Kapitel 13

„Ist alles in Ordnung mit dir?", fragte er sie nach einer Weile. Sie war sehr still im Gegensatz zu den letzten Tagen und er wunderte sich darüber sehr.

„Ja, ich muss nur noch ein wenig langsam machen", antwortete sie und setzte ein Lächeln auf, in der Hoffnung, es beruhigte ihn etwas.

Die Umgebung war schön, der Tag warm und der Weg gut begehbar. Es war wie ein angenehmer Spaziergang und sie wollte Haru nicht zu sehr zur Last fallen.

Nachdenklich wiegte er mit seinem Kopf hin und her. „Wenn ich nicht wüsste, wie man heilt, würde ich dir das sogar glauben. Aber ich habe das Gefühl, du sagst dabei nicht ganz die Wahrheit. Es ist doch nicht schlimm, wenn es dir noch nicht so gut geht. Dann machen wir eben langsamer und mehr Pausen", schlug er vor. Seit er frei war, konnte er sich die Zeit so einteilen, wie er es wollte und es auch ändern wie es ging.

„Ich werde mich melden, wenn es mir zu viel wird, okay?", fragte sie, da sie nicht wollte, dass er sich von ihr gezwungen fühlte eine Pause zu machen. Noch hielt sie ein wenig durch. „Und wenn ich nicht ganz falsch liege, müssten wir in der nächsten Stunde in Beld Mare ankommen."

„Wenn du meinst", meinte er schulterzuckend, wobei er seinen Schritt ein wenig verlangsamte, sodass sie einfacher mitkam. Er war froh, wenn sie vielleicht eine Nacht in einem Bett schlafen konnten. Zumindest, wenn sie einen Unterschlupf fanden.

Sezuna schenkte ihm ein Lächeln, als sie merkte, wie er seine Schritte ihren anpasste. Es sorgte dafür, dass sie ein wenig entspannter laufen konnte, auch wenn sie nicht wusste, ob sie die komplette Stunde durchhielt.

„Brauchst du etwas aus dem Dorf?", wollte er wissen und auch zugleich ablenken. Vielleicht kam ihr die Stunde kürzer vor, wenn sie sich unterhielten.

„Nein, ich denke nicht, aber wenn du möchtest, kann ich ein paar Kräuter besorgen", meinte sie mit einem schiefen Lächeln.

„Besorge das, was du für dich brauchst, ok? Wenn das Geld nicht reicht, kann ich auslegen", bot er ihr an. Seine Arme hatte er hinter dem Kopf verschränkt, während er lief. Mittlerweile hatte er sich an die Gewichte gewöhnt und er hatte vor, diese in den nächsten Tagen ein wenig schwerer zu machen, zumindest, wenn Sezuna es nicht sah, denn sie würde bestimmt wieder was zu sagen haben.

„Wie viel Geld hast du denn mitgenommen?", wollte Sezuna vorsichtig wissen. „Ich bin mir sicher, dass es für dich nicht leicht wird, auf dein Geld zuzugreifen, ohne deiner Familie damit zu zeigen, wo du gerade bist."

„Ich brauche kein Geld zum überleben, Sezuna. Ich habe nur das Geld mitgenommen, was ich noch übrig hatte. So viel habe ich mir in der gesamten Schulzeit nicht gekauft, also habe ich etwas angespart. Wenn jemand bezahlt werden will, arbeite ich eben dafür. So große Gedanken mache ich mir nicht darum", grinste er schief. Schon allein deshalb hatte er das Geld mitgenommen, da er auf keinen Fall seinen Eltern die Chance geben wollte, ihn zu finden.

„Verstehe", murmelte sie und lächelte ebenfalls schief. „Ich wollte nur sicher gehen", fügte sie hinzu. Sezuna war es schon immer gewohnt für das, was sie haben wollte zu arbeiten und sie war sich sicher, dass das Geschäft, das Kräuter verkaufte, ihre Hilfe sicherlich nehmen würde.

„Mach dir keine Sorgen um mich. Ich finde schon einen Weg, das zu bekommen, was wir brauchen", beruhigte er sie und grinste breiter. „Ich bin zwar vielleicht nicht sehr schlau, dafür kann ich körperlich anpacken und aushelfen", meinte Haru und zeigte auf seine Muskeln, wobei er sie eigentlich eher aufziehen wollte.

„Du musst nur ein wenig deiner Magie anbieten und du wirst bekommen, was du brauchst. Mit oder ohne Muskeln", gab sie mit einem Lächeln zurück, während sie die Hände hinter dem Rücken verschränkt hielt. „Soweit ich weiß gibt es in Beld Mare nicht sehr viele Magier."

„Umso besser. Es müssen nicht unbedingt mehr Leute wissen, was und wer ich bin. Mir ist es lieber, körperlich zu arbeiten. Wenn ich könnte, würde ich am liebsten all die Magie abgeben, um ein normales Leben zu führen", sagte er und gähnte ausgiebig.

„Machen wir eine Pause? Dann kannst du noch eine Runde schlafen, während ich versuche, uns noch etwas zu essen zu machen?", wollte sie wissen, auch wenn sie noch nicht wusste, wo sie etwas zu essen herbekommen sollte.

Haru schüttelte den Kopf. „Lass uns ins Dorf gehen. Wenn du nicht mehr laufen kannst, helfe ich dir, aber mir ist es wichtiger, heute dort anzukommen. Vielleicht finden wir dort was zu essen und wenigstens ein Bett für die Nacht. Ich hab Rückenschmerzen von den letzten Tagen", gab er zu.

„In Ordnung", stimmte sie zu, auch wenn sie sagen musste, dass das Laufen ihrer schwerer fiel, als angenommen. Dennoch wollte sie ihn nicht wieder belästigen. Er wirkte selbst noch nicht wieder sonderlich fit.

Da Haru das spürte, ging er noch langsamer. Er konnte es sich vorstellen, wie anstrengend es für sie sein musste. Umso weniger verstand er, warum sie gerade dann mitkommen wollte.

Dennoch seufzte er erleichtert auf, als er die Häuser des Dorfes in der Ferne sah.

Zufrieden, weil der Weg nicht so schwierig geworden war, lächelte Sezuna, als sie das Dorf betraten.

Es war ein kleines Dorf mit einfachen Häusern, doch sie hofften, dass sie eine Taverne oder ähnliches finden würden.

Ihnen wurden neugierige Blicke zugeworfen, denn es schien, dass hier nicht sehr viele Leute täglich vorbei kamen. Dennoch konnte Haru keine Ablehnung in den Gesichtern der Dorfbewohner entdecken. Ihm gefielen die einfach gebauten Häuser sehr gut und neugierig sah er sich um. „Weißt du, wo du deine Kräuter kaufen kannst? Ich komme mit, falls du Geld brauchst", bot er dem Mädchen an.

„Ich muss mir erstmal einen Eindruck vom Dorf machen, aber erfahrungsgemäß und von der Wahrscheinlichkeit her, sind diese Gebäude etwas außerhalb der Dorfmitte", erklärte Sezuna langsam, die sogar einen kleinen Gebetstempel im Dorf erkennen konnte.

Haru sah sie verwundert an, nickte jedoch, er musste ihr dabei vertrauen und trottete hinter ihr her. Auch er sah den Gebetstempel und erinnerte sich an den, den es in seiner Nähe gegeben hatte.

Dort, wo er herkam, war das nicht so häufig vertreten, doch hier war es für die Dörfer typisch.

Sie konnten sich keine großen Tempel leisten, in denen sie ihre Götter anbeteten, weshalb die Gebäude recht klein waren und meist auch als eine Art Gemeindehaus genutzt wurden.

Sezuna wanderte ein wenig die Straßen entlang und besah sich alles genau. „Ich glaube dort ist eine Taverne."

Das traf sich gut. „Lass uns dort zuerst hingehen und fragen, ob sie Zimmer für die Nacht haben. Dann kann ich sie reservieren und wir können uns Zeit lassen, wenn du in den Kräuterladen willst", schlug er vor und freute sich darüber, vielleicht ein bequemes Bett für die Nacht zu haben.

Sezuna nickte zustimmend. „Dann kann ich auch gleich fragen, ob es hier einen gibt", meinte sie und begab sich in Richtung der Taverne.

Als sie die Tür erreichten, öffnete Haru diese und ließ Sezuna als erstes eintreten. Die Taverne war ziemlich altmodisch wie es schien, zumindest standen in dem Vorraum nur alte Möbel, aber das hieß noch lange nichts. Die Zimmer konnten umso gemütlicher sein. Eine junge Frau mit hochgesteckten braunen Haaren stand hinter einem Tisch, der aussah, als sei es die Rezeption, wo sie sich anmelden konnten. Mit langen Schritten ging er auf das Mädchen zu. „Hallo, haben Sie noch ein Zimmer für die Nacht frei?", fragte er freundlich, wobei er lächelte. Zuerst schien die junge Frau sprachlos und starrte ihn an, anstatt zu antworten. Musternd sah sie Haru an und bejahte diese Frage, wobei sie schmachtende Blicke dem blonden Jungen zuwarf.

Sobald sie jedoch Sezuna entdeckte, die Haru nachgekommen war und an seiner Seite auftauchte, verfinsterte sich ihr Blick. „Tut mir leid, es ist kein Zimmer mehr frei", zischte sie plötzlich und Haru runzelte die Stirn. „Nein? Gerade eben sagten Sie doch, dass noch ein Zimmer frei wäre", erinnerte er sie daran. Er wusste sofort, was für ein Spiel die Frau spielte. „Könnte ich bitte mit dem Inhaber dieser Taverne sprechen? Ich bin mir sicher, dass dieser sehr gern unser Geld annehmen würde", begann er gerade, als ein älterer, rundlicher Herr ebenfalls erschien. „Gibt es hier ein Problem, Jessi?", wollte er wissen und sie warf einen unfreundlichen Blick auf Haru und Sezuna. Bevor sie jedoch anfangen konnte, zu sprechen, wandte sich Haru an den Mann. „Sind Sie der Inhaber dieser Taverne? Können Sie mir vielleicht sagen, ob Sie noch ein Zimmer für die Nacht für uns frei hätten? Ihre Angestellte scheint wohl ein wenig verwirrt zu sein, denn gerade eben sagte sie noch, es wäre ein Zimmer frei und dann plötzlich nicht mehr", sprach Haru, wobei er unauffällig mit den Talern in seiner Hosentasche klimperte.

Wie er geahnt hatte, sprang der Mann, der sich wirklich als der Inhaber rausstellte, darauf an. „Jessi, was erzählst du für einen Unsinn? Natürlich haben wir für das junge Paar noch eines der schönsten Zimmer frei!", sagte er begeistert und mit viel Schwung. Haru verkniff sich ein spöttisches Grinsen, als der Inhaber hinter dem Tresen verschwand, um ein Buch hervorzuholen. „Unter welchem Namen darf ich Sie eintragen, mein Herr?", fragte er und sah Haru erwartungsvoll an. „Jare Korhonen", sagte Haru lässig und gab dem Mann anschließend einige Taler, nachdem der Name eingetragen war. Haru war froh, dass Sezuna nichts sagte, was seinen Plan durcheinander bringen konnte.

„Jessi, bring die beiden doch in das oberste Zimmer", bat er die junge Frau überschwänglich und klatschte in die Hände. Eigentlich hatte Haru gedacht, dass der finstere Blick von ihr nicht noch dunkler werden konnte, doch Jessi bewies ihm das Gegenteil, als sie mit erhobenen Hauptes vorging, damit Sezuna und er ihr folgten konnten.

Die Rothaarige lief kommentarlos neben Haru her, während sie der Frau folgten. Das war wieder so eine Sache, die Sezuna so gar nicht verstand. Warum hatte Jessi so reagiert? Hatte sie gehofft Haru zu verführen oder vielleicht sogar auszurauben? Beides ergab nur wenig Sinn, da sie Haru nicht kannte und sie ganz normale Gäste in einer Taverne waren.

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