Kapitel 65
Die Blonde nickte und spürte schon jetzt, wie anstrengend es war, mit Haru mitzuhalten.
Es wurde wirklich sehr anstrengend für Sezuna, denn Haru hatte so viel Energie und Kraft, dass sie es gerade noch bis zum Wald schaffte. Da er sehen konnte, wie geschafft sie war, sagte er zu ihr, dass sie sich ein wenig ausruhen konnte. In der Zwischenzeit machte er Krafttraining, indem er Baumstämme, die noch herumlagen, einfach nach oben stemmte und sich selbst ein Ziel setzte, sie so weit wie möglich ohne Magie zu werfen.
Sezuna atmete schwer und ließ sich zu Boden sinken, um ein wenig zu Atem zu kommen. Dabei beobachtete sie Haru, der seine Muskeln spielen ließ und sie kam nicht umhin wieder einmal zu bewundern, wie gut gebaut er doch war.
„Nicht starren, sondern bewege dich, wenn du wieder Luft geholt hast", forderte er sie auf, als er spürte, dass sie ihn anstarrte. Und genau das wollte er nicht. Er wollte Sezuna beschäftigen, damit sie auf andere Gedanken als ihn kam.
Sezuna starrte ihn jedoch erst einmal einfach nur weiter an, ohne sich groß zu bewegen, doch sie begann ihren Atem wieder ein wenig zu beruhigen.
„Sezuna!", rief er wütend. „Wenn du so weiter machst, binde ich dich an den Baum und zwar, damit du in den Wald starrst", drohte er ihr und hob einen Baumstamm hoch, denn er dann mehrere Meter weit warf.
Sezuna zuckte kaum, senkte aber den Blick wieder und versuchte weiter ihre Atmung zu beruhigen. „Ich hab Seitenstechen", murmelte sie und versuchte gegen den Schmerz anzuatmen.
Haru sah sie einen Moment kopfschüttelnd an. „Ruhig atmen und fass dir an die Seite, die schmerzt", riet er ihr zu. Manchmal fragte er sich wirklich, warum sie ihn so extrem anstarrte. Sie hatte ihn doch schon oft genug gesehen.
Sofort kam Sezuna der Aufforderung nach und hielt sich die Seite, bevor sie versuchte weiter auf ihre Atmung zu achte. Es dauerte lange, doch langsam wurde es besser.
Mittlerweile lief dem blonden Jungen der Schweiß wie in Sturzbächen herunter. Schon allein, weil er seine Magie zurückhielt, war anstrengend, aber durch die Gewichte und zusätzlich die Schwere der Baumstämme war es noch schwerer. Und genau das mochte Haru auch, je schwerer etwas war, desto besser für ihn.
Auch Sezuna erhob sich langsam wieder, um Harus Beispiel zu folgen. Sie machte allerdings langsam und ein paar Dehnübungen, um ihre Muskeln ein wenig zu lockern. Sie war einfach nicht für diese Art von Sport geeignet. Viel lieber würde sie tanzen.
Das konnte sie schließlich auch tun, Haru hatte ja nicht gesagt, dass sie das nicht tun konnte. Vielleicht war es auch gut, wenn sie es einfach einfing, anstatt zu warten oder zu fragen. Ob sie wohl die Schritte wiederholen sollte, die sie mit Haru beim Paartanzen gemacht hatte oder die Bewegungen, die sie für ihre Rhythmische Gymnastik in der Schule versucht hatte?
Gern erinnerte sie sich an den Paartanz zurück und wie sehr es ihr gefallen hatte mit Haru zu tanzen. Dagegen war die rhythmische Gymnastik eher anstrengend für sie gewesen, auch wenn es etwas Elegantes hätte haben sollen. Sie wusste nicht genau, ob sie ihren Körper zu diesen Dingen überreden konnte, oder ob es leichter war einfach einen anderen Tanz zu tanzen.
Wahrscheinlich würde sich Haru sogar freuen, wenn sie von alleine das machen würde, anstatt dass er ihr immer sagen musste, was sie tun sollte.
Die Bewegungsabläufe kannte sie, aber irgendwie war es ihr auch ein wenig peinlich. Hier konnte sie zwar niemand sehen, doch das hieß nicht, dass sie sich wirklich wohl fühlte. Trotzdem begann sie langsam damit die Schritte zu widerholen, die sie damals für ihren Tanz eingeübt hatte.
Zuerst merkte Haru nichts davon, erst als er einen kurzen Blick zu Sezuna warf, fing er an zu lächeln. Er war stolz, dass sie es von sich selbst aus tat und auch, wenn nicht alles gleich klappte, sah es doch schon ziemlich gut aus. Es würde ebenfalls dazu beitragen, ihren Körper stärker zu machen.
Nach einer langer Zeit war Haru endlich fertig. Er hatte es geschafft, einen Baumstamm 30 Meter weit zu werfen und er war zufrieden damit. Sein Körper wurde von seiner Magie eingehüllt, um ihn vor möglichen Schäden zu schützen, als er sich auf dem Boden niederließ und keuchend Sezuna beobachtete. „Gut machst du das!", rief er ihr zu.
Dieser Ausruf sorgte dafür, dass Sezuna aus ihrer Konzentration gerissen wurde, einen falschen Schritt machte und dann mit rudernden Armen zu Boden segelte, bevor Haru überhaupt aufstehen und ihr zu Hilfe eilen konnte.
Langsam drückte sie sich hoch und setzte sich auf ihre Füße.
Haru fing an zu lachen, weil es wirklich lustig ausgesehen hatte. Trotzdem machte er sich auf der anderen Seite sorgen, ob sie sich verletzt hatte. Mit Lachtränen im Gesicht kam er auf sie zu und fragte sie, ob sie sich verletzt hat. „Tut mir leid, dass ich dich aus deiner Konzentration gerissen habe. Aber ich konnte mich nicht zurückhalten dir zu sagen, dass es gut aussieht. Bist du in Ordnung?", fragte er sie und ließ sich neben ihr nieder.
Sezuna wischte sich die Blätter vom Gesicht. „Ja, ich denke schon", grummelte sie ein wenig verärgert über sich selbst. Sie hatte sich so sehr darauf konzentriert die Schritte richtig zu setzen und auf dem Waldboden nicht hinzufallen, dass Haru sie richtig erschreckt hatte.
„Hey es tut mir wirklich leid, ok?", sagte Haru zerknirscht. „Es war nicht deine Schuld, sondern meine." Vorsichtig holte er ihr zwei weitere Blätter aus ihrem blonden Haar heraus.
„Niemand hat Schuld", meinte Sezuna unwirsch. „Ich bin einfach zu stark fixiert gewesen, das sollte sowieso nicht sein", meinte sie ebenfalls zerknirscht, weil sich Haru jetzt wieder die Schuld für ihre Tollpatschigkeit gab.
„Natürlich, hätte ich dir nicht etwas zugerufen, wäre das gar nicht passiert. Willst du es noch einmal versuchen? Es sah wirklich gut aus", fragte er sie. Er würde es gerne von Anfang an sehen.
„Genau so gut hätte auch jeder andere etwas rufen können", murmelte sie und erhob sich langsam, bevor sie prüfte, ob sie sich auch nichts getan hatte. Aber es schien, als hätte sie sich nicht verletzt. „Dann setz dich und schau zu", murmelte sie und begann den Tanz von vorn.
Und das tat der blonde Junge auch. Er lehnte sich zurück und genoss es, nun Sezuna für eine Weile zuschauen zu können. Und sie machte ihre Sache wirklich gut, musste er zugeben. Dabei hatten sie das nicht so oft geübt gehabt.
Obwohl er schon Fortschritte gesehen hatte, als sie noch zusammen geübt hatte. Allerdings war sich Haru auch sicher, dass die Gewichte und die Wanderung durch den Wald ihr einiges gebracht hatten.
Vielleicht sah es Sezuna selbst nicht so, aber sie war schon stärker geworden und auch ihre Körperbeherrschung war besser. Haru war sich sicher, dass es noch besser werden würde, je mehr sie wiederholte und trainierte.
Schließlich vollführte Sezuna eine Drehung und dann endete der Tanz, was dafür sorgte, dass sie angestrengt Atmete und ihr Schweiß über die Stirn lief.
„Wenn du jetzt in der Schule wärst, hättest du bestimmt bestanden", merkte er an und klatsche in die Hände. „Komm her und ruh dich aus. Du musst dich nicht völlig überanstrengen. Wie hat es sich dieses Mal für dich angefühlte.", fragte er sie.
Sezuna ließ sich neben Haru fallen und wünschte sich etwas zum Trinken dabeizuhaben. Aber der Rucksack war im Zimmer geblieben. „Es war irgendwie leichter und auch irgendwie seltsam entspannend, mich nur darauf zu konzentrieren", seufzte sie erschöpft, aber zufrieden.
„Das freut mich zu hören. Das habe ich damals gemeint, dass es einfacher wird, je mehr man macht. Wenn du zu erschöpft zum laufen bist, nimm ein wenig Magie von mir, ich sprudel gerade über", bot er ihr an.
„Wie kann es sein, dass deine Magie immer übersprudelt, obwohl du dich doch gerade so verausgabt hast", murmelte sie, hielt Haru aber die Steine hin. „Oder hast du deine Magie krampfhaft zurückgehalten?"
Haru nickte. „Weil ich nicht meine Magie stärker machen wollte, sondern nur mich selbst. Wie du sehen kannst, schützt mich meine Magie trotzdem vor Schäden, aber auch wenn ich erschöpft bin, produziert es genügend. Ich kann sie aber auch in den Boden leiten, wenn dir das lieber ist", meinte er und nahm gleichzeitig die Steine entgegen. „Wenn ich meine Magie mit benutze, wird sie sofort aufgefüllt und führt schneller dazu, überzuquellen", versuchte er zu erklären.
„Hm", murmelte Sezuna nachdenklich und betrachtete wie Haru ihre Steine auffüllte. „Ich habe überlegt, ob man vielleicht mehrere solcher Steine machen sollte, die man auffüllen kann, damit du deine Magie sicher abgeben kannst", meinte sie nachdenklich. „Aber in viel größer."
„Du meinst größere Steine? Und wer trägt die denn bitte? Du wirst sie nicht tragen können. Oder willst du etwa noch mehr Magie von mir?", fragte er sie erstaunt und teilweise auch belustigt.
„Es war nur ein Gedankenspiel, aber theoretisch gesehen könnte man daraus ein komplettes Haus oder eine Mauer machen", bemerkte sie nachdenklich.
„Ach du meinst, in dem wohnen kannst? Wo du beschützt bist und dir ab und an Magie abzweigen kannst?", fragte er lachend und stieß sie sanft in die Seite.
„Ja genau. Wo keiner rein kommt, ohne Erlaubnis. Wahrscheinlich käme auch niemand raus, aber das ist ja erstmal Nebensache", lachte sie leise.
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