Kapitel 47
„Das tut mir leid. Wenn du willst probiere ich ihn für dich", schlug Sezuna leise vor. „Es ist auch das erste Mal, dass ich diesen Trank mache. Normalerweise probiere ich sonst herum, damit er schöner aussieht und besser schmeckt."
„Nein schon gut. Ich trinke ihn aus", sagte Haru schnell, denn er wollte nicht, dass ihr Körper in irgendeiner Weise davon beeinflusst wurde. Immerhin konnte der Trank etwas mit ihrem Körper anstellen. „Musst du noch Magie dazufügen? Weil du ja gesagt hast, es muss eine Mischung sein?"
Sezuna nickte leicht. „Ich weiß nur nicht genau wie", gestand sie. „Es ist schwer das Gebräu in die Hand zu nehmen und meine Magie hineinzuleiten."
„Ich gebe es dir und halte deine Hände um das Gebräu herum, so fällt es wenigstens nicht herunter", schlug er vor und nahm die Tasse, in der er es agefüllt hatte, in die Hand, um sie Sezuna hinzuhalten.
„Ja, das ist eine gute Idee", stimmte sie zu und wartete, bis Haru genau das getan hatte. Sie konzentrierte sich auf das Gebräu und ließ ihre Magie hineinfließen. Sie besaß noch immer recht wenig, doch für diese Sache reichte es aus. Auch wenn es etwas dauerte.
Langsam wurde der Inhalt goldgelb. Fast wie Orangensaft.
Der Junge fing an zu schmunzeln. „So sieht es doch schon viel besser aus", lächelte er und sah ihr zu, wie sie es machte. Zwar freute er sich nicht unbedingt auf den Trank, aber was sein musste, musste eben sein. Schon alleine, weil er nicht mehr ohne Sezuna leben konnte. Das hatte er bemerkt, als sie völlig erschöpft in seinen Armen gelegen hatte.
Schließlich schlug Sezuna die Augen wieder auf und nickte leicht, als Zeichen, dass der Trank nun fertig war und Haru ihn trinken konnte. Sie hoffte wirklich, dass er wirkte und es Haru bald besser ging. Sie machte sich Sorgen um ihn und wollte nicht, dass irgendwas mit ihm passierte, ohne dass sie etwas dagegen tun konnten.
Zögernd nahm er einen Schluck und erwartete einen widerlichen Geschmack, der seine Zunge treffen würde. Doch nichts dergleichen geschah. Es schmeckte wie ein süßer Saft, der oft bei Kindern für Fieber eingesetzt wurde. Zumindest schmeckte er ähnlich. „Hmm ...", machte Haru und schloss die Augen, um die Flüssigkeit langsam seine Kehle herunterlaufen zu lassen. „Immerhin schmeckt er gut", gab er zu.
„Die Kräuter sind alle sehr süß, wenn man sie kocht", erklärte Sezuna beruhigt, dass es ihm zumindest schmeckte. „Der Honig hat das ganz noch ein wenig gesüßt."
„Wenigstens weißt du, wie du mir sowas schmackhaft machen kannst", grinste er. Haru trank nicht schnell, weil er zu erschöpft war, alles auf einmal zu trinken. Dafür genoss er das Getränk, welchen ihn von innen wärmte, obwohl ihm selbst schon heiß genug war. Langsam aber sicher spürte er, wie das Gift nachließ und seine Magie einfach losließ. Schon jetzt fühlte er sich nicht mehr so schlecht, denn seine Quelle füllte sich nun wieder normal auf.
Es war ein gutes Gefühl und erhoffte sobald wieder seine eigentliche Stärke zurückzubekommen. So konnte er Sezuna helfen, die sich kaum von selbst bewegen konnte.
Sie wirkte völlig hilflos, aber trotzdem nicht panisch. Die Blonde blieb ruhig und vertrauensvoll, das spürte er an ihrem Atem und es beruhigte ihn selbst. Allerdings wusste er nicht, ob das auch so bleiben würde, wenn er seine Gewichte holen ging und sie kurz mit Akira allein ließ.
Sobald die Tasse leer war, wusch er sie mit ein wenig Wasser aus dem Boden aus. Seltsamerweise gab es hier unten mehr Wasser als an der Oberfläche. Das konnten sie vielleicht zu ihren Gunsten nutzen. „Soll ich Akira holen, damit er auf dich aufpasst, solange ich die Manschetten holen gehe?", fragte er sie sanft und sah sich bereits nach dem Prinzen um.
Sezuna nickte, auch wenn es ihr nicht sonderlich gefiel, dass Haru ging. Doch er würde wiederkommen und auf sie aufpassen. Dass wusste sie.
Haru fand Akira, der mit einigen Leuten in der Nähe des Skorpions stand und auf bestimmte Dinge deutete. Sie diskutierten und wirkten alle samt unschlüssig.
„Was ist los?", fragte er besorgt, als er näher kam.
„Wir sind ein wenig ratlos", gestand Akira und deutete auf eine Stelle, die voll mit dem Blut des Skorpions war. „Dort liegen sie und wir rätseln, wie wir hin kommen, weil das Blut nicht gerade ... ungefährlich ist", meinte er und deutete dann auf seine Kleidung, die durch das Blut einige Löcher hatte und auf seine Hände, die ein wenig wirkten wie mit Sonnenbrand überzogen.
„Verdammt es tut mir leid! Ich habe nicht daran gedacht, dass ihr euch nicht schützen könnt. Lass mich dich heilen. Ich hole sie mit Magie heraus", sagte Haru und hielt ihm die Hand hin, sodass er ihn heilen konnte.
Akira streckte die Hände aus und ließ sich heilen. „Wir haben es auch nicht gleich bemerkt", meinte er. „Es war erst warm, bevor es begann weh zu tun. Aber es tut eigentlich nur kurz weh", meinte er nachdenklich und auch überrascht. „Als würde es dafür sorgen, dass wir es nicht spüren können."
„Ich weiss. Deswegen hatte ich nur am Anfang schmerzen und dann waren sie weg", nickte Haru und sah sich Akiras Haut genau an. Sie schien geheilt zu sein, doch er meinte, dass er vielleicht den Trank von Sezuna trinken sollte, weil er nicht wusste, was das Gift mit dem Körper des Prinzen anstellen würde. „Die Löcher in deiner Kleidung repariere ich nachher, versprochen. Kannst du bitte auf Sezuna solange aufpassen, bis ich meine Gewichte habe?", fragte er den Prinzen und befühlte an seinem Kopf die Narbe, die trotz des Trankes nicht zurückgegangen war. Diese würde wahrscheinlich für immer bleiben und ihn damit zeichnen. Sie war nicht sehr groß, doch es war deutlich eine Narbe an seinem Haaransatz zu sehen.
„Ich werde mich um sie kümmern", versprach er und kehrte zu Sezuna zurück, die Akira gleich damit einspannte, dass er ebenfalls einen Trank für ihn herstellen sollte. Die Kräuter konnte er als Nichtmaiger genau so gut machen, wie Haru und um die Magie würde sich Sezuna kümmern. Sie würde gleich ein bisschen mehr machen, damit alle davon trinken konnten, die mit dem Skorpiongift in Kontakt gekommen waren.
Ihre Augen hatte sie aber immer wieder in Harus Richtung gerichtet, um ihn zu beobachten.
Nachdenklich stand der Junge vor den Manschetten und betrachtete sie. Er konnte sie einfach so herausholen mit der Magie und musste sie anschließend waschen. Seine Hände leuchteten blau, als er die Manschetten aus dem klebrigen Blut in die Luft fliegen ließ. Das Blut tropfte davon herunter und Haru runzelte die Stirn. Das Gift war ebenfalls ätzend und es hatte die Lederbänder komplett zerstört und die metallverschlüsse waren allesamt nicht mehr zu gebrauchen, denn die Flüssigkeit war tief in das Metall eingedrungen. Selbst als er sie gereinigt hatten, sahen sie unbrauchbar aus. Das würde dauern bis er sie repariert hatte.
Wahrscheinlich wäre der Schaden weniger schlimm gewesen, wenn er sie zeitiger geholt hatte, doch es hatte wichtigeres gegeben. Außerdem konnte er sie wieder reparieren, selbst wenn es etwas dauerte.
„Vielen dank für Eure Mühen, die Teile herauszuholen", wandte er sich an die Männer, die noch bei ihm standen und ihm fasziniert zugesehen hatten.
„Wir haben es nicht geschafft, aber wie es scheint, hat sich das jetzt erledigt", meinte einer der Jugendlichen, der die Reise über schon immer recht gesprächig und auch neugierig gewesen war. Er wirkte fasziniert und weniger abgeschreckt.
Haru nickte ihm freundlich zu. „Ich weiß Eure Bemühungen zu schätzen", erklärte er ihm und sah ihn schüchtern an. Auch wenn der Junge jünger war als er, war es ihm nicht so angenehm, wenn er beobachtet wurde.
„Gibt es schon Pläne, wie wir hier wieder herauskommen?", fragte ein anderer, etwas älterer Mann. „Auch wenn Ihr sehr stark seid, gehe ich davon aus, dass ihr nicht in der Lage sein werdet, ums alle durch das Loch hinausschweben zu lassen."
„Tatsächlich könnte ich es. Das wäre das einfachste. Aber da ich nicht weiß, wie groß die Ruine ist, besteht die Gefahr, dass wir gleich wieder einstürzen würden. Das hier scheint nur ein Teil zu sein. Das heißt, sobald wir oben sind und weitergehen würden, könnten wir wieder abstürzen und einmal reicht vollkommen aus. Wir werden auf Sezuna warten müssen, bis sie wieder in Ordnung ist. Ich bin mir sicher, dass sie uns herausführen kann", antwortete Haru ihm.
„Wie macht Sie das?", fragte der ältere Mann weiter. „Sie hat uns zielsicher durch eine Gegend gebracht, die keine Anhaltspunkte hat und Ihr seid Euch sehr sicher, dass Sie schaffen wird uns hier herauszuführen. Ist das auch eine Art Magie?", fragte er und wirkte dann ein wenig entschuldigend. „Wir kennen uns damit so gar nicht aus und viele Dinge, die wir gesehen haben waren ... nicht schön. Aber Magie ist auch praktisch und ihr seid sehr nett."
„Ihr Kopf arbeitet anders als alle anderen. Sie kann sich in Sekunden einen Überblick verschaffen, sich Karten merken und so weiter. Außerdem denkt sie immer logisch und berechnend. Aber da fragt Ihr sie am besten selbst, sie kann es am einfachsten erklären im Gegensatz zu mir", erwiderte Haru. Er nahm es ihnen nicht übel, denn anscheinend hatten sie nicht immer gute Ereignisse mit den Magiern gehabt. „Es tut mir leid, wenn ich Euch in Gefahr gebracht habe und wir nun hier unten sind. Das wird den Zeitplan durcheinander bringen ..."
„Ohne Euch wären wir wahrscheinlich vom Sand verschüttet worden oder hätten uns in der Wüste verlaufen", murmelte der Mann, dessen Name Marc war, wie Haru wieder einfiel. Seine Frau hatte ihn auf der Reise ab und an so genannt. „Wir sind noch immer zuversichtlich, dass Ihr uns ans Ziel bringt. So gut, wie Ihr Euch um uns gekümmert habt", erklärte Marc mit ruhiger Stimme und einem gewissen Vertrauen in Haru.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top