Kapitel 18
„Es wird Zeit, dass er seine Meinung ändert. Wenn er die Kontrolle lernen würde, wäre er wohl der erste, der in die königliche Garde aufgenommen werden würde, da bin ich mir sicher. Mit seiner Stärke und Ausdauer ...", meinte er nachdenklich.
Sezuna hob ruckartig den Kopf. „Woher bei allen Göttern weißt du davon, dass das Problem seine Kontrolle ist?", wollte Sezuna wissen, die den Gedankengang nicht nachvollziehen konnte. Er kannte Haru immerhin nicht!
„Nach der Aussage des Direktors und auch von den anderen Schulen, die er besucht hatte", hob er abwehrend seine Hände. Er hatte es nicht böse gemeint, aber jeder hatte gesagt, dass die Gefahr in ihm bestand, weil er keine Kontrolle über seine Magie hatte.
Sezuna ärgerte sich sehr darüber, dass die Schulen solche Informationen einfach herausgaben. Aber wahrscheinlich konnten sie nicht anders, weil er der Königssohn war.
„Ihr solltet Euch wirklich nicht in diese Sachen einmischen", meinte Sezuna ein wenig mürrisch. Ihrer Meinung nach ging ihn das wirklich nichts an.
„Vielleicht nicht, aber ich sehe, warum er auf der Flucht ist. Vielleicht sieht er keine Zukunft für sich selber. Er hätte jedoch eine großartige Zukunft vor sich", sagte Akira ruhig. „Es wäre eine Chance für ihn, ein gutes Leben zu führen, wo seine Fähigkeiten anerkannt werden."
„Was erzählst du mir das?", fragte Sezuna murrend. „Ist ja nicht so, als würde ich ihn das schon die ganze Zeit sagen", knurrte sie und ärgerte sich darüber, dass sich dieser Mann in ihre Angelegenheiten mischte. Egal, wer er war. Langsam begann sie die Sympathie für ihn zu verlieren.
„Beruhige dich, ich meine es nicht böse", hob er abwehrend seine Hände und beschloss zu schweigen. Vielleicht hatten sie eine Chance, auf ihrer Reise ein wenig wärmer zu werden.
Noch immer war Haru damit beschäftigt, die Kugel zusammenzusetzen. Beinahe war er damit fertig, es fehlten nur noch wenige Splitter.
„Wir kennen uns nicht", meinte Sezuna zähneknirschend. „Ich werde daher auf diese Sachen nicht mehr eingehen", grummelte sie und widmete sich wieder der Fischsuppe.
Akira seufzte und zog sich zurück. Er schien ein schlechtes Thema erwischt zu haben und fragte sich, warum Sezuna auf einmal so mürrisch war.
Diese kümmerte sich stumm um das Essen und reichte Haru die erste Schüssel Suppe. Die für Akira stellte sich lediglich vor diesen auf den Boden, bevor sie sich an Harus Seite setzte. „Wie weit bist du?", fragte sie neugierig und betrachtete die Kugel. Sie war sich sicher, dass er ihre Unterhaltung gehört hatte.
„Fast fertig", erwiderte er. Haru klang sehr ruhig, anscheinend hatte er sich beim basteln abreagiert. „Hältst du ihn immer noch für nett und vertrauenswürdig?", fragte er sie nur, während ein weiterer Splitter an die Kugel flog und mit ihr verschmolz.
„Na ja er ist sehr neugierig", murmelte Sezuna und aß ein wenig Suppe, bevor sie sogar Haru einen Löffel hinhielt, damit er essen konnte, ohne damit aufzuhören.
„Natürlich. Er als Prinz muss doch über alles Bescheid wissen", sagte Haru spöttisch. Allerdings änderte sich seine Meinung über den Mann langsam. „So wie er mit seinen Männern umgegangen ist, zeigt, dass er durchaus für seine Leute sorgt. Ich habe nicht oft gehört, dass die Adeligen sich so benehmen", fuhr er fort. Haru hatte sehr viel darüber nachgedacht. Zwar war er sich nicht sicher, ob Akira ihn nicht doch in den Kerker werfen würde, dennoch hatte er seine Sympathie gewonnen, als er gesagt hatte, dass er die Banditen am Leben lassen sollte. Viele andere hätten sie töten lassen.
„Er benimmt sich schon die ganze Zeit sehr seltsam", murmelte Sezuna leise. Sie wusste nicht so genau, was sie von Akira halten sollte. Diese Nachfragerei nervte sie schon ein wenig, vor allem, weil sie nicht gerne Sachen über sich Preis gab.
„Er ist ein Mensch, Sezuna. Die sind im allgemeinen anders als wir. Er scheint kein schlechter Mensch zu sein, dennoch kann ich ihm nicht wirklich vertrauen. Er und sein Vater haben die ganze Macht, über jedes Schicksal zu entscheiden", erwiderte er und seine Augen leuchteten, als die Kugel endlich zusammengesetzt waren. „Fertig. Sie muss nur noch gefüllt werden", sagte er stolz, als es plötzlich neben ihnen räusperte.
Akira war herangetreten und sah sie entschuldigend an. „Ich möchte mich bei euch offiziell entschuldigen, dass ich euch nicht schon eher die Wahrheit gesagt habe. Ich denke aber auch, dass wir aus dem gleichen Grund unsere wahre Identität verschwiegen haben. Wie es aussieht, werden wir eventuell noch eine Weile zusammen reisen, daher bitte ich euch offiziell um Entschuldigung, dass ich zu aufdringlich war und würde gerne von vorne anfangen", sagte Akira und seine Worte klangen ehrlich. Haru warf Sezuna einen fragenden Blick zu.
Diese wirkte ein wenig unruhig, nickte aber ein wenig. Vielleicht war das keine schlechte Idee. Allerdings wusste sie noch nicht, wie sie damit umgehen sollte. Sie war doch so schlecht in Kommunikation, weshalb sie auch Haru ein wenig verloren ansah.
Dieser zuckte mit den Schultern, was ihr zeigen sollte, dass es zumindest ein Versuch wert war. Ansonsten würden sie überlegen müssen, wie sie weitermachten. Akira sah sie abwechselnd neugierig an und wartete auf ihre Antworten. „Entschuldigung angenommen", sagte Haru und legte eine Hand auf ihr Knie, um sie zu beruhigen. „Lass es uns versuchen, du warst doch diejenige, die ihm anfangs eine Chance geben wollte", erinnerte er sie leicht grinsend und legte die Kugel zur Seite.
Sezuna seufzte ein wenig. „In Ordnung, dann fangen wir von vorne an", murmelte Sezuna und reichte Akira mit einem schiefen Lächeln die Hand. „Sezuna Saytan."
„Akira Watanabe, freut mich, dich kennen zu lernen, Sezuna", sagte er zu dem blonden Mädchen und wandte sich dann an den blonden Jungen, wobei er ihn erwartungsvoll ansah. „Haru Suzuki", sagte er schließlich und gab ihm die Hand. Akira lächelte leicht und hoffte, dass die schlechte Stimmung und die Missverständnisse somit aus dem Weg geräumt wurden.
Danach herrschte jedoch erst einmal betretenes Schweigen, weil niemand wusste, was er sagen sollte.
„Wie machen sich die Splitter, die ich aufgefüllt habe?", fragte Sezuna leise.
„Die haben nicht gehalten, aber nun scheint es zu funktionieren. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich zu viel oder zu wenig benutzt habe, denn die Stärke war nicht einfach herauszufinden. Wenn sie morgen noch ganz ist, fülle ich sie auf. „, erwiderte Haru und zeigte auf die Kugel. Akira stand noch immer vor ihnen und schien nicht zu wissen, ob er sich zu ihnen setzen durfte oder nicht. Es schien, als wäre Sezuna immer noch böse mit ihm, dabei hatten sie sich einigermaßen verstanden gehabt.
„Darf ich mal halten?", wollte sie wissen und hielt die Hände auf, damit Haru ihr die Kugel geben konnte, wenn er wollte. Dabei rutschte sie aber ein Stück zur Seite, damit Akira platz hatte sich zu setzen.
Akira verstand die Aufforderung und setzte sich zu ihnen, während Haru die Kugel in Sezunas Hand fliegen ließ, wo sie sich sehr vorsichtig niederließ. „Darf ich euch um etwas bitten?", fragte Akira sie plötzlich, während sein Blick auf die Kugel gerichtet war.
Sezuna, die interessiert die Kugel musterte, nickte leicht abwesend, während sie das Gebilde erforschte. Sie fand die Kugel unglaublich interessant.
„Während wir zusammen reisen, bitte ich euch, mich nicht als einen Prinzen, sondern einen normalen Mitreisenden anzusehen. Ich mag es nicht, wenn man mich die ganze Zeit mit Hoheit oder sonst was anspricht. Ein einfaches Du reicht aus. Außerdem wäre es nett, wenn ihr mich auch als einen Mitreisenden behandelt", sagte Akira ein wenig verlegen.
„Das mit dem Du kann ich garantieren. Bei dem Rest wird es schwierig", murmelte Sezuna, die gerade versuchte die Magie der Kugel zu entschlüsseln. „Wir sind nicht gerade die einfachsten Charaktere und generell sehr ... eigentümlich", murmelte sie und wollte das Wort seltsam nicht benutzen.
Haru jedoch sagte es genau andersherum. Er konnte ihn als einen Mitreisenden sehen und auch behandeln, aber er weigerte sich, das Du zu benutzen. „Ihr seid der zukünftige König, vor dem man Respekt haben sollte. Es passt nicht zu Euch und unserer Beziehung", war seine Begründung dafür und sah ihn an.
„Er will unentdeckt bleiben", murmelte Sezuna leise. „Außerdem ist es viel sicherer für ihn, wenn er nicht als Prinz oder Adliger erkannt wird", erklärte sie und kniff ein wenig die Augen zusammen, während sie eine Stelle an der Kugel nachdenklich musterte. „Hier fehlt noch ein kleines Stück", meinte sie an Haru gerichtet, da sie eine kleine Lücke gefunden hatte.
Haru nahm ihr die Kugel aus ihrer Hand. „Wo ist der letze Splitter?", fragte er und sah sich um. Das hatte er tatsächlich nicht gesehen, weil die Lücke extrem klein war. „Dann werden wir ein Problem haben", weigerte Haru sich immer noch, als er sich an Akira wandte. Er war verdammt stur dabei. Zwar verstand er, dass er nicht erkannt werden wollte, aber das wollten sie schließlich auch nicht.
„Für uns ist es doch auch besser, wenn die Leute denken, dass wir einfach nur drei Freunde sind, die zusammen reisen", versuchte es Sezuna weiter, während sie kurz nachdachte, wo sie den Splitter zuletzt gesehen hatte. „Er war in deiner Hosentasche, die du gewechselt hast", bemerkte sie, weil sie sich erinnerte ihn schimmern gesehen zu haben.
„Dann will ich aber nicht, dass er mich bei meinem richtigen Namen nennt", erwiderte er und zog den Rucksack heran, um die Hoser hervorzuholen. Nach einigem Suchen fand er ihn schließlich und beendete die Arbeit an der Kugel.
„Es ist sowieso kein Problem im nächsten Dorf andere Namen anzunehmen", meinte Sezuna und deutete auf ihre Haare. „Vielleicht wäre braun auch gar nicht schlecht", meinte sie und legte fragend den Kopf schief.
„Solange wir unter uns sind, können wir doch unsere eigenen Namen benutzen, und wenn andere dabei sind, andere Namen", schlug Akira nun vor.
„So handhaben wir es schon die ganze Zeit", erklärte Sezuna und überlegte, was sie wohl noch machen könnte, während Haru an seiner Kugel bastelte.
„Wenn ihr damit einverstanden seid, bin ich es auch", sagte Akira und sah sie fragend an. Haru sagte zu Sezuna, dass sie ruhig ihre Haarfarbe ändern sollte, wobei ihr blond einfach gut stand.
Sezuna nickte Akira zu, um ihr Einverständnis zu zeigen, bevor sie sich ein wenig zerknirscht an Haru wandte. „Du hältst den Zauber aufrecht", meinte sie leise.
„Achso ja, stimmt", grinste Haru verlegen und nahm den Zauber von ihrem Haar. „Sobald wir etwas gefunden haben, wo wir bleiben bestehe ich darauf, dass du blond bleibst", sagte er zu ihr und nickte zu Akira, um ihm sein Einverständnis zu geben. „Meint ihr, ich sollte mich auch verkleiden?", fragte der Prinz sie unsicher.
„Ab und an die Haarfarbe wechseln, wird sicherlich nicht schlecht sein", meinte Sezuna und betrachtete sich die Spitzen ihrer roten Haare. Sie fühlte sich damit tatsächlich ein wenig wohler, weil sie in ihrem alten Leben blond gewesen war. Es lag schon so lange zurück und die Leichtigkeit dieses Lebens hatte sie nicht mehr.
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