Kapitel 62

Als die Menschen das Loch in der Wand sahen, weinten einige von ihnen und nachdem er das Loch vergrößert hatte, sodass alle durchpassen konnten, dauerte es eine Weile, bis wirklich alle draußen waren.

Erleichterung machte sich in ihnen breit und das, obwohl sie noch immer in der Wüste waren. Trotzdem war es freier und nicht mehr so beklemmend, wie unter der Erde.

Auch Akira seufzte erleichtert und streckte sich, als würde er die Sonne willkommen heißen. „Was für ein Abenteuer", seufzte er.

„Du hast Recht", stimmte Marc ihm zu. Die zwei waren anscheinend gute Freunde geworden, denn sie unterhielten sich viel und lachten auch. Es sah so aus, als würde so ein Umgang Akira wirklich gut tun. Einfach ein Freund zu sein, ohne dass man wusste, wer er war.

„Soll ich dich nun wieder tragen?", fragte Haru Sezuna, nachdem er die Zauber von den Karren gelöst hatte.

Die Blonde nickte. „Auch wenn ich schon wieder ein wenig laufen kann, ich will es nicht übertreiben", erklärte sie und klang erschöpft. Sie spürte, dass sie ihren Körper forderte, doch sie wusste noch nicht, ob das gut war.

Haru bat sie, auf seinen Rücken zu steigen, denn das war über längere Strecken angenehmer für ihn. „Gib das Kommando, damit wir losgehen können. Hoffentlich passiert jetzt nichts mehr", hoffte der Junge, als Sezuna auf seinem Rücken war und er ihre Beine nachgriff, damit er sie besser halten konnte.

Die Blonde sah sich um und brauchte ein wenig, um sich zu orientieren.

Dadurch, dass sie sehr lange den Kontakt mit dem Himmel verloren hatten, war es nicht ganz so einfach zu sagen, wie spät es war und in welche Richtung sie laufen mussten, doch schließlich fand sie den Weg und gab das Kommando.

Es dauerte nicht lange, da war es allen wieder zu heiß. Auch Haru, dem deutlich die Schweißtropfen herunterrollten. Die Leute hatten wieder ihren Kopfschutz auf, allerdings dieses Mal mit einem Zauber des blonden Magiers, damit es darunter angenehm kühl war.

Sie waren sehr dankbar dafür und legte nun eine gute Strecke zurück. Sogar mit recht viel Elan, wie Sezuna fand.

Erst zum Abend hin, als es dunkler wurden wollten die Leute einen Schlafplatz finden. „Wo meinst du, ist eine gute Gelegenheit?", fragte er Sezuna und drehte sich zu Marc um, der ihnen die Bitte vorgebracht hatte.

„Leider gar nicht, würde ich sagen", meinte Sezuna nachdenklich, die nur Wüste sah. Man konnte auch nicht immer Glück haben. „Wir müssen wohl unter freiem Himmel schlafen."

„Aber was wird uns dann einen Schutz darstellen?", fragte Marc sie. „Die eine Nacht hatten wir ja die Ruine als Schutz ..."

Sezuna blickte zu Haru hoch. „Kannst du irgendwas provisorisches? Es muss ja nur eine Nacht halten."

„Nichts einfacher als das", meinte Haru und sah sich für einen Moment um, bevor er Sezuna hinunterließ. Stück für Stück errichtete er eine Mauer aus Sand, die zuerst nur drei Seiten schützte. „Sobald alle dort sind, errichte ich die letzte, dann sind wir von allein Seiten geschützt", meinte er, während er die Stabilität der Wände verbesserte.

Sichtlich erleichtert, begaben sich die Dorfbewohner in die Mauer, wurden jedoch ein wenig unruhig, als die letzte Wand zuging. Es erinnerte sie zu sehr an die Ruinen.

Dennoch war sie deutlich größer und niemand konnte sie sehen, was ein großer Vorteil war. Sobald sich die Leute niederließen, zog sich Haru in eine Ecke zurück und lehnte sich gegen die warme Mauer, denn der Sand war noch immer sehr warm von der Hitze. Er beobachtete die Dorfbewohner, wie sie Essen vorbereiteten und sich ihre Schlafplätze bereits legten. Haru hatte ihnen ein magisches Feuer gemacht, sodass sich keiner darum kümmern musste. Der Junge hatte ein wenig Sand vom Boden in die Hand genommen und ließ sie gedankenverloren durch seine Finger rieseln.

Sezuna indes betrachtete den Boden neugierig und wenig später hatte sie einen klein Skorpion am Schwanz gepackt, den sie zu Haru brachte. „Brauchst du den?", fragte sie, weil sie hoffte ihn durch ein kleines Projekt ein wenig abzulenken. Außerdem wollte sie noch ihr Armband.

Sofort wurden die Erinnerungen an den großen Skorpion wach und man sah ihm an, dass er alarmiert war. Als der Skorpion jedoch versuchte, sich einfach nur von Sezuna zu befreien, entspannte er sich sichtlich. „Du solltest vorsichtshalber nachsehen, ob er nicht doch ein Abkömmling von dem Großen ist. Vorher rühre ich das Vieh nicht an", meinte Haru. Seine Knie hatte er an sich gezogen und eine Hand, die den Sand durchrießeln ließ, lag auf dem Knie.

„Ich dachte du könntest ihn zu Asche verwandeln", schlug Sezuna vor.

„Nur, wenn er harmlos ist", erwiderte Haru ihr und wusste, was sie wollte. „Ich brauche erst einige Dinge wie einen Stein, um dir dein Schmuck zu machen. Da der Skorpion größer ist, wird die Asche mehr sein und wird somit mehr Magie halten können am Ende."

Sezuna nickte. „Ich dachte vielleicht an einen der Kristalle aus der Ruine", schlug sie unschuldig vor. Sie freute sich sehr auf das Schmuckstück, doch Harus Laune entging ihr nicht. Es war gut, wenn sie bald ankamen und er sich entspannen konnte.

„Dann solltest du dir einen der Kristalle aussuchen, welchen du haben willst", nickte Haru, aber er schien nicht wirklich anwesend zu sein. Es sah aus, als ob er sich in einen Zustand bringen wollte, der ihn zur Ruhe bringen sollte. Sein Puls raste schneller als sonst, weil er erschöpft war und er einfach nur Ruhe brauchte. Es schien ihn sogar anzustrengen, einfach nur zu atmen, doch Haru ließ sich nichts davon anmerken.

„Das machen wir dann später", meinte Sezuna und setzte sich zu ihm, bevor sie seinen Kopf an ihre Schulter bettete. Als würde sie nicht sehen, dass es ihm nicht gut ging. „Ruh dich erstmal ein wenig aus."

Normalerweise würde er sie in den Arm nehmen, doch dazu fehlte ihm die Kraft. Seine Magie ließ ihn unbewegbar werden, damit sein Körper sich erholen konnte. Es war ein Prozess, den Haru schon einmal erlebt hatte. Ihm blieb nichts anderes übrig, als das zu tun, was seine Magie wollte.

Sezuna hielt ihn einfach nur fest und streichelte ihm über das Haar. „Soll ich dir eine Geschichte erzählen?", wollte sie wissen und beobachtete Akira, der bei dem Wort Geschichte nun auch neugierig wurde.

„Du kannst, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich sie jetzt aufnehmen kann", gestand er. Seine Augen hatte er geschlossen und versuchte sich in den Zustand der Dunkelheit zu versetzen, sodass alles um ihn herum dunkel wurde. So, als würde er meditieren.

„Musst du nicht, es soll dich nur beruhigen", sagte sie sanft und streichelte weiter über sein Haar.

Er grummelte ein okay und hörte einfach nur ihrer Stimme zu, die ihn ein wenig beruhigte. Allerdings schien sie sehr weit entfernt zu sein, genauso wie die der anderen Menschen. Die Tiere machten ebenfalls Geräusche, die sich mit allem anderen mischten. Der warme Sand in seiner Hand war längst wieder auf dem Boden und es sah so aus, als wäre Haru eine Statue. Seine Körpertemperatur kühlte weiter runter, sodass seine Haut kalt war, aber er fror nicht. Das alles war der Prozess seiner Magie, die seinen Körper von den Anstrengungen versuchte zu schützen.

Sezuna erzählte zwar mit ruhiger Stimme, doch sie machte sich immer mehr Sorgen. Wahrscheinlich waren sie noch ein bis zwei Tage unterwegs und Haru ging es so schlecht. Sie brauchten danach sofort eine Unterkunft, wo er Schlaf und Essen bekam.

Nur würde er sich nicht nur weigern, sondern auch behaupten, dass er weder Essen noch Trinken konnte. Was ja auch stimmte. Haru konnte nichts dagegen tun, wenn er versuchte, sich zu widersetzen, würde es nur schlimmer werden. Seine Magie war mehr als seltsam dabei, sobald man sich versuchte, dagegen zu wehren, wurde alles schlimmer.

Sezunas Geschichte wurde nicht nur von Akira und Haru gehört, sondern auch die Dorfbewohner lauschten neugierig. Gleichzeitig sorgte die Blonde aber auch dafür, dass sie alle langsam dem Schlaf verfielen.

Schon bald war es sehr ruhig zwischen der errichteten Mauer und Haru hörte nur noch Sezunas Stimme. Doch anscheinend schlief Akira noch nicht, denn er kam auf sie zu und setzte sich neben Sezuna. „Was ist los?", fragte er sie leise und klang besorgt. Es war nicht gut, wenn sie sich so von den anderen abschotteten.

„Ich weiß es nicht genau", murmelte Sezuna und wirkte ein wenig unschlüssig. „Ich denke die Magie fordert ihren Tribut. So wie bei mir", flüsterte sie und hoffte, dass es niemand hören konnte.

„Meinst du, es wird schlimmer werden? Nicht, dass er zusammenbricht. Ihr zwei seid ein unschlagbares Team", stellte er fest und strich einmal über Harus kalte Haut. Dieser grummelte nur etwas, bewegte sich aber nicht. Es war wie eine Störung für ihn.

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