Kapitel 12
Der Morgen brach an und die Sonne schob sich langsam über den Horizont, weshalb Sezuna ungewollt aus ihrem Traum gerissen wurde. Die Bilder vor ihrem Augen verblassten, doch das Gefühl, wie Haru sie hielt und geküsst hatte, war noch immer auf ihrem Körper zu spüren.
Grummelnd drehte sie sich von der Sonne weg und rutschte noch näher an die Wärmequelle heran.
Der blonde Junge hatte sehr tief geschlafen und war nicht aufgewacht, sodass Sezunas Bewegung ihn weckten. Er fühlte die Sonne auf seinem Gesicht scheinen und er lächelte leicht. Haru öffnete seine Augen und erstarrte sogleich, denn Akira saß dort, wo er gelegen hatte und sah die beiden nachdenklich an.
„Yuna wach auf! Akira ist wach", rüttelte er das Mächen wach. Gerade eben ist ihm noch eingefallen, dass sie nun Yuna war.
„Mir doch egal", grummelte Sezuna und vergrub ihren Kopf noch mehr an Harus Brust.
„Er starrt uns an", beharrte Haru und setzte sich auf. „Guten Morgen Akira. Wie geht es Euch?", fragte er und streckte sich ausgiebig, als wäre es normal, aufzuwachen und jemand beobachtete sie dabei.
Sezuna grummelte vor sich hin und erhob sich nun ebenfalls. Ihre Haare waren wirr und sie hatte sogar noch Blätter von gestern abend in den Haaren. „Guten morgen", gähnte sie, bevor sie sich erhob und Richtung See wankte, um sich das Wasser ins Gesicht zu spritzen, damit sie wach wurde.
Siedendheiss fiel Haru ein, dass Akira vielleicht bemerkt hatte, dass sie kein Holz ins Feuer gelegt hatten, weil ein magisches Feuer das nicht brauchte. „Wie lange seid Ihr schon wach?", wollte er nun von dem Mann wissen.
„Nicht so lange", sagte er ruhig und musterte Haru, bevor er Sezuna mit seinem Blick folgte.
„Und wie geht es Euren Verletzungen?", fragte er weiter, um von ihm und Sezuna abzulenken.
„Ich bin ausgeschlafen", sagte er und runzelte die Stirn. „Meinen Verletzungen geht es soweit auch ganz gut, denke ich", fügte er hinzu, denn er hatte den Morgen genutzt, um seinen eigenen Körper zu inspizieren, während er ab und an die beiden beobachtet hatte.
Haru wurde heiß und kalt. Verdammt, warum hatten sie ihm nicht noch einen Schlafzauber auferlegt? Egal wie lange der Mann schon wach war, irgendwas wird ihm bestimmt aufgefallen sein. „Habt Ihr Hunger?", fragte er weiter, um ihn abzulenken.
Akira blickte von Sezuna wieder zu Haru, bevor er leicht nickte. Ihm war aufgefallen, dass das Schwein noch immer in der Nähe des Feuers stand, aber die Kuchen schienen verschwunden.
Haru schnitt einige Scheiben des Schinkens ab und suchte nach den Brötchen, die sie noch gemacht hatte. Da er allerdings nicht wusste, in welcher Trinkflasche normales Wasser war, gab er Akira mit einem Lächeln das Essen.
Als Sezuna zurückkam, setzte sie sich neben den Rucksack, holte eine Flasche heraus und nahm einen kräftigen Schluck, bevor sie diese Haru reichte.
„Wollt Ihr auch etwas?", fragte er den Mann, der gemütlich sein Essen verspeiste und hielt ihm die Flasche hin.
Akira nickte und nahm die Flasche entgegen. „Vielen Dank, dass Ihr Euer Essen mit mir teilt", sagte er, da er wusste, dass das nicht selbstverständlich war.
„Kein Problem, wir helfen gerne. Ihr habt ja leider alles verloren", sagte Haru ein wenig traurig, wenn er daran dachte, dass Akira seine Männer noch vergraben musste. „Sollen wir Euch dabei helfen?", wollte er dann wissen.
Akira schüttelte den Kopf. „Ich möchte gern allein von ihnen Abschied nehmen", sagte er niedergeschlagen und er wirkte traurig, aber gefasst. Vielleicht, weil er seine Trauer nicht vor anderen Leuten zeigen wollte.
Haru nickte verständlich. „Wenn Ihr wollt, könnt Ihr dorthin gehen. Wenn es Euch gut genug geht, würden wir gerne weiterreisen. Solange ihr Abschied nehmt, könnten wir zusammen räumen", schlug er dann vor und aß ein Stück vom Schwein.
Akira nickte zustimmend. „Vielen Dank für eure Hilfe. Ich bin euch etwas schuldig", sagte er und aß in aller Ruhe sein Schwein auf, bevor er sich erhob.
Haru und Sezuna blieben noch sitzen, selbst als er sich auf den Weg zu den toten Männern machte. Sie würden ihn dort sowieso antreffen, denn sie mussten an dem Weg entlang gehen. Und Haru hatte es nicht eilig zusammen zu räumen, denn es würde schnell gehen, das wusste er zu gut. Akira hingegen würde einige Zeit brauchen.
Sezuna beobachtete, wie der Schwarzhaarige langsam zwischen den Bäumen verschwand. Erst, als er nicht mehr zu sehen war, kam sie auf Haru zu, umarmte ihn und gab ihm einen Kuss.
Haru erwiderte die Umarmung und den Kuss. „Der hat mich total erschreckt", meinte er dann kopfschüttelnd. „Ich glaube, lange halte ich das nicht mit ihm aus. Der ist wie ein Kamikaze. Hoffentlich hat er nichts mitbekommen", murmelte er an ihrem Kopf, da er sein Kinn auf ihrem Kopf abgelegt hatte.
„Vielleicht sollten wir ihm einfach sagen, dass wir keine Geschwister sind und uns nur als solche ausgegeben haben", schlug Sezuna vorsichtig vor und schmiegte sich an ihn.
„Ich weiß nicht ... ich habe das Gefühl, dass er uns etwas verschweigt, aber wir machen das genauso. Solange wir nicht wissen, was mit ihm ist, will ich nichts von unserer Tarnung aufgeben. Nur wenn es sein muss ...", erwiderte Haru und hielt das blonde Mädchen im Arm.
„Das heißt aber, wir müssen extrem aufpassen", seufzte sie unzufrieden.
Haru beruhigte sie, dass er wahrscheinlich im Dorf sich von ihnen trennen würde, dann hätten sie wieder Zeit für sich. „Und du weißt, solange das Gerücht umher geht, dass ich dich entführt habe, ist es besser, Geschwister zu sein", sagte er zu ihr und begann, das Lagger abzubauen.
Sezuna seufzte, weil er sich von ihr getrennt hatte, folgte ihm dann aber. „Willst du nicht noch essen, solange er nicht zuschaut?", wollte Sezuna wissen und musterte die Reste vom Schwein nachdenklich.
„Das lasse ich mir nicht zweimal sagen", grinste Haru und hielt in seiner Bewegung inne, bevor er sich setzte. „Endlich essen, so viel ich will", freute er sich. Dabei sah er sich kurz um, ob etwas von Akira zu sehen war, denn er wollte nicht beobachtet werden.
Sezuna grinste und nutzte einen Zauber, um das Schwein aufzuwärmen, bevor sie die Reste Haru reichte. Sie selbst nahm sich lediglich einen der Kuchen als Frühstück.
Der blonde Junge langte kräftig zu. Sobald Akira nicht da war, schmeckte es ihm sogar noch besser, weil nur Sezuna ihn sehen und darüber urteilen konnte. „Du solltest mehr essen. Wir werden heute so lange wie möglich laufen, damit wir im Dorf ankommen. Was denkst du, wie lange wir mit ihm brauchen werden?", fragte Haru zwischen zwei Bissen.
„Ich glaube Akira wird nicht so das Problem sein", meinte sie leise und schob ihren Rock soweit hoch, dass Haru die Verletzung an ihrem Bein sehen konnte. „Die hat in der Nacht angefangen zu schmerzen", erklärte sie zerknirscht. „Ich weiß nicht, wie gut ich damit laufen kann."
„Soll ich mal nachsehen? Sie kann sich entzündet haben, weil wir nur die Salbe darauf getan haben", bot er ihr an und schluckte den Rest vom Essen hinunter, bevor er zu ihr kam.
Sezuna nickte ein wenig zögerlich. „Es fühlt sich so an, als wären die Ränder entzündet", murmelte sie leise. „Sie kratzen", fügte sie erklärend hinzu und legte ihr Bein so, dass Haru den Verband noch einmal lösen konnte.
Der Blonde entfernte den Verband vorsichtig und sah mit einem Blick, dass sie recht hatte. „Das Problem ist, dass die Entzündung zwar mit einem deiner Umschläge weggehen kann, aber es besteht die ständige Gefahr, dass es schlimmer wird und du dich auf jeden Fall ausruhen solltest. Durch das Laufen würde es sich verschlimmern ...", sagte Haru zu ihr und tastete vorsichtig die Verbrennung ab. Verglichen zu Akiras sah sie nun um einiges schlimmer aus.
Sezuna hob die Hand und hielt sie über die Wunde. Haru konnte Magie erkennen, doch sie war nicht stark genug, um die Fläche zu heilen. Trotzdem wirkten die Ränder der Wunde nach diesem Versucht nicht mehr ganz so gefährlich. Dafür atmete Sezuna auch schneller. „Für Heilung braucht man so viel Magie", murmelte sie leise. „Gerade für Entzündungen und trotzdem können die meisten Magier ohne Probleme solche Verletzungen heilen und bei mir reicht es nicht einmal, um mich selbst zu heilen", seufzte sie enttäuscht von sich selbst. Ihre eigene Magie schadete ihren Körper immerhin nicht.
„Was wäre, wenn du die Magie aus den Steinen von mir benutzt? Würde das funktionieren oder ist es wirklich nur deine eigene Magie, die dein Körper akzeptiert?", fragte Haru sie, nachdem er sie beobachtete hatte.
„Ich weiß es tatsächlich nicht. Als ich meine damals mit deiner verbunden hatte, habe ich auch deine akzeptiert, aber ich weiß ehrlich gesagt nicht genau warum", gestand sie und runzelte nachdenklich die Stirn.
„Versuch es zumindest, dann wissen wir, ob es funktioniert. Wenn nicht, war es ein Versuch wert. Ansonsten werde ich dich wohl tragen müssen, wenn du nicht laufen kannst", erwiderte er und sah sie auffordernd an. Immerhin war es ein Versuch wert.
Sezuna runzelte erneut die Stirn und nickte. „Du wirst mich aber auch tragen müssen, wenn es schief geht", erinnerte sie ihn und begann dann die Magie aus den Steinen zu ziehen. Als sie diese in die Wunde fließen ließ, spürte sie, wie diese begann zu heilen, aber auch, wie ihr ein wenig schlecht wurde.
„Hör auf damit", fuhr er sie plötzlich an, als er sah, wie blass sie wurde. „Siehst du nicht, dass es dir nicht gut tut, Sezuna? Lass es bleiben. Sie sind zwar ein wenig verheilt, aber du wirst einen speziellen Verband machen müssen", sagte er und hielt ihre Hand fest, damit sie nicht weitermachen konnte. Dabei sah er sie eindringlich an, weil er es ernst meinte.
Sezuna stoppte sofort und hob dann den Kopf. „Ich hab das nicht gespürt", erklärte sie leise. „Es war nicht unangenehm", fügte sie stirnrunzelnd hinzu. „Nur das allgemeine Gefühl, wenn ich zu viel Magie nutze."
Haru seufzte und wies sie an, eine spezielle Salbe herzustellen, die Entzündungen abschwächen sollte. „Die machen wir drauf und dann trag ich dich eben. Ist ja nicht schlimm", versicherte er ihr.
Sezuna nickte ein wenig schwach und spürte erst jetzt die Nachwirkungen. Dabei hatte sie gar nicht so viel Magie eingesetzt. Ihr Körper war wirklich eigenartig.
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