Kapitel 77

Zuzutrauen wäre es ihm auf jeden Fall. Nur wo und wie hatten sie den Drachen erschaffen? Er schien ganz anders zu sein als die Tiere hier. Haru fiel ein, dass der Drache nicht mehr angegriffen hatte, als er den einen Magier getötet hatte. Vermutlich würde es mit den Tieren hier genauso sein. Sobald Berucas tot war, wäre der Spuk mit ihnen vorbei.

Allerdings war der Skorpion im Tempel auch aggressiv gewesen. Vielleicht war es auch anders. Es war schwer zu sagen, weil sie keine Anhaltspunkte dafür hatten.

"Wo sind die Magier?", fragte Akira, der ein wenig außer Atem war.

„Sie verstecken sich feige in den Wänden", knurrte Haru und schluckte schwer. „Und Eliano ist mit den anderen oben", erklärte der Blonde missmutig. Von dort erklangen immer wieder Stimmen, aber auch grausame Geräusche, die er am liebsten ausgeblendet hätte.

Manchmal waren sogar kleine Explosionen zu hören, was keinem sonderlich gefiel.

"Wir müssen sie aus den Wänden raus bekommen", murmelte Sezuna, die versuchte herauszufinden, wie sie das bewerkstelligen konnten. Doch ihr fiel nichts ein, was nicht die Statik der gesamten Wände gefährden würde.

„Eis?", fragte Haru sie. Wenn er versuchen würde, Eis in die Felsen zu leiten, die sie gefangen nehmen sollten, konnten sie eventuell versuchen, sie herauszuziehen.

"Das würde die Wände zu leicht splittern lassen", flüsterte Sezuna kopfschüttelnd. Das war keine gute Idee.

Feuer ginge auch nicht, das war ihm bewusst. "Dann bleibt nur Erde und Steine übrig", überlegte er leise. Wasser würde alles nur überschwemmen und leichter einstürzen lassen.

"Vielleicht gehen wir von den Elementen weg", murmelte sie. "Es sind zwar schwierige Zauber, aber man könnte die Wände so ändern, dass sie immer noch tragen, sich die Magier aber nicht mehr darin verstecken können."

"Kannst du es machen?", fragte Haruto sie leise. Er selbst war kein Kämpfer, obwohl er ein paar Verteidigungszauber kannte.

Sezuna wirkte ein wenig unruhig. "Das ist nicht einfach, dazu brauche ich Zeit", sagte sie leise. Sie müsste einen Zauber erschaffen, der den gesamten Raum änderte.

"Du bekommst die Zeit", versprach Haru ihr eindringlich. Zudem wies er sie daraufhin, dass sie seine Magie benutzen konnte. Immerhin war sie sehr gut darin, die unkontrollierte Macht von ihm aufzunehmen.

Die Rothaarige nickte und rutschte langsam von seinem Rücken. Sie vertraute darauf, dass er sie schützen würde, daher ließ sie sich am Boden nieder und legte ihre Hände auf die Felsen.

Haruto, der Belynia auf dem Rücken trug, stellte sich hinter sie, Akira auf die eine Seite und Haru beschützte sie von den anderen zwei Seiten, da Tamyr noch immer nichts tat, außer da zu stehen. "Geh aus dem Weg, du Nichtsnutz", fuhr der Blonde sie sogar an.

Die Forscherin zuckte zusammen und machte sich ein wenig klein, wusste aber nicht, wo sie hin sollte, um nicht im Weg zu stehen.

"Lass dir Zeit, meine Kleine", flüsterte Haru dem Mädchen am Boden zu. Dabei legte er seine Hand auf ihren Arm, sodass sie schneller von ihm Magie nehmen konnte, wenn sie es brauchte. Allerdings hieß es jetzt erst einmal warten. Ihm war bewusst, dass Sezuna die beste Wahl dafür war.

Diese begann damit den Raum abzutasten und zu kartografieren. Es war schwierig zu entscheiden, wie sie was verändern wollte und was passieren sollte. Ihr Netz breitete sich langsam über den Boden aus und sie wusste, dass sie es irgendwie vor den Angriffen der Magier schützen musste.

Es war ziemlich schwer, sich zu konzentrieren, da im Hintergrund die nicht gerade angenehmen Geräusche zu vernehmen waren. Plötzlich schrie Tamyr auf und es gab einen dumpfen Knall, der die anderen aufschrecken ließ.

Riina lag tot auf dem kalten Felsen, unter ihr breitete sich eine große Blutlache aus. "Oh nein ...", flüsterte Haru nur leise und konnte seinen Blick nicht davon abwenden.

"Helft ihr", rief Tamyr, die sich sofort zu ihr hockte und Magie in sie fließen ließ, um sie zu heilen. Aber die Frau war keine Heilerin und sie konnte nicht einmal sagen, ob Riina noch lebte oder nicht.

"Ich geh", sagte Haruto leise und stand auf, nachdem er Akira die Prinzessin übergeben hatte. Der Arzt kniete sich neben ihr und ließ Magie in sie fließen, doch es war zwecklos, noch etwas versuchen zu wollen. Haruto legte seine Hand über das erstarrte Gesicht mit den weit geöffneten Augen und schloss diese. Dabei schüttelte er den Kopf. Für Riina war jede Hilfe zu spät gekommen. Der Anhänger von Haru war zerbrochen, sodass die Splitter um sie herum verteilt waren.

Es musste sehr viel Macht ausgeübt worden sein, um diesen so zu zerstören. Wahrscheinlich war es ein sehr komplexer Zauber gewesen, der Riina getroffen oder gefangengenommen hatte.

Sezuna, die noch immer auf ihren eigenen Zauber konzentriert war und versuchte alle Dinge, die geschehen könnten, mit zu bedenken, bekam von ihrer Umgebung nichts mit.

Harus sonst so hellgrauen Augen wurden dunkler und er schluckte schwer, als er das sah. Gleichzeitig ballte er seine Fäuste. Seine Gefühle begannen, über ihn die Kontrolle zu nehmen, was seine Magie anregte, sich noch schneller aus ihm heraus zu drängen. So viele hässliche Gefühle nahmen überhand, die dafür sorgten, dass die kalte Luft begann, zu knistern und Funken zu sprühen.

"Haru", knirschte Sezuna, da sie die Änderung der Magie spürte und das war nicht angenehm. Es war, als würde sie Magie über ihre Haut streifen und dabei war sie so kalt, dass es sich körperlich schlecht anfühlte. Auch wenn sie ihr nicht weh tat.

„Tschuldigung", murmelte er hastig, aber er konnte nicht verhindern, dass er wütend gegen sich selbst wurde. Wütend auch auf Akira, der ihnen diese Last aufgedrängt hatte. Aber die meiste Wut galt den feigen Magiern, die wahllos Menschen umbrachten.

Er versuchte, sich zurückzuhalten, da ihm klar war, dass es Sezuna dabei nicht gut ging und er sie aus der Konzentration riss. Nur war der Blonde nahe dran, zu explodieren.

Sie griff nach seiner Magie und formte sie. Immer schneller, fast hektisch versuchte sie die Zauber anzubringen, auch wenn sie wusste, dass es noch lange nicht ausreichend war.

„Ich versuche ja, sie zurückzuhalten", keuchte er und sein Kopf begann, wie wild zu pochen. Haru versuchte Sezunas Rat, sich nicht gegen seine Magie zu stellen und ihr das Gefühl zu geben, dass alles in Ordnung war.

Doch es funktionierte einfach nicht. Ob es an den Geräuschen, die von oben erklangen oder die Auren der anderen Magier lag, vermochte er nicht sagen. Alles, was Haru tun konnte, war sie mit Gewalt zurückzuhalten und zu hoffen, dass die Zeit für Sezuna reichte.

Als er genau das versuchte, hatte er plötzlich das Gefühl, Sezuna zu spüren. Es war, als würde sie leicht an ihm ziehen und somit seiner Magie eine Richtung weisen, in die sie fließen konnte.

Verwirrt darüber sah er kurz auf sie, aber sie gab keinen Anschein, ihn zu beachten. Allerdings vertraute er auf sie und ihre Fähigkeiten und versuchte, die Macht dorthin zu lenken, wo die Rothaarige hinwies. Es fühlte sich wie ein kleines Stupsen und Ziehen gleichzeitig an, sodass es einfacher für ihn war, diesem zu folgen.

Für einen kurzen Moment spürte er nur, wie sich die Magie in diese Richtung ziehen ließ und dann war es, als würde diese verschwinden. Sie war nicht mehr im Raum, aber auch nicht mehr in Haru selbst. Sie richtete nicht wie sonst Schaden an.

„Was machst du nur?", fragte er sie noch verwirrter. Sie konnte eigentlich auch seine Magie in das lenken, was sie gerade aufbaute, damit es stärker wurde.

Leise zischte Sezuna ihn an und es war, als würde sie immer mehr seiner Magie nutzen, obwohl er diese nicht mehr spürte. Trotzdem war ihr anzusehen, dass sie irgendwas tat. Der Schweiß stand ihr auf der Stirn und sie atmete schwer.

Haru entschied sich, zu schweigen, auch wenn er absolut nicht wusste, was gerade geschah. Er musste warten, bis sie fertig war. Seine Magie beruhigte sich ein kleines bisschen, als Sezuna diese benutzte. Anscheinend gab sie ihr zu verstehen, dass alles in Ordnung war.

Sezunas Atmung wurde immer schwerer, bis sie keuchte und zitterte. "Stellt euch eng beisammen", flüsterte sie und klang heiser, als hätte sie eine lange Zeit geschrien.

Sofort befolgten sie ihren Befehl, außer Tamyr, aber niemand kümmerte sich in dem Moment um sie. Akira drängte sich mit Belynia noch näher, um seine Frau schützen zu können.

Tamyr, die fragend auf die Gruppe blickte, bekam auf einmal das Gefühl, als würde sie jemand zu sich ziehen und sie stolperte nach vorn und gegen Haruto, bevor der ganze Raum plötzlich begann zu flimmern.

Es war, als würde überall her Magie aufsteigen und dann begann das Chaos oder Wunder. Je nachdem, wie man es nennen wollte. Die Spinnen schienen zu zerfallen, während es aussah, als würde irgendjemand die Wände abbauen. Dann schien sich der Stein wieder zu bilden, der hier einst vorgeherrscht hatte. Im selben Moment begann sich die Gruppe zu bewegen. Sie schwebten nach oben und einfach durch die Steine hindurch, während noch immer das Knistern von Magie anhielt.

Haru hörte die Schreie der Krieger, die jedoch näher kamen und bald darauf konnte er diese sehen, wie sie auf sie zu schwebten. Panisch und scheinbar nicht gewillt es zuzulassen, weil sie glaubten, fremde Magier würden sie angreifen. 

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