Kapitel 37

Sezuna schloss nun ebenfalls die Augen und nutzte die Berührung, um Harus Magie zu spüren und in diese einzutauchen. Es war, als würde sie in einem Meer schwimmen, das zwar Wellen schlug, aber gleichzeitig unglaublich klar war. Es hatte eine wundervoll beruhigende, aber auch erfrischende Wirkung auf sie, was die junge Frau verwirrte. Gleichzeitig merkte sie so nicht einmal, wie ihr Körper begann zu schlafen, während ihr Geist sich noch immer mit der Magie beschäftigte.

Der Junge spürte, als Sezuna eigeschlafen war. Ihr Atem ging gleichmäßig und er hatte nun Zeit, sich selbst ein wenig zu beruhigen. Er nutzte die Geräusche von draußen, um seine Gedanken fliegen zu lassen. Dazu stellte er sich vor, dass der Wind von draußen seine Gedanken mit von sich tragen würde. Das konnte ihn zumindest ein wenig beruhigen, als die Gedanken weniger wurden. Aber schlafen konnte er trotz allem nicht. Dazu war es ihm zu wichtig, Sezuna zu beschützen, falls etwas passieren würde.

Sie ruhten eine ganze Weile, bis Haru hörte, dass der Sturm draußen weniger wurde. Der Wind flaute ab und die Geräusche wurden ruhiger. Wahrscheinlich war es bald vorbei.

Es musste wohl weit nach Mitternacht sein, als Haru ein klopfendes Geräusch an dem Stalltor hörte. „Ich bin es, Eric!", rief der Mann und Haru befreite sich von Sezunas Griff, denn in ihrem Schlaf hatte sie ihn festgehalten. Haru öffnete ihm das Tor und ließ ihn eintreten. „Sezuna, Akira! Eric ist zurück", weckte er die beiden, die noch immer schliefen.

Sezuna blieb grummelnd ein paar Minuten länger liegen als Akira, der sich recht zügig erhob.

Er gesellte sich zu Eric und Haru, während sie darauf warteten, dass Sezuna richtig wach wurde und sich auch erhob.

Diese wankte ein wenig verschlafen, als sie sich zur Gruppe gesellte und rieb sich noch immer die Augen.

„Guten Morgen Schlafmütze", neckte Haru sie liebevoll. Er selbst sah extrem müde aus und war blass, aber das war ihm egal. „Also Eric, was habt Ihr herausgefunden? Wie viele Leute würden mitkommen und wie sieht es mit den Vorräten aus? Im schlimmsten Fall müssen Tiere geschlachtet werden", fing er an, nachdem sich der stämmige Mann hingesetzt hatte. Er selbst schien ein wenig erschöpft zu sein. Vermutlich war er sofort nach dem Sturm losgezogen und hatte Informationen eingeholt.

„So gut wie jeder aus dem Dorf möchte uns begleiten", erklärte er und wirkte noch immer ein wenig verwirrt und durch den Wind. „Wir sind 25 Leute. Darunter aber auch Kinder und Alte. Es gibt auch mehrere Schafe, Kühe und auch vier Ziegen, die mit sollten. Wir haben nicht mehr viel und ohne diese Tiere können wir uns kaum ein neues Leben aufbauen. Sie sind unser ganzer Besitz", erklärte er schnell, da er wollte, dass die drei verstanden, warum die Tiere mit mussten.

Haru rieb sich nachdenklich den Nacken, während Akira sein Kinn rieb. Die zwei Männer hatten das gemeinsam, auch wenn sie es an verschiedenen Körperteilen taten. „Es wäre sowieso Unsinn, die Tiere hierzulassen. Dass sie mitgehen, ist eine Selbstverständlichkeit. Aber ...", begann Akira zu sprechen. „Es ist nicht ausgeschlossen, dass ein oder zwei Tiere geschlachten werden müssen, wenn die Vorräte knapp werden", fuhr er fort.

Haru dachte schweigend nach. Dann wären sie 28 Leute, die in Sicherheit gebracht werden müssen. Dazu gerechnet die Tiere. Müde wischte er sich über das Gesicht und hoffte, dass Sezuna irgendwas herausfinden konnte, wie die Leute hier zu der Magie standen.

Sezuna wirkte nachdenklich. „Wie viele Kinder und Alte gibt es denn und glaubt ihr, dass diese den Weg schaffen?", fragte sie. „Ich denke, dass wir dann sehr langsam laufen müssten auch mit den Wagen. Ich würde daher lieber sagen wir brauchen drei Tage", erklärte sie nachdenklich, bevor sie den Kopf hob. „Und ich habe gehört in der Wüste sind viele Magier unterwegs. Wie steht euer Dorf denn zu Magiern? Falls wir einen begegnen sollten, könnte der uns helfen", meinte sie nachdenklich, aber geradeheraus.

„Es gibt sieben ältere Leute, die ebenfalls Probleme mit dem langen Laufen haben. Kinder haben wir neun, von ganz klein bis 16 Jahre", erklärte Eric ihr. „Unser Dorf ist nicht sehr groß, denn viele Leute sind schon vor langer Zeit gegangen, weil sie Angst vor den Magiern haben. Es gab einmal einen Reisenden, der hier viel Chaos angerichtet hatte. Tiere umgebracht, Häuser abgebrannt. Es schien, als sei er ein geistig Verwirrter. Dennoch hat sich das tief in die Erinnerungen eingebrannt, sodass wir Angst vor ihnen haben. Es ist nicht einfach zu sagen, ob ein Magier gut ist oder nicht, wenn man einem in der Wüste begegnet", fuhr er dann fort.

Haru runzelte die Stirn bei seinen Worten und nagte an seiner Unterlippe. Das waren tolle Aussichten ... Er würde zwar versuchen, keine Magie einzusetzen, aber wenn es nicht anders gehen würde, müsste er es tun auf die Gefahr hin, dass sich die Leute gegen ihn stellten.

Auch Sezuna schien über die Antwort nicht so sonderlich begeistert, nickte jedoch. „Wie lange werden sie brauchen, um ihre Sachen zu packen?", fragte sie und Eric wirkte nachdenklich.

„Bis morgen früh sollten alle abreisebereit sein", erklärte er, was Sezuna leise und erleichtert seufzen ließ. „Das ist sehr gut. Dann können wir die Zeit ausnutzen, die der Sturm braucht, um nicht direkt hineinzulaufen", murmelte sie und schien bereits gedanklich wo anders.

„Wir sollten uns heute Abend einmal treffen und ein paar Dinge besprechen. Ihr müsst mir auf jeden Fall etwas versprechen. Nicht nur Eure Familie, sondern alle im Dorf. Ihr müsst uns vertrauen, egal was passiert. Ohne Vertrauen wird es nicht gehen, auch wenn es etwas schwer für Euch ist, drei fremden Reisenden Euer Leben anzuvertrauen", stellte Haru klar. „Wenn Ihr wollt, kann ich vielleicht einen weiteren Wagen bauen, sodass die Älteren und die Kinder nicht laufen müssen", schlug er vor und sah Akira dabei an, dass er ihm dabei helfen würde.

Eric wirkte unschlüssig. „Ihr habt Recht, das wird nicht vielen leicht fallen, aber wie ich das sehe, haben wir keine andere Wahl, als euch zu vertrauen", murmelte er nachdenklich. „Die anderen werden ihr Hab und Gut auf Wagen packen. Aber einen zu haben, der nicht mit Haushaltswaren gefüllt ist, wäre sicherlich auch sehr gut", meinte er nachdenklich.

Sezuna zupfte leicht an Harus Oberteil, so dass dieser sich zu ihr beugte. „Wir müssen die Räder mit einen Zauber belegen, sonst bleiben sie im Sand stecken", flüsterte sie leise.

Der Junge nickte ihr zu. Den Wagen würde er auf jeden Fall mit Magie belegen, sonst würden sie wohl noch mehr Probleme haben. „Habt Ihr vielleicht noch einen Wagen, der vielleicht kaputt ist? Ich kann ihn reparieren und den könnten wir nutzen. Oder sind sie alle intakt?", fragte Haru den Mann.

„Die anderen Dorfbewohner sind schon dabei ihre Wagen zu beladen. Es sind vielleicht fünf Stück, die wir nutzen können", meinte Eric nachdenklich. „Ihr könnt sie Euch ansehen", bot er an. Immerhin schienen es Haru und Sezuna zu sein, welche diese Reise planten und er wusste, wie wichtig es war, einen guten Überblick zu haben.

„Komm mit, Shohei", wandte sich Haru an Akira. Er würde garantiert nicht seinen richtigen Namen benutzen und da sie Reisende waren, musste er ihn nun duzen. Zumindest in dieser Zeit. „Yuna, würdest du bitte mit den Frauen die Vorräte durchgehen? Damit wir wissen, was wir haben", sagte er zu Sezuna und rieb sich müde über das Gesicht. Noch nie hatte er so etwas geplant und langsam wurde es ihm zu viel. Aber da er wusste, dass Sezuna und Akira an seiner Seite waren, würden sie es hoffentlich schaffen.

„Natürlich", meinte Sezuna und strich ihm beruhigend über den Arm. Sie verstand nicht, warum Haru das Planen an sich nicht einfach komplett ihr überließ. Sie hatte damit keine Probleme und wusste, auf was man achten musste.

Das würde er wohl auch machen müssen, außer sie planten zusammen. Was sie eigentlich jetzt schon taten, seit sie wussten, dass sie die Leute wegbrachten. Eigentlich waren alle drei an der Planung beteiligt und Haru hoffte, dass Sezuna das auch wusste.

Da er sich aber nicht sicher war, beugte er sich zu ihr herunter. „Wir planen das zusammen, ich kann es nicht alleine und ich will nicht, dass du es alleine machst. Ich muss es lernen, etwas planen zu können ...", flüsterte er in ihr Ohr.

Sezuna verdrehte die Augen. „Die Sachen sind in meinem Kopf schon berechnet und durchgeplant. Bring bitte nicht meine Berechnungen durcheinander", murmelte sie leise. Sie hatte fast alle Informationen, die sie brauchte, um für die Reise die Dinge zu planen. Außerdem musste sie sich nur die Wagen ansehen und die Dinge, die die Leute mitnehmen wollten, dann konnte sie sogar die Sachen so unterbringen, dass sie alles wegbekamen. Allerdings glaubte sie nicht, dass das irgendjemand zulassen würde. Daher rechnete sie schon jetzt mit überladenen und viel zu schweren Wagen, während einige sehr leichte bei sich hatten. Am liebsten wäre es ihr, wenn sie den Leuten einfach Befehle geben könnte.

Haru seufzte. „Na gut ... dann plane du es ... So werde ich zwar nie lernen können, etwas richtig zu machen, aber von mir aus", meinte er schulterzuckend. Dann würde er sich eben nach ihr richten. „Eric, Yuna wird die Leitung übernehmen. Am besten mit allen Informationen zu ihr", wandte er sich dann an den Mann. „Sie weiß, was zu tun ist und wird es auch problemlos machen."

Sezuna, die einfach gedanklich schon bei allen Dingen war, trat zu Eric und ließ sich von diesen raus zu den anderen bringen.

ES dauerte wirklich nicht lange, da hatte sie sich mit einen kurzen Blick auf alles, eine Übersicht gemacht, bevor sie begann die Leute dazu zu überreden, die Sachen nicht nur auf ihren eigenen Wagen zu laden, sondern gleichmäßig in der Gruppe zu verteilen, so dass sie mit den Wagen leichter voran kommen würden.

Währendessen reparierte Haru den einen Wagen, der ein kaputtes Rad hatte. Er schwieg während der Arbeit, denn es ärgerte ihn, dass er nicht zuverlässig genug schien, so etwas zu planen. Haru wusste, dass Sezuna darin sehr gut war und alles, aber es verletzte ihn ein wenig, weil es sich für ihn anfühlte, als sei er zu nichts im Stande.

Der Magier ließ seine Magie in die Räder des Wagens, welcher nun repariert war fließen, damit dieser nicht im Sand stecken bleiben würde. Das tat er aber auch nur, als ihn wirklich keiner sah.

„Yuna möchte, dass du dir den einen Wagen dort nochmal anschaust", meinte Akira plötzlich, der gerade von einer kurzen Besprechung mit der Blonden zurück war. Er beugte sich ein wenig runter, um Haru zuflüstern zu können. „Sie sorgt dafür, dass du an alle Wagen kommst ohne dass dich jemand beobachtet, so kannst du die Zauber darauf legen."

Er nickte ihm zu, denn das hatte er schon geahnt. Es war besser, unbeobachet Magie einzusetzen, als die Leute noch mehr zu erschrecken. In Gedanken war Haru bei dem Magier, der hier anscheinend ein Chaos vor langer Zeit angerichtet hatte. Wer konnte es wohl gewesen sein?

Er richtete sich auf und folgte Akira zu dem Wagen, an dem keiner mehr war und schon abfahrtsbereit stand.

„Sei Sezuna nicht böse", meinte Akira plötzlich leise. „Aber planen ist alles, was sie zu dieser Sache beisteuern kann, während du in der Lage bist auch auf ganz anderen Gebieten zu helfen", erklärte er leise. „Sie fühlt sich schuldig, weil sie dich aus der Planung rausgenommen hat, aber sonst hätte sie gar nicht helfen und nur dabei stehen können."

„Sie hilft schon mehr als genug, schon allein mich ruhig zu halten", erwiderte Haru und murmelte ein paar Worte, nachdem er sich vergewissert hatte, dass niemand zusah. „Sezuna ist die treibende Kraft hinter allem und das weiß sie auch. Oder sie sollte es wissen. Mit ihrer Intelligenz kann keiner mithalten."

„Das ist dir klar und das ist mir klar, aber ich glaube wir wissen beide nicht, wie ihr Kopf wirklich funktioniert. Manchmal muss sie die Dinge, die sie sieht und berechnet einfach umsetzen, ohne dass sie jemand dabei stört", murmelte er. „Und trotzdem fühlt sie sich dir gegenüber schuldig", fügte er hinzu. „Das sorgt dafür, dass sie ganz schön durch den Wind ist."

„Ich werde es auch nie verstehen, wie es funktioniert. Es ist sehr schwer, dabei mithalten zu können oder auch nur etwas verändern zu wollen. Es ist ungefähr wie bei mir: Ich bin zu stur und zu stolz, um meinen Kurs oder auch Meinung zu ändern, und sie kann es ebenfalls nicht, weil ihr Kopf nicht mitmacht und sie sonst total durcheinander kommt", erwiderte er und ging auf den nächsten Wagen zu, der ebenfalls unbeaufsichtigt war.

„Meinungen kann sie durchaus ändern", erwiderte Akira. „Nur nicht Dinge, die sich berechnen lassen", erklärte er ihm. „Mir hat sie erklärt, dass wir durch deinen Zauber eine 3,4 prozentige Mehrchance haben, diese Reise heil zu überstehen. Ich weiß nicht wie sie die Prozente berechnet, aber sie denkt an alle Sachen, die mir nicht einmal eingefallen wären. Sie hat sogar schon festgelegt, welche Leute die Wagen ziehen und wann Wechsel ist. Wann wir Pausen machen müssten, um die Zeit zu schaffen. Wo die Kinder schlafen können, wenn sie müde sind, aber die Erwachsenen noch weiter reisen", begann er langsam zu erzählen und wirkte, als würde ihm der Kopf platzen. „Aber sie hat noch keinen einzigen Gegenstand heute gehoben oder irgendwas anderes körperliches getan."

Sezuna war dabei in ihrem Element und Haru wusste, dass er nicht dagegen ankommen konnte, sondern sich fügen musste, wenn er die Reise und die Menschenleben nicht extra gefährden wollte. Auch Haru schien der Kopf zu platzen und er entschied sich, einfach mitzumachen. Auch wenn er lieber Dinge anders regeln würde, vor allem körperlich. Doch der blonde Magier verstand, dass man mit Logik und guter Planung erfolgreicher werden würde.

Außerdem konnte er sehen, wie viel Spaß es Sezuna machte und sie schien sehr genau zu wissen, wie sie die einzelnen Leute so einsetzen musste, dass alles sehr schnell ging.

Auch für Haru hatte sie immer wieder Dinge zutun, die seine Kraft und Erfahrung nutzten, womit sie ihn auch gut ablenkte.

Den ganzen Tag über hatten sie was zu tun und eine kleine Versammlung wurde für den Abend angesetzt, damit Sezuna den Leuten erklären konnten, wie die Reise ablaufen würde. Da es nicht mehr stürmte, entschieden sie sich, einige Heuballen nach draußen zu schleppen, damit sie sich hinsetzen konnten, solange die Versammlung ging.

Akira und Haru saßen bereits auf einem Ballen, als die Menschen langsam aus ihren Häusern dazu kamen und darauf warteten, bis Sezuna die Versammlung anfangen würde.

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