Kapitel 99
"Ich will so bald wie möglich dich heiraten und anfangen zu bauen, damit alles vorbereitet ist, wenn das Kind kommt", verteidigte Haru sich. Dadurch, dass Sezuna ihm alle Sorgen genommen hatte, fühlte er sich erholt und frisch. Solange er zumindest nicht an die schiefgelaufene Reise dachte. Und das versuchte er, zu vermeiden. Denn Haru war jemand, der nur schwer über einige Dinge hinwegkommen konnte.
Da sich Sezuna jedoch so viel Mühe gegeben hatte, wollte er sich nun auf sie und ihre gemeinsame Zukunft vorbereiten.
"Ja, ja", murmelte sie. "Ich gebe mir Mühe nicht zusammenzubrechen", versprach sie, weil ihr Körper sich einfach noch immer nicht erholt hatte. Das würde wohl auch noch eine Weile brauchen. Trotzdem wollte sie ebenfalls loslegen. "Wen willst du denn alles einladen?"
"Du musst ja nicht laufen. Ich trage dich auch", versprach der Junge mit den grauen Augen und erhob sich aus dem Wasser. "Eigentlich nur Eric und seine Familie, aber auch Marc", beantwortete er ihre Frage, bevor er aus der Wanne stieg.
Sezuna nickte leicht. Sie persönlich wollte Belynia und Keira als ihre Blumenmädchen.
Haru stellte sich hinter sie, um ihre Haare zu waschen und sie zu massieren. "Ich möchte einfach die Einladung schicken, damit sie hier sind. Die anderen, die du haben willst, können wir persönlich fragen", meinte er leise.
"In Ordnung", seufzte Sezuna, die sich sichtlich entspannte.
Eine Weile schwiegen sie, bis Haru fertig war. "Brauchst du Hilfe beim Aufstehen?", fragte er sie. Er selbst war bereits trocken, sodass er sich nur noch anziehen musste.
Sezuna versuchte sich zu erheben, spürte aber schnell, dass es wohl nicht so einfach gehen würde. Ihre Arme und Beine zitterten sehr stark.
Sofort hielt er die Rothaarige unter den Armen fest und hob sie sanft hoch. "Siehst du, genau deswegen werde ich dich tragen, damit du dich ausruhen kannst", sagte er sanft lächelnd zu ihr.
"Danke", murmelte sie. Die Vorstellung, dass er sie wieder durch die Gegend trug, gefiel ihr. "Anders würde es wohl auch gar nicht gehen."
"Ich sehe das", bestätigte er ihr und wickelte ein Handtuch um sie herum. "Das kriegen wir hin. Ich möchte einfach nicht ... nur hier sitzen. Das würde mich nur wieder zum Grübeln bringen", sagte Haru entschuldigend zu ihr. Er wollte sie damit nicht belasten und hoffte auch, dass er die Gedanken daran abschütteln konnte.
Ja sie hatte ihm geholfen, das zu vergessen. Nur hatte er die Befürchtung, dass es wieder anfing, wenn er nichts tat.
"Das verstehe ich", sagte sie leise und nickte. Währenddessen ließ sie sich von Haru abtrocknen.
"Danke Sezuna", sagte er leise. Sobald sie trocken war, trug er sie zurück in das Schlafzimmer und warf ihr den Rucksack zu, damit sie sich aussuchen konnte, was sie tragen wollte.
Währenddessen zog er sich selbst an, wobei er extra warme Kleidung nahm. Die Eisblumen an den Fenstern waren gewachsen, was ihm zeigte, dass es wohl sogar noch kälter geworden war.
Sezuna zog sich ebenfalls warm an, doch sie entschied sich für weite Kleidung, die ihren Bauch nicht einengte. Sie mochte das Gefühl nicht, dass ihr Hosen gaben, weshalb sie zwar eine Strumpfhose trug, aber darüber ein Kleid mit langem, warmen Rock. "Wo möchtest du als erstes hin?"
"Dein Hochzeitskleid aussuchen. Danach gehen wir essen und dann gehen wir zu Damian. Heute Abend schreiben wir die Einladungen", beschloss der Junge und gab ihr den Wink, sich auf das Bett zu setzen, da er bereits mit ihren Stiefeln auf sie zukam.
Sezuna ließ sich nieder. "Kommst du denn mit Hochzeitskleid aussuchen?", fragte sie neugierig. Es gab zwar keine Tradition, die besagte, dass ein Bräutigam das nicht durfte, doch viele wollten sich überraschen lassen.
Haru schüttelte den Kopf. "Ich bringe dich dorthin, wo du willst und werde lieber in der Zeit mit Damian sprechen", entschied er sich um. Sonst würde es vielleicht für Sezuna zu lange werden. Da sie noch lange nicht richtig gesund war, war es vielleicht besser, wenn er zeitgleich diese Dinge erledigte. So hatte Sezuna Zeit, sich etwas auszusuchen.
"Soll ich jemanden mitnehmen?", wollte sie wissen. Einfach zur Sicherheit, falls ihr währenddessen etwas passierte. Sie konnte schlecht einschätzen, wie viel Kraft es brauchte, das Kleid zu kaufen und sie wollte jemanden, der sie beriet.
"Frag doch Belynia. Sie hat ja schon geheiratet", erwiderte Haru nüchtern, während er ihre Stiefel zuband und sich dann seine anzog.
Sezuna nickte leicht. "Bist du denn damit einverstanden?", wollet sie wissen, weil er irgendwie nicht so erfreut klang.
"Wie kommst du denn darauf?", fragte er sie erstaunt, während er ihren Mantel vom Haken nahm und ihr einladend hinhielt.
"Ich weiß nicht, du klangst irgendwie so", murmelte sie und zuckte die Schultern, bevor sie sich erhob und sich helfen ließ.
Fragend blickte er sie an, weil er nicht verstand, auf was sie hinauswollte. "Ich denke einfach nur, dass sie sich damit wohl am besten auskennt, da sie doch schon geheiratet hat. Und da ihr beide Freundinnen seid ...", meinte er verlegen und rieb sich den Nacken.
Sezuna lächelte sanft. "Ist schon in Ordnung. Ich hab mich vielleicht auch einfach getäuscht oder gehört, was nicht da war. Ich bin noch nicht wieder richtig da", gestand sie peinlich berührt.
Haru blinzelte überrascht und schüttelte dann leicht den Kopf. Er hatte es nicht böse gemeint, sondern ihr den Vorschlag gemacht. Es gefiel ihm nicht, wenn Sezuna ganz alleine war. Außerdem würde Belynia ihr bestimmt hilfreicher als er sein.
"Kommst du mit, ihr bescheid sagen und sie fragen, ob sie Zeit hat?", wollte sie wissen und irgendwie war es, als würde sie nicht mehr so ganz klar denken können. Wahrscheinlich gönnte sich ihr Kopf eine Pause.
Haru nickte und ging vor ihr auf die Knie. Natürlich würde er mitgehen, auch wenn er nicht so viel Lust verspürte, die anderen zu sehen.
Hastig schüttelte er den Kopf, um die Gedanken von sich zu schütteln. "Lass uns gehen."
Sezuna schlang die Arme um ihn, damit er sie tragen konnte, denn sie wusste, dass sie kaum bis in die Bibliothek kommen würde.
Die Dienstmädchen, die ihnen begegneten gingen schnell aus dem Weg, da sie sich an Harus Ausbruch erinnerten. Nur Diana war jemand, der sich schüchtern vor sie hinstellte und blockierte.
"Es ... tut mir leid ... und danke, dass Ihr mir geholfen habt, Mylady und Mylord", sagte sie stammelnd und nestelte an ihrer Uniform herum.
"Ist Belynia in der Bibliothek?", wollte Sezuna wissen, die es nicht gerade hilfreich fand, dass Haru jetzt wieder an die Sache erinnert wurde. Am besten war es, wenn sie das Thema erst einmal einfach todschwiegen.
Allerdings konnte Diana das auch nicht wissen. Das Dienstmädchen nickte schüchtern, trat aber einen Schritt zur Seite, als Haru sich einfach wieder in Bewegung setzte. Auch wenn er verlangt hatte, dass sie in der ersten Gruppe war, hieß das noch lange nicht, dass er sie mochte.
Sezuna hoffte sehr, dass es Harus Laune nicht verschlechtert hatte. "Was ist eigentlich deine Lieblingsfarbe?", wollte Sezuna wissen.
"Weißt du das denn immer noch nicht?", fragte er sie erstaunt. "Blau, Schwarz und Silber", sagte er dann aber doch. Es wunderte ihn, dass sie das noch nicht bemerkt hatte. Seine Sachen bestanden hauptsächlich aus diesen Farben, aber auch weiß.
Sezuna, die einfach nur ein Gespräch hatte beginnen wollten, nickte. "Schwarz und Blau ist wohl eher unpraktisch, aber Silber sieht bestimmt schön aus", murmelte sie und schien sich gedanklich schon ein Kleid zurechtzulegen. Vielleicht konnte sie es sich schneidern lassen. "Ich will aber auch nicht zu viel dafür ausgeben", gestand sie, weil sie geizig war.
"Sag mal, von was redest du eigentlich?", fragte er mit einem Seitenblick. "Wage es ja nicht, kein weißes Hochzeitskleid zu tragen", warnte Haru die Rothaarige. Ein wenig Tradition gehörte zumindest dazu. Zwar war er niemals auf einer gewesen, doch gehört und auch gelesen hatte er darüber.
"Und Geld spielt keine Rolle. Ich will, dass du dich darin gut fühlst", beharrte er und blieb vor der Tür zur Bibliothek stehen. Drei Worte reichten aus, um es anklopfen zu lassen.
Sezuna lachte leise. "Es wird weiß sein, aber nicht nur", meinte sie gut gelaunt und hoffte, dass Haru ihre Vorstellung auch gefiel.
"Du weißt, dass ich die Farbe ändern kann, wenn es mir nicht gefällt?", wies er sie darauf hin, dass er das tatsächlich machen sollte, wenn es ihr in den Sinn kam, etwas ausgefallenes zu nehmen.
Allerdings wurde ihre Unterhaltung unterbrochen, denn Belynia bat sie herein. Mit Magie ließ er die Tür aufschwingen, damit sie eintreten konnten.
"Du meinst ich soll mich darin wohlfühlen", murmelte sie und steckte ihm sogar ein wenig die Zunge raus.
"Ich habe auch noch ein Wörtchen mitzureden", murrte er, lächelte aber. Sie sollte wissen, dass sie in allem hübsch aussah. Zumindest für ihn.
"Hallo ihr beiden", begrüßte Belynia sie, als sie eingetreten waren. Verdammt, Akira und Haruto waren ebenfalls da. Sofort verspürte Haru das Gefühl, einfach umzudrehen und zu gehen.
"Hast du vielleicht ein wenig Zeit, mit mir in die Stadt zu gehen?", fragte Sezuna unumwunden, als sie bemerkte, dass Haru sich ein wenig versteifte.
"Natürlich", lächelte Belynia, gab ihren Mann einen Kuss und stand auf. Sie stellte keine Fragen, denn sie erkannte, dass Haru sich unwohl fühlte.
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