Kapitel 13
Der Junge half ihr dabei, die Salbe zusammenzustellen und trug sie anschließend auf ihre Wunde auf, bevor er ihr wieder ein Verband anlegte. „Sag sofort, wenn sie sich seltsam anfühlt, ok?", sagte er zu ihr und räumte die restlichen Dinge zusammen, während sich Sezuna ausruhen konnte. Haru gab ihr beide Rucksäcke und ging dann in die Knie vor ihr, wobei er ihr den Rücken zuwandte. „Steig auf, so ist es angenehmer zum Tragen."
Sezuna brauchte einen Moment, bis sie es geschafft hatte, auf Harus Rücken zu steigen. Sie spürte die innere Unruhe, aber Harus Geruch und das Vertraute Gefühl ließen sie nicht sofort panisch werden.
Sobald sie auf seinem Rücken war, griff er unter ihre Beine um sie ein wenig nach vorne zu ziehen, damit Sezuna sich nur oben festhalten musste, wenn sie wollte. „Wenn es dir nicht gut geht, sag Bescheid", sagte er leise und stand auf. Da sie so leicht war, machte es ihm nichts aus, sie zu tragen.
„Mache ich", murmelte sie und kam nicht umhin sich ein wenig fester zu krallen, als Haru sich erhob. Es war noch immer eigenartig, aber mittlerweile war das Gefühl von Geborgenheit, das Haru ihr vermittelte, so stark, dass es ihr dabei half, mit der Situation klarzukommen.
Noch einmal sah sich Haru um, ob auch alle Spuren verschwunden waren und fand nichts, was auf ihren Aufenthalt hinweisen würde. Dann ging er in die Richtung, in der Akira verschwunden war. Das zusätzliche Gewicht von Sezuna auf seinem Rücken fühlten sich gut an. „Lass uns warten, falls Akira noch nicht fertig sein sollte. Ansonsten hoffe ich, dass wir vorankommen. Was meinst du, wie lange wir brauchen werden?", fragte er sie nun und drehte den Kopf ein wenig zur Seite. Sezuna hatte die Arme um ihn geschlungen, um sich besser festzuhalten.
„Ich denke einen Tag mindestens. Aber wahrscheinlich werden wir noch einmal eine Nacht Rast machen müssen", erklärte sie nachdenklich.
„Wie fühlst du dich? Deine Verletzung und weil ich dich trage?", wollte er dann von ihr wissen, bevor sie den schwarzhaarigen Mann schon von Weitem sahen.
„Müde und erschöpft, aber nicht so panisch wie sonst", murmelte sie und schmiegte sich an Haru.
„Gut, immerhin etwas gutes. Schau, da ist er ... Er scheint sie bereits vergraben zu haben, aber er scheint noch zu trauern", sagte Haru und nickte in die Richtung, in der Akira an den Löchern stand, wo Haru sie gegraben hatte. Die toten Pferdekörper lagen allerdings noch vor dem Wagen und er würde sie am liebsten ebenfalls vergraben. Da sie aber sehr schwer waren, war das ohne Magie nicht möglich.
„Er tut mir so leid. Sie waren bestimmt Freunde", meinte Sezuna leise und hielt sich noch stärker an Haru fest, während sie Akira ein wenig beobachtete.
„Ich weiß was du meinst, aber wir können ihm dabei nicht helfen. Uns hat auch keiner geholfen. Das Einzige, was wir tun können, ist für ihn da zu sein, wobei ich mir nicht sicher bin, ob er das will", erwiderte Haru und trat näher an Akira heran.
„Das ist eine gute Frage", murmelte Sezuna und als Haru durch das Gebüsch trat, blickte Akira auf.
In seinen Augen standen noch immer die Tränen und er brauchte einen Moment, um die beiden zu registrieren. „Ist alles in Ordnung?", wollte er wissen und klang sogar ein wenig besorgt. Dabei musterte er Sezuna eindringlich.
„Sie hat sich verletzt und die Verletzung heilt nicht so gut. Es ist besser, sie zu tragen, weil sie sich sonst schlimmer entzünden kann", erklärte Haru und musterte den schwarzhaarigen Mann vor sich. „Braucht Ihr Hilfe bei etwas?", wollte Haru dann wissen.
Akira nickte und wischte sich verstohlen die Tränen aus den Augen. „Ich würde gern die Pferde auch begraben", erklärte er mit einer Stimme, die von seinen Tränen gezeichnet war.
„Ich kann Euch helfen", bot Haru ihm an und nickte zu Sezuna, dass er sie absetzen würde. „Wartest du hier? Wir werden uns beeilen", sagte er und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn, als sie auf dem Boden stand. „Ruh dich ein wenig aus."
Dann wandte er sich an Akira. Dass er helfen würde, war selbstverständlich und ein nein würde Haru auch nicht akzeptieren.
Akira nickte dankbar und Sezuna ließ sich auf den Boden nieder, während sie die beiden Männer dabei beobachtete, wie sie gemeinsam die Pferde in die vor gegrabenen Löcher zogen.
Für Haru war es eine Leichtigkeit, die zu ziehen, doch er musste so tun, als ob es ihm sehr schwer fiel. Und das alleine war schon anstrengend genug. Dennoch wollte der Junge nicht, dass Akira Verdacht schöpfte. Immerhin fiel es dem schwarzhaarigen Mann sehr schwer, die toten Pferdekörper zu beseitigen.
Trotzdem schafften sie es endlich nach einer Weile, wobei Haru sich den Schweiß von der Stirn abwischte. Er hatte geschwitzt, aber auch nur, weil er sich zurückhalten musste.
„Habt vielen Dank", keuchte Akira, der von oben bis unten voller Dreck war und ziemlich außer Atem.
„Wollt Ihr Euch im See Baden, bevor wir weitergehen?", fragte er den Mann und kniete wieder vor Sezuna, damit sie auf seinen Rücken steigen konnte.
„Wenn ihr solange warten würdest, wäre ich euch dankbar", meinte Akira und wirkte ein wenig verloren.
„Das ist kein Problem", versicherte Sezuna mit einem leichten Lächeln, bevor sie sich von Haru wieder huckepack nehmen ließ.
Auch Haru nickte und meinte, dass sie gerne wieder zurückgehen können. Er wollte Sezuna nicht unnötig den Bildern hier aussetzen. Die verbrannte Erde und die kleinen Hügel, wo die Toten vergraben waren. Allerdings war er sich nicht sicher, ob Akira lieber dabei privat bleiben wollte.
„Du solltest dich auch waschen", bemerkte Sezuna leise, weil auch Haru ein wenig verdreckt war.
„Sollte ich das?", fragte er sie mit einem vielsagenden Lächeln. „Dir wäre es wohl egal, wie ich dich küsse", flüsterte er ganz leise nah an ihren Ohr.
„Das ist richtig und wenn ich ehrlich bin, würde ich dich gern waschen", antwortete sie leise und leckte sanft über sein Ohr. „Aber wir sind nicht allein."
Das Knurren aus seiner Kehle zeigte ihr, wie gern er es zulassen würde, aber auch wie schade es war, dass es nicht ging. „Lasst und zurück gehen und uns waschen, dann kann ich mir Eure Verletzungen noch einmal anschauen. Tragen werde ich Euch wohl nicht können", sagte er dann in Akiras Richtung.
Akira, der bereits ein Stück gelaufen war, wandte sich nun um und lächelte ein wenig verkniffen. „Das wird auch nicht nötig sein, danke", meinte er, da die Vorstellung, dass man ihn trug, nicht gerade angenehm war.
Haru lächelte nur und folgte dem Mann zurück zu dem Platz, wo sie das Lager gehalten hatten. Allerdings war der Platz nun leer und Haru setzte Sezuna erneut vorsichtig auf den Boden, bevor er sich bis auf die Unterwäsche auszog, um ins Wasser zu springen. Die Kühle des Wassers, welches ihn umgab, halfen ihm, sich wieder zu beruhigen. Nicht nur, dass ihm heiß war, aber auch die Tatsache, dass Sezuna nun so nah war, wenn er sie trug, machte ihn wahnsinnig.
Er war sich durchaus der Blicke der Blonden bewusst und auch, dass diese ab und an zu Akira schielte, ihren Blick aber nicht lange auf ihn verweilen ließ. Im Gegensatz zu Haru. Es war, als würde sie ihn bis ins kleinste Detail mustern.
Wieder kam diese Eifersucht in ihm hoch, doch er verdrängte sie. Erst als er sich abgekühlt hatte, kam er aus dem Wasser und zog sein Handtuch aus seinem Rucksack. „Guck ihn nicht so an", murrte Haru ihr zu, während er ebenfalls neue Kleidung hervorholte. Die schmutzige würde er erst reinigen können, wenn sie alleine waren. Akira schien noch nicht fertig zu sein, aber das machte nichts aus.
„Ich schaue mir seine Verletzungen an", murmelte Sezuna leise. „Nach dem Bad sollte man sie nochmal neu verbinden", meinte sie entschuldigend und schenkte Haru dann ein Lächeln. „Dich habe ich aber angeschaut, weil ich deinen Anblick mag."
Er murrte etwas unverständliches und nahm dann seine Verbände, die er liegen gelassen hatte, um sie im See zu waschen. Zwar war das Wasser sehr klar und sauber, dennoch wollte er sichergehen, dass sich Akiras Wunden nicht doch noch entzündeten. Haru hatte den Rücken zu ihm gedreht und benutzte leicht Magie, um die Verbände zu sterilisieren, bevor er sie aus dem Wasser nahm und zum trocknen hinlegte.
Auch hier nutzte er Magie, damit der Dreck nicht an den Verbänden haften blieb.
„Wir sollten deine Wunden nochmal untersuchen", meinte Sezuna, die Akira schon die ganze Zeit mit du ansprach und die sich kaum dafür interessierte, dass die beiden Männer so förmlich waren.
Dieser nickte und setzte sich in die Nähe von den beiden. Haru kam auf ihn zu und sah sich die Wunden mit einer Genauigkeit an, bevor er Sezuna bat, ihm die Salbe zu geben, die sie am Morgen für sich hergestellt hatte. Diese trug er auf die Wunden von Akira auf und legte anschließend die Verbände wieder an, wobei er ihre Hilfe nicht brauchte, denn Akira konnte selbst aufrecht sitzen und das half ihm schon enorm. „Ihr solltet Eure Wunden trotz allem im Dorf nocheinmal von einem Heiler ansehen lassen, damit Ihr sicher gehen könnt, dass keine Schäden zurückbleiben", sagte Haru zu ihm und wusch sich seine Hände nach der Behandlung im See.
Akira nickte zustimmend. „Da werde ich tun", versicherte er und fragte sich, ob Haru kein Heiler war, immerhin schien er sehr professionell im Umgang mit Verletzungen.
„Seid Ihr sicher, dass Ihr den Weg bis ins Dorf laufen könnt? Ihr solltet sagen, wenn es Euch nicht gut geht. Wir werden wahrscheinlich noch eine Nacht irgendwo schlafen müssen, wenn wir länger brauchen", sagte er zu ihm und nahm Sezuna wieder Huckepack. Selbst wenn Haru ein Heiler war, er würde wohl nie als professionell angesehen werden, weil er keine richtige Ausbildung dafür besaß, daher hatte er auch nicht die Absicht, das anderen zu zeigen, was er konnte.
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