Kapitel 33
Akira erhob sich von seinem Heuballen und legte Haru eine Hand auf die Schulter. „Dann vertraue darauf, dass sie dich auffangen wird, wenn du fällst", meinte er und wandte sich dann um. In der Luft roch es wunderbar lecker nach Essen. Ein Zeichen, dass Sezuna wohl fertig war mit dem Kochen. „Und jetzt komm, sonst wird nicht mehr zu Essen da sein."
Haru sah zu ihm auf und schluckte. „Danke ... Akira. Ihr seid ein guter Mensch. Es tut mir leid, dass ich so ... abweisend war und auch bin. Ich vertraue nur nicht anderen Menschen einfach", sagte er und hielt ihm die Hand als Zeichen der Freundschaft, aber auch als Entschuldigung hin. Auch wenn er ihn anfangs nicht gemocht hatte, empfand er nun Sympathie für den jungen Prinz. Auch wenn er jung war, schien er zu wissen, wovon er redete.
Akira nahm die Hand entgegen und lächelte. „Aber jetzt komm. Es gibt Essen", sagte er gut gelaunt und hoffte, dass er Haru ein wenig hatte helfen können.
„Sezuna würde mich nie hungern lassen", meinte Haru und nahm zwei Körbe mit der Wolle hoch. „Sie weiß, dass ich alles esse, wenn ich hungrig bin."
Akira lachte und nahm die Körbe ebenfalls hoch. „Ich bin mir sicher, sie gibt dir dann noch etwas, wenn wir uns zurückziehen", lachte er, weil er wusste, dass sie sich vor den Menschen zurückhalten mussten mit ihrer Magie und die Kinder brauchte wohl dringend Essen.
„Ich weiß. Wir haben so viel zu essen, dass wir beruhigt was abgeben können. Wenn es eng wird, werde ich jagen gehen. Das passt dann schon", sagte er, bevor er mit Akira in das kleine Haus trat, aus dem bereits der gute Duft von Sezunas Essen kam. „Hier ist die Wolle. Die Schafe waren sehr brav", grinste er und stellte sie ab.
Der Mann lächelte erfreut und die Kinder drängten sich vor der Küchentür, öffneten sie aber nicht. Es schien als würde schon der Geruch allein sie hungrig machen.
Dann ging die Tür auf und Sezuna streckte den Kopf hervor. Als sie Haru sah lächelte sie. „Hilf mir den Topf in die Stube zu tragen", meinte sie mit einem Grinsen.
Er lächelte zurück und kam in die Küche, um den schweren Topf in die Stube zu tragen. Bevor er das tat, gab er ihr einen flüchtigen Kuss auf ihr Haar und stellte anschließend den Topf auf den Tisch. Die Frauen des Hauses hatten den Tisch bereits gedeckt und die Kinder drängten sich darum.
Sezuna folgte Haru und war über diesen Kuss durchaus beruhigt. Es hieß hoffentlich, dass er sich ein wenig beruhigt hatte. Vielleicht hatte er sich mit Akira unterhalten. Sie hoffte wirklich, dass sie nichts Falsches gemacht hatte. Doch sie würde später danach fragen. Jetzt aber nahm sie erst einmal die Kelle und schenkte der Familie ein, bevor sie auch Akira und Haru eine Portion gab. Dabei streifte sie entschuldigend Harus Arm, da sie wusste, dass er bei diesem Essen nicht satt werden würde.
Zusammen aßen sie gemütlich und Haru hielt sich sehr zurück, denn ihm war das Wohl der Familie um einiges wichtiger als er selbst. Es war nicht zu übersehen, wie hungrig die gesamte Familie war und er wünschte sich dringend, ihnen mehr essen geben zu können. Er hätte mit Leichtigkeit Magie anwenden und den Topf unendlich nachfüllen können, aber das würde nur auffallen.
Die Familie erzählte während des Essens, dass sie noch vor einem Jahr in einer grünen Oase gelebt hatten, doch der Sand und die Wüste sind immer näher gekommen, bis es alles Grüne ausgerottet hatte. Das ganze Dorf litt noch unter der Umstellung, weil es viel schwerer geworden war, essen zu besorgen und nicht selten fanden sie gar nichts. Es war schwer, etwas in der Wüste anzubauen, deshalb blieb ihnen nur noch der Handel mit dem Vieh und deren Wolle.
Doch bald würde selbst das Vieh nichts mehr zu Essen finden.
„Wisst ihr denn, woher dieser plötzliche Wandel mit dem Sand kommt? Es ist ja nicht normal, dass sich eine Wüste so schnell bewegt", wollte Sezuna wissen, während sie eine Scheibe ihres frisch gebackenen Brotes in der Suppe aufweichte und die Familie nachdenklich anblickte.
Der Mann, der sie eingelassen hatte und dessen Name Eric war, zuckte die Schultern. „Nein, wir wissen leider gar nicht, was da los ist", sagte er und klang traurig. „Es gibt viele unterschiedliche Gerüchte. Das ein fremdes Land schuld ist, dass es Magier sind, bis hin zu Monstern, die in der Wüste leben", brummte er niedergeschlagen.
Akira wollte am liebsten weiterfragen, doch das würde wohl eher auffallen, also hoffte er, nur durch zuhören mehr zu erfahren. „Wie weit ist die Wüste eigentlich schon gewandert?", fragte Haru Eric. Von draußen war der Wind zu hören, der den Sand kräftig aufwirbelte. Er fragte sich, wie ein Magier das tun konnte, wenn es denn einer wäre. Aber da Sezuna immer gut im fragen war, würde sie sicherlich auch Antworten bekommen. Und sie würde sicherlich auf irgendeinen Weg herausfinden, um an Informationen zu kommen.
„Das kann ich nicht sagen", meinte er nachdenklich. „Aber wir sind mittlerweile schon so weit getroffen, dass uns sogar regelmäßig Sandstürme heimsuchen", erklärte er und schüttelte den Kopf. „Das ist schrecklich. Wir müssen eigentlich hier weg, haben aber Angst auch zu sterben, wie unsere Nachbarn, die sich in der Wüste verlaufen haben."
„Sie haben sich verlaufen? Sollen wir sie vielleicht suchen gehen?", bot Haru sofort an. „Wir könnten Euch vielleicht helfen, hier wegzukommen", überlegte er dann. Es war möglich, auch wenn es schwer werden würde, das ohne Magie zu tun. Aber auch jeden Fall nicht unmöglich.
„Sie haben sich nicht direkt verlaufen", begann die Frau, schielte aber zu ihren Kindern. „Ihr müsst wissen durch den Sand sind die Wege, die in das nächste Dorf führen, sehr stark verschüttet und man kann ihnen sehr schwer folgen. Aber draußen in der Wüste lauern sehr große Gefahren. Riesige Skorpione sind eines der kleinsten Probleme. Bisher waren wir nie von ihnen betroffen, aber jetzt wo die Wüste zu uns kommt.."
„Das habe ich gemerkt, dass die Wege nicht mehr gut zu erkennen sind", meinte Haru nachdenklich, während er den Rest seines Essens aß. „Es ist gut möglich, dass die Skorpione ebenfalls hierher kommen. Ich verstehe trotzdem nicht, wie das möglich sein kann", fuhr er fort. Er suchte Sezunas Blick, ob sie vielleicht eine Idee dazu hatte.
Diese blickte nachdenklich auf ihren Teller, obwohl dieser schon leer war. „Wir gehen in die nächste Stadt. Ihr könntet uns begleiten", schlug sie vor und blickte kurz zu Haru. „Es sollte für uns nicht so schwer sein, den Weg trotz Sand zu finden."
„Was meint ihr?", fragte Haru seine Mitreisenden. „In welche Stadt wollt Ihr denn gehen? Meint Ihr, dass Ihr dort sicherer seid oder ob die Wüste auch dorthin kommen wird?", wollte er wissen. Für ihn war das alles kein Problem, seine Magie würde ihn schützen können. Aber was war mit den anderen? Mit der Familie? Noch immer wusste er nicht, wie sie zur Magie standen. Wären sie ein Freund davon, wäre es das Einfachste auf der Welt, sie in die nächste Stadt zu bringen. Allerdings, wenn es nicht so war, wollte er Sezuna und Akira nicht unbedingt den möglichen Gefahren dort aussetzen.
„Uns ist es recht egal, in welche Stadt wir gelangen", meinte der Vater plötzlich. „Hauptsache dort ist kein Sand. Wir haben gehört am Hafen soll es auch gute Arbeitsmöglichkeiten geben", fügte er hinzu und blickte seine Frau fragend an. Sie hatten schon lange darüber besprochen und sie waren kurz davor sich trotz Gefahr auf die Reise zu begeben. Ähnlich ging es auch anderen Dorfbewohnern, doch viele hatten zu lang gewartet. Es war sowieso ein Wunder, dass sie Reisende in der Stadt hatten. Aber wahrscheinlich war es einfacher in die Stadt zu gelangen, als wieder hinaus.
„Ihr wollt bis zum Meer? Das war unser ursprünglicher Weg. Wollt ihr dann mit uns mitkommen?", fragte Akira die Leute. Vielleicht konnte er es arrangieren, dass sie eventuell mit auf seinen Kontinent kommen konnten, wenn sie das wollten. Dort gab es viel Arbeit und sie würden eher Hilfe bekommen. Aber natürlich war es auch am Hafen sehr gut, denn dort gab es immer viel Arbeit.
„Das Meer ist sehr weit, das wissen wir selbst", bemerkte der Mann und sah sich um. „Wir wissen nicht, ob wir es so weit schaffen", gestand er wenig begeistert.
„Wir könnten genügend Pausen einlegen, wenn Ihr es braucht", meinte Haru. Ihm war es egal, ob sie länger brauchten oder nicht, aber ihm war ein wenig unwohl, wenn plötzlich so viele Menschen mitreisen würden. Es würde schwer werden, seine Magie dabei zu verstecken. Aber auch Sezuna würde ihre Probleme vielleicht haben.
„Der Weg bis ins nächste Dorf ist weit", erklärte Eric noch einmal. „Die Verpflegung für die Reise wird sehr schwer sein", bemerkte er.
Sezuna runzelte die Stirn. „Wir wären keine zwei Tage unterwegs", meinte sie nachdenklich.
„Wenn wir uns nicht verlaufen", meinte die Frau und klang angstvoll. „Wenn wir uns verlaufen, werden wir verhungern."
„Das werden wir nicht, versprochen. Meine Schwester ist sehr gut dabei, sie kennt gut die Wege und Ihr könnt ihr vertrauen", versicherte Haru ihnen. „Ich kann jagen, damit es genug zum Essen gibt und Ihr könnt dann den Rest für Eure Familie haben."
Eric blickte erneut zu seiner Frau. „In der Wüste gibt es nichts, was man jagen könnte", bemerkte er. „Wir müssten mit den Vorräten reichen, die wir dabei haben", fügte er hinzu und betrachtete seine Kinder, die gerade dabei waren eine zweite Schüssel zu essen.
„Skorpione ...", murmelte Haru mit einem Seitenblick zu Sezuna. „Macht Euch keine Sorgen, ich bin mir sicher, Euch sicher in die nächste Stadt zu bringen, wo Ihr ein neues Leben anfangen könnt", beruhigte er Eric. Es war so schwer Menschen zu überzeugen! Wenn sie wüssten, dass sie Magier waren, würden sie vielleicht eher vertrauen und glauben, dass es möglich war. Oder aber sie auch rauswerfen, weil sie keine Magier mochten.
Eric wirkte nachdenklich. „Würdet ihr denn noch andere mitnehmen?", wollte er wissen und klang zögerlich.
„Was meint ihr?", wandte sich Haru an Sezuna und Akira. Der Prinz nickte, natürlich, denn er war für sein Volk verantwortlich und Haru hatte endlich verstanden, dass er ein guter Mensch war. Auch Haru wollte helfen, auch wenn es mehr Stress für ihn bedeuten würde. Den würde er aber auf jeden Fall eingehen, wenn er anderen helfen konnte.
„Von wie viele reden wir denn?", wollte Sezuna nachdenklich wissen.
Eric und seine Frau Kathleen blickten sich kurz an. „Nun, die meisten aus dem Dorf würden wohl mitkommen", bemerkte sie vorsichtig.
„Wieviele sind es denn insgesamt?", wollte nun auch Haru wissen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top