Kapitel 61

Warum war er selbst nur so launisch? Es war überhaupt nicht ihre Schuld und dennoch war er unfreundlich zu Sezuna gewesen.

Eine Weile herrschte allgemeine Stille, da sich auch die Dorfbewohner ausruhten. Die Kinder machten Mittagsschlaf und nur einige wenige unterhielten sich leise. Manche malten Bilder oder Spiele in den Sand, um die Zeit totzuschlagen. Sie alle wollten hier heraus, das konnte man deutlich sehen.

Wenigstens ließen ihn die Männer im Moment in Ruhe und er konnte sich erholen. Sobald Haru sich ein wenig beruhigt und ausgeruht hatte, stand er auf und ging zu Sezuna hinüber, um sie sanft an der Schulter zu rütteln. „Wir sollten gehen". sagte er leise zu ihr.

Sezuna murrte ein wenig, wurde aber langsam wach und gähnte, bevor sie sich aufsetzte. „Geht es dir besser?", wollte sie murmelnd und noch deutlich müde wissen.

Anstatt einer Antwort zuckte er mit den Schultern. „Willst du lieber weiterschlafen?", fragte er sie. Ihm war es Recht, wenn sie schlief, sodass sie wieder zu Kräften kam.

Sezuna schüttelte den Kopf. „Nein, lass uns weiter gehen, ich möchte da einen Weg ausprobieren", murmelte sie, erhob sich aber sehr schwerfällig.

„Wie du meinst", sagte er und hob sie einfach hoch. Solange sie noch so verschlafen war, würde er kein Risiko eingehen, dass sie beim Laufen hinfiel.

Sofort schmiegte sie sich mit einem leisen Seufzen wieder an ihn heran und entspannte sich sichtlich. Allerdings schlief sie nicht wieder ein. Ihr Blick war hellwach, aber ihr Körper entspannt.

„Wohin willst du gehen?", fragte er sie, nachdem er Akira Bescheid gegeben hatte. Der hatte sie neugierig und fragend angesehen, aber nichts gesagt, sondern nur genickt. Er hoffte, dass die zwei sich wieder verstehen würden.

Sezuna holte ein wenig umständlich die Karte hervor und deutete dann auf einen Gang. „Hier möchte ich gern schauen", sagte sie leise.

Also folgte er der Beschreibung von ihr, während er sie trug. Er fragte sich, was sie vermutete und was sie nun erwarten würde.

Sie liefen eine ganze Weile und schließlich kamen sie an einem leeren Raum an, bei dem man jedoch erkannte, dass es wohl eine Art Schlafraum gewesen sein musste. „Wenn mich nicht alles täuscht, ist hier eine gute Möglichkeit rauszukommen", erklärte sie. „Wir befinden uns ganz oben. Zwei Etagen über dem Laborkeller."

„Ich sehe aber keine Fenster oder Türen", sagte Haru zu ihr. Er hatte nicht gesehen, wie sie nach oben gekommen waren, doch er hatte gespürt, dass der Weg ein wenig angestiegen war.

„Gibt es hier auch nicht. Darum ist es ja perfekt. So ist die Gefahr geringer, dass über uns etwas einstürzt", meinte sie nachdenklich und bat Haru auf eine Wand zuzugehen. „Ich denke hier könnte man sehr einfach ein Loch erschaffen. Aber es wird einiges an Sand reinkommen."

Er nickte und ließ sie herunter. „Soll ich das machen?", fragte er sie vorsichtshalber, bevor er irgendwas falsches machen würde.

Sezuna nickte. „Aber bitte vorsichtig und langsam", bat sie und musste gestehen, dass sie lieber hier heraus wollte, als sich weiter umzusehen. Sie spürte bereits, dass ihre Nerven durch das gefangen sein, blank lagen.

Haru legte seine Hand an die Wand und ließ vorsichtig Magie in die Wand fließen, um sie langsam zu brechen. Dabei war er nicht überstürtzt, sondern sehr vorsichtig, denn er wusste nicht, was ihn auf der anderen Seite erwarten würde.

Sobald die Wand anfing zu bröckeln sagte er zu Sezuna, dass sie zurücktreten sollte. Langsam entstand ein Loch, welches Licht hereinließ.

Doch dazu kam auch immer wieder Sand. Allerdings nicht so viel, wie er erwartet hatte und schließlich war das Loch so groß, dass sie hinausschauen konnten.

„Wusste ich es doch. Das ist die Ruine, an der wir Rast gemacht haben", bemerkte Sezuna und blickte so gut es ging hinaus.

„Sag bloß, wir sind den ganzen Weg zurückgelaufen!", rief er entsetzt. Das würde bedeuten, dass sie vielleicht einen anderen Weg nutzten mussten, wenn die Ruine so groß war und sie nicht wussten, wo sie vielleicht wieder einstürzen würden.

„Unterirdisch leider, ja", bestätigte Sezuna nicht so begeistert. „Aber jetzt weiß ich wo sie lang geht, daher können wir einen anderen Weg nehmen."

Frustriert fuhr sich Haru durch sein verschwitztes Gesicht, dass bereits einige Spuren an Schmutz besaß. „Dann lass uns zurückgehen und es den anderen sagen. Ich bin sicher, dass sie genauso froh sind wie wir, endlich hier rauszukommen", schlug er vor und drehte sich zu ihr um.

Sezuna, die noch immer durch das Loch blickte, nickte leicht. „Wir müssen zwar ein wenig länger laufen, aber zumindest habe ich eine grobe Vorstellung, wo wir lang können und wo nicht", murmelte sie nachdenklich. „Ich will nur ungern wieder einbrechen, auch wenn ich Lust hätte, die Ruinen zu erkunden."

„Dann lasse ich dich da, während die anderen und ich rausgehen", erwiderte Haru trocken und hob sie hoch. Man konnte nicht immer alles haben, das galt auch für Sezuna. Er verstand ja, dass sie neugierig war, aber sie konnte eben nicht immer alles erforschen.

„Ich kann ja irgendwann mal wieder zurückkommen", meinte sie und hielt sich an Haru fest. „Jetzt bringen wir aber erstmal die Leute in Sicherheit."

„Ich werde diesen Kontinent bestimmt nicht mehr betreten", knurrte Haru. Er hatte es wirklich eilig, von hier weg zu kommen.

Sezuna seufzte. „Na gut, dann werde ich wohl nicht wieder hierher kommen", sagte sie und klang ein wenig enttäuscht, aber nicht so sehr. „Dafür gibt es andere Dinge, die wir sehen werden", freute sie sich im nächsten Moment und wirkte zufrieden.

„Ich kann dich gerne hier lassen", sagte Haru zu ihr. Wenn sie so neugierig war, konnte sie das auf jeden Fall. Allerdings müsste sie dann alleine wieder herauskommen, da er garantiert keinen Fuß mehr in die Ruine setzen würde. Mittlerweile hatte er sich die Gänge einigermaßen gemerkt und sie fanden die anderen Leute schon nach einiger Zeit, wie sie gerade aßen.

„Du kannst ihnen die Neuigkeit sagen", meinte er und ließ sie herunter, damit sie auf die Leute zutreten konnte.

„Ich will nicht, dass du mich hier lässt", knurrte sie ihn jedoch vorher an. „Du weißt, dass ich dir hinterherrennen sollte, falls du das versuchst", warnte sie und funkelte ihn böse an.

Nun grinste Haru frech. „Du würdest mich wohl immer und überall finden, egal wohin ich gehe, nicht wahr? Nur würde das nicht gehen, wenn ich dich festbinde", sagte er plötzlich und sein Grinsen wurde breiter dabei.

Sezuna steckte ihm provokant die Zunge heraus. „Das wird mich nicht abhalten", warnte sie.

„Doch wird es. Du wirst dich keinen Milimeter mehr rühren können. Aber selbst dann würdest du noch einen Weg finden, mich bis ans Ende des Universums zu verfolgen, richtig?", fragte er sie und nahm schnell ihre Zunge zwischen seine Finger, bevor sie diese wieder zurückziehen konnte. „Ich habe dich gewarnt, streck mir nicht die Zunge raus", knurrte er.

Sezuna funkelte ihn mit einer Mischung aus Belustigung und gespielten Ärger an, bevor sie seine Finger samt ihrer Zunge in den Mund nahm.

Ihr war es egal, wie das wahrscheinlich auf andere wirkte und sie war froh, dass man sie nicht hören, aber wahrscheinlich sehen konnte.

„Wage es mich zu beissen und du wirst es bereuen", knurrte er grollend, dennoch zog er seine Hände nicht zurück, als sie in ihrem Mund waren.

Sezuna dachte gar nicht daran ihn zu beißen. Stattdessen saugte sie ein wenig an seinen Finger und hielt sie nur mit ihren Zähnen ein wenig fest.

„Hey!", protestierte Haru und zog seine Finger zurück. Er hatte damit nicht gerechnet und dadurch, dass er sich erschreckt hatte, pulsierten seine Finger mit der Magie, die jedoch nichts anrichtete, sondern nur eine Warnung sein sollte.

Sezuna grinste ein wenig. „Bei mir musst du mit allem rechnen", lachte sie zufrieden.

Ungläubig schüttelte der Junge seinen Kopf. „Sprech mit den Leuten anstatt auf dumme Gedanken zu kommen", forderte er sie auf und zeigte in ihre Richtung.

Sezuna grinste. „Du hast angefangen", sagte sie und drehte sich dann langsam um, um der Aufforderung nachzukommen.

Die Leute lauschten gespannt ihren Worten und fingen an zu jubeln, als sie die guten Neuigkeiten erfuhren. „Können wir dann gleich aufbrechen?", fragte Akira hoffnungsvoll. Er hatte die Leute die ganze Zeit beobachtet und er spürte sehr wohl, dass sie heraus wollten. Die Menschen waren aufgeregt und umarmten sich vor Freude, als sie Sezunas Worte hörten.

„Ja, wir können sofort aufbrechen", nickte Sezuna zustimmend. „Aber wir müssen langsam und vorsichtig machen. Einige der Gänge sind sehr schmal", erklärte sie, aber man sah ihr an, dass auch sie froh war.

„Kommen wir mit den Karren und den Tieren dort durch", wollte Eric wissen, während die Leute anfingen, ihr Hab und Gut wieder auf die Karren zu laden.

„Ja. Es wird nicht einfach werden, aber wir werden es schaffen", versicherte Sezuna. Haru würde vielleicht mit Magie nachhelfen müssen, doch es würde gehen.

Auch ihm stand eine unendliche Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Er half den Menschen, alles zusammen zu räumen und schließlich waren sie aufbruchsbereit. „Soll ich die Nachhut bilden? Oder Haru?", wollte Akira von dem blonden Mädchen wissen.

„Es ist besser, wenn Haru mit mir vorn läuft und dann am Loch hilft, bis alle draußen sind", erklärte Sezuna und gab damit Akira die Aufgabe für die Nachhut.

Schon bald waren die leisen Stimmen der Menschen zu hören , die durch die Gänge liefen. Es war nicht einfach mit den Karren, aber Haru hatte einen Zauber um die Karren gelegt, dass sie durchpassen konnten. Haru trug Sezuna teiweise, weil sie noch immer erschöpft war. Die Schafe weigerten sich teilweise weiterzugehen, bis der blonde Magier ihnen einen Zauber auferlegte, dass sie einfach folgen ließ. 

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