Kapitel 36
Sezuna bemerkte, dass er nicht weiter darauf einging, also entschied sie sich dazu, es ebenfalls nicht zu tun. „Wir können ja vorsichtig versuchen herauszufinden, was sie von Magiern halten", meinte Sezuna nachdenklich. „In einem unverfänglichen Gespräch."
„Das lasse ich dich machen, ich bin nicht gut darin, Leute auszufragen. Du mit deiner Hintertreppendiplomatie findest alles heraus. Aber wie meintest du das, dass du auch besser lernen kannst, mit meiner Magie besser umzugehen und dich mehr auf ihr treiben zu lassen?", wollte er dann wissen.
„Bei deinen Ausbrüchen bin ich auf deiner Magie getrieben und so hat sie mir nichts getan", erklärte sie langsam. „Zumindest das erste Mal in deinem Zimmer. Beim zweiten Mal war ich ziemlich durch den Wind und es ist mir nicht sonderlich gut gelungen, aber im Grunde kann auch ich etwas dazu beisteuern, dass mir nichts passiert, selbst wenn du deine Magie freilässt", versuchte sie zu erklären, wirkte dieses Mal jedoch tatsächlich ein wenig unsicherer als sonst. Aber eher, weil sie nicht wusste, wie sie es genau erklären sollte.
„Ich verstehe es nicht ... meine Ausbrüche werden jedes Mal schlimmer und stärker und du wirst vielleicht gar nicht die Zeit haben, das so schnell zu lernen", gab er zu bedenken. Man konnte ihm ansehen, dass er wirklich verwirrt und frustriert war.
„Ich lerne schnell", meinte Sezuna nüchtern. „Und ich kann mich anpassen. Aber wenn du lernst, deine Ausbrüche vielleicht ein wenig anders zu lenken und zu leiten und ich lerne, wie ich besser damit umgehen kann, machen wir beide Fortschritte und vielleicht reicht das aus", meinte sie und deutete dann auf ihre Handgelenke. „So wie bei den Gewichten. Stück für Stück."
„Deswegen habe ich meine Energie in den Boden im Dämonenwald geleitet. Und du weißt, was passiert ist ... wie es danach aussah. Ich bin mir nicht sicher, ob es überall möglich ist. Zum Beispiel auf hoher See", erwiderte er. „Aber ob es schnell genug geht, bis ich nicht mehr warten kann ...?", flüsterte Haru nun sehr leise. Er sehnte sich danach, aber er konnte es nicht haben.
Sezuna trat erneut an Haru heran und schmiegte sich an ihn. „Ich vertraue dir", murmelte sie leise gegen seine Brust, denn es war die Wahrheit.
„Du schon, aber ich mir nicht", flüsterte er an ihre Lippen, bevor er sie sanft küsste. Und das war dir Wahrheit. Sobald Sezuna sich von seinem Rücken gelöst hatte, um sich von vorne an ihn zu schmiegen, fühlte er sich am Rücken leer. „Ich bin einfach zu seltsam ... es tut mir leid."
„Ich mag dich, weil du so bist, wie du bist", erklärte sie und erwiderte den Kuss schließlich sanft. „Genau so und nicht anders."
„Andere Männer würden nicht warten, bis sie mit jemanden zusammen sind, um mit jemanden zu schlafen. Und ich bin so dumm ...", murmelte er, während er sie immer und immer wieder sanft küsste, aber nicht weiterging, außer sie zu streicheln. Schon allein, dass Akira da war, ließ ihn vorsichtiger sein.
„Du bist nicht dumm", murmelte sie leise. „Das Gegenteil und ich finde deine Ansichten sehr löblich", erklärte sie zwischen den Küssen ein wenig keuchend.
Anstatt nun zu antworten, küsste Haru sie lange und forderte Einlass mit seiner Zunge. Er fand es selbst albern, dass er so stur dabei war zu warten, bis man in einer Beziehung war. Aber das würde er auch nicht ändern, egal was passiert. Sein Griff verfestigte sich um Sezuna und er zog sie so nah wie möglich an sich ran. Seine eine Hand hatte er auf ihren unteren Rücken gelegt, während die andere in ihrem Nacken lag und sie zu sich zog.
„Was definierst du denn als Beziehung?", wollte Sezuna keuchend wissen, als sie kurz den Kuss lösten, bevor sie ihn erneut in einen Kuss verwickelte.
„Mit jemanden zusammenleben, eine emotionale und sexuelle Verbindung haben. Es ist anders wenn du weißt, dass du wirklich mit jemanden zusammen bist, der nur dir gehört. Das Gefühl ist ... anders", versuchte Haru zu erklären, wobei er sich nun sicher war, dass Sezuna wohl wieder Argumente vorbringen würde, dass sie bereits in einer Art Beziehung waren.
„Du möchtest also Sicherheit", bemerkte sie murmelnd und fragte sich, ob er auch eine Verlobung oder Hochzeit brauchte.
Haru nickte zwischen einem Kuss. „Ich hüpfe nicht wahllos durch die Welt, um Frauen ins Bett zu bringen. Es müssen ... Gefühle, Sicherheit und Geborgenheit dabei sein", meinte er und küsste dann ihre Stirn, bevor er sich mit seiner an ihrer weichen Stirn anlehnte.
„Das ist doch was Gutes", murmelte Sezuna, die sich eng an ihn drückte und bereits leicht zitterte. „Damit zeigst du auch der Frau, dass sie dir wichtig ist."
Wieder nickte er und seufzte. Alles war so kompliziert, wenn er so stur war. Aber das war sehr wichtig für ihn. „Die Frau sollte die einzige sein, die Beachtung von mir bekommt und geehrt und geliebt werden ...", flüsterte er und musste wieder an Sarah denken. Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen bei dem Gedanken, wie sie sich darüber unterhalten hatten, ob sie in einer Beziehung sein sollten oder nicht. „Also du bist doch so ein Idiot, wenn du nicht mal merkst, dass wir seit 9 Jahren zusammen sind", hatte sie geschimpft. Haru und sie hatten sich seit dem 5. Lebensjahr gekannt und ihm war es nie aufgefallen. Obwohl sie noch Kinder gewesen waren, hatten sie so gut wie jede Minute zusammen verbracht wenn es ging. Also hatte Sarah bereits dort etwas gespürt, obwohl sie selbst noch so klein gewesen war. Und er hatte nichts davon bemerkt bis zu dem Gespräch.
„Und wann ist dieser Zeitpunkt, wenn du sagst, dass du mit einer Frau in einer Beziehung bist?", wollte Sezuna wissen und begann ihn wieder zu streicheln.
Akira schlief bereits und bekam nicht viel mit. Dazu war der Wind, der draußen wütete sogar ganz schön beruhigend.
„Ich weiß es nicht", gestand Haru. „Wenn ich es wüsste, wäre es viel einfacher. Aber ich kann es dir nicht sagen. Das mit Sarah war immer besonders gewesen, weil wir sehr lange zusammen waren, seit wir Kinder gewesen waren. Selbst da habe ich das nicht bemerkt gehabt, bis wir dieses Gespräch um Beziehung geführt hatten", sagte er leise.
Sezuna musste ein wenig lächeln. „Würdest du es eine Beziehung nennen, wenn wir jeden Morgen nebeneinander aufwachen?", wollte sie leise wissen und versuchte ihre Belustigung, über Harus Unsicherheit nicht ganz so deutlich zu zeigen.
Der blonde Junge zuckte mit den Schultern. „Ich kann es dir nicht sagen. Ich weiß nicht einmal mehr selber, wie es sich anfühlen sollte, in einer Beziehung zu sein. Es scheint, ich habe es verlernt", gab er zu. Er wusste es wirklich nicht mehr. Alles, was er mit Sarah gehabt hatte, war wie selbstverständlich gewesen, doch ihr Tod hatte ein Loch in sein Herz gerissen, das seitdem nicht mehr zugewachsen war. Ein Teil von ihm fehlte und es fühlte sich für ihn so an, als ob es der Teil mit der Beziehung war.
„Verstehe", murmelte Sezuna. Da hatte sie wohl doch mehr Arbeit, als sie erwartet hatte, doch es störte sie nicht. „Wir sollten uns ein wenig ausruhen, bis der Sturm vorbei ist", schlug sie vor und freute sich schon darauf, mit Haru im Heu zu kuscheln.
Haru nickte und zog seine Decke aus dem Rucksack, um sie über den schlafenden Akira zu legen. Es war nicht sehr warm im Stall und er wollte nicht, dass Akira krank wurde. Sie würden ihn auf jeden Fall noch brauchen und so, wie er die Dinge manchmal sah, war es hilfreich. Auch sein Wissen als Königssohn war immer gut.
Dann kam Haru zu Sezuna zurück und ließ sich neben ihr nieder, um sie in den Arm zu ziehen, während er sich an eine Boxenwand lehnte.
„Heute Nacht sind wir sicher", murmelte sie und schmiegte sich an Harus Brust. „Versuch bitte ein wenig zu schlafen", bat sie. „Sonst mache ich mir Sorgen."
„Ich kann nicht schlafen ...", murmelte Haru. „Meine Magie lässt mich nicht schlafen, weil sie mich ständig vor allem schützt. Das ist in den letzten Tagen seit dem Überfall schlimmer geworden. Es ist, als würde sie mich die ganze Zeit warnen, meine Sinne schärfen, um jederzeit für einen möglichen Kampf bereit zu sein", flüsterte Haru an ihren Kopf. „Aber du musst schlafen, Sezuna. Du bist noch nicht vollkommen wieder in Ordnung nach der Behandlung."
„Bist du dir sicher, dass du keinen leichten Schlaftrank möchtest?", wollte sie leise wissen und überlegte, ob sie ihren Schlafzauber ausprobieren sollte, um Haru zur Ruhe zu bringen.
„Nein. Ich habe die Befürchtung, dass meine Magie dann erst recht verrückt spielt und mich mit Gewalt wachhalten wird. Ich versuche, mich einfach ein wenig auszuruhen und zu hoffen, dass das bald vorbei ist. Vielleicht beruhigt es sich von alleine, wenn es wieder weniger Stress gibt", erwiderte der blonde Magier und gab ihr einen Kuss auf die Haare. Haru lehnte seinen Kopf an die Boxenwand und schloss zumindest für eine Weile die Augen, auch wenn er nicht schlafen konnte. Seine Magie pulsierte in ihm und wartete nur darauf auszubrechen, wenn er einen Moment lang nicht aufpasste. Die Konzentration alleine, ständig aufzupassen und sich auf etwas zu konzentrieren, waren sehr anstrengend für ihn.
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