Kapitel 25

„Ja, er trägt sie auch. Aber nicht immer", meinte Sezuna. „Im Moor musste er sie abnehmen, weil wir einen Zwischenfall hatten. Seitdem wollte er sie reparieren", erklärte Sezuna für Haru, da sie ihm nicht beim Essen stören wollte.

„Ihr ward im Moor?", fragte Akira entsetzt. „Warum trägst er sie überhaupt und was für einen Zwischenfall gab es? Vielleicht war das der Grund, warum die Pferde nicht mehr weiterwollten", mutmaßte der Prinz.

Sezuna blickte Haru ein wenig unschlüssig an. „Wir haben Bekanntschaft mit einer Art Moorhexe gemacht. Es war gut, dass ihr dort nicht lang seid", sagte sie mit einem schiefen Grinsen.

Akira fasste sich an den Kopf und schüttelte ihn ungläubig. „Also ist es wirklich wahr, dass es Moorhexen gibt. Wollt ihr mir erzählen, was genau passiert ist? Ich bin mir sicher, unser Lehrer für solche Fälle ist auf jeden Fall interessiert", sagte er und blickte von einem zum anderen.

Sezuna wirkte noch immer reichlich hilflos, aber Haru aß noch immer, also erklärte sie Akira was geschehen war.

Sie begann von den Moment, wo sie das Moor betreten hatten, beschrieb, was sie gesehen hatten und dann die Hexe, die versucht hatte sie zu fressen. Außerdem erklärte sie ihre Theorien zu dieser, auch wenn sie glaubte, dass Akira ihr kaum folgen konnte.

„Ihr hattet wirklich Glück, dass ihr da rausgekommen seid. Vor allem scheint ihr gut zusammen gearbeitet zu haben. Das bewundere ich an euch. Auch wenn ihr anscheinend nicht immer einer Meinung seid, so haltet ihr doch zusammen. Und es war mein Glück, dass ihr entkommen seid, sonst wäre ich vielleicht nicht mehr am Leben", sagte Akira leise und er schien wirklich froh darüber zu sein.

„Ich glaube so viel Glück war das gar nicht", meinte Sezuna nachdenklich. „Da hatten wir anderenorts schon mehr Glück", meinte sie nüchtern und schielte zu Haru. „Als wir den Deich überquert haben und fast im Wasser gelandet sind. Das war Glück."

„Ihr steckt wirklich voller Überraschungen ... was ist dort denn passiert?", wollte er wissen. Haru, der Sezuna die Schüssel wieder hinhielt meinte, dass es kein Glück gewesen war.

„Sehe ich anders", erwiderte diese und gab ihn noch mehr zu Essen, bevor sie Akira auch diese Geschichte erzählte.

Es war irgendwie gemütlich am Lagerfeuer zu sitzen und Geschichten auszutauschen.

„Haru, du scheinst anscheinend oft die Gefahren zu unterschätzen", meinte Akira nachdenklich. Er hielt die Wasserflasche in der Hand, von der er immer wieder einen Schluck nahm.

„Na ja das bin wohl eher ich", lachte Sezuna ein wenig verlegen und kratzte sich am Kopf.

„Wieso denn das?", fragte der Prinz Stirnrunzelnd. Sezuna schien eher sehr verantwortungsbewusst zu sein, deshalb verstand er nicht, was sie meinte.

„Ich fand die Sache im Moor unglaublich interessant, genau wie die Hexe", gestand sie und spielte mit ihren Haaren.

„Das kommt daher, weil du neugierig bist und so viel von der Welt verstehen willst wie möglich. Da ist es selbstverständlich, dass du so etwas sehen willst", sagte Akira nachdenklich.

„Oh ja, sie ist sehr neugierig. Ich habe gesagt, ich habe ein ungutes Gefühl, aber sie wollte unbedingt dorthin", meinte Haru und grinste leicht dabei.

„Ich fand es ja auch nicht unheimlich und die Sumpfhexe war toll. Ich hätte sie gern untersucht", gestand Sezuna und man hörte ihr an, dass sie doch ein wenig peinlich berührt bei dieser Aussage war.

„Ich hätte dich ja bei ihr lassen können. Dann hättest du sie lange studieren können", sagte Haru frech zu ihr. „Ich verstehe ja, dass sie für dich interessant war, aber so eine alte Schraube würde ich lieber aus dem Weg gehen", fuhr er fort.

„Mich hätte interessiert wie sie so geworden ist und ob man hätte etwas tun können, damit sie wieder normal wird", sinnierte Sezuna und wirkte nachdenklich.

„Ich bringe dich gerne zurück, aber erwarte nicht, dass ich dich wieder abhole", sagte Haru lässig und kaute auf einem Grashalm, welches er abgerissen hatte. Akira schüttelte ungläubig den Kopf. „Ihr zwei seid wirklich so unterschiedlich", lachte er, während er den beiden zuhörte.

Sezuna schenkte Haru ein liebes Lächeln. „Du würdest mich wirklich dort lassen?", fragte sie unschuldig, um ihn ein wenig aufzuziehen.

„Darauf kannst du wetten. So nervig und provokant du bist ... du machst mich wahnsinnig", gab er zurück und stützte sich auf seinen Unterarmen ab, als er sich ein wenig zurücklehnte.

„Das ist pure Absicht", versicherte Sezuna ihm mit einem schelmischen Lächeln.

Haru wandte sich an Akira mit einem Schnauben. „Ich glaube, ich lasse mich freiwillig einsperren damit ich endlich Ruhe habe. Wie Ihr seht, kann sie wirklich nervig sein", meinte er und Akira lachte. Er fand es amüsant, dass die zwei sich gegenseitig aufzogen.

Sezuna lachte ebenfalls und erhob sich, um Haru von hinten zu umarmen. „Ach komm, du magst mich doch genau deshalb", neckte sie und knabberte an seinem Ohr.

„Da! Sie macht es schon wieder!", rief Haru entsetzt und versuchte, sein Ohr in Sicherheit zu bringen. „Ich flehe Euch an, sperrt mich weit von ihr entfernt ein!", bettelte er gespielt, doch das Entsetzen war gespielt. Sein Lächeln verriet ihn zu sehr und er fing an zu kichern, denn ihre Knabberei kitzelte ihn sehr.

Sezuna zog Haru nach unten, so dass er auf dem Rücken lag und sie ihn innig küssen konnte. „Du glaubst doch nicht, dass du vor mir wegrennen kannst, oder?"

„Oh doch, das glaube ich sehr wohl. Ich bin viel schneller als du es jemals sein wirst", gab er zurück und drückte ein Kuss auf ihre Lippen. „Niemals wirst du eine Chance haben, mich auch nur annähernd einzuholen."

Sezuna legte ihre Hände auf seine Brust und hielt ihn fest. „Vielleicht", murmelte sie.

„Forderst du mich etwa schon wieder heraus?", fragte er sie mit hochgezogenen Augenbrauen. „Akira, ich glaube, ich brauche Eure Hilfe, sie von mir fernzuhalten", seufzte er und legte seine Hände auf ihre.

Sezuna schmunzelte und blickte ihn eindeutig verliebt an. „Ich suche nur deine Nähe, kann man mir das vorhalten?"

„Definitiv", erwiderte Haru. „Wenn Ihr in meiner Schuld steht, dann befreit mich von ihr!", jammerte Haru zu Akira gewandt, der die Befürchtung hatte, dass Sezuna ihn kitzeln würde. Akira hingegen grinste nur. „Nein, ihr zwei unterhaltet mich vorzüglich. Sowas bekommt man nicht jeden Tag zu sehen", antwortete er ihm.

Sezuna lachte zufrieden und ließ von Haru ab, um sich wieder richtig hinzusetzen.

Erschöpft blieb Haru liegen. „Wieso steht nicht einmal jemand auf meiner Seite?", murrte er mit geschlossenen Augen.

Sezuna beugte sich noch einmal nach vor und küsste ihn sanft. „Ich, wenn du nicht gerade gegen mich bist", erklärte sie gut gelaunt. Es machte ihr unheimlich Spaß Haru zu necken.

„Du bist unmöglich", schimpfte Haru und richtete sich auf. Er fuhr sich durch sein Gesicht und blieb dort hängen, wo er sich selbst geheilt hatte. Wenigstens schien alles in Ordnung zu sein. „Da du mich ständig ärgerst ... gib mir bitte ein Stück Schokolade. Ich brauche Nervennahrung, wenn ich dich aushalten will", schnaubte er.

Akira fing an laut zu lachen und konnte sich gar nicht mehr beruhigen.

Sezuna zwang sich dazu ihm nicht die Zunge herauszustecken und reichte ihm stattdessen eines der Schokoladenstückchen. Aber kurz bevor er es nehmen konnte, zog sie es wieder zurück.

„Du spielst also auch noch mit mir?", fragte Haru fassungslos. Bevor sie reagieren konnte, hatte er mit Magie die Schokolade an sich gerissen, genauso wie damals, als er ihr immer wieder etwas weggenommen hatte. „Fordere mich nicht heraus, du weißt, dass es nicht gut enden kann", sagte er, während die Schokolade auf der Zunge zerging. „Wollt Ihr auch Schokolade, Eure königliche Hoheit?", fragte er den Prinzen.

Dieser lachte noch immer und schien von der Show der beiden sehr gut unterhalten, versuchte sich aber an einem Nicken.

Sezuna hingegen lachte ebenfalls und nahm sich auch ein Stück Schokolade.

„Ich weiß wirklich nicht, was daran so lustig ist, dass du mich die ganze Zeit ärgerst. Langsam wünsche ich mir, ich hätte dich wirklich im Moor zurückgelassen", meinte der blonde Junge kopfschüttelnd, während sich die zwei auf seine Kosten amüsierten.

„Dann würdest du aber nichts mehr so leckeres zu Essen bekommen", meinte Sezuna unschuldig und winkte mit einem Honigkuchen, den sie extra für ihn aufgehoben hatte, um ihn im günstigen Moment einzusetzen.

„Bestechungsversuche der feinsten Art", murrte Haru und hielt seine Hand hin, damit sie es ihm geben konnte. Sie wusste genau, dass er so gern süßes aß.

Akira musste noch mehr kichern, denn die beiden verhielten sich wie ein altes Ehepaar. Er fand es sehr erfrischend, ihnen zuzuhören, dass er dabei nicht stören wollte. Er wusste, dass sie keinen guten Start erwischt hatten, auch wenn sie nun versuchten, sich normal zu benehmen.

Das war gut und für Akira zeigte es, dass sie nichts gegen seine Anwesenheit hatten.

Sezuna lächelte sanft und legte ihm das Stück vorsichtig auf die Hand, als würde Haru sie jeden Moment beißen.

Dieser warf ihr tatsächlich einen abschätzenden Blick zu, bevor er sich seinem Honigkuchen widmete. „Haru erinnert mich an einen Bären, der gerne angreift, wenn er hungrig ist", bemerkte der nun blondhaarige Prinz. Er war noch immer dankbar, dass Haru seine Haarfarbe geändert hatte. „Wie schwer sind eigentlich eure Gewichte?", wollte er wissen, denn es wunderte ihn, dass sie diese wirklich trugen.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top