Kapitel 21
Sezuna hielt inne und blickte ihn mit großen Augen an. „Danke für das Kompliment, auch wenn mir das jetzt nicht gerade zum Vorteil ist", murmelte sie und versuchte sich so bequem wie möglich hinzulegen.
Haru lächelte nur, sagte aber nichts. Er kuschelte sich an sein Kissen und zog die Decke über sich, als er sich auf den Boden gelegt hatte. Erst als der Junge an die Decke starrte und die Arme hinter den Kopf verschränkt hatte, sprach er wieder. „Wann hättest du eigentlich geheiratet, wenn das Unwetter in deinem Dorf nicht passiert wäre? Hättest du dann genau wie die meisten Frauen zu Hause bleiben und die Hausarbeiten erledigen müssen?", wollte er wissen.
Überrascht über diese Frage öffnete Sezuna ihre Augen wieder ein Stückchen. „Ich weiß nicht. Ein Termin für die Hochzeit stand nicht fest. Vielleicht hätte ich das. Vielleicht nicht. Er hat sich nie dazu geäußert."
„Du bist noch so jung, es hätte mich nicht gewundert, wenn ihr bald geheiratet hättet. Schon allein weil seine Familie für dich hätte sorgen können. Oft werden sehr junge Mädchen verheiratet, die noch halbe Kinder sind und überhaupt nicht wissen, was von ihnen erwartet wird", meinte er nachdenklich. Wenn er so darüber nachdachte, wäre er mittlerweile mit Sarah verheiratet. „Versteh mich nicht falsch, aber gerade bei deiner Begabung hoffe ich, dass du eines Tages an einen Mann kommst, der dein Potenzial sieht und dich nicht für die Hausarbeiten verdonnert."
Sezuna lachte leise. „Ich mache Hausarbeit gerne. Ich liebe es zu kochen und zu backen oder den Garten zu pflegen. Wahrscheinlich bin ich nicht gut im Umgang mit Kindern, aber die sind bei mir sowieso nicht so schnell auf der Planung", erklärte sie und gelaunt und beobachtete Haru so gut es ihr von ihrer Position aus möglich war.
„Was schaust du mich so neugierig an?", fragte er sie und sah von unten zu ihr nach oben. „Es wäre schade, deine Begabung zu vergeuden. Du könntest trotzdem die Hausarbeit machen, aber ich denke, dass du eher arbeiten willst."
„Ich weiß nicht, was ich machen möchte", gestand sie und gähnte leise. „Arbeiten, Hausarbeit, den ganzen Tag in der Bibliothek sitzen, die Welt sehen", murmelte sie vor sich hin. „Das sind alles Dinge, die ich gern machen würde."
„Dann wirst du sie auch tun. Lebe dein Leben, so wie es dir gefällt. Und wenn dein zukünftiger Mann nicht das tut, was du willst, erzieh ihn dir", gähnte nun auch Haru und rieb sich die Augen.
Sezuna lachte leise. „So funktioniert eine Beziehung aber nicht. Oder würdest du gern von deiner zukünftigen Frau erzogen werden?", wollte sie leise wissen. „Wir gehen jetzt mal davon aus, dass es diese geben würde", fügte sie hinzu.
„Sarah hatte mich erzogen, wie sie es wollte", gab er verlegen zu. „Ich war schon immer ein Wildfang, aber sie hat mich gezähmt. Nur glaube ich, wird das keine andere Frau schaffen. Wobei ich sagen muss, ich würde mich erziehen lassen, wenn es denn wert wäre", setzte er nachdenklich hinzu.
Sezuna schnaubte ein wenig. „Ich würde nie auf den Gedanken kommen dich erziehen zu wollen", murmelte sie. „Und zähmen und erziehen sind für mich zwei unterschiedliche Dinge."
„Wie kommst du darauf, dass du es tun würdest, Sezuna? Erst einmal müsstest du mich zähmen und dann erziehen. Zumindest so, dass die Beziehung funktionieren würde", gab er zurück und richtete sich ein wenig auf, um sie anzusehen.
„Ich meinte nur. Jemanden wie dich sollte man nicht erziehen", sagte sie schulterzuckend und hatte den Blick wieder von Haru abgewendet. Sie blickte nun wieder an die Decke, auch wenn das durch die Position, wie sie lag, nicht so angenehm war.
„Meinst du? Wie kommst du denn darauf?", fragte er amüsiert. „Nehmen wir mal an, wir wären in einer Beziehung, du wärst bestimmt nicht glücklich mit mir", grinste er schelmisch.
„Wenn dem nicht so wäre, würde ich doch gar nicht erst eine Beziehung mit dir anfangen. Also jetzt, wo ich die Wahl habe", meinte Sezuna nachdenklich.
„Nicht, wenn du gezwungen werden würdest. Ich würde mir es zumindest nicht gefallen lassen. Außerdem ist es leider häufig so, dass Personen sich anders entpuppen, wenn sie in einer Beziehung sind. Und überlege mal: Carolin war nur auf das Aussehen beschränkt. Denkst du, sie wäre jemals glücklich gewesen, wenn ich ihr gezeigt hätte, wie ich wirklich sein kann und es mir nicht gefallen lasse, mich als Aushängeschildchen zu benutzen?", wollte er dann wissen.
„Wäre es dir denn wichtig gewesen, dass sie glücklich ist, wenn ihr gezwungen gewesen wärt zu heiraten?", wollte Sezuna neugierig wissen, denn sie konnte sich das gar nicht vorstellen. „Ich meine, wenn ich mit Kai verheiratet gewesen wäre, wäre dem sicher völlig egal gewesen, ob ich glücklich bin oder nicht, solange er von mir das bekommt, was er will."
„Ja, es wäre mir wichtig gewesen. Aber auch nur bis zu einem bestimmten Punkt. Wenn es nur um Äußerlichkeiten geht, bin ich ziemlich seltsam, denn ich mag es nicht, jemanden zu benutzen, um anzugeben. Aber für mich ist es wichtig, dass der Partner aber auch beide glücklich sind. Wenn es nur einer ist, funktioniert es sowieso nicht. Dafür würde ich mich vielleicht sogar ändern. Aber das wird sowieso nicht passieren", erwiderte er nun und setzte sich wieder so auf, damit er seinen Kopf auf seinen Armen ablegen konnte, wobei er Sezuna anstarrte.
„In einer Beziehung sollten immer beide glücklich sein, das stimmt", murmelte sie und gähnte, bevor sie sich ein wenig bewegte, um sich bequemer hinzulegen, was nicht unbedingt half.
„Versprichst du mir, dich nicht auf den Boden zu legen, wenn ich deine Hände befreie?", fragte Haru sie plötzlich musternd.
Seuna blickte ein wenig auf. „Wenn du mir nur die Hände befreist, kann ich das sowieso nicht", erklärte sie nüchtern, nickte aber auf seine Frage hin.
„Dir traue ich es durchaus zu einen Weg zu finden, dich auf den Boden zu legen", schnaubte Haru, aber er ließ seinen Finger ihre Manschetten berühren, um sie leichter zu machen.
Sezuna seufzte ein wenig und legte sich dann gemütlicher hin. „Liegt daran, dass ich lieber auf den Boden schlafen. Frag mich nicht warum. Ist einfach so", murmelte sie und musste zugeben, dass es so wesentlich angenehmer war.
„Tja, solange du mit mir unterwegs bist, wirst du dich daran gewöhnen müssen, in einem Bett zu schlafen, wenn es die Möglichkeit ergibt", meinte er, wobei er sie noch immer anstarrte. „Warum hast du mich vorhin so neugierig angesehen? Als ich noch unten lag, meine ich?", wollte Haru dann wissen.
Sezuna wandte ihn den Blick zu. „Ich schaue dich doch immer neugierig an", meinte sie und einem schiefen Lächeln. „Und es hat mich gewundert, dass du dieses Thema angesprochen hast, das ist alles."
„Du schaust mich immer neugierig an? Ist mir noch gar nicht aufgefallen ...", murmelte er und lächelte leicht. Tatsächlich fiel es ihm nicht oft auf. „Ich frage mich dann jedoch, warum du das überhaupt tust."
„Ich finde dich interessant", widerholte sie und fragte sich, ob er sich das nicht merken konnte, oder es immer wieder verdrängte. „Und ich komme selten mit Leuten so gut ins Gespräch wie mit dir."
„Das hast du schon mal gesagt", erinnerte er sich. „Trotzdem kann ich nicht verstehen, was interessant an mir ist. Du bist die erste nach Sarah, die das findet. Oh vielleicht liegt es daran, dass wir zu viele unterschiedliche Meinungen haben und deswegen ständig diskutieren müssen", grinste er.
„Das kann sein. Aber ich finde deine Weltanschauung interessant und du schaffst es mich zu überraschen", erklärte sie langsam. „Du bist nicht so voraussehbar, wie die meisten anderen."
„Das nennst du interessant? Die meisten Leute nennen es gefährlich, wenn sie mich nicht voraussehen können. Ist es auch in gewisser Weise, wenn man nicht weiß, wann ich wieder explodiere", sagte er verlegen.
„Das macht es ja so interessant", lachte Sezuna leise. „Zudem bringst du mich in ganz neue Situationen, in denen ich durchaus noch was lernen kann."
„Sei nur vorsichtig, dass dir dann auch nichts passiert", erwiderte Haru, wobei er nicht warnend klang, sondern eher sorgenvoll.
„Ich weiß was ich tue. Bisher habe ich mich doch gut geschlagen oder?", fragte sie und spielte auf die Male an, in denen Haru die Beherrschung verloren hatte.
„Das war noch nicht alles. Sie können sogar noch schlimmer sein ... Und wenn ich dich nicht losgemacht hätte, wärst du wohl bereits nicht mehr hier", meinte Haru nachdenklich und schloss die Augen für einen Moment.
„Nein, das glaube ich nicht. Ich hätte wahrscheinlich höllische Kopfschmerzen, aber ich weiß, was ich tun muss, um mit deiner ausströmenden Macht umzugehen", widersprach sie fast schon energisch.
„Sei dir nicht so sicher Sezuna. Diese Ausbrüche waren nicht alles. Du weißt ja gar nicht, zu was ich wirklich fähig sein kann", sagte Haru nun und sah sie direkt an. „Ich will nicht wieder jemanden verletzen. Auch wenn du nur Magie interessant findest, es ist nicht gut, wenn wir lange die Reise zusammen unternehmen."
„Ich kann mir vorstellen, zu was du im Stande bist, wenn du es willst. Aber unfreiwillig ist deine Magie nicht mehr als unkontrollierte Kraft, auf der sich treiben lässt", antwortete Sezuna, die nicht gewillt war, die Reise mit Haru zu unterbrechen.
Haru schüttelte seufzend den Kopf. „Manchmal bist du echt unmöglich. Du nimmst alles so leicht, was ich auch irgendwie verstehen kann, weil du so viel weißt. Nur ... du verstehst mich nicht, dass ich dich einfach nicht verletzen will, weder gewollt noch ungewollt", meinte er und fuhr sich über seine Haare, bevor er sich streckte.
„Doch ich verstehe dich schon. Mich interessiert es nur nicht", gab sie zu und hoffte ihn so nicht wieder zu verärgern.
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