Kapitel 22
„Mann, du bist echt manchmal anstrengend ... Immer musst du diskutieren. Aber gut, versuche mit mir und meine Eigenheiten auszukommen", murrte er widerwillig, weil er nachgeben musste.
„Ich hatte bisher kein Problem damit", gab sie zu und zog sich die Decke ein wenig fester um sich, da es langsam kalt wurde.
„Wenn du meinst", gähnte er und ließ sich wieder auf den Boden runter, um sich in seine Decke einzurollen. Trotzdem konnte er nicht schlafen. Zu viele Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Warum wäre er beinahe wieder explodiert? Es war das erste Mal gewesen, dass seine Quelle bereits nach einem Tag wieder beinahe überlief. War es die Freiheit, die ihm mehr Energie verlieh? Wobei Sezuna ja gemeint hatte, dass es wohl daran lag, dass er total verspannt war. Unrecht hatte sie damit nicht. Durch das ständige Training und die Sorgen konnte er sich nicht entspannen. Aber er würde es nie zugeben wollen, genauso wie Sezunas Berührungen ihm geholfen hatten, von den Schmerzen ein wenig befreit zu werden.
Haru war zu stolz, um Gefühle wieder zuzulassen, denn er hatte gelernt, dass es besser war, ohne zu leben. Wobei er nie verhindern konnte, dass seine Gefühle sofort hochkamen, wenn er an Sarah dachte. Umso verwirrter war er, dass ausgerechnet Sezunas Berührungen ihm geholfen hatte und er sie sogar gebeten hatte, ihm zu helfen.
Er hörte den gleichmäßigen Atem der Rothaarigen, der ihm verriet, dass sie wohl schon wieder eingeschlafen war. Es schien, als würde sie sich kaum Gedanken über derlei Dinge machen und wenn doch, zeigte sie es nicht. Sie war so sorglos, was Haru nicht immer ganz verstand.
Erst nach einiger Zeit fiel er in einen Schlaf, der nicht sehr tief war und bei jedem Geräusch wachte er auf. Jedesmal schien sie zu schlafen und er lächelte, denn sie hatte den Kampf verloren, wer im Bett schlafen würde. Diese kleinen Dinge waren oft nervig, aber sie brachten auch frischen Wind in sein Leben. Das würde er allerdings nie vor ihr zugeben.
Er war bereits vor Sezuna am morgen wach, als es langsam hell wurde und solange sie noch schlief, machte er ihre Fesseln leichter und setzte sich dann an den Tisch, um zu warten, bis sie wieder aufwachte.
Sie drehte sich mit einem leichten Stöhnen im Schlaf zur Seite und rollte sich zusammen, wie eine Katze es getan hätte. Für einige Zeit blieb sie so liegen, bevor sie langsam wieder aus dem Reich der Träume erwachte und sich streckte.
„Guten Morgen", sagte Haru, als er das merkte und sah sie neugierig an. „Gut geschlafen?", wollte er wissen.
Sezuna streckte sich und man konnte es bei ihr ein wenig knacken hören, doch das schien sie nicht zu stören. „Ganz gut, nur ein wenig verspannt", meinte sie und gähnte. „Und mein Fuß ist eingeschlafen", murrte sie und zog diesen ein wenig zu sich heran, um ihn zu bewegen.
„Dann beweg ihn ein wenig. Wir sollten bald los, wenn wir noch Lebensmittel kaufen wollen", erinnerte er sie daran und warf ihr ihre Kleidung auf das Bett. „Vielleicht lösen sich die Verspannungen heute bei einem schönen Spaziergang bei dir." Haru wirkte gut gelaunt, obwohl er den Rest der Nacht nicht so gut geschlafen hatte.
„Kann sein", murmelte sie und blieb auf dem Bett sitzen, während sie sich anzog und dabei immer wieder gähnte. „Wollen wir hier in der Taverne frühstücken?", fragte sie und streckte sich noch einmal, bevor sie vom Bett aufstand und Haru fragend anblickte.
„Keine schlechte Idee. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich Jessi schon so früh am morgen ertrage. Oder das Spiel. Ich glaube, es ist besser, etwas zum Essen mitzunehmen", sagte Haru. Er würde zumindest versuchen, Jessi aus dem Weg zu gehen. Das Verhalten von ihr gefiel ihm nicht und er war auch nicht erpicht darauf, gleich morgens ihr Gesicht zu sehen.
„Dann gehe ich runter und hol uns einfach etwas zu Essen aufs Zimmer", schlug Sezuna vor, denn sie wollte nicht unbedingt unterwegs essen, wenn es nicht sein musste.
„Willst du dich wirklich ihr aussetzen?", wollte er wissen, wobei er fragend die Augenbraue hob. Er mochte es auch lieber, in Ruhe zu essen, aber nicht, wenn jemand wie Jessi da war.
„Ach, ich hoffe einfach, dass sie noch schläft", winkte Sezuna ab und lächelte. „Und ich bin mir sicher, wenn ich ihr sage, dass das Essen für dich ist, macht sie extra was besonders leckeres."
„Mach das bloß nicht", sagte er entsetzt. „Ich will sie nicht auf dem Hals haben, wenn wir runterkommen." Haru stand jedoch auf und seufzte. „Ich lass dich nicht in die Höhle des Löwen gehen", meinte er und öffnete die Tür. „Wenn dann schon zusammen, vielleicht kann ich sie doch noch ein wenig mehr ärgern."
„Mir hätte das wirklich nichts ausgemacht", versicherte Sezuna. „Ich meine so schwer kann es nicht sein, in einer Taverne Essen zu bestellen."
„Das nicht, aber mit jemand wie Jessi ist es nicht sehr angenehm", erwiderte er und ging die Treppen nach unten. „Außerdem mag ich die Art nicht, wie sie dich ansieht. Als würde sie dich umbringen wollen. Und auch schon die Art, wie sie mit dir spricht, bringt mich auf die Palme."
„Sie kann mir nicht viel tun", versicherte Sezuna mit einem Lächeln, doch trotzdem freute sie sich, dass sich Haru so viele Sorgen um sie machte.
„Leute wie sie können alles. Und riskieren will ich es nicht, dass sie dich verletzt", meinte er und öffnete die Türe, hinter der er einen kleinen Speiseraum vermutete. Doch er war leer, aber er sah Jessi, die gerade dabei war, Papiere zu ordnen. Sofort drehte er sich um und sah Sezuna an. „Der Drache ist da, aber kein Essen."
Sezuna ließ sich davon nicht stören, sondern lief mit ruhigem Schritt auf Jessi zu. „Wir suchen den Speiseraum", erklärte sie. „Mein Mann ist am Morgen immer sehr unausgeglichen, wenn er nichts zu essen bekommt", bemerkte Sezuna mit einem leichten Lächeln.
„Das ist nicht mein Problem, wir bieten hier kein Frühstück an. Wenn ihr was wollt, geht die Straße ein Stückchen weiter", fauchte sie das rothaarige Mädchen an. Schon allein der Ton machte Haru sauer. Er kam auf die Frau zu und packte sie hart am Arm. „So sprichst du nicht mit meiner Frau, ist das klar? Ich habe kein Interesse an dir und werde es auch nicht haben. Also hör verdammt nochmal auf, mir schöne Augen zu machen, denn du bist nichts im Vergleich zu ihr", knurrte er sie wütend an, genauso wie er es bei Carolin gemacht hatte und seine Magie umhüllte ihn bereits wieder.
Sezuna trat von hinten auf ihn zu und legte ihm beruhigend eine Hand auf den Rücken. „Denk daran, sie ist nur ein Mensch", flüsterte Sezuna leise, bevor sie schief lächelte. „Eine Taverne, die kein Essen anbietet. Verarschen kann ich mich selbst", sagte sie zu Jessi und blickte sie mit hochgezogener Augenbraue an. „Aber ich denke, wir sind hier nicht erwünscht. Holen wir unsere Sachen und gehen."
Beinahe zuckte Haru bei ihrer Berührung zusammen, doch er war so wütend, dass er es fast nicht fühlen konnte. Er knurrte böse Worte in Jessis Richtung und schnaubte erbost, als er sie losließ. Jessi war blass geworden und wollte was sagen, doch Haru hob seine Hand so schnell, dass sie zurückwich. „Lass uns gehen. Das war das letzte Mal, dass wir hierher kommen. Lass uns noch nach Melinda sehen und dann verschwinden."
„Klingt gut", meinte Sezuna und schenkte Jessi ein Lächeln, das nicht hätte lieblicher sein können und trotzdem sagte: Leg dich nicht mit uns an.
Jessi warf ihr einen bösen Blick zu, aber sie sagte nichts mehr. Haru zog Sezuna mit sich und ging mit ihr nach oben, um die Sachen zu holen. Dabei war er extrems wütend auf die Frau und konnte sich fast nicht beruhigen.
Sezuna tätschelte seinen Arm. „Sie ist es nicht wert", meinte sie ruhig und schulterte ihren Rucksack. „Was auch immer sie in dir gesehen hat, dass sie so auf dich reagiert, ist nichts von Dauer. Wir lassen das Dorf hinter uns und gut ist", bemerkte Sezuna und blickte Haru abwartend an, damit sie endlich gehen konnten.
„Ja aber zuerst einkaufen und dann zu Melinda. Und genau das meinte ich, sie sieht nur die Hülle und nicht das wahre dahinter. Gut, dass ich die los bin", murrte er und überprüfte seine Hosentaschen, ob er alles hatte, bevor sie das Zimmer verließen.
„Natürlich tut sie das. Der erste Eindruck den du machst ist auch sehr anziehend. Ignoriere sie einfach. Mit solchen Leuten wirst du noch weiter konfrontiert werden", bemerkte Sezuna und klang dabei fast schon entschuldigend. „Wollen wir uns aufteilen?"
„Dann wäre es besser, von jeder Frau fern zu bleiben", seufzte er und nickte. „Ich geh zu Melinda und schaue nach ihr, du gehst einkaufen und wartest auf mich, damit ich bezahlen kann", befahl er, nachdem er achtlos den Schlüssel auf den Tresen geworfen hatte, wo Jessi dahinter stand. Er ignorierte sie dabei vollkommen. Doch er warf ihr einen letzten, bitterbösen Blick zu, bevor er Sezuna aus der Taverne schob.
Diese trat hinaus und die Sonne und kniff kurz die Augen zusammen. „Gut. Ich habe eine Pfanne und einen Topf dabei, damit wir unterwegs auch kochen können. Ich würde mich also auf Dinge beschränken, die wir nicht fangen Können. Vorrangig etwas Obst, Gemüse und Fleisch für den Notfall", erklärte sie. „Und wenn du das möchtest kann ich auch Brot backen statt es zu kaufen, dann ist es immer frisch."
„Du sollst nicht die ganze Zeit kochen, sondern die Energie für das Laufen sparen. Aber ich hätte nichts dagegen, etwas ordentliches in den Magen zu bekommen", grinste er verlegen und rieb sich den Bauch, bevor sich ihre Wege trennten und er auf den Weg zu Melinda war.
Sezuna verdrehte ein wenig die Augen, während sie ihm hinterherblickte. Als wäre kochen für sie anstrengend. Außerdem würde er sich sicher über ein gutes Essen freuen und das brachte immerhin auch Kraft.
Nach ungefähr einer halben Stunde kam Haru wieder zurück und sah, dass Sezuna noch nicht ganz fertig war. Melinda ging es bereits besser und sie hatte ihm sogar noch einige Kräuter extra mitgegeben, welche für sie beide waren. Sie war dankbar gewesen, dass Haru und Sezuna ihr geholfen hatten.
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