Kapitel 45
Sobald Haru wieder bei Sezuna war, nahm er sie fest in die Arme. „Ich wünschte, ich könnte was für dich tun, damit du dich besser fühlst ...", sagte er leise.
„Das wird schon wieder", murmelte sie erschöpft. „Ich brauch nur ein wenig Schlaf", seufzte sie und kam nicht umhin sich an den pochenden Kopf zu greifen.
„Schlaf Sezuna", sagte er leise und legte sich zu ihr auf den kalten Boden, der sich gut auf der Haut nach der Hitze anfühlte. Haru nahm das Mädchen in den Arm und schmiegte sich an sie. Leise flüsterte er Worte an ihren Kopf.
Sezuna schien sich wieder zu entspannen und kuschelte sich ein wenig näher an Haru, bevor ihr Atem ruhig wurde, als Zeichen, dass sie eingeschlafen war.
Er streichelte sie die ganze Zeit sanft, während sie schlief und er hielt seine Augen geschlossen, damit er sich ausruhen konnte. So viele Dinge waren nun in seinem Kopf, der Kampf mit dem Skorpion, diese seltsame Höhle wo sie nun gefangen waren und alles, was passiert war.
Im Grunde war genau das eingetreten, was so unwahrscheinlich gewesen war und dann auch noch alles mit einem Mal. Als hätte sich jemand gegen sie verschworen und sie mit Pech verflucht.
Wahrscheinlich würde Sezuna sich wieder den Kopf darüber zerbrechen, warum und weshalb. Und genau das passierte gerade ihm. Warum war alles so plötzlich gekommen und wieso war Magie mit im Spiel gewesen? So viele Dinge verstand er dabei nicht. Sezunas ruhiger Atem half ihm, sich selbst ein wenig zu beruhigen, während er die anderen leise sprechen hörte.
Sie alle schienen noch unsicher, aber auch erleichtert, weil der Skorpion tot war. Doch die Lage war nicht angenehm und gerade die Erwachsenen fanden ihre Lage beklemmend, während die Kinder sich eher freuten. Immer wieder mussten die Eltern die Kinder davon abhalten die Gegend zu erkunden und in der Nähe des Feuers zu bleiben, dass sie unter dem Loch entzündet hatten.
Akira kam nach einer Weile zu ihnen hinüber und sah nach ihnen. Als er sah, dass Haru nicht schlief, ließ er sich neben ihnen nieder und versicherte, dass die Menschen in Ordnung waren. Haru öffnete seine Augen, solange sie mit einander sprachen. „Wie haben sie reagiert, als sie erfahren haben, wer wir sind?", fragte er leise. Ihm entging nicht, dass die Kinder übermütig wurden und er musste dabei lächeln, weil es an ihn selbst erinnerte.
„Unterschiedlich", flüsterte Akira, weil er nicht wollte, dass die anderen ihn hörten. „Sie sind euch für eure Hilfe dankbar, aber auch verwirrt, dass ihr es verheimlich habt. Sie fragen sich nach dem Grund", murmelte er und fuhr Sezuna einmal über das blasse Gesicht, weil er wissen wollte, ob sie auch so kalt war, wie sie aussah. Doch sie war warm und das beruhigte ihn etwas.
„Der Grund ist doch offensichtlich ... sie haben Angst vor den Magiern, nachdem ihr Dorf von einem Irren heimgesucht wurde. Wie hätten sie sonst reagiert, wenn wir es gleich gezeigt hätten? Dann hätten sie uns wahrscheinlich gleich zum Teufel gejagt", gab Haru leise zurück. Er hielt noch immer Sezuna in den Armen, aber er richtete sich ein wenig zum Reden auf.
„Ja, das weiß ich ja auch, aber ich bin mir nicht sicher, ob die Dorfbewohner das auch so sehen", murmelte Akira und seufzte. „Aber es ist generell sehr schwer die Reaktionen von anderen Leuten abzuschätzen", fügte er hinzu und schielte kurz zu den anderen rüber, bevor er Sezuna eine Strähne aus dem Gesicht strich. „Was denkst du, wie lange sie noch schlafen wird?"
„Ich weiß es wirklich nicht. So viel Magie, wie sie eingesetzt hat, ist das schwer zu sagen. Aber ich hoffe bald ... ich brauche einen ihrer Tränke. Mir geht es nicht gut", sagte Haru zu ihm und bestätigte, dass es immer schwer war, die Reaktionen von anderen abzuschätzen. Schon deshalb wollte er nicht zeigen, was er wirklich war. Aber die Situation hatte keine andere Möglichkeit gelassen.
„Du siehst auch mindestens genau so fertig aus, wie sie", bemerkte Akira und seufzte leise. „Ruht euch ein wenig aus. Ich bringe euch etwas zu Essen. Ihr könnt es gebrauchen", meinte er und erhob sich, um zu den Dorfbewohnern zurückzugehen. Er schien eher akzeptiert zu werden, denn er beherrschte keine Magie.
Es war nicht nur, dass Haru fertig war. Er fühlte sich auch seltsam und er war sich sicher, dass es von dem giftigen Blut des Skorpions kam. Es war das erste Mal gewesen, dass er diese Art von Gift gesehen und auch gespürt hatte. Obwohl er sich geheilt hatte, hatte er ein paar Narben zurückbehalten. Und das war etwas, was er nicht verstand. Vielleicht wusste sie Rat, welches Gift es war. Es zerrte an seinen Kräften und machten ihn nachdenklich.
Als Akira zurückkam und ihnen Essen gab, richtete Haru sich auf und nahm die Schüssel entgegen.
„Akira, kannst du mir bitte einen Gefallen tun? Meine Gewichte liegen in der Nähe des Skorpions. Ich habe sie abstreifen müssen. Aber ich muss sie wieder haben. Kannst du und vielleicht ein paar Männer sie holen? Aber vorsichtig, sie sind 50 kg pro Manschette schwer. Ihr werdet sie wohl zu zweit oder zu dritt tragen müssen. Solange ich hier nicht weg gehen kann, kann ich sie nicht selbst holen", bat er den Prinzen. Gleichzeitg richtete er das blonde Mädchen auf und versuchte, sie wach zu bekommen, damit er sie füttern konnte.
Akira zögerte. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich genug Dorfbewohner zusammenbekomme, um in die Nähe des Skorpions zu gehen", erklärte er zögerlich. „Aber ich werde es versuchen", meinte er nickend und warf beiden noch einen kurzen Blick zu, bevor er wieder ging.
Sezuna indes öffnete zögerlich und noch immer müde ihre Augen.
„Komm, ess etwas Sezuna. Du brauchst Energie. Und ich brauche deine Hilfe", sagte er leise zu ihr und hob einen Löffel an ihren Mund.
Widerstandslos öffnete sie ihren Mund und nahm das Essen an. „Ich kann mich noch nicht bewegen und das wird wohl auch nicht so schnell heilen, aber mein Geist ist wieder voll da", murmelte sie zwischen zwei Bissen. „Was brauchst du?"
Haru erklärte ihr, was passiert ist. Von dem Kampf, von der Flüssigkeit und was er dabei gefühlt hatte. „Ich habe mich zwar geheilt, aber ich habe Narben davongetragen, was ungewöhnlich ist. Und vor allem habe ich das Gefühl, dass das Gift an meinen Kräften zerrt, obwohl ich es abgewaschen habe." Immer wieder gab er ihr einen Löffel, während sie an ihm gelehnt war.
„Ich müsste ein wenig von deinem Blut magisch untersuchen, damit ich dir sagen kann, was für ein Gegenmittel wir machen müssen", murmelte sie und spürte, dass das Essen ihr gut tat.
Sofort wurde er noch blasser, als er das hörte. „Wie stellst du dir das vor?", fragte er panisch und hielt für einen Moment in seiner Bewegung inne.
„Ich brauche nur einen Tropfen Blut, auf einen meiner Finger von dir", murmelte sie. „Und die Steine magisch aufgeladen, dann sollte ich es analysieren können", erklärte sie, auch wenn die Vorstellung von Blut sie nicht gerade mit Freude erfüllte.
Sofort entspannte er sich ein wenig. Und er hatte schon gedacht ... Nein, den Gedanken wollte er nicht zu Ende führen. „Deine Steine habe ich bereits aufgeladen, als du geschlafen hast", erklärte er und hielt ihr einen weiteren Löffel hin. „Sag mir, wenn du den Tropfen Blut brauchst."
„Nach dem Essen", bat sie und ließ sich weiter von ihm füttern.
Haru nickte und fütterte sie langsam, damit sie sich nicht verschluckte. Er sah, dass ihr das Essen gut tat und er lächelte. „Bist du überhaupt dann in der Lage, ein Gegenmittel zu machen? Oder sagst du mir dann, was ich tun soll?", wollte er wissen.
„Ich sag dir, was du tun musst und lasse maximal ein paar Dinge schweben", erklärte sie mit einem schiefen Lächeln. „Es fällt mir sogar schwer zu schlucken", seufzte sie und war froh, dass sie alle Körperteile überhaupt noch spürte.
„Soll ich langsamer machen?", fragte er sie besorgt. Es war nicht gut, wenn sie nicht einmal richtig schlucken konnte.
„Nein, das geht schon, ich sollte essen", murmelte sie und gab sich Mühe damit. Es strengte sie sehr an, doch sie wusste, dass sie das Essen brauchen würde.
„Du hast Recht. Es ist wichtig ... Ich bin stolz auf dich, du hast mehr Magie als jemals davor eingesetzt ...", flüsterte er heiser und Tränen stiegen in seinen Augen auf. Sie hätte sterben können, wenn sie keine Kraft mehr gehabt hätte und der Gedanke machte ihn traurig.
Sezuna lächelte schief. „Ich habe meinen Körper komplett überanstrengt", murmelte sie und klang ein wenig traurig. „Meine Magie hätte gereicht, es war ein konstanter, wenn auch recht schwacher Magiestrom, aber mein Körper hätte vor Erschöpfung zuerst aufgegeben", seufzte sie und nahm noch einen Bissen.
„Aber du hast trotzdem nicht aufgegeben. Du bist schon um einiges stärker geworden. Auch wenn du es vielleicht nicht siehst oder fühlst, aber das hat es deutlich gezeigt", erwiderte er und hielt ihr die Wasserflasche hin, damit sie trinken konnte.
Gierig trank sie und spürte, wie nötig ihr Körper die Flüssigkeit hatte.
Als Haru die Flasche wegnahm, amtete sie tief durch und musste erst einmal ihre Lungen wieder mit Luft füllen. „Wäre mein Körper stärker, würde ich dir jetzt nicht solche Sorgen bereiten", murmelte sie leise und entschuldigend.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top