Kapitel 16

Erst zeigte dieser noch Gegenwehr, doch diese erstarb recht schnell, denn er hatte keine Chance gegen Haru.

Als dieser das Schutzschild durchbrach und den Magier mit den Feuerranken belegte, zog er ihn gewaltsam zu sich runter. „Bist du dir immer noch sicher, den Prinzen zu bekommen? Wer hat dich und deine Leute geschickt?", fragte er ihn, bevor sein Gesicht ebenfalls von den Ranken verschlungen werden würde. Die anderen Männer rappelten sich langsam auf und suchten sich einen Weg zu dem Magier, doch Haru benutzte seine andere Hand, um die Risse in der Erde zu vergrößern und sie einzuschließen, sodass sie weder vor, noch zurückgehen konnten.

„Niemand hat uns geschickt", knurrte der Magier und wand sich vor Schmerzen. „Wir wollen ihn, um den König zu erpressen."

„Er steht unter meiner Obhut und wird nicht entführt", knurrte Haru wütend. „Ich bin sein Beschützer, also versucht es nicht noch einmal, oder ihr alle werdet keinen angenehmen Tod haben", warnte er den Magier und schleuderte ihn zu den anderen, die wie auf einer einsamen Insel zwischen dem Höllenfeuer saßen und um ihr Leben winselten. Die Feuerranken um den Magier wurden kleiner und zogen sich zurück, nachdem Haru eine Art Kugel um sie gelegt hatten, sodass sie nicht entkommen konnte.

„Was machen wir jetzt mit ihnen?", wollte Sezuna wissen, die fast ungerührt von der Umgebung schien, während Akira ab und an Laute von sich gab, die zeigten, dass ihn die ganze Sache durchaus ein wenig verstörte.

„Willst du, dass ich sie sterben lasse? Immerhin haben sie ja seine Leute umgebracht. Würde ihnen recht geschehen. Aber da es nicht meine Entscheidung ist, fragen wir doch unseren Prinzen hier", meinte er in Akiras Richtung.

Dieser hob die Hände. „Es hat genug Tote gegeben", sagte er beschwichtigend. „Mir ist es zwar egal, was ihr mit ihnen tut, aber sie zu töten würde meine Leute auch nicht zurückbringen", erklärte er und wirkte überfordert.

„Bitte keine Toten mehr", brachte Sezuna mühsam hervor, der schon die Vorstellung einen Würgereiz verursachte.

Haru nickte und drehte sich zu den Räubern um. Jeden einzelnen von ihnen band er mit magischen Fesseln an weit auseinander stehende Bäume fest. Die Seile erschuf er mithilfe von Magie, die er dafür benutzte. Dazu musste er sich nicht einmal bewegen, sondern machte alles von dort aus, wo er stand. Den Magier jedoch bekam extra magische Fesseln, die seine Magie für eine Weile unterdrücken sollte. Haru grinste böse, als er die sich wehrenden Menschen nacheinander festband. Wenigstens wusste er nun, von wem sie die Kugel gehabt hatten. Der Magier hatte die gleiche Energie wie die Kugel gehabt. Die Fesseln würden sich nach einem Tag von selbst lösen, sodass sie hoffentlich weit genug von ihnen entfernt waren.

Erst nachdem alle festgebunden waren, kümmerte sich Haru um die Erde. Er ließ das Feuer verschwinden und brachte mit höchster Konzentration die Erde wieder zusammen. Bald sah es so aus, als hätte hier kein Kampf stattgefunden.

Erst dann nahm er das Schutzschild von Sezuna und Akira und sog die Energie davon in sich auf.

Sezuna seufzte erleichtert und erst jetzt bemerkte Haru, dass sie zitterte. Ihr schien das Adrenalin durch den Körper zu strömen und ihr war auch anzusehen, dass die ganze Sache sie nicht so kalt gelassen hatte, wie sie ihre Umgebung gern glauben lassen würde.

„Komm her, Sezuna", forderte er sie auf und winkte sie zu sich her. Fest nahm er sie in den Arm und küsste ihre Stirn, wobei er ihr zuflüsterte, dass alles in Ordnung war. Dabei vergaß er komplett, dass sie eigentlich Yuna war. Aber nun war auch schon alles egal, denn Akira hatte gesehen, dass Haru ein Magier war. Sein Adrenalin ließ ebenfalls nach und erst jetzt spürte er die dumpfen Kopfschmerzen von dem Eiszapfen, der ihn an der Schläfe getroffen hatte. Und auch die Explosionen der Feuer- und Blitzkugel haben einige Spuren an ihm hinterlassen.

Sezuna hob die Hand und fuhr damit über die Wunde an seiner Schläfe. „Lass mich das behandeln", sagte sie bittend. „Du musst dich kurz ausruhen", fügte sie hinzu und man hörte Sorge in ihrer Stimme.

„Es geht schon. Ich kann mich selbst heilen", wehrte er ab, aber er war ihr dankbar, dass sie sich Sorgen um ihn machte.

„Dann solltest du das tun und kontrollier bitte auch, ob es eine Gehirnerschütterung ist", bat sie und sie schien wirklich besorgt.

„Mach ich", sagte Haru und befühlte seine Schläfe, die noch immer blutete. Sanft ließ er Magie dorthin fließen, sodass sich die Wunde langsam schloss. Zudem hatte er eine Verletzung am Arm und am Bein, sein Oberteil war ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen worden. „Sezuna, gibst du mir bitte mein anderes Oberteil? Und auch eine andere Hose", bat er sie, während er die leichten Verbrennungen selbst heilte, was relativ schnell war. „Und bitte Wasser, damit ich das Blut abwischen kann", fügte er noch hinzu. Sein Schutzschild hatte ihn vor stärkeren Verletzungen beschützt, wofür er dankbar war. Aber er fühlte sich erschöpft, nicht nur durch den Kampf, sondern auch durch die Tatsache, dass er zum Königssohn sehr unfreundlich gewesen war und der nun wusste, dass Haru ein Magier war.

„Mach ich, aber zuerst gehen wir ein Stückchen", meinte sie und führte Haru, als auch Akira ein Stück von der Straße, wo sich ein weniger gut einsehbarer Bereich war. Dort holte sie eine Decke hervor, die sie auf den Boden legte, bevor sie die Dinge besorgte, die Haru brauchten würde.

Erst die Sachen, dann das Wasser und am Ende die Fische, die sie begann zuzubereiten, damit Haru etwas zu Essen hatte. Sie wusste, dass er Hunger haben würde.

Akira würdigte sie dabei nur ab und an eines Blickes, damit dieser sich nicht einfach so wegschlich.

Dankbar ließ er sich neben der Decke nieder und wusch sich das Blut aus dem Gesicht. Gut, dass Sezuna immer ein wenig nachdachte, bevor sie was tat. Hier hatte er seine Ruhe und obwohl er sich geheilt hatte, ging er nochmal alles durch, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung war. Auch er warf Akira von Zeit zu Zeit einen Blick zu, sprach aber nicht mit ihm, weil er einfach nicht wusste, was kommen würde. Dieser jedoch hatte sich hingesetzt und schien nachzudenken.

Schließlich sprach Akira, was nicht nur Sezuna zusammenzucken ließ.

„Ihr seid also der Magier, der angeblich das Mädchen entführt hat", sagte er und wirkte nachdenklich. „Deshalb gebt ihr euch als Geschwister aus, damit euch niemand für dieses Duo hält. Auch wenn ich nicht verstehe, warum ihr sie entführt haben solltet", murmelte der Schwarzhaarige vor sich hin.

Auch Haru zuckte bei seinen Worten zusammen. Er wollte es schon abstreiten, doch es sah nicht so aus, als ob Akira ihm irgendwas glauben würde. Woher Akira wusste, dass das Gerücht die Beiden beinhaltete, wusste Haru nicht. War es so offensichtlich gewesen? Haru sah zu Sezuna und ließ seinen Kopf hängen. Schon allein die Art, wie Akira das gesagt hatte, ließ nichts gutes verheißen.

Es war schließlich Sezuna, die antwortete. „Ganz einfach, weil er mich nicht entführt hat", meinte sie nachdrücklich. „Wir haben die Schule zusammen verlassen, nachdem der Direktor der Meinung war, dass man uns an der Schule nicht helfen kann und wir sowieso gehen sollten", erklärte sie und starrte Akira dabei an.

„Warum sagen sie dann, dass er dich entführt hat?", wollte Akira wissen. „Soweit ich gehört habe, hat nur er gehen müssen", fuhr er fort und starrte abwechselnd die beiden an.

Sezuna machte eine wegwerfende Handbewegung. „An der Schule gab es nichts mehr, was ich hätte lernen können, daher bin ich einfach mit Haru mitgegangen", erklärte Sezuna unumwunden. „Aber woher weißt du, dass Haru gehen musste?", wollte sie neugierig wissen, denn es schien, als wüsste Akira mehr, als er preisgab. Was nicht so gut war.

„Da ihr nun wisst, dass mein Vater der König ist und er mit den Direktoren auf allen Kontinenten in Verbindung ist, damit man sich austauschen oder auch aushelfen kann, hat er das natürlich mitbekommen. Zu dem Zeitpunkt war ich allerdings nicht in der Hauptstadt, doch er wollte, dass ich persönlich zur Schule gehe, um Erkundungen über den übermächtigen Magier einzuholen. Warum er eine Gefahr ist, warum er ein unschuldiges Mädchen entführt hat und so weiter. Ich hatte gehofft, herauszufinden, ob es der Wahrheit entspricht oder nicht", erklärte Akira mit verschränkten Armen. „Und nun habe ich euch durch einen Zufall gefunden." Das sprach er in einem seltsamen Ton aus, sodass Haru zusammenzuckte.

Er war blass geworden, noch blasser, als er davor schon gewesen war. Seine Lippen waren zusammengepresst und es sah aus, als ob er am liebsten weglaufen würde. Was wohl keine gute Idee war. „Wohin werdet Ihr mich einsperren?", fragte er leise und heiser.

In dem Moment schob sich Sezuna zwischen ihn und Haru und funkelte Akira kampfbereit an. Wenn dieser auf die Idee kam Haru einzusperren, würde sie ihm zeigen, dass sie mindestens genau so gefährlich war, wie Haru.

Akira musterte sie kurz und machte dann eine wegwerfende Handbewegung. „Ich verdanke Euch mein Leben. Es ist nicht in meinem Sinne, meinen Retter einzusperren", versicherte er ruhig, schien aber trotzdem ein wenig besorgt.

„Hört auf, mich jetzt in Sicherheit wiegen zu wollen, damit ich freiwillig mit Euch mitgehen werde", zischte Haru ihn an. Er kannte sehr wohl solche Spielchen, einmal freundlich sein und dann aus dem Hinterhalt zustechen. Haru fand es süß, wie Sezuna für ihn kämpfen würde. Das trieb ihm Tränen in die Augen und er stand auf, um sie von hinten zu umarmen. „Danke Sezuna", flüsterte er ihr zu. „Du wirst aber nichts machen können, wenn es soweit ist ..."

„Ihr scheint Euch sehr sicher zu sein, dass ich vor habe Euch einzusperren. Was habe ich davon?", wollte Akira wissen und musterte die beiden nachdenklich. Er schien mit seiner Theorie Recht gehabt zu haben. Sie waren keine Geschwister sondern ein Paar.

„Eine Gefahr für die Menschheit weniger", erwiderte Haru frustriert. „Was meint Ihr, warum ich gejagt werde? Damit man mich vor anderen beschützen kann. Warum sonst würdet Ihr hierher kommen?", fuhr er fort, wobei er Sezuna fester umarmte, als würde er jemanden brauchen, der ihm Beistand. Ihm war schwindelig, weil er wirklich Angst hatte.

„Ich bin hierher gekommen, um mein Königreich kennenzulernen und der Sache an der Schule auf den Grund zu gehen, weil ich gerade im Land war. Ich wollte erfahren, was wirklich dahinter steckt und ich sehe keinen Grund, warum man Euch einsperren sollte. Ihr habt mir mit Eurer Magie das Leben gerettet. Ich bin Euch etwas schuldig", erklärte Akira, der wirklich nicht nachvollziehen konnte, warum der Blonde so sehr darauf bestand, dass er eingesperrt werden sollte. Er war ein Magier, der Probleme damit hatte seine Magie zu kontrollieren und kein freilaufender Irrer, der die Welt brennen sehen wollte.

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