Kapitel 48

Alles in allem war es ein erholsamer Schlaf. Geschützt von Büschen und Bäumen.

Stimmen wurden laut und rissen beide aus ihren Träumen. „Hier ist auch nichts", rief eine Stimme, die ihnen sehr nah war. Wahrscheinlich vor den Büschen. Man konnte kurz Hunde bellen hören und dann zogen die aufgeregt diskutierenden Stimmen weiter.

„Hast du das gehört?", fragte Haru leise, als er davon wach geworden war. Sie selbst konnten nichts sehen, aber sein Herz schlug ihm bis zum Hals. „Was machen wir nun?"

„Abwarten", murmelte Sezuna gegen seine Brust. „Und leise sein. Sie werden uns hier drin nicht finden."

„Aber meine Kleidung ...", sagte Haru verzweifelt und wollte aufstehen. Sie durften diese einfach nicht finden, denn die waren ein Indiz darauf.

„So wie das hier gewuchert ist, werden sie nichts finden", flüsterte Sezuna leise und versuchte ihn zurückzuhalten. „Selbst wir werden ohne Magie Schwierigkeiten bekommen", erklärte sie leise und setzte sich nur vorsichtig auf. Der Kokon aus Gestrüpp umgab sie noch immer, als würde er sie schützen wollen.

„Also haben sie es doch gemerkt ...", flüsterte er heiser und vergrub nun sein Gesicht in den Händen. Konnte denn auch nur einmal etwas einfach sein? Er war sich durchaus bewusst, dass er eine Menge Energie freigesetzt hatte. Dennoch hatte er gehofft, dass es nicht so auffallen würde, wenn er sie in den Boden leitete. Vor allem wunderte er sich darüber, dass die Hunde sie anscheinend nicht gerochen hatten.

„Sieht aus, als gäbe es keine Verletzten", erklang der Ruf eines Mannes.

„Bei allen Göttern sei Dank! Dieser verdammte Dämonenwald. Wir müssen dringend diesen Priester herbestellen. Das muss ein Ende haben", rief ein weiterer Mann nicht begeistert.

„Aber dann verlieren wir unsere Einnahmequelle. Wir brauchen die Rohstoffe."

„Warum ist der Wald dieses Mal gewachsen? Es ist doch noch gar nicht seine Zeit."

Die Stimmen bewegten sich von Haru und Sezuna weg, bis sie schließlich nicht mehr zu hören waren.

„Dämonenwald?", fragte Haru entsetzt, aber auch erleichtert, denn dann wussten sie vielleicht wirklich nicht, dass er das Chaos hier angerichtet hatte. Vielleicht kam ihm das nun zu Gute. Allerdings würde er gut hierher passen, fand er. „Hast du schon mal davon gehört?", fragte er Sezuna dann leise.

Diese nickte leicht, antwortete aber nicht sofort. Sie brauchte ein bisschen, um die Informationen in ihrem Kopf zu ordnen. Irgendwie war sie langsamer als sonst und sie hatte noch immer Kopfschmerzen. Aber wahrscheinlich waren das die Nachwirkungen von Harus Magie, als er sie geheilt hatte.

„Es gibt eine Geschichte über den Dämonenwald. Aber der ist nicht hier. Der Legende nach wachsen die Pflanzen in diesem Wald sehr, sehr schnell und ein Mann, der sein Dorf retten wollte, ging hinein, um einen Zweig mitzunehmen, den er einpflanzte. Der Wald wuchs in wenigen Jahren, so dass sie plötzlich wieder Holz, Pflanzen und Wild hatten, um sich zu versorgen. Diese Ableger gibt es wohl überall auf der Welt. Wo jedoch der originale Dämonenwald liegt, weiß keiner so genau."

„Na klasse ... Und ausgerechnet wir sind hier gelandet, wobei ich gut hier rein passen würde", bemerkte er sarkastisch. Vielleicht hatten sie dieses Mal allerdings Glück, wenn die Stadtbewohner glaubten, dass es der Wald selbst gewesen war. „Lass uns noch kurz warten, dann suche ich meine Kleidung. Mir ist kalt", sagte Haru leise.

„Ja, das ist gut. Aber sieh es so: Der Wald ist ein guter Ort für dich, deine Magie loszuwerden", murmelte Sezuna und schmiegte sich wieder an seine Brust. Ihr war ebenfalls kalt, denn der Wärmezauber auf der Decke hatte nachgelassen und sie fühlte sich noch immer erschöpft.

„Nur werden wir nicht hierbleiben können, Sezuna. Ich will nicht hier bleiben", erwiderte Haru und zog Sezuna wieder zu sich. Noch immer waren die Stimmen entfernt zu hören, deshalb wagte er nicht, sich zu bewegen. „Ich frage mich, ob der Damönenwald vielleicht selbst Magisch ist und deshalb auf die Magie so schnell reagiert hat", überlegte er.

„Ja, das ist möglich. Oder er wurde durch Magie geschaffen", murmelte Sezuna und lauschte ebenfalls nach den Stimmen. „Ich will aber auch nicht hier bleiben."

„Hast du noch starke Schmerzen?", wollte Haru wissen und vergrub seinen Kopf in ihrem Haar. Sein Kopf drehte sich vor Erschöpfung und noch immer war er sehr müde.

„Schmerzen habe ich keine. Zumindest keine, die nicht auf die Magie zurückzuführen sind", murmelte sie. „Ich bin aber erschöpft, wir müssen also ein wenig langsamer machen", bat sie leise und schloss noch einmal kurz die Augen.

Haru nickte leicht. „Das ist gut ... Ich habe dir schon genügend Schmerzen zugefügt ...", murmelte er leise. „Ich kann auch nicht so schnell machen. Lass dir Zeit. Wenn ich mich bewegen kann und die Stimmen weg sind, gehe ich meine Kleidung suchen und du ruhst dich aus", sagte er zu Sezuna und drückte sie leicht an sich.

Ein leichtes Nicken war die Antwort, bevor beide wieder lauschten.

Es dauerte noch eine Weile, bis die Stimmen komplett verschwunden waren.

Erst dann bewegte sich Haru wieder. „Bleib hier, ich gehe nun. Halte dich solange warm, ok?", fragte er und richtete sich auf. Der blonde Junge nahm die Decke von sich, um Sezuna darin einzuwickeln, bevor er schwerfällig aufstand. Ein Zittern ging durch seinen Körper, als er endlich auf den Beinen war und er drehte sich einmal im Kreis, um sich die dichten Büsche anzusehen.

Der Junge sprach einige leise Worte, um eine Lichtkugel zu erschaffen und er ließ Magie aus seiner Hand fließen, der die dichten Büsche zerschnitt, sodass er nach draußen gelangen konnte.

Sezuna beobachtete ihn, machte aber keine Anstalten, ihm zu folgen. Im Moment war sie zu erledigt, aber sie würde sich dennoch ein paar Senker dieses Waldes mitnehmen. Einfach, weil sie diese erforschen wollte. Die Gegend, aus der sie kam, war nicht so magisch wie die, wo sie hin wollten.

Nach einer halben Stunde kam Haru kopfschüttelnd zurück. Er hielt ein paar Fetzen seiner Hose und seines T-Shirts hoch. „Wenigstens habe ich eine Hosentasche gefunden ... die zweite finde ich nicht mehr", murrte er und setzte sich neben Sezuna, nachdem er bei ihr ankam. Haru begann, in der Hosentasche zu suchen und war erleichtert. „Wenigstens haben wir noch das Geld und das Taschenmesser. Aber ... meine Kleidung, meine Decke und mein Kissen sind weg", sagte er heiser und Tränen stiegen ihm in die Augen. Das Einzige, was ihm noch von Sarah geblieben war, hatte er verloren.

„Gibst du mir die Hosentasche bitte? Ich möchte schauen, ob ich einen Suchzauber darauf legen kann, so dass sie uns zu der anderen führ", bat Sezuna, die sie an seiner Stimme hören konnte, dass ihn der Verlust schmerzte. Sie ertrug es nicht und wollte ihm helfen.

Haru reichte ihr das Stück Stoff und versuchte, aus dem Fetzen seines T-Shirts es wieder herzustellen. was ihm nur unter großer Anstrengung gelang, denn durch die Erschöpfung konnte er sich nicht so gut konzentrieren. Seine Magie füllte sich bereits wieder auf, sodass das kein Problem war. Aber nach einigen Minuten hatte er wenigstens wieder ein T-Shirt, welches er sich erleichtert überzog. Dann sah er zu Sezuna, die mit seiner Hosentasche beschäftigt war. „Funktioniert es?", fragte er heiser und mit tränenerstickter Stimme.

Die Hosentasche war von magischer Energie umgeben und stieg in die Luft, bevor sie langsam voran schwebte. „Wenn alles gut geht, sollte sie dich direkt zu deinen Sachen bringen", erklärte Sezuna leise und hoffte, dass sie alles richtig gemacht hatte.

„Danke ... Du bleibst hier", sagte er und drückte ihr aus Dankbarkeit einen flüchtigen Kuss auf die Stirn, bevor er dem Stofffetzen folgte. Es vergingen einige Minuten, bis er strahlend endlich zurückkam und die zweite Hosentasche in der Hand hielt. „Gefunden!", rief er freudig und wischte sich die restlichen Tränen weg. Ihm war es nur um seine Hosentaschen gegangen, denn die waren das wichtigste für ihn gewesen. Es war nicht schwer, seine Kleidung wieder herzustellen, wenn man wusste, wie sie ausgesehen hatten und wenn man ein Stück Stoff davon besaß. Bevor er seine Hose rekonstruierte, leerte er seine Hosentaschen und machte sich dann an die Arbeit. Nach weiteren Minuten besaß er endlich wieder Hosen, die er dankbar und schnell anzog. „Danke Sezuna, ohne deine Hilfe hätte ich die Hälfte davon verloren."

Sezuna lächelte zufrieden. „Gut, dass nichts weggekommen ist", meinte sie mit einem Lächeln und beobachtete Haru genau. Jetzt, wo er wieder Kleidung trug, wirkte alles wie vorher und kaum etwas erinnerte an den Ausbruch.

„Das habe ich dir zu verdanken. Allerdings hätte alles komplett zerstört werden können", sagte Haru und rieb sich den Nacken. Jetzt, nachdem er sich langsam erholte, kam ihm wieder in den Sinn, dass sie unter einer Decke geschlafen hatten. Das machte ihn verlegen. Aber er ärgerte sich auch über sich selbst, denn Sezuna war durch ihn verletzt worden, obwohl er ihr sein Schutzschild gegeben hatte. Haru sah alle Dinge durch, bevor er sie wieder in seine Hosentaschen steckte.

„Soll ich die Hosentaschen vielleicht lieber in meinen Rucksack stecken?", wollte Sezuna leise wissen. „Da sind sie vielleicht sicherer, als bei dir am Körper?", murmelte sie, wobei der zweite Satz recht leise war.

Haru überlegte ein wenig, bevor er zögernd nickte. Aber anstatt ihr die Hosentaschen zu geben, kramte er alles wieder hervor und legte einen kleinen Zauber um seine Dinge, damit sie wie in einem Beutel zusammenblieben und Sezuna diese in ihrem Rucksack verstauen konnte. Durch die Größe waren sie sehr leicht und würden keine Belastung für das blonde Mädchen darstellen.

Erst dann gab er ihr seine Sachen und lächelte. „Du hast völlig recht. Bei mir ist wirklich nichts sicher."

Sezuna verstaute die Sachen in ihrem Rucksack, bevor sie diesen schulterte. „Würde ich so nicht sagen", murmelte sie und beugte sich vor, um einen Senker des Waldes mitzunehmen.

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