Kapitel 12

„Ich wusste es", murrte er nur widerwillig. „Warum hast du nicht selbst etwas mitgenommen, falls du dich verletzt?", fragte er mit einem seltsamen Ton und zog sie einfach an sich, auch wenn sie vielleicht nicht fror. Aber in den meisten Fällen von Schock oder Unwohlsein half es, in den Arm genommen zu werden, dabei konnte er nicht leugnen, dass ihre Haut weich und warm war und er wusste, dass sie nicht fror.

„Wenn ich mich selbst verarzte, mache ich es nur schlimmer", erklärte sie mit leicht brüchiger und müder Stimme. „Ich hab nur ein paar Kräuter dabei, die als Tee gegen Übelkeit helfen", murmelte sie und schloss die Augen. Sie würde sich ein bisschen Ausruhen und hoffen, dass sie bald wieder auf den Beinen war. „Es tut mir leid, dass ich dich aufhalte."

„Gib mir die Kräuter, ich mache dir den Tee. Und dann ruh dich aus", sagte er und hielt seine Hand hin, damit sie die Kräuter geben konnte. „Wir warten, bis es dir besser geht."

„Danke, aber mir ist nicht übel, das geht schon so", murmelte sie und war einfach zu müde, um sich zu bewegen.

„Du siehst nicht so aus. Eher, als würdest du gleich umkippen. Leg dich einfach hin", schlug er vor und suchte in seiner Hosentasche etwas. Immerhin schien sie wieder trocken zu sein und er zog seine Decke hervor, um sie über Sezuna zu breiten, nachdem er sie hingelegt hatte. Haru zögerte als er das Kissen nahm, als wollte er es ihr nicht geben, doch dann hob er sanft ihren Kopf und legte es darunter, dass sie es bequemer hatte.

Ihre goldenen Augen richteten sich müde auf ihn. „Nicht weggehen, ja?", fragte sie leise.

Haru schüttelte den Kopf. „Nicht, solange du meine Sachen benutzt", grinste er schwach und wandte sich dem Feuer zu. Er schwieg und hing seinen Gedanken nach, während sich das Mädchen ausruhte.

Erst jetzt, da sie seine Versicherung hatte, schien sie sehr schnell in einen recht traumlosen und erschöpften Schlaf abzugleiten.

Nachdenklich warf er einen Blick auf sie, als sie ein gleichmäßiges Atmen von sich gab. Haru fragte sich, warum sie so extrem auf kleine Mengen Magie reagierte, aber scheinbar mühelos seine Magie aufzog und auch benutzte. Er würde nicht schlafen, solange sie schlief. Außerdem brauchte er Zeit zum Nachdenken. Eigentlich hatte Sezuna recht. Er arbeitete in gewisser Weise auf seinen eigenen Tod hin. Früher oder später würde er sowieso sterben, aber für ihn war es wichtig, das selbst entscheiden zu können. Seine Gedanken gingen zu der Nacht, an dem er Sarah umgebracht hatte. Da hatte er sich selbst geschworen, nie wieder den gleichen Fehler zu begehen. Egal was passierte. Das Einzige, was ihm von ihr blieb war das Kissen, das Tattoo und die Erinnerungen an sie.

Es war bereits spät in der Nacht, als Sezuna sich ein wenig bewegte.

Sie drehte sich ein wenig auf die Seite, bevor sie die Augen öffnete und blinzelnd ins Feuer blickte. Da sie Haru nicht sofort sehen konnte, ging sie fast davon aus, dass er weg war, doch dann bemerkte sie und ihn. Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen. „Du bist nicht verschwunden", murmelte sie und setzte sich langsam auf. Sie war nicht mehr so blass, doch ganz gut schien es ihr noch immer nicht zu gehen.

„Hab ich doch gesagt. Obwohl die Versuchung groß war, aber solange du meine Sachen hast, geht es nicht", erwiderte er mit einem leichten Lächeln, als er sich zu ihr umdrehte. „Schlaf weiter. Wenn es dir morgen früh besser geht, gehen wir wieder los. Erhol dich erst einmal", schlug der Junge vor und drehte sich zurück zum Feuer. Die Stille war schön gewesen, nur das Knistern des Feuers und der Wind, der um das Schutzschild wehte. Für ihn war es eine Leichtigkeit, das Schutzschild aufrecht zu erhalten.

„Willst du nicht auch ein wenig schlafen?", wollte sie leise wissen, legte sich aber wieder zurück. Im Moment verspürte sie keine Lust sich seinen Anweisungen zu widersetzen.

„Nein, es ist ok. Ich passe auf dich auf", erwiderte er nur. Obwohl er sehr erschöpft und müde war, würde er sich nicht in die Nähe des Mädchens legen. Nicht, dass das gleiche wie in der Hütte wieder passierte.

Sezuna rieb sich ein wenig die Augen. „Aber du musst dich doch auch ausruhen", murmelte sie und zog die Decke enger um sich.

„Werd ich schon. Schlaf jetzt", kamen die Worte streng aus seinem Mund. Es war wichtiger, dass Sezuna sich wieder besser fühlte. Haru fühlte sich schlecht, weil er sie mit Magie geheilt hatte. Wenn er wenigstens ein paar Grunddinge mitgenommen hätte ... Aber er war ja nicht davon ausgegangen, dass sie ihm wirklich folgen würde. Wenigstens war es sicher, dass sie keine Schäden von den Keimen zurückbehalten würde.

Allerdings wusste er nicht, ob Magie ihr generell Schaden zufügte, oder ob sie sich davon wieder erholen würde. Vielleicht hatte er ihr sogar mit der Heilung mehr geschadet, als geholfen.

Haru hoffte, dass er nicht wieder Magie bei ihr anwenden musste, denn es hatte ihm gereicht, als Leila es bei ihr getan hatte. Was auch immer passierte, er musste aufpassen, dass sie sich nicht verletzte und er somit keine Magie bei ihr anwenden musste.

Der Junge warf ihr nochmal einen Blick über die Schulter zu, um zu sehen, ob sie sich wirklich hingelegt hatte.

Es schien, als hätte sie auf ihn gehört, denn sie hatte die Augen wieder geschlossen und ihr Atem ging ruhig.

Wie er ihr versprochen hatte, hielt er Wache, bis sie wieder aufwachte. Mittlerweile hatte der Wind ein wenig nachgelassen und er hatte sich wieder angezogen, da seine Kleidung, aber auch Sezunas trocken war. Noch war es Nacht, aber er war sich sicher, dass es bald morgen sein würde.

Während er Wache hielt, ließ er das Feuer weiter brennen, denn Sezuna trug noch immer nur ihre Unterwäsche und hatte lediglich die Decke, die sie ohne Feuer wärmen würde.

Durch den anstrengenden Tag war er wirklich sehr müde und er nickte sogar ab und zu vor dem Feuer ein, doch sein Schlaf war sehr leicht. Dabei fragte er sich, wie lange sie wohl brauchen würde, um sich von seiner Magie zu erholen. Er war versucht, sie aufzuwecken, weil er weiter wollte. Das Herumsitzen machte ihn müde, aber er wollte ihr auch Zeit geben, sich von ihm zu erholen.

Irgendwann gegen Morgen bewegte sich das rothaarige Mädchen und Haru drehte sich zu ihr um.

Sie erhob sich, rieb ihre Augen und gähnte einmal. „Wie lange habe ich geschlafen?", murmelte sie, weil sie bemerkt hatte, dass es bereits langsam hell wurde.

„Neun Stunden", antwortete er und warf ihr die Kleidung zu, damit sie sich anziehen konnte. Danach zog er ihr die Decke und das Kissen weg. Beides ließ er verkleinern, wobei er das Kissen einmal fest an sich drückte, bevor er es verstaute. „Lass uns was essen und dann losgehen."

„So lange?", fragte sie und klang dabei fast entsetzt. Gleichzeitig zog sie sich aber an und überreichte Haru drei Sandwiches und eine Packung Kekse, bevor sie sich selbst eines nahm und viel hastiger aß, als es Haru je bei ihr gesehen hatte.

Dankbar nahm Haru das Essen an und wunderte sich, warum sie so schnell aß. „Immer mit der Ruhe. Dir ging es nicht gut und du hast den Schlaf gebraucht."

„Es tut mir leid, dass du so lange warten musstest", entschuldigte sie sich, bevor sie sich noch ein Sandwich nahm und hungrig verputzte.

„Kein Problem. Ich hatte Zeit mich zu erholen. Du musst dich nicht für das entschuldigen, wenn ich Magie bei dir eingesetzt habe", erwiderte er nur und zuckte die Schultern.

Sezuna lächelte schief. „Es ist trotzdem meine Schuld, dass du so lange warten musstest", beharrte sie und rieb sich dann einmal zufrieden über ihren Bauch, bevor sie sich eine der Wasserflaschen nahm und einen großen Schluck daraus trank.

„Ich hätte auch so gemein sein und dich allein zurücklassen können", zog er sie auf. „Aber ich brauchte meine Zeit, damit ich mich erholen konnte. Also ist alles in Ordnung." Haru zog sich seinen Pullover an und löschte das magische Feuer, bevor er das Schutzschild auflöste.

Sezuna erzitterte kurz, als der kühle Wind ihr wieder um den Körper fuhr und die Wärme des Schildes kombiniert mit dem Feuer nachließ. Sie zog aus ihren Rucksack einen Mantel hervor und zog diesen über, bevor sie ihren Rucksack wieder aufsetzte und zu Haru blickte.

Der Junge machte eine Kopfbewegung, wobei er sie fragend ansah. Er wollte wissen, in welche Richtung sie gehen mussten. Alles war getrocknet, sodass sie beim nächsten Mal einsatzbereit waren. Haru steckte seine Hände in die Hosentaschen und wartete auf Sezunas Vorschlag.

Diese blickte sich um, als würde sie erst einmal die Umgebung in Augenschein nehmen.

Haru hatte keine Ahnung, was dabei in ihrem Kopf vor sich ging und würde ihr wahrscheinlich auch nicht folgen können.

Schließlich deutete sie in eine Richtung, bevor sie sich kurz und scheinbar absichtlich unauffällig über die Nasenwurzel fuhr, um die aufkommenden Kopfschmerzen zu verdrängen.

Sobald sie die Richtung vorgegeben hatte, setzte er sich in Bewegung. Dabei achtete er darauf, dass sie ihm folgen konnte. Wenigstens war der Weg gut begehbar, sodass sie wohl nicht zu viel Schwierigkeiten haben sollte. Für ihn selbst war das ein Spaziergang und er pfiff sogar gut gelaunt, wobei er sich in der Natur umsah und sie gierig in sich aufsog.

Sezuna folgte ihm, blieb dabei aber sehr still, während sie versuchte, starr auf den Weg geradeaus zu blicken, um nicht zu viel um sich herum wahrzunehmen. Dennoch sammelte sie Eindrücke ihrer Umgebung, die ihr Gehirn begann zu verarbeiten.

Harus Magie, die sie aufgenommen hatte, war zu einem Großteil verbraucht. Diese hatte ihr dabei geholfen ihren Körper so schnell wiederherzustellen, sonst wäre sie noch nicht wieder auf den Beinen.

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