Kapitel 20
„Komm her und ruh dich ein wenig aus. Wenn du deinen Trank für die Übelkeit gemacht hast, lass mich noch einmal deine Wunden kontrollieren. Ich habe genau gesehen, wie unauffällig du vorhin gekratzt hast", sprach der Junge zwischen den Bissen. Er erinnerte sich genau daran, dass sie sich dort an der Brust gekratzt hatte.
Sezuna verzog ein wenig das Gesicht. „Brandwunden kratzen immer", verteidigte sie sich und musste dem Drang widerstehen, schon wieder zu kratzen.
„Und genau deshalb solltest du nicht kratzen, weil es sich dann erst recht entzünden kann. Warum machst du keine Salbe für den Juckreiz. Ich könnte dir zwar helfen, aber ... du weißt schon", schlug er vor.
„Die Salbe hatte schon was gegen den Juckreiz drin", grummelte Sezuna leise und mischte sich etwas für die Übelkeit an. „Aber es ist das Oberteil was kratzt, ich kann aber nicht ohne rumlaufen."
„Warum musst du auch so einen Pullover tragen?", fragte Haru kopfschüttelnd. Er kramte in seinem Rucksack herum, da er einige Dinge bei sich reingelegt hatte, die nicht so wichtig waren. Dann warf er ihr eines seiner Oberteile und den Sweater mit Kapuze zu, den er am Anfang der Reise getragen hatte. „Zieh das an, die sind weich und sollten nicht kratzen."
Sezuna betrachtete die Sachen nachdenklich. „Ich trage keinen BH, da kratzt alles", murmelte sie, drehte sich aber von Akira weg, um die Sachen von Haru anzuziehen.
Haru lächelte, denn das wusste er sehr wohl. Bevor sie seine Sachen anziehen konnte, legte er von hinten seine Hand sanft an ihre Brust und murmelte einige Worte. Er legte auf auf den Verband einen Zauber, der das Jucken verringern würde. „Sollte es schlimmer werden, sag mir Bescheid. Der Zauber sollte einige Zeit lang halten, aber versuche nicht zu kratzen, sonst fessel ich dich", sagte er warnend mit einem breiten Grinsen.
Sezuna steckte ihm die Zunge heraus. „Ich geb mir Mühe", versicherte sie dann und zog sich das Oberteil drüber.
Akira beobachtete sie, versuchte aber nicht zu sehr auf ihren Körper zu schauen und mehr auf Haru.
„Streck mir noch einmal die Zunge heraus und du wirst sehen, wo sie landet", drohte Haru ihr grinsend und streichelte kurz über ihren Kopf, bevor er sich wieder Akira zuwandte.
Sezuna lachte leise. „Als würde ich das nicht genau deshalb machen", lachte sie, hielt sich aber zurück, weil Akira da war.
„Forderst du mich etwa heraus?", fragte er sie knurrend mit einem abschätzenden Seitenblick. Dabei klang sein Knurren nicht wütend, sondern eher dunkel und erregt.
„Immer doch", lachte sie und warf ihm eine Kusshand zu.
Ehe sie sich versehen konnte, packte Haru ihre Hand und zog sie schnell zu sich, sodass sie beinahe auf seinen Schoss fiel. „Dann bekommst du, was du verdienst", sagte er heiser zu ihr, wobei er in ihre goldenen Augen sah, bevor er sie küsste. Ihm war es egal, ob der Prinz da war oder nicht, immerhin wusste er nun mehr als ihm lieb war.
Sezuna erwiderte den Kuss, obwohl man ihr ansehen konnte, wie perplex sie war. Doch diese Gedanken waren recht schnell verschwunden und sie konzentrierte sich nur noch auf Harus weiche Lippen und seinen warmen Atem, der dafür sorgte, dass ihr Herz schneller klopfte.
Der blonde Junge hielt sie fest, sodass sie sich gegen ihn lehnen konnte, ohne zu fallen. Seine Gedanken drehten sich in dem Moment nur um sie und wie sehr er sie küssen wollte. Da sie ihn herausgefordert hatte, fuhr er mit seiner Zunge über ihre Lippen um Einlass zu bekommen.
Sezuna war überrascht über diese Geste, doch es fühlte sich so gut an, dass sie die Lippen ein wenig öffnete. Neugierig darauf, was Haru nun tun würde.
Vorsichtig ließ er seine Zunge in ihrem Mund gleiten und fing an, sie dort zu erkunden und sie zu einem leidenschaftlichen Tanz mit ihrer Zunge aufzufordern.
Sezuna erwiderte zuerst ein wenig vorsichtig, doch fand sehr schnell Gefallen daran und spielte das Spiel mit.
Es war für sie etwas ganz neues und sie musste gestehen, dass es ihr sehr gut gefiel, wie Haru sie küsste.
Wie lange sie sich so küssten, war ihm unklar, aber als er seine Zunge zurücknahm und sie noch einmal sanft auf ihre Lippen küsste, lächelte er sie sanft an. „Sei lieber vorsichtig in Zukunft, wenn du mir deine Zunge herausstreckst."
Sezuna, die ein wenig nach Luft schnappte, lachte rau. „Ich sehe das eher als Belohnung", erklärte sie lachend und drückte sich noch ein wenig mehr an ihn.
„Es gibt noch viele andere Dinge, die ich mit deiner Zunge machen kann. Sei also gewarnt", flüsterte er ihr zu und küsste sie noch einmal sanft auf ihre Lippen, bevor er sie losließ.
Akiras Blick entging ihm dabei nicht. Er sah sie neugierig an, nicht abschätzend oder herablassend, sondern einfach neugierig, wobei er ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen trug.
Hatte er noch nie ein sich liebendes Pärchen gesehen oder war er über ihre Offenheit überrascht? Haru konnte es nicht sagen.
Er sagte dazu nichts, doch man sah ihm an, dass er es nicht als unangenehm fand, dass sie es offen zur Schau stellten. „Sag mir trotzdem Bescheid, wenn es schlimmer wird, ja?", fragte Haru sie heiser und grinste.
Akira fragte sich, ob das der Grund war, warum sie zusammen von der Schule gegangen waren, doch er wagte nicht zu fragen.
Sezuna drückte ihm noch einen Kuss auf den Mundwinkel, bevor sie antwortete. „Werde ich machen", versicherte sie mit einem liebevollen Lächeln.
Jetzt widmete sich Haru auch wieder seinem Essen zu, das inzwischen kalt geworden ist, aber das war ihm egal. Wenn er hungrig war, konnte er wirklich alles essen, egal ob kalt oder warm. „Kann ich dir beim Abwaschen helfen, Sezuna?"; fragte Akira sie.
Sezuna wirkte überrascht, lächelte aber lediglich. „Das ist sehr nett, aber wird nicht nötig sein", meinte sie leichthin. „Ich nutze dazu Magie, da wir hier auch kein Wasser haben", erklärte sie und sah sich um.
„Manchmal wünschte ich, ich hätte solche Fähigkeiten. Sie erleichtern einem enorm das Leben", sagte Akira zu ihr und man konnte aus seiner Stimme hören, dass er es ernst meinte.
„Nicht immer", versicherte Sezuna mit einem schiefen Grinsen. „Manchmal machen sie dich eigenartig und anders, oder sind sogar gefährlich", erklärte sie und seufzte dann. „Oder wie bei mir, nicht genug, um einfache Dinge zu tun, die für andere Magier normal sind und zu viel, um normal zu sein."
„Wie meinst du das?", wollte er wissen. Haru beteiligte sich nicht an dem Gespräch, denn er war mit Essen beschäftigt und beobachtete die beiden nur.
„Meine Magie ist sehr schwach", erklärte Sezuna wenig begeistert. „Ich habe nicht genug Kraft für die Grundlagen der Magie. Aber trotzdem ist sie da, was heißt, dass ich auch kein normaler Mensch sein kann", seufzte sie und holte den Stein hervor. „Wäre der nicht, würde ich zwar noch immer Magie nutzen können, aber es würde mir schwer fallen Dinge schweben zu lassen oder andere einfache Zauber zu nutzen, die jedoch viel Kraft kosten."
„Ich verstehe. Gibt es das oft unter Magiern? Bis jetzt habe ich nur normale Magier mit ihren Fähigkeiten kennengelernt. Natürlich waren einige stark und einige schwach, aber nicht wie euch zwei. Ihr scheint sehr unterschiedlich zu den anderen zu sein und das finde ich sehr interessant", stellte Akira fest.
„Es gibt unterschiedliche Gaben, die auftreten können, auch wenn das unter den Magiern noch immer nicht so ganz offiziell ist", meinte Sezuna und grummelte ein wenig verärgert. „Manche Magier werden damit geboren. Bei Haru ist es eine sehr schnell füllende Quelle mit sehr viel Magie und bei mir ist es mein Kopf. Ich kann Dinge auf eine Art und Weise aufnehmen, wie es wohl kein anderer kann", erklärte Sezuna, weil ihr sowas immer Spaß machte und sie in ihrem Element war.
„Also seid ihr zwei das komplette Gegenteil von der Magie her? Er hat zu viel und du zu wenig? Es ist schade, dass es bei uns solche Magier nicht gibt. Natürlich kann es die geben, aber die habe ich noch nicht kennengelernt. Auch wenn ich selbst kein Magier bin, bin ich dennoch mit ihnen aufgewachsen und sie faszinieren mich täglich aufs neue", sagte Akira zu ihr und stellte wieder einmal fest, dass sie wirklich gut erklären konnte.
„Kein Magier wird zugeben, dass er anders ist, als die anderen. Das würde nur dazu führen, dass man ihn ausgrenzt und anders behandelt. Unter Magiern ist es nicht beliebt, wenn ein Magier etwas mehr kann, als andere", erklärte Sezuna und lächelte schief. „Ging uns nicht anders. Man wollte uns nicht verstehen, nur kontrollieren."
„Es ist schade, dass es eine Art Konkurrenz dabei gibt. Jeder Magier ist doch einzigartig und sollte nicht mit anderen verglichen werden", meinte Akira und rieb sich das Kinn, wobei er nachdenklich zu sein schien. „Wie meinst du das, dass man euch kontrollieren wollte?"
Sezuna machte eine wegwerfende Handbewegung. „Zumindest bei mir war es so, dass man meine Fähigkeiten für die Schule nutzen wollte, ohne dass ich es merke. Ist nur nicht so einfach, wenn man in Sekunden sämtliche Informationen erfassen und verarbeiten kann. Während die Lehrer etwas als Zusatzunterricht ausgaben, habe ich eigentlich teilweise ihre Arbeit gemacht", meinte sie seufzend. „Als wäre mir das nicht aufgefallen, aber mir hat es Spaß gemacht, daher habe ich mich nicht beschwert und ich habe ja trotzdem neue Dinge gelernt."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top