Kapitel 27
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass es schlimmer ist, als das in meinem Kopf", antwortete sie grinsend und verspeiste das letzte Stück Kuchen, bevor sie sich von der Bank erhob. „Schauen wir, was es sonst noch so gibt?"
„Klar, lass uns nachschauen. Wenn wir schon mal hier sind, will ich es alles ausprobieren", lachte Haru. Schon jetzt sah er sich nach weiteren Leckereien um. „Aber wenn du mich schon so fragst, ob ich es dir erklären will, warum erklärst du mir nicht erstmal, was bei dir im Kopf herumspukt", forderte er sie auf. Er konnte sich nicht vorstellen, dass beide an etwas ähnliches dachten.
„Nur, wenn wir unter uns sich", murmelte Sezuna leise und leckte erneut über ihre Finger, weil dort noch immer alles klebte.
„Schau mal da", sagte Haru gerade und zeigte auf eine Stand, an denen etwas zum trinken angeboten wurde. Es sah aus wie Honig und er fragte sich, was es wohl war, denn so etwas hatte er vorher noch nie gesehen.
Außerdem hatte der Stand eine Leckerei, die er nicht kannte, es sah aus wie Honig kandierte Äpfel. Haru fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und fragte Sezuna, ob sie beides probieren wollte.
„Ist das Apfelhonig-Saft?", wollte Sezuna leise wissen, da sie das schon einmal gesehen, aber noch nie probiert hatte. Es sah jedoch sehr lecker aus.
„Keine Ahnung, habe ich noch nie gesehen. Aber es sieht so süß aus, das muss ich haben", sagte Haru gierig und holte bereits Taler aus seiner Tasche.
Nachdem er sowohl für sich, als auch für Sezuna etwas gekauft hatte, zogen sich die beiden wieder ein wenig zurück, um ihr Essen zu genießen.
„Schmeckt es dir?", wollte er wissen, als er in den Apfel biss, der dabei richtig krachte. Das Getränk wollte er danach probieren. „Hast du das Getränk schon einmal probiert?"
„Gesehen, aber damals war es zu teuer", gestand sie und hatte sichtlich Mühe den Apfel zu essen. Er war für ihren Mund viel zu groß und sie bekam ihn nur schwer zu fassen, ohne dass er durch die karamellisierte Schicht wegrutschte.
„Soll ich dir helfen?", fragte Haru, als er ihr Bemühen sah.
„Ich wüsste nicht wie", gab Sezuna von sich, versuchte es aber weiter. Irgendwo musste sie es ja schaffen einen Anfang zu machen, damit sie besser reinbeißen konnte.
„Wenn ich gemein wäre, würde ich ihn dir anbeißen, aber ...", fing er an, und stellte sich so vor Sezuna, dass niemand sehen konnte, wie er Magie anwendete, um den Apfel zu zerteilen. Die Apfelteile fielen auf Sezunas Tuch zurück, welches sie von dem Verkäufer bekommen hatten.
„Oh", machte diese, dann lachte sie. „Da wäre ich gar nicht drauf gekommen", erklärte sie und nahm sich eine der Hälften, um hineinzubeißen. „Danke."
„Kein Problem", lächelte Haru und setzte sich neben sie. Er war bereits mit seinem Apfel fertig, aber nun wollte er das Getränk probieren. Sobald die Flüssigkeit seine Zunge berührte, stöhnte er auf. „Das ist so lecker. Das wäre super zum Mitnehmen", schwärmte er.
Bei seinem Geräusch konnte Sezuna nicht anders, als ihren Blick zu ihm zu drehen und zu schmunzeln. Dass es ihr eine Gänsehaut verschafft hatte, verbarg sie, indem sie ihm einen halben Apfel hinhielt. „Es schmeckt zwar echt gut, aber wenn ich zu viel Süßigkeiten esse, wird mir schlecht."
„Nur her damit. Gut, dass ich die Probleme nicht habe. Danke!", meinte er freudig und aß den Rest des Apfels. „Hmm an sowas könnte ich mich wirklich gewöhnen ... Jeden Tag ...", sagte er mit vollem Mund. Sobald er jedoch wieder trank, konnte er sein Stöhnen nicht verbergen. Wenn etwas zu gut war, konnte sich der Junge mit den grauen Augen oft nicht beherrschen. „Willst du nochmal tanzen? Oder schon nach einer Schlafgelegenheit schauen? Solange die Leute sowieso hier sind, werden wir wohl eher keinen antreffen", stellte er fest.
„Lass mich noch austrinken, dann können wir gern noch einmal tanzen", lachte Sezuna, die sich dazu entschied irgendwie an die Rezepte zu gelangen.
„Gute Idee, gerade jetzt stecke ich voller Energie", lachte Haru. Seine Müdigkeit war wie weggeblasen und es sah so aus, als wäre er ein Hyperaktives Kind. Solange er auf Sezuna wartete, ließ er seinen Blick über das Dorf schweifen. Es schien ein freundliches Dorf zu sein, so ausgelassen, wie die Leute waren. Oder lag es nur an dem Fest? „Wenn ich könnte, würde ich hier bleiben. Das Dorf ist schön, die Menschen scheinen freundlich zu sein und sie wissen, wie man leckere Süßigkeiten herstellt", zählte er auf.
„Aber es ist nicht weit genug weg", bemerkte Sezuna, die das aber in seine, Worten deutlich hören konnte. Sie wusste sehr genau, dass er so weit von seinen Eltern weg wollte, wie nur möglich.
„Stimmt leider. Allerdings werden sie mich früher oder später finden. Nur hoffe ich, dass es sehr viel später ist. Ich will meine Freiheit erst einmal genießen, solange es noch geht. Wenn sie mich finden, werde ich eingesperrt", meinte er nachdenklich. „Trotzdem wäre es schön, hier bleiben zu können."
„Wir näher uns dem Meer. Theoretisch könnten wir auch auf ein Schiff und noch weiter weg", bemerkte Sezuna und strich sich eine Strähne hinter das Ohr. „Ich wollte ja schon immer mal auf die Insel des Königs und in die Hauptstadt."
„Klingt interessant. Was meinst du, wie lange wir dorthin brauchen werden? Auf einem Schiff war ich noch nie, aber das wird wirklich spannend werden. Wenn wir mitgenommen werden", sagte Haru und streckte sich ein wenig.
„Da findet sich sicher eine Möglichkeit mitzufahren", bemerkte Sezuna nachdenklich. „Und bestimmt eine Woche sollten wir einplanen."
„Ich frage mich, was die Zukunft bringen wird, sollten wir in der Hauptstadt jemals ankommen. Ob ich es jemals schaffe, mich zu kontrollieren, oder ob es nur eine Frage der Zeit ist, bis ich selbst am Ende bin ...", murmelte er mehr zu sich selber.
„Mach dir da nicht so viele Gedanken drüber, das wirst du sehen. Ich bin zuversichtlich", meinte Sezuna und lächelte ihn aufmunternd an, bevor sie ihm eine Hand reichte. „Tanzen?"
„Wenigstens einer scheint zuversichtlich zu sein ...", flüsterte er, lächelte dann aber, als Sezuna ihm die Hand hinhielt. „Gerne. Übrigens stellst du dich recht gut dabei an. Viel besser als beim Rumgehopse", bemerkte er und nahm ihre Hand, bevor er sie zur Tanzfläche zog.
„Es ist auch viel einfacher, weil du führst", meinte Sezuna grinsend. „Und einer muss ja zuversichtlich sein."
Haru grinste nur und schon bald waren die Beiden wieder beim Tanzen eingespielt. Er nahm es ihr nicht übel, wenn sie mal daneben trat, sondern lächelte nur. Kein Meister war vom Himmel gefallen. Als er jedoch sah, dass ihr langsam die Puste ausging, zog er sie von der Tanzfläche herunter, die noch immer ziemlich voll war, dabei war es schon spät.
„Ich glaube", begann Sezuna und schnappte ein wenig nach Atem. „wenn man Tanzen als Sport zählen kann, könnte ich mich daran gewöhnen Sport zu machen."
„Tanzen ist Sport", erinnerte er sie lächelnd. „Lass uns unseren Unterschlupf finden. Ich glaube, dir tut eine Pause gut", schlug er vor.
„Ja, aber Paartanz nicht wirklich", murmelte Sezuna und nickte zustimmend. Sie war wirklich müde und das Tanzen hatte zwar Spaß gemacht, doch nun war sie erschöpft.
„Paartanz ist genauso Sport, weil du dich bewegst. Und zwar nicht wie eine langsame Schnecke, sondern wirklich", widersprach er ihr, während sie sich von dem Marktplatz entfernten. „Schau mal, das könnte eine Unterkunft sein, nicht wahr?", fragte er sie und zeigte mit dem Finger in eine Richtung, wo Lichter in einem größeren Haus brannten.
„Unser Sportlehrer hat immer gesagt dass wäre nichts", murmelte Sezuna und folgte dann Harus Deutung. Kurz legte sie den Kopf schief und nickte. „Sieht aus wie ein Gästehaus", stimmte sie zu.
„Klar, weil er es selbst nicht konnte. Wenn du es kannst, siehst du, wie sehr das Sport ist", erwiderte er und freute sich, dass sie eine mögliche Unterkunft gefunden haben.
„Bloß braucht man einen Partner, es ist also nichts, was man einfach so machen kann", bemerkte Sezuna, während sie der Unterkunft näher kamen. „Willst du dich wieder als jemand anderes ausgeben oder irgendwas inszenieren?", wollte sie leise wissen, um vorgewarnt zu sein.
„Als jemand anderen, gleicher Name natürlich, mal schauen wie weit wir gehen müssen, vielleicht reicht es, wenn wir nur zwei Reisende sind. Du solltest dir auch einen Namen überlegen", schlug er vor.
„Yuna", meinte sie und lächelte. „Du solltest vielleicht auch einen nehmen, den man nicht mit dir in Verbindung bringen kann. Der andere ist leider etwas auffällig", meinte sie entschuldigend und hoffte, dass Haru nicht zu böse wurde.
„Wieso? Nur weil Jare Sarahs Bruder war? Du musst eins wissen, es war nicht sein richtiger Name, aber Sarah und ich haben ihn immer so genannt. Nicht einmal seine Eltern wussten den Spitznamen", lächelte er. „Ich bin noch der einzige, der ihn weiß. Und der Nachname ist einfach erfunden", grinste er spitzbübisch.
„Alles, was man Ansatzweise mit dir in Verbindung bringen könnte, könnte uns zum Nachteil gereichen", sagte Sezuna und lächelte schief. „Ich wollte nur, dass du das weißt."
„Ich weiß, was du meinst. So auf die Schnelle fällt mir nur keiner ein, wobei es vielleicht doch besser wäre, jedesmal einen ganz anderen Namen zu nehmen", gestand er und sah sie gleichzeitig fragend an. Vielleicht hatte sie eine Idee?
„Ja, das wäre sinnvoll, wenn wir immer einen anderen nutzen", murmelte Sezuna nachdenklich. „Ich habe auch schon überlegt, ob ich mir die Haare färbe. Einfach, weil die doch sehr auffällig sind", gestand sie und legte den Kopf schief. „Wie wäre es mit Karu? Ist ähnlich aber anders. Nur für kurze Zeit."
„Du hast recht. Es gibt nicht viele, die so eine Haarfarbe haben. Oder Sami? Klingt auf jeden Fall nicht ähnlich", sagte er nachdenklich. Er wollte, dass sie das besprachen, bevor sie in das Gasthaus gingen. Am Anfang hatte er sie wohl überrumpelt, aber es war immer besser, wenn man gut zusammen spielen konnte.
„Sag den, den du magst, ich kann mich anpassen", lächelte Sezuna und nickte ein wenig. Sami war auch ein guter Name.
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