Kapitel 7
„Was soll das?", fragte Haru sie wütend. Hatte sie ihn im Schlaf manipuliert, dass er sie umarmt hatte? Wohl noch mit seiner eigenen Energie? Harus Herz klopfte vor Angst so schnell, da er befürchtete, etwas ungewollt getan zu haben. Vielleicht hatte er sie im Schlaf sogar verletzt?
„Beschwer dich jetzt ja nicht bei mir, dass du mich im Schlaf als Kopfkissen benutzt hast", murmelte sie und gähnte. „Ich wollte dich lediglich nicht wecken und mir war sowieso kalt."
„Was soll das jetzt schon wieder heißen?", fragte er verärgert. Er konnte sich nicht daran erinnern, sie in den Arm genommen zu haben. „Außerdem hast du eine Decke, wenn dir kalt ist", erinnerte Haru sie gleich darauf.
„Gib mir jetzt nicht die Schuld hieran", beharrte sie und betrachtete ihren Arm. Dadurch, dass Haru sie mit einer Druckwelle oder irgendwas anderem, über den Boden geschoben hatte, hatte sich dieser auf dem rauen Holz aufgeschürft und sie hoffte, dass sich keine Splitter in die Wunde verirrt hatten.
„Warum hast du dann deinen Arm um mich gelegt?", fluchte er. Haru konnte nicht kontrollieren, dass er sehr verwirrt war. Zuerst der seltsame Traum und dann wachte er auf, wobei sie sich gegenseitig umarmt hatten.
Obwohl er verärgert war, nahm er Sezunas Arm, nachdem er seine Hand nach ihr ausgestreckt hatte und betrachtete ihn.
„Ich bin eingeschlafen. Da macht man solche Dinge", murmelte sie. „Wahrscheinlich war das einfach gemütlicher", erklärte sie und beobachtete Haru, der noch immer ihren Arm betrachtete.
„Nein, das tut man nicht", widersprach er ihr. „Nur ... mach das bitte nicht wieder ... Ich hab mir wirklich erschreckt. Es scheint, du hast einen kleinen Splitter in deinem Arm, der ein wenig zu tief sitzt. Ohne Pinzette werde ich ihn nicht rausholen können und das habe ich nicht dabei", meinte er nachdenklich. Natürlich konnte er es mit Magie, aber das würde er bei ihr nicht einsetzen, nachdem er nun wusste, wie sie auf so was reagierte. „Es tut mir leid, wenn ich dich verletzt habe."
„Es ist besser, wenn wir den da raus holen, sonst entzündet sich da was", meinte sie wenig erfreut. „Ich kann dir außerdem nicht versprechen das nicht wieder zu tun. Wenn ich schlafe, schlafe ich."
„Dann ist es besser, wenn wir weit entfernt und getrennt voneinander schlafen", sagte er und betrachtete noch einmal ihren Arm. „Ich kann ihn mit Magie herausholen oder du wählst die schmerzhaftere Variante: Mit Messer ein wenig aufritzen, um ihn mit den Fingern rauszuholen. Es ist deine Entscheidung", gab er die Wahl, wobei er bereits ein kleines Messer hervorholte, um es mit einem Zauberspruch auf die Originalgröße brachte.
Sezuna deutete auf das Messer und seufzte. „Damit du nicht auf die Idee kommst, mich doch noch zurückzuschleppen, weil ich zu erschöpft bin", meinte sie und drehte bereits den Kopf ein wenig weg.
„Wäre ne gute Möglichkeit, bring mich nicht auf dumme Ideend", murmelte Haru, bevor er das Messer mit Magie erhitzte. Immerhin musste es steril sein, sonst würde es sich wohl erst recht entzünden. Dann erschuf er eine Lichtkugel um besser sehen zu können und legte Sezunas Arm auf seinem Schoß ab, wobei er sie mit einer Hand festhielt, bevor er das Messer ansetzte. Es brauchte nur einen wirklich kleinen Schnitt, damit er den Splitter herausholen konnte. Anstatt es langsam zu machen, fuhr er mit der erhitzten Klinge schnell über ihre Haut.
Sezuna zuckte, ballte die Hände zu Fäusten und zischte leicht, doch ansonsten reagierte sie kaum. Ihre Augen waren zugekniffen und sie hatte den Blick abgewendet.
Haru wusste, dass es weh tat, aber es war ihre Entscheidung gewesen. Konzentriert nutzte er zudem das Messer, um den Splitter anzuheben, um ihn herauszuziehen. Es blutete nur wenig, weil Haru den Schnitt so angesetzt hatte, dass es so wenig wie möglich blutete. Natürlich hatte er keine Flüssigkeit da, um es zu desinfizieren, aber sobald der Splitter draußen war, sagte er zu ihr, dass sie ihre Hand liegen lassen sollte, bevor er ein Stück von seinem T-Shirt mit dem Messer abtrennte und einen Zauberspruch darauf sprach, sodass es sauber war und keine Keime hatte. Erst als sich der blonde Junge sicher war, dass es steril war, verband er den kleinen Schnitt an Sezunas Arm.
Er konnte ihren leicht verschnellerten Atem hören, während sie sich noch immer abwandte und ihre Augen geschlossen hielt. Es war etwas anderes, wenn sie sich selbst Kratzer oder Schnitte zufügte, doch wenn andere das taten, wurde sie immer schnell nervös. Auch, wenn die Angst bei ihr im Bauch immer ein gewisses Kribbeln hinterließ.
Haru spürte ihre Anspannung, wohl auch weil sie Angst hatte. Das konnte er verstehen, immerhin war es ohne Betäubung und es schmerzte auch. Sorgsam verband er ihren Arm und überprüfte, ob alles ok war, dann lächelte er schwach. „So gut wie neu. Tut mir leid deswegen", entschuldigte er sich.
Sezuna entspannte sich ein wenig und drehte sich Haru wieder zu. „Das passiert", meinte sie und schenkte ihm ein Lächeln, als wäre nie etwas gewesen.
„Daran wirst du dich gewöhnen müssen, wenn du in meiner Nähe bist. Wie gesagt, ich kann mich nicht kontrollieren und das passiert öfters, wenn ich mich erschrecke", gestand er und wischte nun Sezunas Hand vom Schoß. Immerhin war er damit fertig.
„Damit kann ich leben", meinte sie und bewegte ein wenig die verletzte Hand, um Harus Werk zu betrachten. „Du machst das echt gut."
„Wenn du es überlebst", bemerkte der Junge. „Muss ich ja, wenn ich heilen will. Bringt ja nichts, noch mehr Chaos zu veranstalten." Mit diesen Worten säuberte er sein Messer mit dem T-Shirt und ließ es in seiner Hosentasche verschwinden.
Sezuna zuckte ein wenig die Schultern. „Ich bin mir sicher, dass ich es überlebe", sagte sie voller Zuversicht. „Vielleicht nicht ohne ein paar Prellungen, Brüche und Quetschungen, aber das ist okay."
„Du nimmst gerne alles auf die leichte Schulter. Es wird nicht dabei bleiben. Du verstehst ja gar nicht, dass ich dich nicht verletzen will und trotzdem passiert es die ganze Zeit", grummelte er. Haru bemerkte, dass eine Manschette sich gelockert hatte und er versuchte sie nachzuziehen, doch sie schien zu klemmen. „Klasse, als ob das nun sein müsste. Geh auf, du verdammtes Mistding", fluchte er mit dem klemmenden Verschluss. Wahrscheinlich hatte es sich verklemmt, als er sich so erschrocken hatte.
„Ich habe kein Problem mit Schmerzen. Ich mag nur lediglich kein Blut", meinte sie und hielt die Hand hin, um sich die Manschette anzusehen, wenn Haru es erlaubte.
„Was du oft genug sehen wirst", murrte er, doch er weigerte sich, ihr die Manschette zu zeigen. Es war seine Angelegenheit und er musste es auch wieder reparieren. Das Lederband war ein wenig angerissen und der Verschluss schien total verklemmt zu sein. Genervt darüber legte er seine Hand auf seinen Schoß, um mit der Reparatur anzufangen.
„Dann fange ich vielleicht an, mich an den Anblick zu gewöhnen", murmelte sie und ließ Haru bei seiner Arbeit in Ruhe, sah ihm aber neugierig dabei zu. Dabei fiel ihr etwas anderes ein und sie schob die Ärmel ihres Umhangs ein wenig zurück. „Übrigens: Die Dinge hier gehen immer noch nicht ab", erklärte sie, weil sie die Manschetten immer noch trug.
„Werden sie auch nicht, so lange ich sie nicht öffne", murmelte er nur und ließ seine Magie in die Eisenverschlüsse fließen, um sie langsam wieder gerade zu biegen. Ebenso das Lederband reparierte er, was er allerdings erst dann tat, nachdem die Verschlüsse wieder die ursprüngliche Form wieder hatten. Seine Hand strahlte leicht bläuliche Magie aus, die die Verschlüsse einhüllte, während er daran arbeitete.
„Und da rennst du einfach vorher weg?", fragte sie und legte den Kopf schief. „Im Grunde hast du mir damit noch mehr Grund gegeben dir hinterher zu laufen."
„Hab doch selbst nicht mehr daran gedacht", gab er zu, wobei er jedoch mehr auf die Reparatur konzentriert war als auf das Gespräch. Erst als es gerichtet war und er sie wieder normal festziehen konnte, war er zufrieden. „Wenn ich sie dir entferne, gehst du dann zurück und lässt mich in Ruhe?", fragte er hoffnungsvoll.
Sezuna lächelte. „Nein", sagte sie fast schon fröhlich.
„Dann seh ich keinen Grund, sie dir zu entfernen. Bleibt nur noch die Hoffnung, dass du bald genug von mir hast, sodass du freiwillig einen anderen Weg gehst. Vielleicht sollte ich sie dir mit Absicht so schwer machen, damit du dich nicht mehr bewegen kannst", erwiderte er, wobei er jedoch leicht lächelte.
Sezuna, die das Lächeln mittlerweile kannte, wusste, dass er sie nur aufziehen wollte. Wobei die Vorstellung, dass sie ihm dann wahrscheinlich wirklich ausgeliefert wäre, ein leichtes, nervöses Kribbeln in ihrem Magen verursachte. „Das kannst du wohl tun, nur hätten wir beide nichts davon."
„Oh glaube mir, zumindest ich hätte was davon. Ich hätte meine Ruhe. Allerdings kann ich es nicht verantworten, schon wieder jemanden auf den Gewissen zu haben. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als es nicht zu tun, wobei die Versuchung extrem groß ist", gab er zu.
„Kannst du das denn überhaupt, ohne die Gewichte anzufassen?", fragte sie neugierig und fast schon ein wenig naiv, als würde sie ihm nicht glauben.
„Nein, kann ich nicht. Aber du glaubst doch wohl selbst nicht, dass ich irgendein Problem haben würde, dich nicht zu fangen, falls du vorhast, davonzulaufen. Du weißt, dass du keine Chance gegen mich hast", grinste er schief. In Sachen Sport und Kraft würde er sie wohl immer überholen, aber dafür hatte sie mit Wissen viel mehr drauf als er.
„Ja, da hast du wohl recht", meinte sie und grinste dann. „Aber gut zu wissen, dass es nicht geht, wenn du sie nicht anfasst."
„Keine Sorge, ich werde es schon lernen, sie auch über eine Distanz über zu erschweren", sagte er, wobei er nun fröhlich klang. Er wusste, dass er es eines Tages schaffen würde. „Und wie du weißt, könnte ich jetzt auch so gemein sein und sie dir sofort so schwer machen, dass ich morgen alleine weiter gehen könnte."
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