Kapitel 46
„Deswegen werden wir uns mehr auf dein körperliches Training konzentrieren", lächelte er schwach und strich ihr eine Strähne hinter ihr Ohr. Er hielt ihr noch einmal die Flasche hin, wenn sie noch was wollte.
„Sobald ich wieder laufen kann", lächelte sie schief und nahm noch einen Schluck. Sie hatte wirklich keine Ahnung, wie lange ihr Körper brauchen würde, um sich zu erholen. „Vorher kümmern wir uns aber um dein Problem."
„Ich werde dich solange tragen, bis du wieder komplett fit bist", versprach er ihr. „Egal wie lange es dauert, ich werde dich immer tragen." Sobald er die Flasche weggestellt hatte, gab er ihr wieder einen Löffel zum Essen.
Brav aß Sezuna weiter, bis der Teller leer war, auch wenn ihr Körper noch immer nach mehr verlangte. Sie wusste, dass sie besser ein wenig warten sollte, weil ihr sonst schlecht wurde. „Kannst du mir einen Tropfen Blut auf die Hand machen?", bat sie, da sie sich nun um Haru kümmern wollte.
Zuerst stellte er den Teller ab und zog sein Taschenmesser aus dem Rucksack, der in der Nähe lag. Komischerweise hatte er keine Angst davor, seinen Finger zu ritzen. Das ging sehr schnell, als er das Messer in seine Fingerkuppe bohrte, damit ein kleines Loch entstand.
Er ließ einen Tropfen auf ihren Handrücken tropfen und steckte dann den Finger in den Mund, um die leichte Blutung zu stoppen. Er hoffte, dass es nicht schlimm war. Aber Haru war auch sehr neugierig, denn er wollte lernen, was er gegen das Gift machen konnte. Er als Heiler musste immerhin alle Gifte kennen.
Sezuna hatte die Augen geschlossen und konzentrierte sich auf ihren Handrücken und das Blut. Haru konnte die leichte Magie dort sehen, weil es seine eigene aus den Steinen war. Es war, als würde die Magie das Blut durchdringen und untersuchen.
„Das Gift ist magische", murmelte Sezuna leise. „Es muss also mit einer Kombination aus Magie und Gegengift behandelt werden", erklärte sie leise. „Für das verwendete Gift sollten wir die Kräuter dabei haben."
„Das habe ich gleich gemerkt. Ein normaler Skorpion wäre nie so gewesen wie dieser hier. Aber ich erkenne die Magie nicht. Vielleicht ist es eine uralte Magie ...", meinte er nachdenklich. Er fragte sich, wer oder was so eine Magie besaß. Vielleicht ein Magier, der längst verstorben war. „Aber es ist nicht gefährlich, nicht wahr? Ich meine das Gift?", wollte er schließlich wissen.
„Man könnte sagen es bringt deine Magie durcheinander. Es ist nicht gefährlich im Sinne von tödlich, nicht in dem Sinne", erklärte Sezuna und runzelte die Stirn. „Aber es könnte deine Magie noch leichter zum überquellen bringen", murmelte sie. „Und ich könnte aus dem Gift einen Trank machen, der deine Magie frisst", begann sie, da sie bemerkte, wie der Blutstropfen ihre eigene Magie, die eigentlich Harus war, zu verschlingen.
„Kein Wunder, warum sie so an mir zerrt ...", murmelte er. Genau das hatte er sich gedacht. Je mehr seine Magie von ihm genommen wurde, desto schneller füllte sie sich auf. Das sagte er auch zu ihr. „Es fühlt sich wie ein Kampf in meinem Körper an. Die eine Seite saugt die Magie von mir, meine Quelle füllt sie ständig nach", erklärte Haru ihr und meinte noch, dass der Trank, den sie vielleicht herstellen würde, nicht nur die Magie fressen, sondern wohl auch dazu würde, dass sich seine Magie noch schneller auffüllen würde. Es gab nichts, was seine Quelle davon abhielt, sich aufzufüllen. Selbst ein Trank würde nur für den Moment helfen, aber er konnte es eindeutig verschlimmern.
Sezuna schloss die Augen und nickte ein wenig. „Das kann gut möglich sein, aber man könnte den trank als Waffe nutzen", murmelte sie. „Gegen Magier zum Beispiel", erklärte sie und überlegte, was sie für das Gegenmittel alles brauchte.
„Gute Idee", stimmte Haru ihr zu und küsste sie sanft auf ihre Lippen, als er sie in den Armen hielt. Ihre Nähe tat ihm gut und er ließ ihr Zeit, um nachzudenken. Es half nichts, sie zu überfordern, wenn ihr Körper sowieso erschöpft war.
Schließlich zählte sie Haru die Kräuter auf, die sie brauchen würden, um den Heiltrank zu brauen und überließ es auch ihm, diese aus dem Rucksack herauszusuchen.
Es war gut, dass sie so viele Kräuter von Melinda als Dank für ihre Hilfe extra erhalten hatten. Es dauerte ein kleines bisschen, bis er alle Dinge zusammen hatte und wartete auf einen neuen Befehl von Sezuna, die er an einen Stein gelehnt hatte.
Die Stimmen der Dorfbewohner waren immer noch zu hören und es hörte sich so an, als ob sie sich über den Skorpion unterhalten würden.
Sezuna gab ihm Anweisungen, welche Kräuter er in welcher Menge in den Möser mischen sollte, während auch sie den Dorfbewohnern lauschte. „Ich glaube, sie wollen wissen, ob man den Skorpion essen kann", meinte sie leise und nachdenklich.
„Ich glaube nicht. Das Tier war voller Gift. Als ich den Schwanz abgetrennt habe, hat es diese Flüssigkeit über mich geschüttet. Wahrscheinlich besteht das ganze Tier aus Gift", mutmaßte er, während er die Dinge tat, die Sezuna ihm sagte. Haru war blass und er sah sehr angestrengt aus. „Danke, dass du mir hilfst ...", flüsterte er heiser. Er schämte sich, weil er selbst nicht herausfinden konnte, was für eine Art von Gift es war. Und das sollte ein Heiler eigentlich können.
„Das ist völlig normal. Wenn man selbst vergiftet ist, kann die Magie das Gift nur in den seltensten Fällen herausfinden. Du kannst es dir so vorstellen, dass deine Magie das Gift mit dem, was du im Blut hast vergleichst, um herauszufinden, was es ist. Aber wenn in deinem Blut das Gleiche ist, dann gibt es nichts zum Vergleichen", murmelte sie und gab dann Haru den Auftrag ein kleines Feuer zu machen, wo er ein wenig Wasser erhitzen sollte.
Ihre Erklärung war verständlich für ihn und er führte ihre Anweisungen aus. Schon bald brannte ein kleines Feuer vor ihm und er erhitzte Wasser in einem kleinen Topf. „Zwei Tiere müssen geschlachtet werden. Eric meinte, dann hätten wir genügend zum Essen", erzählte er nebenbei und auch, wie sich Eric geweigert hatte. „Er war ... wie ein Vater ... der es gut mit mir meint." Seine Stimme klang traurig dabei, während das Wasser anfing zu brodeln.
„Eric mag dich", erklärte Sezuna leise. „Das war mir schon bewusst, als du ihm geholfen hast. Er ist diese Hilfe von Fremden, die mehr haben als er, nicht gewohnt", erklärte sie leise und gab Haru dann die Anweisungen die gestampften Kräuter in das Wasser zu geben, bevor er ein paar andere nicht gestampfte ebenfalls hinzugeben sollte. Das Wasser färbte sich bereits leicht milchig.
„Und das ist trinkbar?", fragte er sie entsetzt mit gerunzelter Stirn, als er die Flüssigkeit sah. Es erinnerte ihn eher an einen Hexentrank, so wie es aussah.
Trotzdem schüttelte er den Kopf bei den Worten über Eric. „Kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Ich habe ihn ... angelogen und nicht viele Menschen können das verzeihen. Trotzdem hat es mich tief berührt, wie er reagiert hat. Ich wünschte, mein Vater wäre jemals so gewesen ..."
Sezuna gab sich Mühe die Hand auf seinen Arm zu legen, um ihm Trost zu spenden, auch wenn es sie sehr viel Kraft kostete. Dabei war er ihr ganz nah.
„Du hattest deine Gründe und die sind wichtig", meinte sie leise und gab ihm dann noch ein paar Anweisungen für den Trank, der sich daraufhin in einen leichten, dunklen Grünton färbte.
Nun verzog er das Gesicht erst Recht. „Ich glaube, ich bleibe lieber vergiftet als das Zeug zu trinken", meinte er kläglich und schüttelte sich bei dem Gedanken, das zu trinken. Dennoch lächelte er Sezuna ein wenig zu und drückte ihren Arm leicht. Sie war für ihn da, das wusste er und Haru war dankbar dafür.
„Sarah hat in der letzten Nacht gemeint, dass ich mich auf dich konzentrieren und einlassen soll. Sie ist keineswegs böse darüber", sagte Haru leise zu ihr, denn das Gespräch mit Sarahs Stern kam ihm wieder hoch.
Sezunas Finger streichelten sanft seinen Arm und sie musste lächeln. „Darüber bin ich froh", sagte sie ehrlich, denn das hieß, dass Haru sich nicht mehr so viele Gedanken darüber machen würden. Zumindest hoffte sie das. „Mach bitte noch einen kleinen Schluck Honig hinein", bat Sezuna und betrachtete das Getränk genau.
„Ach du meinst, dass ich es eher trinken werde, weil etwas Süßes darin ist?", fragte er sie neckend. Noch immer schüttelte es ihn bei dem Gedanken, das Zeug zu trinken.
„Möglich. Aber Honig hat auch eine heilende Wirkung", sagte sie leise lachend und hoffte, dass der Honig auch etwas zum Geschmack beitrug. Auch wenn sie nicht glaubte, dass es sonderlich schlecht schmeckte. Die meisten Kräuter hatten eine gewisse Süße.
Aber die Farbe davon war abschreckend genug. Kein Wunder, warum Haru selbst fast nie einen Trank zubereitete, obwohl er es lernen wollte. Haru zog das blonde Mädchen an sich heran, während er darauf wartete, dass das Getränk fertig war.
„Wo bleibt Akira so lange? Ich habe ihn gebeten, meine Gewichte zu bringen ...", wunderte er sich leise.
Sezuna kicherte. „Glaubst du wirklich, dass er sie so leicht bis hierher tragen kann?", fragte sie belustigt. „Eventuell wurden sie aber auch verschüttet. Du solltest selbst danach schauen gehen. Akira kann auf mich aufpassen. Du bist ja nicht aus der Welt."
„Ich habe gesagt, er soll ein paar Dorfbewohner mitnehmen. Ich kann sie nicht selbst holen ... Dafür fühle ich mich zu schwach", gestand er ihr. Verschüttet waren sie vermutlich nicht, aber sehr nahe dem toten Skorpion.
„Vielleicht trauen sie sich auch nicht heran", mutmaßte Sezuna. „Wenn du meinst, dass es voller Gift und Skorpionblut ist."
„Ich denke, dass es das ist. Also gut, dann werde ich warten müssen ... Vielleicht willst du dir das Vieh auch ansehen, wenn es dir wieder besser geht. Ich bin mir sicher, dass er dich interessiert", schmunzelte Haru und küsste ihr sanft auf den Kopf.
„Oh ja", meinte sie und wirkte neugierig, konzentrierte sich aber recht schnell wieder auf den Trank, der fertig war. „Lass ihn noch etwas abkühlen", meinte sie, bat Haru aber ihn schon vom Feuer zu nehmen.
Musternd betrachtete Haru das Getränk und verzog wieder das Gesicht. „Ich glaube eher, der Trank wird mich unbringen", meinte er mit qualvoller Stimme. „Viele Tränke habe ich in meinem Leben gesehen, aber noch nie so einen mit einer derart widerlichen Farbe."
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