Kapitel 63
„Dann erinner dich ganz genau an die ersten Tage nach der Auktion", meinte Haru. „Da habe ich dich auch nicht wirklich gut behandelt, sondern von oben herab, damit du mir nicht zu nahe kommst."
„Ja, aber das war zum Selbstschutz, nicht, weil du so bist", widersprach Sezuna erneut. „Außerdem war es nicht schwer, das zu erkennen und zu umgehen."
Der blonde Junge seufzte tief auf. „Mag sein", sagte er nur und blieb stehen. Haru mochte das Thema nicht so gern, weil er wusste, dass er oft genug andere nicht so nett behandelt hatte. Wobei einige es auch nicht verdient hatte . „Du solltest aber nicht die ganze Zeit etwas gutes in dem schlechten sehen. Manchmal gibt es einfach nichts gutes."
„Für mich gab es bisher noch nichts Schlechtes. Wenn du zu anderen böse oder gemein warst, dann ist das halt so. Ich habe davon weder etwas gesehen, noch abbekommen", murmelte sie und hielt dann vor dem Gasthaus an.
Sobald sie das tat, wurde Harus Gesichtsausdruck freundlicher. Er hatte das Gefühl, seit einer Ewigkeit nichts mehr gegessen zu haben. Er betrachtete das Gasthaus von draußen und sah, dass es schon ganz schön voll war. „Oh Mann, was für ein Pech aber auch", grummelte Haru.
„Das wird schon. Willst du rein gehen oder sollen wir ein Stück in den Wald, dann kann ich kochen", bot Sezuna an, da sie noch genug Vorräte für ein paar Dinge hatten.
„Ich will das hier aber probieren ...", protestierte er wie ein kleines Kind, dass seine Flasche nicht bekam.
Sezuna lachte leise. „Dann lass uns rein gehen und hoffen, dass irgendwo was frei wird", kicherte die Blonde leise und zog Haru mit in das Gebäude hinein.
Was dieser auch gleich bereute, denn es waren einfach so viele Menschen hier. Dennoch wollte er das Essen wirklich probieren und seufzend suchten sie sich einen Platz. Als der Wirt kam und wissen wollte, was sie essen wollten, sagte Haru, dass er das Tagesgericht, Wildschwein und Gemüse haben wollte. Und dazu das Spezialbier, was dazu ebenfalls angeboten wurde. Er ging davon aus, dass es eine große Portion war. Haru sah zu Sezuna, damit sie sagen konnte, was sie wollte.
Diese bestellte ebenfalls das Wildschwein, was dazu führte, dass der Mann sie lange musterte. „Für die Dame eine kleinere Portion?", wollte er wissen und diese schüttelte den Kopf. „Nein, aber ich hätte gern ein Glas Honigwein dazu", bestellte sie gut gelaunt, was den Wirt skeptisch nicken ließ, bevor er ging.
„Du trinkst wirklich lieber Wein?", wollte Haru wissen. Anfangs hatte er ihr nicht geglaubt, dass sie beinahe 20 Jahre alt war, weil sie einfach zu jung dazu aussah. Einem jüngeren Mädchen würde er das auf keinen Fall erlauben, aber sie war volljährig und würde schon wissen, was sie tat. „Das Gesicht vom Wirt war wirklich unbezahlbar. Als würdest du es jemals schaffen, das Gericht zu essen", kicherte der Junge bei der bloßen Vorstellung und sah sich im Gasthaus um. Die Lautstärke war ziemlich groß und er konnte einige Männer an einem Tisch erkennen, die sehr viel Alkohol getrunken hatten und sich auch dementsprechend benahmen.
Das Gasthaus war rustikal eingerichtet und gab dem ganzen ein gewisses Extra, was Haru mochte.
„Ich liebe süßen Wein, aber es ist wohl noch so drin, dass ich ihn nur zu besonderen Anlässen trinke. Bei uns gab es früher eher selten so etwas Gutes", sagte sie und sah sich ebenfalls um.
„Lieber so als die Männer dort", meinte Haru kopfschüttelnd in die Richtung der betrunkenen Männer. „Wie kann man sich nur so benehmen? Ich würde mich schämen, das in aller Öffentlichkeit zu tun. Der beste Wein für dich wäre wohl aus Schokolade, nicht war?", lächelte er, während er seine Tasche mit seiner neuen Kleidung näher zu sich zog. Er wollte nicht, dass jemand darüber fiel.
Sezunas Augen schienen zu leuchten. „Ich kenne da ein wunderbares Rezept für einen Schokoladenlikör."
„Fang ja nicht damit an, kleines Fräulein. Du weißt sehr wohl, wer den schneller trinkt", sagte er herausfordernd mit einem Grinsen. „Du wärst wohl dann nur noch beschäftigt, den herzustellen."
Sezuna lachte leise. „Das ist wohl wahr. Aber die Zutaten dafür sind auch nicht so einfach zu bekommen", meinte sie nachdenklich, als ihnen die Getränke serviert wurden.
„Was brauchst du dazu?", fragte Haru und hob sein Glas, um ihr zuzuprosten.
Sezuna tat es ihm gleich und sie stießen an, bevor sie einen Schluck nahmen. Die Blonde seufzte zufrieden und lächelte. „Unter anderem viel Schokolade und einen sehr guten Wein. Oder auch frische Trauben."
Das würden sie bestimmt irgendwo finden können. Vielleicht sogar in der Hauptstadt. Haru war froh, dass man seinen Magen nicht hören konnte, denn es war laut genug, sodass das Knurren unterging.
Als der Wirt endlich das Essen brachte, strahlten seine Augen vor Freude auf.
Die Teller waren, wie es versprochen wurde, riesig und passten gerade so auf den Tisch. „Guten Appetit", wurde ihnen gewünscht, bevor der Mann sich den anderen Gästen widmete.
Sezuna betrachtete das Wildschwein und leckte sich leicht die Lippen. Sie hatte lange keines mehr gegessen und schnitt begeistert die knusprige Kruste an.
Der blonde Junge hingegen hatte Mühe, sich zurückzuhalten und sich nicht gleich auf das Essen zu stürzen. Sezuna konnte genau sehen, wie sehr er sich dazu zwang, langsamer zu essen, damit er nicht so sehr auffiel. „Schmeckt es dir?", wollte er von ihr wissen, nachdem sie ein paar Minuten bereits gegessen hatten. Auch das Gemüse schmeckte hervorragend, sodass Haru sich nicht entscheiden konnte, was am besten auf dem Teller schmeckte.
„Ja, es ist sehr gut", meinte Sezuna zufrieden und aß begeistert weiter. Allerdings war sie dabei nicht besonders schnell. Das war sie aber nie.
Auch der Junge war zufrieden, vor allem mit der Größe der Portion. Obwohl er versuchte, langsamer zu essen, war er um einiges schneller fertig als Sezuna. „Hoffentlich passt mir mein Mantel später noch", seufzte er und rieb sich den Bauch.
„Sicherlich", kicherte Sezuna leise. Sie schaffte die Hälfte der Portion, danach gab sie auf und blickte Haru fragend an.
Darauf hatte er gewartet und winkte mit der Hand, damit sie ihm den Teller zuschob, er hatte trotz seiner eigenen Portion noch Hunger und nahm das stille Angebot von ihr dankbar an. „Ich bin mir allerdings nicht so sicher, dass er nachher passt. Das heißt, wir werden nachher ein wenig Sport machen", grinste er sie schelmisch an.
„Damit du danach gleich wieder etwas zu Essen brauchst?", neckte Sezuna, lächelte aber, während sie einen weiteren Schluck Wein nahm.
„Stimmt, aber auch, um dich zu trainieren. Vergiss nicht, was wir heute Abend vorhaben", lächelte er und verdrückte ein Stück des Wildschweins.
„Ich erinnere mich daran, was du gesagt hast", bemerkte Sezuna und lächelte schief. „Aber verzweifel nicht schon wieder mit mir."
„Ich doch nicht", protestierte Haru gespielt. „Ich würde nie mit dir verzweifeln. Außer die Tatsache, dass ich das bereits den ganzen Tag tue, ohne auch nur etwas zu sagen", fuhr er mit einem frechen Grinsen fort.
Leicht steckte Sezuna ihn auf diesen Kommentar die Zunge heraus. „Aber beim Training bin ich noch schlimmer, das weißt du."
„Kann es überhaupt noch schlimmer kommen?", wollte er wissen, bevor er sich ein Stück Blumenkohl in den Mund schob.
Vom Gemüse hatte Sezuna deutlich weniger übrig gelassen, als vom Schwein. Aber davon war auch viel mehr auf dem Teller gewesen.
Nun grinste sie leicht. „Du kennst mich schlecht, wenn du denkst, es geht nicht schlimmer."
Verzweifelt schüttelte er den Kopf. „Du machst mich wirklich wahnsinnig. Kein Wunder, dass ich so viel essen muss, wenn ich meine gesamte Energie nur darauf verschwende, nicht mit dir zu verzweifeln. Wenn du böse bist, Fessel ich dich heute Nacht, sodass du nicht zu mir kommen und dich wärmen kannst", warnte er Sezuna und ließ ein Stück Fleisch in seinem Mund verschwinden.
Sezuna lachte leise. „So verzweifelt schon jetzt? Dabei habe ich doch noch nichtmal angefangen."
„Dann kannst du dir sicher sein, heute Nacht gefesselt zu werden, und zwar weit entfernt von mir. Ihr Frauen seid verdammt anstrengend, das sage ich dir", bemerkte er und schob den leeren Teller von sich. Am liebsten würde er den noch ablecken, weil noch Soße darauf war. Aber sich noch mehr blamieren wollte er nicht.
Sezuna schmunzelte weiter, auch wenn sie in einen vollen Raum waren und im Grunde jeder sie hören konnte. Trotzdem machte es Spaß so mit Haru zu witzeln. Auch wenn sie sich fast sicher war, dass er es ernst meinte.
„Du brauchst nicht lachen, du weißt, ich mache meine Drohung war. Ungezogene Mädchen müssen bestraft werden", fuhr Haru fort, als er ihr Lächeln sah. Sie nahm ihn wirklich nicht ernst, oder versuchte sie wirklich ihn zu reizen, damit er es wirklich tat? Immerhin hatte sie doch gesagt, dass sie es mochte gefesselt zu sein ...
Sezuna blickte ihn entschuldigend und mit großen Augen an. „Bin ich wirklich so ein böses Mädchen?", fragte sie, um ihn zu necken und zu sehen, wie er darauf reagierte.
Ein grollendes Knurren verließ seine Kehle, welches heiser und ein wenig drohend klang, aber auch sehr anziehend und verlockend. Fast schon wie ein Raubtier. „Und ob du das bist", bestätigte Haru.
Ein angenehmer Schauer rann Sezuna über die Lippen und sie lächelte noch ein wenig. Haru konnte also auch ein Raubtier sein. Wie interessant.
„Wir sollten bezahlen", bemerkte sie. „Es gibt andere Gäste, die den Tisch gern hätten."
Haru nickte und stand auf, um beim Wirt zu bezahlen. Als sie das Gasthaus verließen, war es sogar noch voller als davor. „Jetzt kaufen wir Vorräte ein und bringen die auf das Zimmer, dann gehen wir in Richtung Wald, um dich zu trainieren", entschied der blonde Junge und rieb sich die Hände. Allerdings seufzte er beinahe auf, denn er war nun so voll, dass er müde war. Wahrscheinlich war es dann umso besser, wenn sie Sport machten.
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