Kapitel 2
Die Verletzung am Rücken war ein wenig komplizierter, sodass Haru seine Magie tief in den Körper des Mannes leiten musste, um sie zu heilen. Zwar stöhnte der Mann ab und zu auf, aber er schien nicht wirklich mitzubekommen, was Haru tat.
Sezuna bereitete stumm die Salbe und die Verbände zu. „Ich mache auch noch einen Stärkungstrank, das sollte er nach der magischen Heilung brauchen", informierte sie Haru und kurz darauf erhielt Haru die Verbände und die Salbe, die Sezuna neben ihn auf ein Tuch abstellte. Dieses diente als Unterlage für die Medikamente und war mit einem Zauber versehen, so dass es keimfrei blieb. Sie selbst nahm sich einen Teil der Salbe, mit der sie begann ihr Bein zu verarzten.
„Wenn du willst, verarzte ich dich gleich nach ihm", bot Haru ihr an. Dann fragte er sie, ob sie ihm helfen konnte, den Verband anzulegen, während er den Mann aufrecht hielt.
„Ich mach das", meinte Sezuna und ließ ihr Bein erst einmal so, wie es gerade war, um Haru dabei zu helfen, den Verletzten zu verarzten. Er brauchte es gerade dringender, als sie.
„Ich frage mich, was er hier macht und dann auch noch mit den anderen, die leider nicht mehr zu retten waren ...", meinte er nachdenklich, während Sezuna die Verbände anlegte. Sie machte es wirklich gut und er war froh, dass die da war.
„Ich würde sagen sie waren eine Reisegruppe", meinte sie. „Er sagte ja, dass er umherreist. Vielleicht ist er auch auf den Weg zum Meer. Wenn sie einen Tag vor uns gegangen sind, dann können sie das Moor umrundet haben", erklärte die Blonde und beendete ihre Arbeit.
Er nickte und beendete seine Arbeit mithilfe von Sezuna. Dann bat er Sezuna, ihm den Trank einzuflößen während er ihn hielt, sodass er gestärkt werden konnte.
Sezuna nickte und machte sich sofort daran, dem Mann ein wenig den Mund zu öffnen, um ihn den vorbereiteten Stärkungstrank einzuflößen. Auch wenn dieser eine Weile brauchen würde, bis er wirkte. Sie wollte nicht, dass er sofort aufwachte.
Nachdem sie das geschafft hatten, legte Haru den seltsamen Mann bequem hin und wandte sich dem blonden Mädchen zu. „Bist du schwer verletzt?", fragte er sie und entschuldigte sich, dass er sich zuerst um den Mann kümmern musste. Er hatte ihn wirklich zuerst nicht erkannt. Haru setzte sich zu Sezuna und begann, ihre Verletzungen zu behandeln. Es tat ihm leid, dass sie zu spät gekommen waren und nur den Mann hatten retten können.
„Es geht schon, wirklich", versicherte Sezuna und sah zu, wie Haru trotzdem ihr Bein mit der Salbe einschmierte und dabei sehr genau war, bevor er ihr den Verband umlegte.
„Es schien, als hättest du noch andere Schmerzen, los wir zurückgekommen sind. Bist du sicher, dass dir nichts passiert ist? Deinen Rock können wir reparieren lassen, wenn du willst", sagte Haru zu ihr und seufzte. Sie hätte wirklich starke Verbrennungen davon tragen können. Er fragte sich, woher die Männer die magische Feuerkugel gehabt hatten.
Sezuna biss sich ein wenig auf die Lippen. „Ich habe noch eine Verbrennung, aber die behandle ich mir selbst", meinte sie leise und blickte Haru dabei nicht an. „Sie ist auch nicht schlimm."
Er sah sie erstaunt und gehobener Augenbraue an. „Wo?", wollte er fordernd wissen und Sezuna konnte an seinem Ton hören, dass er nicht eher Ruhe geben würde, bis sie es ihm gesagt hatte. Wahrscheinlich bestand er auch darauf, sie zu behandeln.
Sezuna seufzte und hob ein wenig den Arm. An ihrer rechten Brust konnte man an ihrer Kleidung etwas erkennen, dass so aussah, als wäre ein brennender Ast darauf gestürzt und hätte sich durch das Oberteil gebrannt.
Einen Moment zögerte Haru tatsächlich, weil er nicht wollte, dass sie dachte, er würde das ausnutzen. Seufzend rieb er sich sein müdes Gesicht und schwieg für einen Moment, indem er seine Augen schloss, bevor er etwas sagte. Ihm war durchaus bewusst, dass man als Heiler nicht davor zurückschrecken sollte.
„Zieh dein Oberteil aus", befahl er ihr und schloss wieder seine Augen, weil er sie nicht anstarren wollte. Haru wusste, dass der Mann zumindest schlief er sie nicht anstarren würde.
„Du musst nicht, ich weiß ja, wie unangenehm dir das ist", sagte sie und legte damit ein Verständnis an den Tag, das Haru nicht erwartet hatte.
„Das stimmt, aber wer heilen will, muss darüber hinwegsehen. Sonst ist man kein guter Heiler, wenn man es wegen ... Erinnerungen sich weigert oder nicht machen kann", erklärte er. Ein Teil von ihm wollte nicht, der andere Teil hingegen wollte ihr zeigen, dass sie wichtig für ihn war und auch gegebenfalls über seinen Schatten springen würde.
Sezuna atmete einmal ein. „In Ordnung. Aber wenn es nicht geht, sag bescheid", sagte sie und begann tatsächlich ihr Oberteil auszuziehen. Es war an der Stelle sowieso nicht mehr ganz und sie musste sich etwas anderes zum Anziehen suchen. Zudem war ihr BH dabei auch in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Harus Gesichtsausdruck zeigte keine Regung, als er näher an sie heran rutschte, nachdem sie sich von ihrem Oberteil entledigt hatte. Wenigstens war die Verletzung nicht allzu schlimm und es würde wohl reichen, wenn er die Salbe auftragen würde.
Er tauchte seine Finger in die Salbe, die beinahe leer war und er zögerte wirklich einen Moment, bevor er seine Finger sanft auf ihre Brust legte, um sie einzucremen. Haru hatte seine Lippen fest zusammengepresst, als er das tat und wollte dabei keine Gefühle zeigen, doch man sah ihm an, wie schwer es ihm fiel und wie er schwitzte.
Seine Finger fuhren langsam ihre Wunde nach und fühlte ihre weiche Haut, auch wenn sie verletzt war. Noch einmal tauchte er seine Finger in die Salbe, um den Rest zu nehmen und sie ihr auszutragen.
Seine Augen zeigten einen seltsamen Ausdruck, denn er schien sich nur auf die Arbeit konzentrieren zu wollen und auf nichts anderes. Sobald er fertig war, griff er nach dem letzten Verband und sagte zu ihr, dass sie ihre Arme heben sollte, damit er ihn umlegen konnte.
Sezuna gehorchte, auch wenn man ihr ansehen konnte, dass die Bewegung sie schmerzte. Sie wollte Haru nicht in seiner Konzentration stören.
„Es wird ein paar Tage lang schmerzen, nachdem ich dich nicht mit Magie heilen kann, aber es sollte Gut heilen", versprach Haru ihr und machte den Verband zu, bevor er vorsichtig ihren Arm betastete, ob dieser vielleicht auch verletzt worden war.
Dort schien jedoch der Mantel, den sie nicht geschlossen getragen hatte, geschützt zu haben. An ihrem Arm war alles in Ordnung, was ihn ein wenig beruhigte.
„Das hießt wir bleiben hier, bis wir wissen, was wir mit ihm machen?", fragte sie und deutete auf den Mann, dessen Namen sie nicht kannten.
„Zumindest solange er sich nicht bewegen kann. Außer wir nehmen ihn mit. Vielleicht kann er auch alleine weiterreisen, wenn es es besser geht. Aber mir wäre es lieber, wenn du dich ein paar Tage ausruhen würdest, nachdem du ebenfalls verletzt bist", meinte Haru mit einem Blick, den er zwischen den beiden Verletzten hin und her wechselte. „Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist, Sezuna", sagte er dann heiser und drückte sanft ihre Hand. Der Mann würde überleben, da war er sich sicher.
„Ich werde mich ausruhen", versprach sie. „Aber ich bin nicht schwer verletzt. Das sind nur Schrammen", versicherte sie und drückte seine Hand ebenfalls.
„Mag sein, aber ich werde dich so nicht weitergehen lassen", beharrte er und warf einen verzweifelten Blick in den Himmel. Gut, dass sie ihn geweckt hatte, aber nun war er hellwach und würde nicht mehr schlafen können. Aber dann konnte sie es wenigstens. „Schlaf ein bisschen Sezuna. Ich halte Wache", versprach er ihr und zwang sich zu einem Lächeln.
„Möchtest du eine Runde Schach spielen? Ich bin zu aufgewühlt, um zu schlafen", gestand sie, weil sie wusste, dass sie so schnell nicht wieder einschlafen würde.
„Nein, ruh dich wirklich ein wenig aus. Du musst nicht schlafen, aber leg dich wenigstens hin. Ich könnte mich nicht genug auf Schach konzentrieren", gab er zurück. Das stimmte auch, denn ihm gingen viele Gedanken durch den Kopf, das ihn sehr verwirrte. Die Berührung, die er bei Sezuna gehabt hatte, hatte in ihm ein Sturm der Gefühle ausgelöst. Ein Teil von ihm wollte und brauchte sie, aber er konnte einfach nicht.
„Darf ich mich dann wenigstens an dich kuscheln?", wollte sie leise, fast vorsichtig wissen. Das Ganze hatte sie viel mehr mitgenommen, als ihr selbst bewusst war. Das Feuer löste bei ihr Erinnerungen aus, die ihr die Tränen in die Augen trieben und der einzige Grund, warum sie noch nicht zusammengerollt am Boden lag war, dass sie alles daran setzte, diese Erinnerungen zurückzuhalten.
Haru nickte ergeben und auch ein wenig widerwillig. Aber er war so froh, dass sie noch am Leben war. Also zog er sie vorsichtig an sich, um ihr nicht weh zu tun, während er seine Knie nah an sich gezogen hatte. „Geht es dir gut?", wollte er leise wissen, als er spürte, wie sie sich eng an ihn kuschelte.
Sezuna schüttelte ein wenig den Kopf, brachte aber kein Wort heraus. Sie wusste, dass sie den Anblick der toten Männer, die so grauenhaft verbrannt waren, den Geruch des Fleisches und der Asche nicht wieder vergessen würde. Wie die Bilder beim Sturm in ihrem Dorf hatte sich das Szenario in ihren Kopf eingebrannt, obwohl sie versucht hatte nicht hinzusehen.
„Willst du darüber reden?", fragte er sie und streichelte sanft ihren Kopf.
„Zu lesen, was es bedeutet zu sterben, was im Körper passiert und was danach ist, ist eine ganz andere Sache, als einen toten Menschen zu berühren. Zu wissen, dass er nie wieder die Augen öffnen wird ..." Ihr Satz brach ab, weil ihr die Stimme versagte, während sie noch immer mit den Tränen kämpfte.
Haru nickte, denn er wusste, was sie meinte. Die Erinnerungen an die tote Sarah kam mit voller Wucht zurück und er schluchzte kurz auf, wobei er es unterdrückte. Es ging nicht um ihn, sondern um Sezuna und für die wollte er nun da sein, da hatten seine eigenen Erinnerungen kein Platz.
Diese schmiegte sich an ihn, als würde sie sich verkriechen wollten. „Diese Männer. Ich sehe jedes Detail vor meinen Augen und mir ist so schlecht. Aber ich kann nicht aufhören daran zu denken, dabei habe ich sie nur ganz kurz gesehen", begann sie und das Zittern wurde immer schlimmer.
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