Kapitel 7
„Wir auch", sagte Haru mürrisch, wobei er Akira nicht ansah. „Wir wollen die Welt erkunden, bevor meine Schwester und ich uns niederlassen."
„Verstehe", murmelte Akira und lächelte leicht, auch wenn man noch immer die Trauer in seinen Augen sah.
Haru setzte sich in die Nähe des Ofens und sah nach dem Schweinebraten, den er wieder umdrehte. Er hatte keine Lust, mit dem Mann zu reden. Sollte doch Sezuna mit ihm fertig werden, wenn sie schon immer das Gute in jedem sah.
Akira wandte sich an Sezuna und sah sie fragend an, denn er verstand Harus Problem nicht.
Die Blonde lächelte schief, dann sie verstand es auch nicht wirklich. „Wir würden dich mit ins nächste Dorf nehmen, sobald wir beide wieder laufen können", erklärte Sezuna leise und schielte immer wieder zu Haru. Es machte ihr Sorgen, dass er so reagierte.
„Seid Ihr auch verletzt worden?", fragte Akira sie und musterte sie aufmerksam. „Woher seid Ihr eigentlich gekommen? Wir haben Euch nicht überholt, daran würde ich mich erinnern", sagte er.
„Ihr seid vor uns losgelaufen", erklärte Sezuna mit einem schiefen Lächeln. „Wir waren eine Nacht länger in dem Gasthaus."
„Stimmt, dennoch haben wir einen Umweg gehabt, weil wir uns das Moor zuerst ansehen wollten, doch die Pferde hatten sich geweigert, weiterzugehen, sonst wären wir längst im Dorf", erklärte Akira ihr. Währendessen saß Haru mit dem Rücken zu den Beiden und versuchte, sich unter Kontrolle zu halten. Noch nie hatte er sich eifersüchtig gefühlt, weil Sarah die Einzige für ihn gewesen war und er gewusst hatte, dass sie ihm treu bleiben würde. Dennoch ... bei Sezuna war er sich nicht sicher, denn immerhin waren sie nicht zusammen und er war sich sicher, dass sie eines Tages den Richtigen finden würde. Auch wenn es Akira war. Aber diese Gedanken machten ihn eifersüchtig und das ärgerte ihn, denn Sezuna war frei und konnte tun, was sie wollte.
„Das Moor war sehr interessant, aber ich kann verstehen, dass sich die Pferde geweigert haben", bemerkte Sezuna, die jedoch nicht so recht auf Akira achtete, sondern immer wieder zu Haru schielte.
„Warum? Seid Ihr etwa dort drinnen gewesen?", fragte er interessiert und versuchte, seine Verbände zu lösen, weil er wissen wollte, ob er wirklich keine Verletzungen hatte oder doch. Für ihn war das alles höchst merkwürdig.
„Lass die Verbände dran", meinte Sezuna zuerst sanft, doch sie würde deutlicher werden, wenn er es weiter versuchte.
„Also hatte ich doch Verletzungen?", fragte er sie mit einem seltsamen Blick.
„Ja natürlich. Niemand sagt, dass du unverletzt gewesen bist. Du hast noch immer Verletzungen, aber meine Kräutermischung betäubt deine Schmerzen", erklärte sie langsam.
„Seid ihr eine Heilerin, die sich mit Kräuter gut auskennt?", fragte Akira nun interessiert. „Wir hatten Interesse daran, jemanden mit auf die Reise zu nehmen, weil keiner von uns mit den Kräutern umgehen kann."
„Ich kenne mich mit Kräutern aus", bestätigte Sezuna nickend, ging aber nicht auf die Sache mit der Heilerin ein. „Meine Mutter war eine Heilerin", fügte sie dann hinzu, auch wenn es nicht ganz stimmte. Sie war eine Kräuterfrau gewesen, nicht mehr.
„Das ist interessant", meinte er. „Vielleicht ist es besser, wenn ich gehe. Es scheint, Ihr Bruder ist nicht einverstanden, dass ich hier bin", sagte Akira dann und wollte aufstehen.
Haru hatte sich seit längerem nicht mehr geäußert und würde es auch weiterhin nicht tun. Dass er es hier mit den Leuten vom König zu tun hatte, ließ ihn lieber schweigen, bevor er sich verriet.
Sezuna schielte zu Haru und musste zugeben, dass Akira recht hatte. Was war nur mit Haru los?
„Ich danke für Eure Hilfe und schulde Euch etwas", sagte Akira und stand langsam auf. „Ihr solltet Euch ausruhen, anstatt zu gehen. Im Dorf ist es noch genug Zeit uns zu trennen", murrte Haru plötzlich vom Ofen her.
„Da hat er recht", meinte Sezuna. „Außerdem ist es gefährlich hier allein durch die Gegend zu laufen", fügte sie hinzu.
„Wenn die Leute Euch einmal angegriffen haben, werden sie es wieder tun", murrte Haru, ohne sich umzudrehen. Man konnte spüren, dass er nicht einverstanden war, wenn Akira blieb, aber als Heiler war es unverantwortlich, einen Verletzten gehen zu lassen.
Akira sah ihn verwundert an, dann ging sein Blick zu Sezuna. „Wahrscheinlich ist es nicht nur hier gefährlich. Vom Dorf aus zum Meer ist es noch ein Stück und da meine Mitreisenden alle gestorben sind, werde ich auch da alleine reisen müssen", erinnerte Akira sie.
„Du kannst im Dorf nach neuen Leuten suche", schlug Sezuna vor, auch wenn sie nicht daran glaubte. „Jetzt erst einmal solltest du dich hinlegen und ausruhen. Hast du Hunger?"
Akira nickte. „Danke Yuna, Ihr seid sehr nett und hilfsbereit", bedankte er sich bei ihr. Haru schnaubte nur verächtlich und verschränkte die Arme, während er weiterhin das halbe Schwein ansah, welches er ab und zu umdrehte.
„Ich kümmere mich nur um jemanden, der Hilfe braucht", winkte Sezuna ab und holte die Brötchen hervor, die sie Akira reichte, während sie das Schwein kurz inspizierte. Dabei trat sie neben Haru und fuhr ihm beruhigend durch die Haare.
Allein schon ihre Geste beruhigte Haru ein wenig und er lächelte leicht, nachdem er zu ihr nach oben sah. Das Lächeln war nicht nur entschuldigend, weil er so eifersüchtig war, sondern auch, weil er nicht mehr mit ihr beleidigt war wegen der Diskussion davor.
Er hatte einsehen müssen, dass Akira vielleicht wirklich kein schlechter Mensch war, auch wenn er es ungern zugab.
„Möchtest du auch etwas essen, dann schneide ich das Schwein an", bot sie ihm an und streichelte weiter über seinen Kopf.
„Mhm", antwortete Haru ihr und rutschte ein wenig zur Seite, damit sie Platz hatte. Fast schon dankbar sah er sie nun an und lächelte. „Meinst du, ich soll mich mit ihm arrangieren ...?", fragte er sie ganz leise.
„Vorläufig. Ich könnte es nicht mit mir vereinbaren, wenn wir ihn zurücklassen", murmelte sie und bat Haru dann darum das Schwein anzuschneiden. Da sie keine Magie nutzen konnte, wollte sie sich nicht versehentlich mit einem Messer schneiden.
„Wehe du lässt dich mit ihm ein", grummelte er warnend und gab damit einen Teil seiner Eifersucht unbewusst zu, während er ein Messer hervorholte und aufstand, um das Schwein anzuschneiden.
Als wäre nichts gewesen, brachte er Akira ein Stück, nachdem er mehrere Scheiben abgeschnitten hatte.
Sezuna, die noch immer über Harus Kommentar nachdachte, nahm sich auch ein Stückchen und begann darauf herumzuknabbern. War Haru etwa eifersüchtig oder hatte er Angst, dass Akira kein guter Umgang für sie war?
Wahrscheinlich beides, denn Haru konnte nicht gut seine Gefühle verbergen und auch richtig zeigen. „Ich hoffe, der Braten schmeckt Euch. Meine Schwester hat ihn ausgezeichnet zubereitet", sagte Haru so freundlich er konnte, wobei er nicht verhindern konnte, mit den Zähnen zu knirschen.
Akira sah ihn erstaunt an und fragte die beiden, ob sie den Ofen extra dafür gebaut hatten. Interessiert versuchte er, einen besseren Blick auf ihn zu werfen.
„Der Ofen war für die Brötchen", erklärte Sezuna mit einem Lächeln. „Und für die Kuchen. Das Schwein ist nur über dem Feuer gebraten", erklärte sie gut gelaunt und holte eine Schüssel hervor, in der sie vorhin schon den Teig für den Kuchen gemacht hatte. Sie wollte noch ein paar gefüllte Brötchen machen, die sie über den Tag essen konnten.
„Dann müsst Ihr ja handwerklich gut begabt sein, oder?", fragte Akira und biss in ein Brötchen. Es schien ihm zu schmecken, denn er lächelte dabei.
„Ich nicht, aber mein Bruder", erklärte Sezuna stolz, da sie fand, dass Haru wirklich handwerklich sehr begabt war.
„Habt Ihr das beruflich gelernt?", fragte Akira und Haru zuckte mit den Schultern. Er hatte es nicht als Beruf gelernt, sondern sich selbst beigebracht, aber das musste der Mann mit den schwarzen Haaren nicht wissen.
Außerdem war mit Magie sehr viel mehr möglich, als ohne. Doch davon wollten sie ihm noch nichts erzählen.
„Wir haben auf unserer Reise schon viel gesehen", wich auch Sezuna dem Thema aus.
Akira nickte verständlich. Auf einer Reise konnte man sehr viel lernen, das hatten er und seine Mitreisende bereits erfahren. „Yuna, willst du noch ein Stück?", fragte er Sezuna und sah sie fragend an. Haru fragte den Mann gar nicht erst, sondern er würde ihm einfach ein Stück geben.
„Ja, bitte", meinte Sezuna und wartete darauf, dass Haru ihm noch ein Stück Schwein abschnitt.
Das tat er auch und gab ihr ein weiteres Stück, was sie dem Mann geben sollte. „Solange der da ist, können wir unsere Vorräte nicht kleiner machen und einpacken", flüsterte er ihr zu.
Sezuna seufzte leise. „Ach ja, stimmt ja", murmelte sie und biss in das Fleisch.
„Wir müssen alles essen, sonst fällt es auf", murmelte er. Haru hatte keine Probleme mit dem Essen, aber genau wie in dem Gasthaus fühlte er sich nicht wohl, so viel vor jemanden zu essen. „Oder was sollen wir machen?"
„Einfach einpacken und wenn er fragt, ignorieren. Oder ihn weglocken", murmelte Sezuna leise und schien zu überlegen. „Oder wenn er schläft", fügte sie hinzu.
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