Kapitel 61
Sezuna öffnete die Augen und betrachtete sich im Spiegel, bevor sie ihn anstrahlt. „Ja. Ich danke dir."
Liebevoll lächelnd nickte er. „Du brauchst wirklich dringend eine größere Quelle. Auch wenn du viel weißt, kannst du ohne viel Magie nichts machen. Daran sollten wir wirklich arbeiten. Dann fällt es dir auch leichter, normale Zauber anzuwenden", schlug er vor und fragte sie dann, ob sie bereit zum Frühstücken sei. Sein Magen sagte bereits, dass er es ist.
Sezuna lachte und hakte sich bei ihm unter, bevor sie ihn förmlich aus dem Raum zog. Sie hatte ebenfalls großen hunger.
„Nicht so stürmisch, Sezuna. Nicht, dass wir noch die Treppe hinunterfallen", sagte Haru. Es war schön, wenn sie glücklich war, aber sie sollte nicht unvorsichtig werden. Außerdem behagte es Haru nicht, dass sie förmlich an ihm klebte. Er war es einfach nicht mehr gewohnt und in seinem Hinterkopf sagte eine Stimme immer, dass es eines Tages vorbei wäre. Schon allein aus diesem Grund fiel es ihm schwer, Sezuna nahe ran zu lassen, auch wenn er sie mochte.
„Ich passe auf", sagte sie und lächelte, bevor sie beide die Treppe nach unten gingen und es sich im kleinen Speiseraum bequem machten.
Während sie sich etwas vom Frühstücksbüffet holten, dachte Haru darüber nach, dass Sezuna plötzlich so glücklich war. Er konnte nicht ganz verstehen warum. Haru selbst konnte nicht glücklich spielen, wenn er es nicht war. Zugegeben, er war nicht mehr ganz so unglücklich, seit Sezuna bei ihm war, aber er war auch nicht so unbeschwert glücklich, wie er es vielleicht sein sollte und wie sie es vielleicht auch wollte. Noch nie war er sehr gut darin gewesen, seine Emotionen zu verstecken, auch wenn er in den letzten Jahren darin besser geworden war.
Mit einem vollen Teller beladen ging er zu Sezuna an den Tisch, welchen sie bereits beschlagnahmt hatte, denn sie aß nicht so viel und war bereits früher mit dem beladen fertig gewesen. Haru ließ seine Augen umherschweifen und entdeckte den Fremden vom Vorabend wieder. Er stupste Sezuna unter dem Tisch an und nickte in seine Richtung. Der Mann schien nichts zu bemerken, denn er stand mit dem Rücken zu ihnen.
Sezuna wandte ihm kurz den Blick zu und dann wieder auf ihren Teller, während sie sich diesen kurzen Blick in allem Detail in Erinnerung rief.
Dabei vergaß sie das Essen komplett und ihr Kopf begann wieder zu arbeiten. Irgendwas störte sie an diesem Mann, aber was? Er war unlogisch. Sein Verhalten. Das, was er sagte. Irgendwie alles.
Haru, der an ihrer Körpersprache bemerkte, dass Sezuna nicht mehr so war wie davor, sondern grübelte, nahm vorsichtig ihre Hand und drückte sie. „Hey, sag mir, was du heute gerne machen würdest. Sollen wir dir neue Kleidung kaufen gehen?", fing er an zu fragen, weil er Angst hatte, es würde wieder das Gleiche passieren wie am Abend und das wollte er verhindern.
Sie hob den Blick und es dauerte einen Moment, bis ihre goldenen Augen wieder normal wurden und begannen so zu glänzen, wie es eigentlich normal war.
Ein schiefes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie den Grund für Harus Frage bemerkte. Sie war ihm wirklich dankbar. „Wenn du möchtest können wir auch weiter gehen, ich möchte nicht so viel Umstände machen", sagte sie und lächelte. Wenn auch nicht ganz so strahlend.
„Erst sehen wir uns noch einmal um, ich würde gerne noch ein par Kleidungsstücke kaufen, gerade wenn es wirklich kalt werden sollte. Zwar habe ich meine Magie, aber du hast keine", erwiderte er ihr und nahm einen Bissen in den Mund. „Lass uns danach entscheiden, ob wir hier noch eine Nacht bleiben. Allerdings habe ich schon bezahlt."
„Stimmt, daran habe ich gar nicht gedacht", murmelte sie und bemerkte den Blick des Mannes aus den Augenwinkel. Es war so, als würde er es schaffen ständig ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, ohne dass sie es verhindern konnte. Daher hatte sie auch nicht daran gedacht, dass Haru noch für einen weiteren Tag bezahlt hatte und dass es wirklich keine schlechte Idee war, neue, warme Kleider zu kaufen. „Ich glaube dass, was ich jetzt trage ist das wärmste", meinte Sezuna nachdenklich und blickte an sich hinab.
„Nicht genug für einen kalten Winter", sagte Haru streng und schüttelte den Kopf. „Da müssen wir dringend was machen. Schau nicht hin, Sezuna, rede mit mir. Was für Kleidung brauchst du?", lenkte er sie ab. Er war sich durchaus bewusst, dass sie andauernd zu dem Mann hinsah.
Sezuna zwang sich ihre Augen auf Haru zu richten. „Ich denke ein Mantel wäre gut und ein warmes Oberteil und einen dicken Rock. Nein, ich werde keine Hosen anziehen", fügte sie leise hinzu und versuchte mit dem Gedanken bei ihm zu bleiben.
„Gut, dann aber auch dicke Schuhe und Socken. Denke ja nicht, dass du jetzt jede Nacht dich an mich kuscheln kannst", erwiderte Haru und ergriff ihre Hand wieder, damit sie sich auf ihn konzentrierte.
„Stiefel wären wirklich gut", meinte sie. „Und vielleicht einen Schal. Hast du denn Sachen für den Winter?"
Der Junge winkte ab. „Habe ich nicht, aber ich werde mir einen Mantel und Stiefel kaufen. Das sollte reichen", sagte er. Er hatte auch schon einen Mantel gesehen, den ihn interessierte. Der Preis war ihm egal, aber ihm gefiel der Stil des Mantels.
„Haben wir denn genug Geld?", wollte Sezuna leise wissen, die ein wenig unruhiger wurde. „Es gefällt mir nicht, dass du alles für mich zahlst", fügte sie hinzu und senkte den Blick.
Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Du weißt, meine Eltern sind nicht arm. Genügend Geld habe ich immer bekommen, aber nicht das, was ich wirklich gebraucht habe. Ich habe alles mitgenommen, was ich gespart habe. Das sollte eine Weile reichen."
Sezuna wand sich noch immer. „Trotzdem wäre es mir lieb, wenn ich die Möglichkeit bekommen würde, etwas dazu zuverdienen. Einfach nur, damit ich dir nicht so auf der Tasche liege", flüsterte sie und ihr war anzusehen, dass es sich für sie komisch anfühlte. „Ich bin es einfach nicht gewohnt, dass sich andere um mich kümmern."
„Fängst du wieder damit an, Sezuna?", warf er ärgerlich ein. „Ich habe dir schon oft genug gesagt, dass ich mich um jemanden kümmer, wenn er mir wichtig ist. Und da ich wirklich genügend Geld habe, brauchst du dir darum keine Gedanken machen. Es fühlt sich gut an, das Geld meiner Eltern zu verschwenden, nachdem sie so ... dämlich sind", murrte er.
„Trotzdem ist das Geld für deine Reise", murmelte sie entschuldigend. „Ich war ja nicht eingeplant."
„Ich könnte noch zehn weitere mitnehmen und es wäre genug", beruhigte Haru sie und stand auf. „Lass uns gehen, der Mann macht mich nervös."
Sezuna nickte und erhob sich. Sie hatte bemerkt, dass Haru nicht in Ruhe hatte essen können, doch sie war sich nicht sicher, ob es ihre Schuld oder die des Mannes war.
Daher folgte sie ihm gedankenverloren.
Anstatt nach oben zu gehen, verließ er gleich das Gasthaus. Sobald er draußen war, schüttelte er sich. „Auch wenn er freundlich war, irgendwas stimmt nicht mit ihm", murmelte er.
„Sehe ich auch so", nickte Sezuna schwach und genoss für einen Moment die warme Sonne. „Aber es kann uns eigentlich egal sein, solange er von uns fern bleibt."
Die Sonne, die sich vor einer Stunde noch nicht einmal hatte blicken lassen, schien nun warm und Haru streckte sich. „Kommt drauf an, ob er in die gleiche Richtung gehen wird oder nicht. Und wir werden sehen, ob er heute Abend noch da ist. Ansonsten essen wir woanders", schlug Haru vor und begab sich in die Richtung des Geschäftes, wo er den Mantel gesehen hatte.
„Ich habe da ein schönes Gasthaus gesehen, die extragroße Portionen anbieten", meinte Sezuna und folgte ihm schnell.
„Das klingt gut, aber du isst ja nicht so viel", bemerkte er mit einem Seitenblick zu ihr. Haru lief langsamer, damit sie sich nicht hetzen musste. „Wobei ... das wird sich ändern, wenn ich deine Manschetten schwerer mache. Je mehr Energie du verbrauchst, desto mehr wirst du essen", grinste er plötzlich.
Sezuna verzog ein wenig den Mund. „Ich dachte, dass du den Rest meiner Portion sicherlich trotzdem noch schaffst und im Moment müssen die nicht schwerer, ich bin jetzt noch immer schnell erschöpft."
Sein Grinsen wurde breiter. „Natürlich werde ich den Rest deiner Portion schaffen, aber trotzdem solltest du ein wenig mehr trainieren. Heute abend arbeiten wir an deiner Vergrößerung ein wenig, einverstanden? Schau mal da ist der Laden mit dem Mantel, den ich haben will", sagte er plötzlich und blieb stehen. Tatsächlich war der schwarze Mantel noch immer da.
Der Mantel war an einer Figur ausgestellt und Haru betrachtete ihn eingehend. Er war ungefähr knielang und schwarz, also würde er wohl gut warm halten. Die Knöpfe an der Vorderseite schienen ebenfalls sehr robust zu sein.
Sezuna, die erst etwas erwidern wollte, schwieg und besah sich nachdenklich den Mantel. „Der sieht gut aus", gab sie zu und stellte sich Haru in diesen Mantel vor. Es hatte etwas Verwegenes, was ihr sehr zusagte.
Haru betrat den Laden und fragte den Verkäufer, ob er ihn anprobieren konnte. Der Mann nickte und führte ihn in den hinteren Teil des Ladens, wo es den Mantel in verschiedenen Größen gab. Der blonde Junge zog ihn an und besah sich im Spiegel, indem er sich nach allen Seiten umdrehte. „Doch der ist gut, warm und lang", sagte er zufrieden. Der Mantel brachte seinen schlanken Körper gut zum Audruck, aber auch seine Muskeln widerspiegelte. „Was meinst du?", wollte er von Sezuna wissen.
Diese starrte ihn einfach nur an und genoss den Anblick, während sie ein leichtes Nicken von sich gab. Ob Haru klar war, dass sie ihn so die ganze Zeit anstarrten würde? „Er steht dir gut", zwang sie sich doch noch zu sagen, weil es der Wahrheit entsprach.
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