Kapitel 48

„Das habt Ihr dann Sezuna zu verdanken, sie ist diejenige die alles plant und weiß, wohin wir müssen. Sie hat alles in ihrem Kopf, wie weit wir noch laufen müssen und wie lange es noch dauert", erwiderte Haru ihm. Er warf ab und zu einen Blick auf Akira und Sezuna. Im geheimen fand er, dass die beiden gut zusammenpassen würden, wenn er nicht schon verheiratet wäre.

Marc schüttelte den Kopf. „Ihr habt nicht gezögert eure Magie einzusetzen, wenn es nötig wurde, aber ich habt nicht damit angegeben. Wahrscheinlich wäre die Reise weniger anstrengend gewesen, wenn ihr uns mehr mit Magie geholfen hättet, doch dann hatten wir nicht das Gefühl gehabt, selbst etwas erreichen zu können", erklärte er und wirkte dankbar dafür.

Langsam nickte er. „Erstens das. Und zweitens wussten wir nicht, wie ihr auf unsere Magie reagieren würdet. Ich habe selbst auf der Reise Magie angewendet, wenn es keiner gesehen hat und Euch somit ein wenig geholfen. Aber da Ihr nun alle Bescheid wisst, ist es kein Problem mehr für mich, Euch offen zu unterstützen", gab er zurück und erzählte ihm das, was er bei den Verwehungen getan hatte, damit sich keiner verletzen konnte.

Marc nickte und bemerkte, dass Haru immer wieder zu Sezuna schielte. „Kommt doch mit zu uns ans Feuer und esst noch was. Die Frauen bereiten gerade die beiden Schafe vor."

„Ich weiß nicht, ob es gut für Sezuna ist. Ich werde sie erst fragen müssen, denn ich möchte sie nicht noch mehr überfordern. Aber etwas zu essen braucht sie auf jeden Fall. Ich danke Euch für Euer Verständnis, Marc", sagte Haru und ging schließlich zu den beiden zurück. „Fühlst du dich gut genug, um am Feuer mit den anderen zu sitzen? Marc hat nachgefragt und sie wollen uns Essen anbieten", sagte er leise zu ihr und fühlte ihre Stirn. Sie fühlte sich normal an, was ihn beruhigte.

„Wenn du dabei bleibst", bat sie und wirkte erleichtert, dass Haru wieder da war, denn obwohl sie Akiras Gegenwart mochte, war sie sehr angespannt gewesen.

„Natürlich. Ich habe eine Menge Arbeit mit den Manschetten vor mir. Sie sind ziemlich zerstört ... Akira, du solltest auch mitkommen. Du hast einen großen Teil dazu beigetragen, den Menschen zu helfen. Vielen Dank", wandte er sich an Akira und nickte ihm zu. Dann hob er Sezuna sanft auf und brachte sie zu den anderen an das Feuer.

Ihnen wurde sofort ein Platz freigeräumt und sie wurden freundlich begrüßt.

Das Feuer wurde genutzt, um Teile des fertig gehäuteten Schafes zu schmoren und so länger haltbar zu machen. Außerdem war es das erste Mal, dass alle Anwesenden so richtig viel aßen, denn erst einmal war das Essen genug und sie würden einen langen Weg vor sich haben, wenn sie die Ruinen auf anderen Wege verlassen wollten.

Bald entspann sich ein Gespräch zwischen Akira und den Dorfbewohnern. Noch wussten sie nicht, dass er der Königssohn war, denn mit den blonden Haaren sah er ihm nicht mehr so ähnlich. Dabei sprachen sie über die Geschehnisse und was alles in ihrem Dorf passiert war.

Haru saß neben Sezuna, die sich leicht an ihn gelehnt hatte und hörte zu, während er versuchte, seine Manschetten zu reparieren. „Bist du in Ordnung?", fragte er das Mädchen nach einer Weile.

„Ja, mir geht es gut, ich kann schon wieder meine Finger bewegen, es geht also aufwärts", meinte sie mit ruhiger Stimme und geistig wirkte sie hellwach, nur körperlich komplett erschöpft. „Wenn ich wüsste, dass ich ein paar Tage Zeit habe, mich auszuruhen, würde ich ja um einen Schlaftrank bitten, aber du weißt ja, wie weggetreten ich dann bin."

„Du musst dich einfach nur ausruhen. Wenn du willst, können wir zwei später ein wenig die Ruinen ansehen, damit du weißt, wie wir hier rauskommen. Ich habe nämlich die Befürchtung, dass wir wieder einstürzen, wenn ich alle Menschen mit Magie heraushole ...", meinte er und murrte, weil er den kaputten Verschluss nicht wegmachen konnte. Obwohl sie gesäuert waren, hing das Gift in ihnen und er musste seine Hände mit Magie schützen, um nicht vergiftet zu werden.

„Ja, das ist wohl wahr. Die Decke sieht nicht ganz so sicher aus. Zumindest nicht, als könnte man darauf laufen", bestätigte Sezuna seinen verdacht und blickte sich bereits suchend um. „Die Gegend zu erkunden wäre sicherlich sinnvoll, damit ich mir ein Bild machen kann. Ich glaube allerdings, dass die Ruinen komplett verschüttet waren, wir uns also auch mit Magie einen Ausgang machen müssen. Nur an einer besseren Stelle", erklärte sie, da sie davon ausging, dass es keinen natürlichen Ausgang gab.

„Ist ja kein Problem, solange wir rauskommen und endlich in zum Hafen kommen", gab der blonde Junge zurück. „Die Magie kannst du mir überlassen, solange du mir sagst, was ich tun soll ... sag Bescheid, wenn du losgehen willst. Sollen die Leute erstmal hier bleiben?", fragte er sie dann. Ihm blieb nichts anderes übrig, als das Metall zu schmelzen, weil es sich nicht mehr lösen wollte. Haru knurrte, denn die Manschetten hatten viel Arbeit gemacht.

„Du müsstest mich tragen", meinte Sezuna wenig begeistert, denn sie ging nicht davon aus, dass sie schon stehen konnte, ohne gleich wieder umzufallen. „Daher ist es dir überlassen, wann wir los gehen. Und es wäre sinnvoll, wenn wir erstmal hier unsere Basis aufschlagen, bis ich herausgefunden habe, wo wir lang müssen. Es wäre nur unnötig viel Weg, wenn wir uns verlaufen oder in einer Sackgasse landen."

„Du hast recht. Lass uns jetzt losgehen, bevor ich wegen den blöden Dingern explodiere", knurrte Haru und gab Akira Bescheid, was sie tun wollten. Dieser versprach, auf die Leute aufzupassen, wobei Haru hoffte, dass in der Zwischenzeit kein weiterer Skorpion auftauchen würde. Da Sezuna nicht von alleine auf seinen Rücken klettern konnte, hob er sie einfach hoch, sodass sie sich an seine Brust lehnen, aber alles sehen konnte.

Dann machten sich die beiden erst einmal einen Überblick darüber, wie viele Wege es gab und welche noch begehbar waren, bevor sie mit einem magischen Licht in einen der Gänge einbogen und sich umsahen.

Es war sehr dunkel und außer der Lichtkugel war nur Dunkelheit zu erkennen. Es schien, als würde die Dunkelheit das Licht verschlingen. Die Wände waren ein wenig feucht und rochen vermodert. „Ich bin froh, dass du noch am Leben bist, Sezuna", sagte Haru leise, denn er wollte hier nicht laut reden. Seine Schritte hallten in den Gängen, was ihm sagte, dass es besser war, leise zu sprechen.

„Wir hatten alle großes Glück gehabt", murmelte Sezuna nachdenklich. „Hätte ich nicht schon ein wenig mit dir trainiert, wäre mir wohl die Decke auf den Kopf gefallen", seufzte sie. „Denn dann hätte ich gar nicht schnell genug reagieren können."

Sezunas Blick wanderte umher und während Haru nur Wände sah, konnte Sezuna anhand der Struktur ungefähr den Zweck dieser Wände abschätzen. Alles in allem glaubte sie an einen alten Tempel. Vieles deutete darauf hin, dass es einmal ein sehr, sehr großer Tempel, vielleicht sogar eine Tempelstadt gewesen war.

„Mag sein, aber du bist das Wichtigste für mich", gab er zurück und sah sich um. „Hast du bereits eine Idee, wie wir hier rauskommen? Der Platz scheint sehr groß zu sein."

Sezuna, der Harus Worte das Herz wärmten, schmiegte ihre Wange ein wenig an seine Brust. „Wie geht es dir und deinen Verletzungen?", fragte sie und machte sich bereits gedanklich einen Plan. Sie würden wahrscheinlich noch viele Gänge ablaufen müssen, damit sie ein Gefühl für die Umgebung bekam.

„Es geht schon. Dank deines Tranks geht es mir besser. Verletzt bin ich nicht mehr, aber ein paar Narben werden wohl bleiben", antwortete er und bog auf ihr Wort in einen weiteren Gang ab. „Das sieht aus wie ein Labyrinth für mich", meinte Haru ein wenig verzweifelt. Ohne sie würden sie auf keinen Fall mehr herauskommen.

„Das war früher wahrscheinlich mal eine Tempelstadt", meinte Sezuna nachdenklich und war sehr froh darüber, dass es Haru besser ging. Trotzdem machte sie sich noch immer Sorgen.

„Hast du schon einmal davon gehört? Ich nämlich nicht. Zwar habe ich auch nie wirklich aufgepasst, aber sowas wäre mir sicherlich in Erinnerung geblieben", meinte Haru nachdenklich und lief ein wenig langsamer, damit sie sich alles einprägen konnte, seine Lichtkugel schwebte vor ihnen, sodass er wenigstens den Boden erkennen konnte.

„Ja, ich habe schon viel über Tempelstädte gelesen", nickte Sezuna nachdenklich. „Sie waren vor hundert, fast zweihundert Jahren sehr beliebt, aber viele davon sind mit der Zeit aufgegeben worden. Bei uns hat man sie abgebaut und die Ressourcen weiterverwendet. Aber von dieser speziellen hier leider nicht", meinte sie ehrlich und wirkte fasziniert. „Aber ich kenne einige Grundrisse dieser Städte und sie folgen meist einem Muster, das wohl auch hier Anwendung gefunden hatte."

„Was mich am meisten wundert ist, dass ein Riesenskorpion, welcher magisches Gift hatte, hier in der Wüste war. Vor allem, dass er uns hier angegriffen hatte. Es fühlte sich so an, als ob er etwas beschützen wollte", erklärte Haru seine Gefühle und Vermutungen, die er die ganze Zeit gehabt hatte.

„Das könnte durchaus sein. Ich habe in Legendenbüchern davon gelesen, dass es früher Magier gab, die sich solche Tiere als Haustiere hielten. Ich hielt es für erfunden, aber es könnte etwas dran gewesen sein", erklärte Sezuna und deutete auf einen kleinen Gang, den sie gerne nehmen wollte.

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