Kapitel 72
„Du warst auch nicht erschöpft genug, mich zu verführen. Dir traue ich alles zu, solange ich wehrlos im Tiefschlaf bin", meinte er und leerte seinen zweiten Teller, bevor er aufstand, um sich noch mehr zu holen. Auch er hatte Wein, wobei er jetzt schon merkte, dass er ihm nicht gut tat nach all dem Stress. Zwar schmeckte er sehr gut, aber wenn er mehr trinken würde, war die Wahrscheinlichkeit, dass er vollkommen betrunken war, sehr hoch.
Sezunas Blick folgte Haru, wie dieser sich einen weiteren Teller volllud und sie musste schmunzeln. So kannte sie ihn und so liebte sie ihn.
Bei diesem Gedanken wurde sie plötzlich rot.
Wie er es geschafft hatte, den Teller noch mehr zu beladen als davor, war ein Rätsel. Vor allem, weil er diesen ohne etwas zu verlieren zurück zu Sezuna balancierte. „Was bist du so rot? Mal wieder einen unanständigen Gedanken gehabt? Oder liegt es am Wein?", fragte er sie musternd. Man merkte, das Haru müde war, denn er war nicht so schwungvoll wie sonst.
„Es liegt am Wein", log Sezuna mit einem schiefen Lächeln und Akira bot den beiden an, ihnen Wasser zu bringen, was die Blonde durchaus begrüßte.
„Ich tippe eher auf das erste", stellte Haru nach einem weiteren Blick fest. „Deine Augen glänzen, du hast eine leichte Gänsehaut und du verträgst viel mehr als das."
„Den Gedanken verrate ich dir heute Abend", meinte sie leise und tätschelte seinen Arm.
Warnend hob er seinen Finger. „Welchen Teil von ich brauche meine Ruhe und Schlaf hast du nicht verstanden?", fragte er sie mit einem Seitenblick.
„Keine Angst, es ist nichts in diese Richtung", versicherte sie. „Du wirst danach ruhig schlafen können", prophezeite sie gut gelaunt.
„Wenn du das schon so sagst, hast du auf jeden Fall etwas geplant", bemerkte Haru mit vollem Mund. Er war definitiv nicht abgeneigt, das zu wiederholen, was sie vor wenigen Stunden getan hatten, aber wahrscheinlich würde er dabei einschlafen, auch wenn er sich gegen die Müdigkeit wehrte. Trotzdem war er neugierig, was sie meinte.
„Ich möchte dich nur ein wenig massieren, dir eine Geschichte erzählen und dir beim Entspannen helfen", erklärte die Blonde und grinste. Eigentlich hatte sie nicht vor ihn vom Schlafen abzuhalten, doch ihn zu necken gefiel ihr so gut.
„Akira, du hast doch nichts dagegen, wenn ich sie bei dir über Nacht einquartiere, oder? Das klingt jetzt schon anstrengend", sagte er kläglich. Wenn sie wieder so eine Geschichte erzählte, war er sich sicher, dass er nicht schlafen konnte.
Akira lachte. „Ich denke, sie ist bei dir besser aufgehoben", sagte er ruhig, aber bestimmend.
„Selbst du bist gegen mich. Ich weiß, dass du und Marc ihr geholfen habt", sagte Haru anklagend, doch ein Grinsen konnte er nicht verstecken. „Wann habt ihr euch zusammen geschlossen?", wollte Haru wissen, nachdem er einen Schluck Wein genommen hatte.
„Während der Reise", grinste Marc gut gelaunt und Sezuna musste leise kichern.
„Und wer vereint sich mit mir gegen euch?", fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen und verschluckte sich beinahe. „Ich steh allein gegen euch da." Haru fragte sich, wann auf der Reise sie so viel Zeit miteinander verbracht hatten konnten.
Sezuna lehnte sich ein wenig an Haru und streichelte ihn sanft. „Ich bin für dich da", sagte sie sanft und küsste ihn auf die Wange.
„Ausgerechnet du, die sich mit ihnen verbündet? Du kannst nur auf einer Seite sein. Beide Seiten gelten nicht, sonst könntest du ständig hin und herwechseln, um das zu bekommen was du willst", erwiderte er und leerte seinen dritten Teller. Wobei sie das sowieso tun würde.
Sezuna küsste ihm noch einmal auf die Wange. „Aber das macht so doch viel mehr Spaß", lachte sie.
„Dir schon, mir nicht", sagte er, gab ihr einen kurzen Kuss und stand auf, um sich noch einmal zu holen. Um sie herum wurde getanzt und gelacht, gefeiert und getrunken. Etwas, was Haru auch gern tun würde.
„Wenn ich nur halbwegs so viel essen könnte wie Haru ... könnte ich wenigstens einmal alle Speisen probieren", seufzte Marc, als er das sah.
Sezuna lachte. „Willst du tanzen?", fragte Sezuna leise an Haru gerichtet und bewegte ihr Bein im Takt der Musik.
„Wenn ich gegessen habe", antwortete er ihr, als er wieder mit einem Teller zurück kam. So müde er war, die Gelegenheit wollte er sich nicht entgehen lassen. Zumindest einen Tanz konnten sie machen.
Zufrieden damit leerte auch Sezuna ihren Teller und wartete geduldig darauf, dass Haru sein Essen beendete.
Haru spürte die Unruhe, die Sezuna ausstrahlte, denn sie wippte die ganze Zeit mit dem Fuß und obwohl sie geduldig aussah, schien sie es eilig zu haben. Seufzend schob er den vierten Teller von sich und trank den Rest des Weines aus. „Wir können", sagte er schließlich. Er hatte zwar noch Hunger, aber das konnte er verschieben, bis er geschlafen hatte. Haru stand auf und hielt ihr seine Hand hin, um sie aufzufordern.
Sezuna sprach erfreut auf und griff danach. „Aber denk daran, ich bin nicht gut", sagte sie mit einem schiefen Lächeln.
„Hast du letztes Mal auch gesagt, aber du warst ziemlich gut", erwiderte er und zog sie mit sich zwischen die tanzenden Menschen. Selbst die Kinder waren noch um diese Uhrzeit wach, obwohl sie wohl schon lange im Bett sein mussten. Aber es war für alle aufregend, gleich so viele neue Menschen kennenzulernen. Da wurde schon beide Augen für die kleinen zugedrückt.
Haru fing mit den Schritten an, um sie zu führen und er konnte ein glückliches Lächeln auf ihren Lippen sehen.
Sie ließ sich von Haru führen und genoss es der Musik zu lauschen. Es fühlte sich sehr gut an und sie war wirklich glücklich über den Moment.
Er hielt auch einige Tänze durch, aber dann fühlte er sie Schwere in seinem Körper und sah sie entschuldigend an. „Ich muss aufhören, tut mir leid." Sie würde wahrscheinlich enttäuscht sein, aber er konnte einfach nicht mehr.
„Das ist in Ordnung", strahlte sie noch immer gefangen von dem Tanz, aber auch glücklich, dass er mit getanzt hatte. „Willst du dich hinlegen?"
Er nickte langsam. Schon jetzt fühlte Haru, wie sein Körper runterfuhr. Damit hatte er gerechnet, doch er hatte gehofft, ein kleines bisschen länger durchzuhalten. Er gab Akira, Eric und Marc Bescheid und ließ sich von Sezuna zurück zum Gasthaus führen. Seltsamerweise war er nicht mehr wirklich Herr über seinen eigenen Körper.
Die Blonde hielt ihn und führte Haru in das Gasthaus und hoch ins Zimmer, wo sie ihn schließlich ins Bett setzte. „Jetzt kannst du dich ausruhen."
„Danke ..." flüsterte er und legte sich ins Bett. Haru war zu faul und hatte keine Lust mehr, sich umzuziehen, deshalb änderte er seine Kleidung mithilfe von Magie. Sobald sein Kopf das Kissen berührte, seufzte er zufrieden auf.
„Schlaf ein wenig", flüsterte sie und drückte ihm einen Nachtkuss auf die Wange. „Träum von mir."
„Bring mir keine dummen Gedanken ...", murmelte er. Eigentlich hatte er sie fragen wollen, ob sie für diese seltsamen Waffen zusammen ein wenig nachlesen wollten, aber nun, da er endlich im Bett lag, fiel er innerhalb weniger Sekunden in den Schlaf, dabei wollte er noch, dass sie zu ihm in den Arm kam, aber sein Körper war steif und gehorchte nicht mehr.
Sezuna legte ihre Kleidung ab und ließ sie auf den Boden fallen, bevor sie die Decke nahm und sie zurückschlug, damit sie sich zu Haru legen und sie beide dann zudecken konnte. „Ich liebe dich", flüsterte sie leise und schmiegte sich dann an seine Brust.
Das hörte er schon gar nicht mehr, sonst hätte er das Gleiche zu ihr gesagt. Haru schlief tief und fest ohne aufzuwachen oder zu träumen. Das war ihm aber willkommen, endlich einmal Dunkelheit zu spüren, der ihn entspannen ließ.
Auch Sezuna entspannte sich nach und nach und schlief schließlich ein.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top