Kapitel 59
„Ja, weil du normalerweise wie ein Vogel isst. Immer sehr wenig. Das hier ist anscheinend eine Ausnahme. Mal schauen wie es wäre, wenn du schwanger bist, ob du dann noch immer so leicht bist oder doch zunimmst, wie es sein soll", grinste er. Langsam wurde er unruhig, weil er endlich wissen wollte, was mit den gefundenen Sachen waren. Die sorgenvollen Blicke, die Sezuna und Akira ihm zuwarfen, ignorierte er gekonnt. Er konnte so viel erklären wie er wollte, aber sie verstanden es anscheinend einfach nicht.
Wobei ihn Sezuna durchaus verstand, doch sie wusste auch, wie schlimm die Nachwirkungen wahrscheinlich sein würden. Sie verglich es mit sich und der Magie.
„Dann nehme ich wahrscheinlich normal zu, fütter dann ja einen zweiten mit durch", erklärte Sezuna mit vollem Mund und leerte den Teller, bevor sie sich zu Haru drehte, damit sie anfangen konnten.
Er hatte bereits die Bücher herausgelegt, in die sie sich sofort vertiefte, da Haru aber immer ungeduldiger wurde, rutschte er auf seinem Stein hin und her wie ein kleines Kind und hoffte, dass sie sich beeilen würde.
Allerdings gab sie nach einigen Seiten auf und seufzte frustriert. „Es ist nicht unsere Sprache", erklärte sie wenig begeistert, blätterte das Buch jedoch durch, obwohl sie es nicht lesen konnte. Dabei fand sie einige Bilder zu dem Ding, was Haru gefunden hatte und auch zu dem Armband.
„Was für eine Sprache ist es?", wollte er dann wissen. Er hielt ihr die Dinge hin, die sie im Buch sah und spürte eine Enttäuschung in sich hochsteigen. Vielleicht würden sie gar nicht herausfinden können, was es mit den Teilen auf sich hatte. Und das machte ihn nervös.
Sezuna zuckte die Schultern. „Ich kenne sie jedenfalls nicht und es wird eine Weile dauern sie zu verstehen", gab sie an und drehte dann das Buch so, dass Haru die Zeichnungen sehen kann. „Aber wenn du mich fragst sind das irgendwelche Projekte. Vielleicht sind sie schief gelaufen, dass sie noch hier zurück blieben", erklärte sie und deutete auf Bilder, die zeigten, dass man den Gegenstand als Schwer und Bogen verwenden konnte. Scheinbar brauchte man dazu Magie.
„Das sieht wie Baupläne aus", stellte er fest. Schon allein die Bilder sagten das aus. Allerdings sagte ihm die Zeichen und Symbole fast nichts. Nachdenklich rieb er sich das Kinn und versuchte, die Schrift zu entziffern, doch es klappte nicht, sodass er frustriert aufseufzte. Durch die Wut und den Zorn über sich selbst trat Magie aus seinen Händen aus und direkt in das Buch, welches kurz aufleuchtete. Die Schrift in dem Buch projizierte sich plötzlich darüber, als würde man ein Hologramm ansehen. Doch sie blieben nicht, sondern sie formten sich plötzlich zu anderen Zeichen und Symbole, die sie lesen konnte. „Was ist das?", fragte er erschrocken. Damit hatte er nicht gerechnet und er wollte das Buch am liebsten zuschlagen.
Sezuna hielt ihn jedoch davon ab. „Ein Zauber, der die Zeichen lesbar macht", lachte sie und klang sehr zufrieden damit, während sie die Seite betrachtete und wartete, bis sie es lesen konnte. Danach wären auch die Zeichen kein Problem mehr, weil sie eine Referenz hatte.
„Ich habe keinen Zauber eingesetzt!", protestierte Haru, denn das hätte er sonst gesagt und sah sich das nun lesbare an. Komischerweise hatte er nun keine Ablehnung Bücher gegenüber, denn sie beinhalteten auch Baupläne, die ihn interessierte.
„Du musst es nicht einmal bewusst gemacht haben", erklärte Sezuna nachdenklich und besah sich die Übersetzung und speicherte sie ab. „Lass es uns einfach nutzen."
Haru nickte und blätterte die Seiten um, sobald sie die Informationen abgespeichert hatte. Solange schwiegen sie, denn er wollte sie nicht in ihrer Konzentration stören. Akira und die zwei anderen Männer saßen mit offenen Mündern da und konnten es nicht glauben.
Sie kamen aktuell in so viel Kontakt mit Magie, wie noch nie. Es war so faszinierend zuzusehen, was Magier konnten, dass Akira kaum aus dem Staunen herauskam.
„So, ich denke, ich habe alles", meinte Sezuna schließlich.
Schnell klappte Haru das Buch zu und schüttelte den Kopf. „Clever ausgedacht, dass Menschen es nicht lesen können", murmelte er. „Was hast du nun herausgefunden, Sezuna?", fragte Akira sie.
Die Angesprochene rieb sich ein wenig die Stirn. „Also, wenn ich das richtig verstanden habe, wurde hier an Waffen geforscht", erklärte sie und nahm einen der Anhänger vom Armband. „Das hier sind solche Prototypen", erklärte sie und hielt den Anhänger auf ihrer Hand, während sie diesen betrachtete.
„Sind sie überhaupt brauchbar?", fragte der Prinz und Haru sah sie nachdenklich an. Es klang sehr verwirrend, warum Magier an solchen Waffen und Kreaturen geforscht hatten. „Sie könnten sehr nützlich im Kampf sein, vor allem wenn sie Magie in sich tragen", sagte Haru schließlich und öffnete noch einmal das Buch, um die Zeichnungen zu betrachten. „Nur, was ist schiefgegangen, dass sie die nicht fertig gebracht haben?"
„Entweder hatten sie keine Zeit mehr oder es war nicht das, was sie wollten", schlug Sezuna nachdenklich vor. „Weil sie im Grunde so gut wie fertig sind. Sie bräuchten nicht mehr so viel", bemerkte sie und musterte die kleine Axt auf ihrer Hand, um die Zauber zu erkennen.
„Was brauchen sie denn noch? Das Eisenteil sieht noch nicht einmal halbfertig aus", bemerkte Haru mit hochgezogen Augenbrauen. „Die Axt sieht wie eine Kriegsaxt aus, wollten sie vielleicht einen Krieg anfangen?"
„Ob sie einen Krieg anfangen wollten, kann ich nicht sagen", meinte Sezuna nachdenklich und berührte mit ihrem Fingernagel die Axt an einem bestimmten Punkt.
Diese leuchtete auf und Sezuna gab einen überraschten Laut von sich, als sie plötzlich magisch wuchs, als hätte man einen Verkleinerungszauber aufgehoben.
Angstvoll, weil sie glaubte die Axt wäre zu schwer und sie würde sie gleich fallen lassen, blickte Sezuna auf den Zauber und die immer weiter wachsende Axt, doch das Gewicht in ihrer Hand nahm kaum zu und sie konnte sie ohne weiteres halten.
„Was ist das?", fragten alle vier Männer gleichzeitig, während sie staunend auf die Axt sahen. Harus Augen glänzten ehrfurchtsvoll dabei und ihm war anzusehen, wie gerne er sie halten wollte. „Wenn es das ist, was ich denke, ist es wirklich praktisch", gab er dann zu, als die Axt endlich aufhörte zu wachsen. Sie war größer als normale Äxte und hatte an zwei Seiten scharfe Klingen. In der Mitte war eine Art Symbol zu sehen, was wohl ein Teil der Sprache gewesen war und er fragte sich, was das wohl bedeutete.
Auch Sezuna schien verblüfft. „Ich weiß nicht, was ich gemacht habe", sagte sie ehrlich. „Ich habe lediglich an einer Stelle mehr Druck ausgeübt, weil ich wissen wollte, ob dieses Symbol da richtig eingraviert war oder nicht", erklärte sie und legte den Kopf schief. Sie überlegte, ob sie irgendwas gelesen hatte, wie man die Axt wieder klein bekam, doch da war nichts.
„Wenn du versuchst, die gleiche Stelle noch einmal ein wenig zu drücken? Ich denke nicht, dass sie dazu gedacht ist, so groß zu bleiben. Vielleicht wollten sie leichte Waffen haben, die man unauffällig mit sich rumtragen kann. So ein Armband lässt sich sehr gut verstecken", meinte Haru und fragte Sezuna, ob er die Axt mal halten konnte.
„Das könnte sein, aber ich glaube das Problem ist, dass man sie nicht klein machen kann", murmelte sie und reichte sie Haru weiter.
Dieser nahm vorsichtig die Axt und schwang sie ein wenig. „Sie ist überhaupt nicht schwer. Fast als würde sie gar nichts wiegen. Lass mich noch einmal in dem Buch nachsehen. Du hast ja mehrere Bücher gefunden", sagte Haru nachdenklich und benutzte die Axt zur Probe und schwang sie, um ihre Klingen an einem Stein auszuprobieren. Sobald die Klingen das kalte Gestein berührten, sprühten Funken auf. Wie durch Butter fuhr die Klinge und Haru hielt entsetzt inne. „Sie steckt voller Magie ... starker Magie ...", murmelte er und betrachtete die Waffe genauer.
Sezuna indes nahm sich ein weiteres Buch und blätterte es durch. Dadurch, dass sie einen ziemlich großen Text mit der Übersetzung der Zeichen hatte, war es für sie nicht mehr sonderlich kompliziert die alte Sprache zu lesen. Dennoch fand sie keinen weiteren Hinweis darauf, was mit den Äxten war. Dafür einen Hinweis, wie man Chimären baute und das ließ sie erschaudern.
Der blonde Magier spielte währenddessen mit der Waffe ein wenig herum, bis Akira ihn fragte, ob er sie auch mal halten konnte. Haru sah keinen Grund, warum er es nicht sollte, sah jedoch zu Sezuna hinüber, um ihre Einstimmung dazu zu erhalten.
Diese war zwar noch in den Büchern vertieft, nickte jedoch zustimmend. Auch sie sah keinen Grund, warum Akira es nicht probieren sollte.
Also reichte Haru dem jungen Prinz die Axt, die er vorsichtig nahm. Auch er war mehr als erstaunt darüber, dass das Material so leicht war. „Ich hatte gedacht, sie wäre wirklich schwer und dass nur Magier sie halten können", gestand er und sah beinahe schüchtern bei diesen Worten aus. Vorsichtig schwang er sie und Akira meinte, sie wäre auf jeden Fall eine sehr gute Waffe.
Womit er nicht gerechnet hatte war, dass selbst bei ihm die Waffe magisch reagierte und genauso war wie bei Haru. „Also liegt es vielleicht nicht daran, dass ich Magier bin", mutmaßte Haru nachdenklich. Nur, wie bekam man die Waffe wieder klein?
„Nein, die Waffen sind speziell für nicht Magier. Entweder wollte man wirklich in einen Krieg ziehen und dem Heer einen Vorteil verschaffen oder aber man wollte sich gegen irgendwas zur Wehr setzen", mutmaßte Sezuna, die völlig in ihre Bücher vertieft zu sein schien.
„Vielleicht gegen diese seltsame Kreaturen dort unten in den Behältern?", fragte Haru und erinnerte sich mit Schaudern daran. Es war ihm neu, dass magische Waffen für Nichtmagier erschaffen wurden und auch wirklich so funktionierten. Allerdings musste er zugeben, dass die kleinen Waffen an den Armbändern eigentlich fertig aussahen, das sagte er auch zu Sezuna. „Hast du schon etwas gefunden?"
„Sie sind es nicht", meinte Sezuna nachdenklich. „Aber ich schätze das liegt mehr daran, dass sie nicht fertiggestellt wurden", erklärte sie murmelnd. „Es sollte nicht so schwer sein, sie zu reparieren", überlegte sie laut und bat dann Akira ihr die Waffe zu geben, nachdem sie das Buch zur Seite gelegt hatte.
Dieser überreichte ihr die Axt und Sezuna ließ ihre Finger über die komplette Waffe wandern. Dann drehte sie sich zu Haru. „Kannst du einen Zauber auf genau diese Stelle legen, der Gegenstände verkleinert?", wollte sie wissen und deutete auf eine eine Umrandung am Knauf des Griffes.
Haru berührte die Umrandung und benutzte den gleichen Zauber, den er für seine Gegenstände einsetzte. Tatsächlich wurde die Axt plötzlich kleiner und kleiner, bis sie die gleiche Größe wie zuvor gehabt hatte. „Also mit Magie kann man sie verkleinern, aber wie machen es dann Nichtmagier?", wollte er wissen. Seine Stimme war aufgeregt, weil er fasziniert von diesen Teilen war.
„Genau so, nur mit dem Unterschied, dass wir den Zauber so präparieren, dass er an dieser Stelle liegen bleibt und durch einen gewissen Druck aktiviert werden kann", erklärte Sezuna. „Er ist also die ganze Zeit da, wird aber erst ausgelöst, wenn der Träger der Waffe das will. Ich bin mir nur noch nicht sicher, wie wir dafür sorgen, dass er nicht zufällig ausgelöst wird. Wahrscheinlich das gleiche Problem, woran auch die Magier gescheitert sind, die das hier gebaut haben."
„Vielleicht wenn die Waffe die Gefahr selbst erkennt?", schlug Haru vor. Eric, Marc und Akira drängten sich um den kleinen Anhänger und schwiegen. „Oder wenn der Träger es speziell an einem Punkt berührt?"
„Das mit dem Berühren ist die einfachste Idee, aber wo den Punkt machen, damit man nicht ohne es zu wollen die Waffe dort berührt?", wollte Sezuna wissen, die geistig durchging, wo die Waffe am wenigsten berührt wurde.
„An der Klinge selbst. Ich jedenfalls würde keine Waffe freiwillig an einer Klinge anfassen wollen", meinte Akira plötzlich. „Also zum Aktivieren, meine ich. Und wenn man sie kleiner machen will, vielleicht am Ende des Knaufs?"
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