Kapitel 52


„Du wirst mir eher etwas beibringen als anders herum", gestand er ihr und lächelte bei ihrem Kuss. Ihre Lippen waren so weich und angenehm, dass er nicht genug von ihr bekommen konnte.

„Du hast mir schon jetzt eine ganze Menge beigebracht", flüsterte sie gegen seine Hand und küsste erneut seine Fingerknöchel.

„Und das wäre?", fragte er heiser und beobachtete ihre Lippen. Haru verstand nicht, was er ihr beigebracht haben konnte.

„Du hast mir beigebracht, was es heißt, wenn man einen Jungen wirklich wichtig ist", sagte sie leise.

Erstaunt sah er sie an und verstand nicht, was sie meinte. Für ihn war es selbstverständlich, dass der Mann oder auch die Frau einem sehr wichtig sein sollte, wenn man jemanden mochte. Schon allein deshalb hatte er es schwer mit anderen Menschen.

„Ich habe noch nie jemanden so gern gehabt, wie dich. Du bist mir wichtig und ich lerne erst jetzt, was das wirklich bedeutet", murmelte sie und küsste weiter seine Hand.

Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als sie das sagte. „Das hast du schön gesagt", flüsterte er und spürte, wie sich ein Kloß in seinem Hals bildete.

„Ich sagte doch, wir haben beide noch zu lernen. So können wir zusammen wachsen", erklärte sie und drückte sich ein wenig an Haru.

„Hoffentlich hast du recht ...", gab er leise zurück und er klang müde. Ihre Küsse machten ihn entspannter, doch die Alarmbereitschaft in seinem Körper ließ trotzdem nicht nach. Vermutlich wäre er schon längst dabei eingeschlafen, doch er konnte nicht schlafen. Nicht solange, die Menschen nicht in Sicherheit waren.

„Würdest du mir einen Gefallen tun?", wollte Sezuna leise wissen und klang vorsichtig, weil sie nicht wusste, wie Haru reagieren würde.

„Was denn?", fragte er sie mit geschlossenen Augen, doch dann öffnete er sie und sah sie fragend an.

Sezuna lächelte ein wenig schüchtern. Ein Lächeln, das er durchaus kannte.

„Ich weiß, dass du meinst, ich soll mich ausruhen, aber ich fühl mich nicht müde", sagte sie langsam. „Du kennst dich doch mit Sport aus. Ich dachte, wenn ich ein wenig nachhelfe, bekomme ich meinen Körper schneller wieder dazu, dass ich wieder laufen kann. Ich möchte mich aber auch nicht vor den Leuten blamieren."

„Das tust du doch auch nicht. Dass du etwas besonderes bist, wissen sie doch schon. Ich bin mir nicht sicher, ob Sport bei dir kontraproduktiv sein würde, nachdem du auch verletzt bist", meinte er Stirnrunzelnd und dachte sich gleichzeitig, auf was für eine merkwürdige Idee sie kam. Gerade jetzt, wo sie sich fast nicht bewegen konnte, wollte sie Sport machen?

„Na ja, ich will keinen richtigen Sport machen. Ich will mich eher bewegen, damit sich mein Körper wieder daran gewöhnt, dass ich mich bewegen muss", erklärte sie langsam. „Ich habe ein wenig Angst, dass sich mein Körper daran gewöhnt, dass er nichts tun muss", versuchte sie zu erklären. „Das letzte Mal habe ich Physiotherapie gebraucht, um wieder in Gang zu kommen, nachdem ich zwei Wochen im Bett lag. Die Zeit haben wir nicht."

„Dann lass uns aufstehen und langsam laufen. Keine Sorge, ich halte und stütze dich. Auch solltest du deine Arme bewegen, wenn du wieder stehst. Wir können es hier machen, wo die anderen nicht zusehen", schlug er vor und stand mit ihr auf, um sie auf ihre Beine zu stellen.

Sezuna nickte, bemerkte aber schnell, wie wackelig sie eigentlich noch war. Ihre Arme konnte sie zwar mittlerweile wieder mühsam bewegen, doch Kraft kostete sie es immer noch. Jetzt aber hielt Haru sie fest, so dass sie nicht fallen konnte, was dafür sorgte, dass sie sich wie ein Kind fühlte, das Laufen lernte. Vor allem, da ihre Beine sie nicht tragen würden, sie aber trotzdem versuchte einen Schritt zu machen.

„Gut machst du das", lobte er Sezuna, als sie den ersten Schritt gemacht hatte. Er sah, dass es ihr schwerfiel, doch sie gab nicht auf und das bewunderte er. Haru war wirklich stolz auf Sezuna, denn sie zeigte, dass sie wirklich so schnell wie möglich wieder fit sein wollte. „Und noch ein Schritt", dirigierte er sie.

Sezuna gab sich Mühe und man merkte sofort, dass sie es aus eigenen Antrieb heraus versuchte und daher auch schaffen wollte. Das war immer gut, selbst dann, wenn ihr Körper vielleicht noch nicht so weit war.

Nach einigen Schritten ließ Haru ihre Schultern lockerer, die er bis dahin festgehalten hatte. Wenn sie es schaffte, auch so zu laufen, würden sie es anschließend ohne seine Unterstützung versuchen.

Allerdings spürte er schnell, wie ihre Beine unter ihrem Gewicht nachgaben und sie deutlich nach unten sackte. Dabei verließ ein wenig erfreuter und erschrockener Laut ihre Lippen.

Haru wollte sie auffangen, doch er entschloss sich, nicht einzugreifen. Wahrscheinlich wäre sie dann von sich selbst enttäuscht, wenn sie es nicht aus eigener Kraft schaffte, wieder hochzukommen. Er war aber in jedem Fall da, wenn es gar nicht mehr ging.

Sezuna gab sich die größte Mühe stehen zu bleiben, doch es gelang ihr nicht und schließlich saß sie erschöpft am Boden. „Das war viel schwieriger, als gedacht", brachte sie mühsam und erschöpft hervor. Ihr Brustkorb hob und senkte sich, weil sie hektisch nach Luft schnappte.

„Ruhig atmen, Sezuna. Ein und aus", sagte Haru und beobachtete sie genau. „Du vergisst, dass du völlig erschöpft bist, gib deinem Körper mehr Zeit. Mach eine Pause und versuche es erneut", schlug Haru ihr vor.

„Gibt es denn keine Methode meine Erschöpfung schneller zu ... lindern?", fragte sie und versuchte Harus Rat zu befolgen.

„Magie, aber das werde ich nicht machen. Damit schade ich dir mehr als zu helfen", kam es schnell aus seinem Mund. „Und natürlich schlafen. Das ist eines der besten Methoden", erklärte er ihr lächelnd.

Sezuna seufzte. „Ja, das dachte ich mir schon", murmelte sie und versuchte sich wieder hochzudrücken, doch es gelang ihr nicht. Vielleicht sollte sie wirklich noch etwas essen und sich dann schlafen legen.

„Lass uns zurückgehen. Sie warten sicher schon." Mit diesen Worten hob er das Mädchen hoch und ließ sich von ihr zurück zu den anderen navigieren. Dort angekommen, schienen einige bereits zu schlafen, aber Akira, Eric und Marc waren noch damit beschäftigt, den Karren zu reparieren. „Warte hier, ich helfe ihnen und bringe dann das Essen mit", sagte er zu Sezuna und lehnte sie gegen einen Stein nahe des Feuers.

Die Blonde nickte, wirkte aber schon reichlich erschöpft und müde. Beobachtete aber trotzdem, wie Haru auf die drei Männer zu lief.

Akira begrüßte ihn mit einem Lächeln. „Da seid ihr ja wieder. Alles in Ordnung soweit?", wollte er wissen und musterte kurz Sezuna nachdenklich.

„So langsam ja. Wird schon noch eine Weile dauern. Sie hat sich völlig verausgabt, aber es geht bergauf. Wie weit seid ihr mit dem Karren?", fragte er den Prinzen und sah sich den Schaden an. Anscheinend war die gesamte Vorderseite des Karren, auf welchem die älteren und Kinder gesessen hatten, zerstört.

„An sich wäre der Schaden nicht so schlimm, nur haben wir hier nichts, womit wir es reparieren können", erklärte Marc und fuhr sich durch die Haare. „Man müsste das Holz erneuern", fügte er hinzu, da er sich mit diesen Dingen auskannte.

Mit einem Lächeln und einer wegwerfenden Handbewegung trat Haru auf den Karren zu. Der blonde Magier benutzte das Holz, was noch gut war zur Reparatur und formte aus Sand und Steinen den Rest. Dabei legte er gleichzeitig einen Zauber auf, dass die ausgebesserten Teile nicht schwerer als das Holz selbst waren. Die Männer konnten beobachten, wie der Sand und Steine an den Karren flogen und sich dort langsam formten, um sich mit dem Holz zu verbinden.

Das war etwas, was Haru sehr gerne tat, basteln und reparieren. Es fiel ihm nicht schwer und der Karren war nach einiger Zeit wieder repariert. Das Rad, welches ebenfalls gebrochen gewesen war, war wieder auf seinem Platz.

„Magie kann so praktisch sein", bemerkte Akira kopfschüttelnd.

„Ich wäre denke ich, nicht einmal auf die Idee gekommen, es so zu machen", gestand Marc. „Also selbst mit Magie nicht."

„Man muss die Materialien nehmen, die man hat. Ich behaupte nicht, dass es immer funktioniert, aber ich habe schon immer gerne gebastelt", gestand Haru und rieb sich verlegen den Kopf. Für ihn war es eine Kleinigkeit, das zu tun. Natürlich musste man Zauber kennen, um die Materialien formen und zusammenfügen zu können. Aber das war seltsam für Haru, denn obwohl er sie nie gelernt hatte, waren sie in seinem Kopf, als wären sie einfach gespeichert.

Das machte vieles einfacher und vieles komplizierter, aber so war er nun einmal.

„Dann haben wir das Problem auch schon einmal gelöst", meinte Akira gut gelaunt. „Die restlichen Karren haben wir kontrolliert und schon repariert", gab er Haru Auskunft.

„Das ist gut. Vielen Dank für eure harte Arbeit. Ihr solltet euch wirklich ausruhen und euch stärken. Ich bringe Sezuna was zum Essen und wenn sie ein wenig geschlafen hat, gehen wir erneut los", erklärte Haru ihnen und holte etwas zum Essen. Bevor er jedoch zu Sezuna zurück kehrte, sammelte er seine Gewichte ein, denn solange sie schlief, konnte er daran arbeiten.

Als er zu ihr zurückkehrte, war sie bereits im Halbschlaf, schlug aber die Augen wieder auf, als sie das Essen roch. „Willst du nicht auch?", fragte sie, denn sie machte sich Sorgen. Ihr war nicht entgangen, wie wenig Haru aß und auch schlief.

„Du wirst dich wundern, aber ich bin nicht hungrig. Dafür wirst du für mich, sobald das hier vorbei ist, wohl drei Tage dauerkochen können. Denn dann wird der Hunger wieder zurück kehren", lächelte er und hielt ihr bereits einen Löffel hin. Er sprach aus Erfahrung und wusste, worauf er sich einließ. Er konnte seine ständige Alarmbereitschaft nicht abschalten, egal was er tat. Aber es war auch gut so. Es würde ihn stärker machen, da war er sich sicher.

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