Kapitel 54
Schon bald war die Ruhe vorbei, denn die Kinder waren ausgeschlafen und tollten in der Ruine trotz der Warnungen der Eltern herum. Sanft legte Haru Sezuna ab und wartete, bis sie von alleine aufwachte. Er wollte sie nicht unnötig früher wecken, denn sie brauchte ihre Kräfte.
Der Lärm, der entstand, tat jedoch sein übliches und schon bald rieb sich die Blonde verschlafen die Augen und gähnte, bevor sie sich mühsam aufsetzte.
„Wie geht es dir?", fragte er sie leise und strich ihr eine haarsträhne aus dem Gesicht. Sie war nicht mehr ganz so blass wie davor und es beruhigte ihn etwas.
„Ich bin noch erschöpft, aber es geht besser als gestern", murmelte Sezuna und gähnte noch einmal herzhaft, bevor sie sich umsah. „Gab es was Interessantes?"
„Nein, wir haben die Karren repariert und Akira, Eric und Marc haben sich in der Nacht abgewechselt mit dem aufpassen. Es war alles ruhig", versicherte er ihr. Akira schlief zurzeit und auch Marc hatte sich zurückgezogen. Nur Eric war von den dreien wach.
„Das ist gut", murmelte Sezuna. „Dann war die Nacht an sich ruhig?"
Haru nickte und gähnte. „Du solltest etwas essen, dann können wir losgehen, um die Ruine zu erkunden", schlug er vor und erhob sich. Dabei zeigte er grinsend auf seine Gewichte. „Wenigstens habe ich die retten können. Zwar sind sie noch nicht optimal, aber die kann ich später noch umändern", sagte er stolz.
Sezuna lächelte leicht. „Fühlst du dich jetzt besser?", fragte sie, weil sie durchaus bemerkt hatte, dass Haru ein wenig unausgeglichen gewesen war. Nur wusste sie nicht, ob es an den Gewichten gelegen hatte.
„Ja. Ich habe sie vermisst. Sie sind ein Teil von mir. Ohne sie bin ich nicht komplett", erklärte er. Haru war es gewohnt, dass die Gewichte seine Magie und Kräfte ein wenig eindämmte. Ohne sie fühlte er sich so leicht und unkontrolliert, weil seine Bewegungen viel schneller waren. Allerdings hatte ihm das bei dem Kampf mit dem Skorpion geholfen.
Sezuna nickte leicht und bat ihn dann, ihr etwas zu essen zu bringen, damit sie gleich wieder los gehen konnten.
Haru holte ihr eine Schüssel zu Essen, denn die Frauen waren bereits fleißig dabei, für alle zu kochen. Es roch wirklich gut und er lächelte, als Kathleen, die Frau von Eric ihm ein extra Portion gab. Der Junge nahm sich noch eine Wasserflasche und ging zurück zu Sezuna.
„Willst du versuchen, alleine zu essen?", fragte er sie.
Sezuna nickte. „Das wird aber ein wenig dauern", gab sie ehrlich zu und nahm die Schüssel entgegen, in der Hoffnung sie nicht fallen zu lassen. Sie fühlte sich zwar stärker als gestern, aber immer noch sehr schwach.
„Macht doch nichts. Lass dir Zeit. Es ist besser, wenn du versuchst, die Dinge nun alleine zu tun. Dadurch signalisierst du deinem Körper, dass er etwas tun soll und er könnte sich dabei schneller erholen", vermutete er und beobachtete das Mädchen, wie sie sich abmühte, dennoch griff er nicht ein. Er schlug ihr nur vor, die Schüssel auf den Schoss zu nehmen, damit sie ihre Hände frei hatte.
Sezuna nickte, stellte die Schüssel zur Seite und mühte sich dann ab, sich so hinzusetzen, dass sie die Schüssel hinstellen konnte und dennoch bequem saß. Dann aß sie langsam, aber stätig weiter, obwohl sie eher wirkte, als würde sie einen Marathon rennen.
Aber es war auch gut für sie, es war wie ein Training für sie. Mental und körperlich. Vielleicht empfand sie das gar nicht so, aber Haru war zufrieden damit. Sie machten kleine Schritte, was besser war, als gar keine zu tun.
Schließlich war sie fertig und seufzte erleichtert. „Ich glaub ich muss mich gleich wieder hinlegen", murrte sie schlecht gelaunt, weil sie sich so müde fühlte.
„Dann schlaf eine kleine Weile, bevor wir losgehen. Es ist besser, auf seinen Körper zu hören anstatt ihn zu überanstrengen, nur weil man seinen Kopf durchsetzen will", erklärte er ihr und streichelte über ihren Arm.
Sezuna schmiegte sich an ihn und schloss noch einmal die Augen, um sich ein wenig auszuruhen. Auch wenn es Zeit verschwendete, hatte Haru recht.
Er nahm sie in die Arme und streichelte ihren Arm, sodass sie vielleicht schneller einschlafen konnte. Akira war gerade aufgestanden und kam zu ihnen hinüber. „Wie geht es euch?", fragte er sie und Haru meinte, dass es Sezuna ein wenig besser ging, sie sich aber nochmal ausruhen sollte, nachdem sie gegessen hatte.
„Ich hab wirklich nicht gewusst, dass es so schlimm sein kann, wenn man sich mit seiner Magie überanstrengt", murmelte Akira und tätschelte Sezuna kurz den Kopf. „Werd bloß wieder gesund, hörst du?"
Sezuna grummelte und vergrub ihren Kopf noch mehr an Haru. „Ja geb mein Bestes", murmelte sie müde.
Haru hatte ein breites Grinsen im Gesicht. „Genau meine Worte. Du hast es gehört, Sezuna", sagte er lächelnd. Er erkundigte sich bei Akira, ob alles in Ordnung war und wie er sich fühlte. Immerhin machte er sich auch Sorgen um sein Wohl.
Akira erklärte, dass es den meisten gut ging, aber die Umgebung ihre Laune ein wenig drückte. Sie sollten wenn möglich bald weiter, da er einen Lagerkoller befürchtete. Es war nie gut, wenn du viele Menschen auf zu engem Raum unterwegs waren.
Das war verständlich und sie unterhielten sich darüber, wie sie das am besten vermeiden konnten, falls es länger dauern sollte. Haru wusste, was es hieß, wenn man so lange auf engerem Raum eingesperrt war. „Wir müssen auf Sezuna warten, ohne sie kann ich es nicht machen", murrte Haru ein wenig, weil er sauer war, dass er es nicht selbst schaffen konnte.
„Das ist verständlich. Würde es denn helfen, wenn wir Gruppen bilden, die Gänge ablaufen und sie ausmessen oder aufzeichnen?", wollte Akira nachdenklich wissen. Das wäre zumindest eine Beschäftigungstherapie
„Lieber nicht. Die Gänge sind so dunkel, dass man nichts erkennen kann. Selbst mein Licht verschluckt es, sodass man nur sehr wenig erkennen kann. Sezuna allerdings hat schon einen kleinen Plan im Kopf, aber da viele Gänge verschüttet sind, müssen wir die anderen Gänge abgehen, damit sie ein klares Bild davon bekommt. Wir wollen keinen von euch unnötig in Gefahr bringen. Dass ihr euch verlauft und nicht mehr zurückfindet. Das ist zu riskant", erklärte Haru ihm.
„Das kann ich verstehen. Aber es wäre sinnvoll für die anderen Aufgaben zu finden", meinte Akira nachdenklich. „Es ist nicht so, dass sie ein Problem damit haben, sich auf euch zu verlassen, aber sie beginnen sich unnütz zu fühlen. Was ich verstehen kann."
„Lass uns Sezuna fragen, ob sie Ideen hat, was sie solange machen können. Es ist verständlich, dass sie unruhig werden", schlug er vor und streckte sich ausgiebig.
Sezuna, die zugehört hatte, streckte sich auch ein wenig. „Die Idee mit Ablaufen und Zeichnung ist ganz gut", murmelte sie und gähnte. „Aber nur, wenn sie in kleinen Gruppen gehen, mit Fackel, dich beisammen bleiben und wirklich vorsichtig sind", seufzte sie und kuschelte sich weiter an Haru. „Ich hab bisher nicht das Gefühl, dass es hier etwas Gefährliches gibt, aber bei dem Anzeichen von Gefahr sollen sie sich zurückziehen. Es ist nicht wichtig, wie viel sie schaffen."
„Also gut, wenn du es vorschlägst, dann lass es sie machen Akira. Weise sie aber wirklich darauf hin, nur in kleinen Gruppen und mit ausreichend Licht und nicht zu weit zu gehen", gab Haru nach. Wenn Sezuna damit einverstanden war, sollte es in Ordnung sein.
Akira nickte. „Ich sage, sie sollen mit den umliegenden Tunneln beginnen und sagen, wo die Tunnel verschüttet sind und wo sie noch weiter gehen. So wisst ihr dann auch, welche Tunnel wann enden und welche ihr nicht gehen müsst", überlegte der junge Prinz und wirkte zufrieden damit.
„Das klingt sehr vernünftig. Danke für die Hilfe, dann können wir uns auf den Weg machen, um die andere Seite zu erkunden. Vielleicht wäre es klug, wenn ihr in eine Richtung lauft und wir in die andere", sagte Haru dann nachdenklich.
Sezuna erhob sich langsam und holte aus dem Rucksack ein Buch hervor, wo sie einige Blätter herausriss. „Ich zeichne eine Karte und die anderen können diese dann ergänzen", schlug sie vor und hoffte, dass das die Leute in wenig ablenken würde.
„Gute Idee. Vielleicht finden wir dann schneller hier heraus", freute sich Akira und sah interessiert zu, wie sie die Karte zeichnete. Er war erstaunt, dass sie sich so schnell gemerkt hatte, wo sie und Haru schon entlanggegangen waren. Das sagte er auch zu ihr und es faszinierte ihn wirklich.
Vor allem, als sie einige weitere Punkte einzeichnete und sogar noch eine Legende anbrachte, wie lang ein Zentimeter auf der Karte in Metern Strecke waren. „Das ist für mich sehr einfach."
Auch Haru sah interessiert zu und langsam schien ihm die Erinnerung kommen, wie sie gelaufen waren. War es gestern noch totale Dunkelheit in seinem Kopf gewesen, so wurde es ihm klarer, je mehr Sezuna aufzeichnete. Er erkannte sogar den Ort, wo sie sich ausgeruht hatten.
Wenn er nun so die Draufsicht auf die Gänge hatte, ergab sich ein komplett anders Bild. Es war zwar immer noch reichlich verwirrend und die Gänge labyrinthartig, doch übersichtlicher.
Die Männer warteten, bis Sezuna mit dem Zeichnen fertig war und auf die weiteren Kommandos von ihr.
Schließlich reichte Sezuna Akira zwei fertige Karten, während sie eine selbst behielt. „Ich würde sie ja bitten die Gänge auszumessen, aber ich denke das geht zu weit", lachte sie ein wenig verlegen.
„Wahrscheinlich, außer einer hat etwas Messbares mit dabei. Man könnte auch mit den Seilen ausmessen, wenn du sagen kannst, wie lange eines ist. Das wäre dann ein Maßstab, was sie nehmen könnten", schlug Haru vor. Er hatte die ganze Zeit geschwiegen und nachgedacht, wie groß die Ruine wirklich war.
„Ich habe Messbänder dabei", erklärte Sezuna, die aus ihrem Rucksack drei Messbänder hervorzog. Sie waren aus haltbarem Stoff gemacht und drei Meter lang.
Akira klatschte freudig in die Hände und rief Eric und Marc zu sich, um ihnen zu erklären, was sie besprochen hatten. Die zwei Männer waren Feuer und Flamme und fingen bereits an, kleine Gruppen zusammenzustellen. „Die Messbänder werden sehr hilfreich sein, dann hast du es am Ende leichter, wenn du sie weiterzeichnen willst", meinte Akira.
Sezuna nickte erleichtert, denn so waren sie wirklich eine Hilfe. Sie brauchte genaue Angaben, die jedoch nicht jeder machen konnte. Was verständlich war, da die meisten nicht so dachten wie sie.
„Sollen wir losgehen?", fragte Haru sie schließlich, denn sie schien nicht mehr so müde zu sein. Da nun die Männer bereits anfingen, in kleinen Gruppen loszugehen, die mit magischen Fackeln von Haru ausgestattet waren, wollte er auch weitermachen.
Sezuna nickte und streckte sich. „Ich denke, das ist eine gute Idee. Ich würde gern hier weiter machen", sagte sie und deutete auf die Karte. Gestern hatten sie einen Gang noch nicht vollständig erkundet und das wollte sie gern nachholen.
„Kannst du alleine laufen oder soll ich dich tragen?", erkundigte sich Haru bei ihr und nahm ihr das Blatt ab. Er steckte es sich ein, sodass sie es gleich eintragen konnten, wenn sie es wollte.
„Tragen bitte", murmelte Sezuna leise. „Ich will es dann alleine nochmal versuchen", meinte sie, da sie davon ausging, dass ihre Beine sie immer noch nicht wieder richtig trugen.
Also hob er das blonde Mädchen hoch und trug sie dorthin, wohin sie gehen wollte. Allerdings sagte er Akira Bescheid, dass sie nun eine Weile nicht da sein würden. „Sag mir einfach Bescheid, wo du hingehen willst, wann du Pause brauchst, um die Karte zu zeichnen und so weiter", bat Haru sie.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top