Kapitel 47
Sezuna hob die Hand ein wenig an ihren Kopf, weil es dort schmerzte, als sie etwas Warmes bemerkte. „Ich bin dumm gefallen", murmelte sie und spürte, wie das Adrenalin nachließ und ihr Körper schwer wurde.
„Nein bist du nicht, ich war das. Ich habe es gesehen", erwiderte Haru erschöpft und ließ Sezuna für einen Moment liegen, um ihren Rucksack zu finden. Haru stolperte öfters, bis er ihn schließlich gefunden hatte und kehrte mit ihm zurück zu dem Mädchen.
Er öffnete den Rucksack und suchte saubere Tücher und Kräuter, Bandagen und Desinfektionsmittel. „Bleib liegen", befahl er ihr und kniete sich neben sie, bevor er anfing, die Wunde an ihrem Kopf zu säubern. „Verstehst du jetzt ... warum ich gefährlich bin und ich nur verletze?", fragte er leise. Noch immer hatte er ein Zittern in seiner Stimme, als er ihr das Blut sanft abtupfte. Dazu hatte er mithilfe von der wenigen Magie, die er nun hatte, Wasser aus dem Boden gezogen und ein Tuch nass gemacht.
„Nein", murmelte sie und ließ sich versorgen. „Ich sagte bereits, dass es nicht deine Schuld war", sagte sie erschöpft und spürte die Kopfschmerzen, die einsetzten.
„Sei einfach ruhig. Ich weiß, was ich getan habe. Ruh dich aus", sagte er streng. Zwar sah er ihr an, dass sie Schmerzen hatte, aber er würde sicherlich keine Magje an ihr anwenden. Seine Bewegungen waren langsam, als er sie versorgte. Haru legte anschließend Kräuter auf die Wunde am Kopf, bevor er sanft ihren Kopf anhob, um den Verband umzulegen. Als er damit fertig war, versorgte er noch ihre anderen Schnitte und kleinere Verletzungen auf die gleiche Weise. Sie war wahrscheinlich sehr erschöpft, aber sie lebte noch und hatte keine ernsthaften Verletzungen.
„Bleib hier, ja?", fragte sie leise, denn die Angst, dass er einfach gehen und sie zurücklassen würde, nagte an ihr. Bevor sie nicht Gewissheit hatte, dass er da war, wenn sie aufwachte, würde sie sich nicht ausruhen können.
„Ich lass dich nicht allein", versprach Haru ihr und zog ihre Decke aus dem Rucksack, um sie über das Mädchen auszubreiten. Es war sehr dunkel im Wald, da die Nacht hereingebrochen war. Haru spürte die Kälte um sich herum und war versucht, ein Feuer zu machen, aber er war erschöpft und hoffte zugleich, dass niemand seinen Ausbruch mitbekommen hatte. „Schlaf und erhol dich Sezuna."
Mit dieser Versicherung schloss Sezuna erschöpft die Augen und krallte ihre Finger an Haru fest, damit sie bemerkte, wenn er aufstand und ging.
Er jedoch dachte nicht daran, zu gehen. Haru war erschöpft und legte sich neben sie, nachdem er sie in die Decke eingewickelt hatte. Auch ihm fielen die Augen zu mit der Sicherheit, dass Sezuna für die Nacht mit seinem Schutzschild beschützt war.
Der Morgen brach an und die Geräusche des Waldes ließen die beiden erwachen. Der Wald um sie herum hatte sich verändert. War gewachsen und hatte sie förmlich überwuchert. Büsche hatten sie eingeschlossen und die Äste der Bäume bildeten eine Art Dach.
Haru erwachte zitternd, denn obwohl sie eine Art Schutz dargestellt hatten, war es kalt gewesen. Trotzdem wunderte er sich sehr, wie das zu Stande gekommen war, denn er hatte gewiss keine Magie eingesetzt. Durch das Dach war es ein wenig dunkel und seine Augen brauchten einige Zeit, um sich daran zu gewöhnen. Noch immer lag Haru neben ihr und er tastete nach ihr. „Sezuna?", fragte er leise. Haru hoffte, dass es ihr besser ging.
Das junge Mädchen stöhnte ein wenig, bevor sie sich zu Haru umdrehte. „Hm?", fragte sie leise und öffnete leicht zitternd ihre Augen. „Du bist noch da", stellte sie erfreut, aber erschöpft fest. Ihr Kopf dröhnte und sie hatte das Gefühl alles würde sich drehen. Sie musste sehr fest mit dem Kopf aufgeschlagen sein.
Haru richtete sich auf und versuchte zu lächeln. Doch er sah, dass es ihr nicht gut ging. „Sezuna ... du musst mir vertrauen, ich glaube, du hast eine Gehirnerschütterung durch den Aufprall bekommen. Ich muss Magie einsetzen, um dir zu helfen. Oder du setzte es gegen dich selbst ein, genügend Energie von mir hast du ja", sagte er zu ihr und zog sie in seine Arme, nachdem er sich hingekniet hatte.
Leicht schüttelte sie den Kopf. „Die Magie hast du mit ... weggewischt ... in die Erde geleitet, keine Ahnung. Sie ist weg", murmelte sie und lehnte sich ein wenig an Haru. „Deswegen wächst auch alles."
„Dann lass mich Magie an dir anwenden, sodass deine Kopfschmerzen und deine Schmerzen weg sind. Bitte", bat er sie eindringlich. Immerhin konnte es gefährlich sein.
Sezuna nickte ganz leicht, denn es fiel ihr unglaublich schwer einen klaren Gedanken zu fassen. „Wenn du die Kraft dazu hast."
„Wird schon reichen", murmelte er und legte seine Hand auf ihren Kopf, um ihr die Schmerzen und den Schwindel zu nehmen. Gleichzeitig heilte er ebenfalls die Kopfwunde. Es tat ihm jetzt schon leid, weil Sezuna wieder dadurch so blass aussah, aber es gab keinen anderen Ausweg, um ihr zu helfen.
Besser sie war blass und vielleicht müde, als zu riskieren, dass es etwas Ernstes war. Mit einer Gehirnerschütterung war immerhin nicht zu spaßen.
Erst als er sicher war, dass er sie geheilt hatte, nahm er seine Hand von ihrem Kopf und sah sie müde und traurig an. „Du weißt gar nicht, wie leid es mir tut ...", sagte leise zu ihr.
„Dann schubs mich das nächste Mal nicht weg. Es wäre viel einfacher gewesen, wenn ich bei dir geblieben wäre", murmelte sie und hing erschöpft in seinen Armen. Sie spürte ihre innere Unruhe und sie wappnete sich gegen die Bilder, die sie mit Sicherheit bald wieder heimsuchen würden. Ihr Kopf verkraftete es normalerweise nicht gut, wenn ihre Magie durcheinandergebracht wurde.
„Du hättest es nicht überlebt, wenn ich bei dir geblieben wäre. Und du wolltest nicht loslassen", murrte er und schloss die Augen. Haru zitterte und drückte das Mädchen mehr an sich, um sich zu wärmen. Gerade jetzt, nach so einem Ausbruch hatte er nicht die Kraft, sich selbst zu wärmen. Seine Hand streichelte sanft Sezunas Arm und nach einer Weile blieb dem Jungen nichts anderes übrig, als sich hinzulegen. Gut, dass die Bäume und Büsche sie nun schützten, auch wenn er nicht verstand, wie das so schnell wachsen konnte.
Sezuna hatte etwas dazu angemerkt, doch so richtig verstanden hatte er es auch nicht. „Kannst du mir bitte was zum Trinken geben?", wollte Sezuna leise wissen und klang so schwach wie schon lange nicht mehr.
Blind tastete er nach ihrem Rucksack und suchte mit einer Hand nach der Flache, welche er herauszog. Haru richtete sich noch einmal auf, um ihr die Flasche an die Lippen zu halten, damit sie trinken konnte.
Sezuna hätte im Normalfall gemurrt, weil er sie fütterte, doch sie sagte nichts und trank einfach. Sie war viel zur durstig, um sich zu wehren.
Er gab ihr nur kleine Schlucke und erst als Sezuna das Zeichen gab, dass sie nicht mehr wollte, nahm er die Flasche weg und verstaute sie wieder im Rucksack. „Brauchst du noch etwas?", fragte Haru leise und er sehnte sich nach einem langen Schlaf.
„Nein, danke. Ich würde gern einfach nur schlafen", murmelte sie leise und hoffte, dass sich ihre Magie bald wieder normalisierte.
Ihre Hand fuhr über die Decke, die daraufhin mit einem leichten Wärmezauber belegt wurde. Dann zog sie diese über sich und Haru.
„Bitte nicht ... Du brauchst die Wärme jetzt mehr. Ich komme klar", wehrte sich Haru. Schon allein die Tatsache, dass er keine Kleidung mehr hatte, machte die Situation unangenehm für ihn selbst. „Schlaf einfach", sagte Haru leise zu ihr und legte seinen Arm um sie, damit sie die Decke nicht wieder über ihn legen konnte. Aber er brauchte es nun, sie neben sich zu haben und zu umarmen.
„Sie ist groß genug für uns beide", murrte diese nicht begeistert.
„Shh ...", machte Haru nur. Er wollte nicht diskutieren und hatte auch nicht die Kraft dafür. „Schlaf einfach ...", sagte er schon im Halbschlaf. Sie würde es wohl nicht verstehen, dass es peinlich für ihn war.
„Aber du erkältest dich", grummelte sie, weil sie nicht anders konnte, als sich Sorgen zu machen.
„Von mir aus ...", murrte er und zog sie nun doch über sich, weil ihm einfach kalt war. Egal wie peinlich es auch sein mochte. Und Haru kuschelte sich an Sezuna, sobald er unter der Decke war.
Diese schmiegte sich an seine Brust, seufzte und war dann fast sofort eingeschlafen. Seine Nähe tat ihr so gut.
Das erste mal seit vielen Jahren schlief Haru wieder mit einem Mädchen nah beieinander. Er war so erschöpft, dass er nicht darüber nachdenken konnte und wollte, was geschehen würde, wenn sie wieder aufwachten. Hatten die Leute in der Stadt etwas bemerkt? Und er musste seine Kleidung suchen, denn dort waren all seine Dinge gewesen. Er hoffte, dass er wenigstens noch Teile davon finden konnte. Aber erstmal erholte er sich mit Sezuna von seinem Ausbruch, eng zusammen gekuschelt unter einer Decke. Sie schliefen mehrere Stunden ohne sich zu bewegen und der blonde Junge hatte nicht einmal schlechte Träume.
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