Aussage. Allerdings beruhigte es ihn ein kleines bisschen, dass sie wirklich mit ihm zusammen bleiben wollte.

Sezuna lachte. „Doch nicht jetzt sofort", beruhigte sie ihn. „Erst, wenn wir beide dafür bereit sind", versuchte sie ihn zu beruhigen, weil sie ahnte, worin sein Problem mit Kindern lag.

Haru fuhr sich über sein Kinn und musterte sie nachdenklich. Gewiss, sie konnte gut mit Kindern umgehen, das hatte sie in der Wüste mit dem Baby schon bewiesen. Für ihn war es eine seltsame Vorstellung, eines Tages Kinder zu haben. Allerdings musste er bei diesem Gedanken grinsen. „Noch so jemanden wie dich? Eine zweite Sezuna? Oh Gott, dann hätte ich ja gar keine Ruhe mehr, wo ich doch jetzt schon um jede Minute Ruhe kämpfen muss. Noch so ein Dickschädel, der mich um den Verstand bringt?", meinte er zweifelnd, wobei sein Lächeln wirklich spitzbübisch war.

Sezuna lachte leise. „Oder ein kleiner Haru", sinnierte sie. „Dann weißt du endlich mal, wie ich mich mit deinem Dickschädel immer fühlte", grinste sie und küsste ihn auf das Kinn.

„Ich doch nicht. Du verwechselst mich wohl mit dir", protestierte Haru. „So sturköpfig wie du kann kein anderer sein", stellte der blonde Junge fest. „Sag mal, du scheinst wirklich von den gräslichen Bartstoppeln angetan zu sein, oder?" Immerhin hatte er festgestellt, dass sie ihn dort sehr oft küsste.

„Das bist du, nicht die Bartstoppeln und wechsel nicht das Thema", kicherte sie und küsste ihm auf den Mundwinkel.

„Du bist unmöglich", schüttelte er den Kopf. „Außerdem wechsel ich nicht das Thema, das war nur eine Feststellung. Du glaubst doch wohl nicht, dass mein Sohn keinen Charme besitzen wird? Immerhin wird er gute Gene haben, die ihn unwiderstehlich werden lässt." Auch wenn er nicht glaubte, jemals Kinder zu haben, so gefiel ihm die Neckereien.

„Ich sehe es schon. Er würde die Herzen sämtlicher Mädchen brechen. Genau wie sein Papa", lachte sie leise und zog ihn dieses Mal in einen intensiveren Kuss.

Zuerst erwiderte Haru den Kuss leidenschaftlich, doch er küsste sie immer wieder und fragte sie zwischen den Küssen, welche Herzen er denn bisher gebrochen hatte. Immerhin konnte er sich nicht daran erinnern.

Das brachte sie noch mehr zum Lachen, doch sie antwortete nicht und küsste ihn stattdessen immer weiter. So viel er wollte. Es war fast wie eine Sucht. Als würde sie nicht genug von seinen Lippen bekommen.

Ihm schien es nicht anders zu gehen und Haru zog ihren Kopf zu sich heran, um sie besser zu küssen. Ihr Körper war an ihn gepresst und für einen Moment vergaß er alles um sich herum. Dennoch kam er auf seine Frage zurück, denn das interessierte ihn plötzlich sehr. „Sag mir die Namen, wessen Herzen ich gebrochen habe", forderte er sie auf. Ansonsten würde sie keinen Kuss mehr bekommen.

Sie nannte ihn einige Mädchen an der Schule und darunter waren sogar Namen, die er noch nie gehört hatte. Diese Mädchen waren ihm nie aufgefallen, doch einige davon kannte er durchaus.

„Und wie bitte schön habe ich deren Herzen gebrochen?", fragte er stirnrunzelnd. „Ich habe weder mit ihnen gesprochen, noch gesehen noch war ich in einer Beziehung mit denen."

„Aber sie alle standen auf dich", kicherte Sezuna leise. „Carolin übrigens auch, bis du ihr eine riesige Angst eingejagt hast."

Haru schauderte bei dem Gedanken. „Die haben sich alle etwas vorgestellt, was niemals Realität sein konnte. Es ist nicht meine Schuld, wenn sie fantasieren", protestierte Haru. Tatsächlich hatte er es oft einfach ignoriert oder es nicht bemerkt. Außer bei Carolin, die es wirklich offen zur Schau getragen hatte. Allerdings erinnerte er sich an den einen Abend, als er sie eingeschüchtert hatte und ein hinterhältiges Grinsen erschien auf seinem Gesicht.

Sezuna kicherte erneut. „Sie wollten einfach die Dinge, die sie nicht bekommen können und haben sich Vorstellungen gemacht, die nicht der Realität entsprachen", lachte sie. „Wenn ich sie manchmal von dir sprechen gehört habe, kannten sie dich wirklich überhaupt nicht. Aber sie alle waren sehr wenig begeistert, als du mich bei der Auktion erworben hast."

„So? Was haben sie denn gesagt?", wollte er wissen. Das interessierte ihn nun wirklich und dafür legte er sich auf die Seite, wobei er seinen Kopf auf dem Arm abstützte und sie neugierig ansah. Natürlich waren auch die Jungs nicht begeistert gewesen, dass er sie erworben hatte.

„Viele Dinge", murmelte Sezuna nachdenklich. „Sie fanden deinen Körper schön. Du bist stark und so unnahbar, dass es sie fasziniert hat."

Haru machte eine wegwerfende Handbewegung. „Wenn das alles ist, was die interessiert, dann haben die nicht mehr alle Tassen im Schrank. Hätten sie mich näher gekannt, wie ich wirklich bin, wäre keiner von denen noch da gewesen", meinte er und lächelte. „Du bist die einzige, die mich ertragen kann."

Sezuna lachte. „Also ertragen würde ich das jetzt nicht nennen", grinste sie und fuhr ihm einmal durch das Haar.

„So? Was ist es dann?", wollte er wissen. Haru musterte sie ungeniert und nachdenklich. Wenn die Mädchen wirklich so über ihn geredet hatten, dann fragte er sich, was Sezuna wohl über ihn gedacht hatte.

„Ich bin gern mit dir zusammen. Nicht nur, weil du mir das Gefühl gibst besonders zu sein, auch weil du einen wundervollen Charakter hast und immer das beste für andere willst, selbst wenn diese es nicht wollen", begann sie zu erklären und küsste ihn dabei immer wieder sanft auf den Mundwinkel.

„Versuchst du etwa schon wieder, mich zu verführen?", fragte er lächelnd. Nicht nur ihre Worte berührten ihn wirklich. Sondern auch die sanften Küsse, die sie ihm gab. „Eins sage ich dir: Die Mädchen in der Schule waren kindisch. Mag sein dass ich stark und unnahbar bin, aber ich bin nicht jemand, der andere Leute leicht erträgt. Wäre ich mit Carolin zusammen gewesen, hätte sie den Tag nicht überlegt, weil sie so genervt hatte." Harus Finger strichen ihr über ihre Ohrmuschel und dann zu ihren Lippen, als sie eine Pause machte.

Er fuhr ihr sanftes Lächeln nach, das sie ihm schenkte. „Aber ich bin auch anstrengend", meinte sie leise und küsste nun seinen Finger.

„Und ob du das bist", gab Haru spottend zu, wobei in seiner Stimme keine Missachtung oder Boshaftigkeit klang, sondern nur liebevolles necken.

„Wie erträgst du mich dann?", wollte sie leise und belustigt wissen.

„Das ist eine sehr gute Frage ... auf die ich keine Antwort habe", gab er lachend zu und überlegte ein bisschen. „Vielleicht, weil du so gut kochen kannst?", schlug er vor uns stupste ihre Nase.

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