Kapitel 80

„Woher kennst du sie?", wollte Akira von ihr erstaunt wissen. Sie hatten keinen Anschein gemacht, Freunde zu sein. Misstrauisch musterte er nun das Dienstmädchen. Sein Vertrauen in sie in dem Moment gesunken, als sie Tamyr beim Spitznamen genannt hatte.

Wem konnte er wohl noch vertrauen?

"Ich habe sie in der Bibliothek kennengelernt. Meine Mutter hat dort gearbeitet und Tammy war das einzige Kind, das dort gelebt hat. Ich habe immer mit ihr gespielt", erklärte Diana, der man gar nicht ansah, dass sie wohl in Tamyrs Alter war. "Sie war diejenige, die für mich die Stelle an eurem Hof besorgt hat", fügte sie kleinlaut hinzu. "Und sie hat mich immer beraten, wenn ich nicht wusste, wie ich mit den anderen Dienstmädchen umgehen sollte."

Akira erinnerte sich daran, dass Tamyr dort sehr oft gewesen war, um ihren Wissensdurst zu stillen. „Woher wollte sie überhaupt wissen, wie man mit den Dienstmädchen umging? Sie war nur ein paar Mal im Schloss, als mein Vater die Forscher gebeten hatte, die neuen Waffen zu bringen und vorzustellen", fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen.

Für einen Moment wandte er sich an Haruto, der neben ihm saß. „Meinst du, wir sollen Belynia aufwecken?", fragte er vorsichtig.

Diana wirkte sichtlich überrascht. "Tamyr war sehr oft im Schloss", bemerkte sie. "Mindestens einmal die Woche. Sie hat mir aber nie gesagt, was sie dort gemacht hat."

Haruto rieb sich das Kinn, während Diana sprach und nickte dann langsam.

„Sie war nicht bei uns oder bei meinem Vater!", polterte Akira los, sodass sich die anderen Krieger zu ihm umsahen. Was also hatte Tamyr dann im Schloss zu suchen gehabt? Niemand durfte ohne Erlaubnis hereinkommen, außer natürlich die Dienstmädchen und Köchinnen.

Diana zog ein wenig den Kopf ein. "Ich weiß nicht", gestand sie. "Zu mir hat sie immer nur gesagt, dass sie etwas geschäftliches zutun hatte und eine Freundin treffen wollte", erklärte sie leise. "Sie hat auch mal erzählt, dass sie gern mit Lady Belynia Tee trinkt und sich über die gelesenen Bücher austauscht."

Akiras Gesicht wurde Weiß vor Zorn, als er sich an Haruto wandte. „Weck sie auf. Ich will ihre Version hören! Sie hat mir gegenüber nie ein Wort darüber erwähnt!", verlangte er mit schneidender Stimme.

Sofort machte sich der Arzt daran, den Trank vorzubereiten, damit sie wieder aufwachen konnte.

Mirano und auch Vayu sahen sich Betreten an. „Deshalb ist sie manchmal früher von der Arbeit nach Hause gegangen oder war in ihrer Pause verschwunden ...", sagte Vayu, als ob das eine Erklärung wäre.

"Bitte seid vorsichtig", bat Haruto. "Belynia wird orientierungslos sein", sagte der Heiler vorsichtig.

Der Prinz nickte, wobei sein Zorn nicht einmal verrauchte, als die Prinzessin langsam ihre Augen öffnete. „Wo bin ich?", fragte sie leise und benommen.

Sie sah sich um, doch sie konnte den plötzlichen Ortswechsel nicht so ganz verkraften.

Ihr wurde schwindelig und sie erinnerte sich an die Dinge, die sie in den Tunneln gesehen hatte. „Ich bin bei dir", sagte Akira leise zu ihr und nahm sie in den Arm. So wütend er auch war, er wollte seiner Frau Zeit lassen. Ihr würde es bestimmt schlecht gehen, wenn sie wusste, was geschehen war.

Belynia lehnte sich an seine Brust. "Was ist passiert?", fragte sie leise und ängstlich, während sie sich umsah. Es war nicht schwer zu erkennen, dass es Verletzte gab und auch nicht alle vollständig waren.

Es brachte nichts, etwas zu beschönigen. Sie war die zukünftige Königin und hatte das Recht zu wissen, was geschehen war. Also erzählte Akira ihr alles, wobei er die Dinge beim Namen nannte und Bericht erstattete. Anstatt um den heissen Brei zu reden, sprach er Klartext, auch über die Verluste.

„Was ist mit Sezuna? Und wo ist sie?", fragte die Prinzessin panisch. Das dunkelhäutige Mädchen war ihr ans Herz gewachsen und sie machte sich Sorgen um sie, da sie diese nicht entdecken konnte.

"Haru kümmert sich um sie", erklärte Haruto sehr leise und deutete mit einem Nicken an den Rand des Lagers, wo man den Blonden mit Sezuna im Arm sehen konnte. "Sie lebt", fügte er hinzu, da es von hier aus so aussah, als würde er um sie trauern.

Belynia stieß ein Schluchzen aus und fing an zu weinen. Ihr Mann legte beide Arme um sie und drückte sie an sich, wobei er ihr immer wieder leichte Küsse gab. Akira versuchte, sie zu beruhigen. Allerdings stand noch die eine Frage aus, die endlich gestellt werden musste.

„War Tamyr irgendwann bei dir? Diana hat erzählt, dass sie sehr oft im Schloss gewesen war und mit dir Tee getrunken hatte, während ihr über Bücher gesprochen habt. Stimmt das?", fragte er seine Frau.

Belynia schniefte und nickte leicht. "Ja, wir haben uns regelmäßig getroffen. Auch im Magierturm", murmelte sie leise und mit tränennasser Stimme.

„Warum hast du mir nichts gesagt?", fragte Akira sie empört. Warum hatte seine Frau Geheimnisse vor ihm gehabt? Und warum nur waren sie so oft zusammen gewesen?

Belynia wirkte überrascht. "Ich habe dir doch erzählt, dass ich eine Freundin habe, mit der ich mich zum Tee treffe", meinte sie wirklich verwirrt.

„Du hast mir nicht gesagt, wer es war", korrigierte er Belynia und schüttelte den Kopf.

„Über was habt ihr denn alles gesprochen?", fragte Haruto vorsichtig.

"Ich habe dir gesagt, dass sie Forscherin im Magierturm ist", erwiderte Belynia nüchtern. "Aber das war kurz vor einer deiner Reisen und du hast mir wieder nicht zugehört", empörte sich die Prinzessin.

„Du weißt schon, dass es noch andere weibliche Forscher im Magierturm gibt?", fragte er seine Frau. Noch immer rückte sie nicht mit der Sprache heraus, was sie gesprochen hatten.

„Tamyr ist eine Verräterin. Sie ist Berucas Tochter und es war anscheinend irgendwie geplant", sagte er nüchtern.

"Berucas? Tochter? Tamyr eine Verräterin?", fragte sie, weil sie absolut nicht verstand, was hier los war. Sie hatte doch überhaupt nichts mitbekommen. "Wir haben uns über Bücher unterhalten", meinte Belynia noch immer völlig überfahren. "Akira, jetzt streng deine grauen Zelle an! Ich habe dir genug darüber erzählt. Leidest du an Altsheimer oder was?", fuhr sie ihren Mann an, weil dieser sie scheinbar ignoriert hatte, wenn sie von ihren Treffen mit Tamyr erzählt hatte.

„Du hast niemals ihren Namen gesagt", protestierte er. Daran würde er sich erinnern. Davon abgesehen hatte Tamyr sich auf der Reise seiner Frau gegenüber so verhalten, als würde sie diese fast nicht kennen.

„Hört auf. So kommen wir nicht weiter", unterbrach der Arzt die beiden. „Ich weiß nicht, warum Tamyr so war, aber sie hat versucht, Akira umzubringen", sagte er zu Belynia.

"Ich habe dir gesagt, dass ich ihn nicht aussprechen kann und sie Tam genannt", erinnerte sie ihren Mann unwirsch. Erst, als Haruto sich einmischte, drehte sich Belynia zu ihm um. "Sie hat was?", rief sie entsetzt.

„Als sie hier draußen uns angegriffen haben. Haru wollte den einen töten, da hat Tamyr Akira ein Messer an den Hals gehalten und ihn sogar dort verletzt, als er sich gewehrt hat. Sie hat ihn zu Beracus gebracht und nur dank Riku und Haru ist dein Mann noch hier", erklärte der Arzt hier. „Sie wird wohl den Auftrag gehabt haben, dich und Akira außer Gefecht zu setzen, zu entführen oder gar umzubringen. Und das ist am einfachsten, wenn sie sich mit euch anfreundet."

Akira hatte seine Arme noch um seine Frau gelegt, doch er streichelte sie nicht mehr. Zu sehr war er in Gedanken, was Belynia ihr wohl alles erzählt hatte.

Diese wurde blass. "Sie hat dich verletzt?", fragte sie entsetzt und drehte sich so, dass sie Akira betrachten konnte. Sie fuhr sogar über seinen Hals, um zu schauen, ob alles noch dran war oder sie Verletzungen fand.

Der Schnitt war noch deutlich zu sehen, denn diesen hatte er sich noch nicht behandeln lassen. Durch all das, was passiert war, hatte er das komplett vergessen. Eine kleine rote Spur zeichnete sich an seinem Hals ab.

"Schatz, du musst das behandeln lassen, nicht dass es sich entzündet", flüsterte Belynia. Sie machte sich aber auch Sorgen darum, ob Tamyr ihn vielleicht vergiftet hatte. Sie war immerhin sehr gut mit Giften. Zumindest laut ihren eigenen Aussagen.

„Ich schaue nach", versprach Haruto ihr und rückte näher, da Akira sich nicht rührte. In seinen Augen glitzerten Tränen, die allerdings nicht die Wangen herabflossen.

Er hatte sich in seinen Leuten getäuscht und war es nicht würdig, der Thronfolger zu sein.

Belynia streichelte seine Wange, um seine Aufmerksamkeit zu erhalten.

Der Prinz drehte seinen Kopf zu ihr und sah sie ausdruckslos an. Er war blass geworden und Haruto begann sich Sorgen zu machen. Ohne zu fragen zog er den Mantel von Akira ein wenig hinunter, um sich den Schnitt genauer anzusehen. Sanft lies er Magie in ihn gleiten, um sicherzustellen, dass er keine Vergiftung oder ähnliche Dinge dadurch bekommen hatte.

Belynia wartete, bis Haruto ihn geheilt hatte, dann zog sie seinen Kopf zu sich und küsste ihn sanft auf die Lippen.

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