Kapitel 72
Wieder fühlte der Blonde ein Stechen im Hals. Dieser begann, anzuschwellen und nahm ihm langsam den Atem. Er beeilte sich, die Kräuter herauszuholen und diese zu einer Dickflüssigen Paste anzurühren. Panisch beobachtete er die Rothaarige, die ihn mit großen Augen ansah. Sobald die Paste fertig war, steckte er zwei Finger in Sezunas Mund, um diesen zu öffnen und zog ihre Zunge so weit er konnte heraus.
Haru strich die Paste auf die Zunge, so viel er konnte. Durch den Speichel wurde die Wirkung ausgelöst, die sich durch die Nervenzellen durch den ganzen Körper zogen. Allerdings brauchte es wenige Minuten, bis Sezuna es spüren würde. Ihre allergische Reaktion sollte dann nachlassen. Diese Paste war die Stärkste gegen dieses Gift.
Er selbst spürte, dass es wohl nicht nur eine rein allgerische Reaktion war. Auch seine Arme begannen taub zu werden und noch immer schwoll sein Hals an.
Sezuna schluckte und man sah ihr an, dass sie sich ein wenig beruhigte, auch wenn sie sich noch immer nicht bewegen konnte.
„Verzeih mir ...", flüsterte Haru mit einem schlechten Gewissen und legte seine Hand auf ihre Stirn. Der Magier begann, seine Magie in die Fließen zu lassen, um sie von innen heraus zu heilen. Das hatte er vermeiden wollen, da die Rothaarige nie gut auf magische Heilung reagierte. Aber es blieb nichts anderes übrig. Sie musste überleben! Haru wusste, dass Beracus einen Zauber wirkte, der die Wirkung der Paste nicht richtig wirken ließ. Und den musste er von innen heraus bekämpfen. Auch wenn es ihr nicht dabei gut gehen würde.
Während er das tat, behielt er die Umgebung im Auge.
Er war sich sicher, dass der Feigling angreifen würde, sobald sie beide gelähmt waren. Doch obwohl Haru die Gifte und Zauber spürte, die durch die Stiche übertragen wurden, kämpfte seine eigene Magie dagegen an und ließ sie nicht wirken. Zumindest nicht so, wie sie sollten. Wahrscheinlich war das der Grund, warum Berucas noch nicht angriff.
Das zeigte ihm aber auch, dass Beruca ein schwacher Gegner war, solange er sich hinter solchen Zaubern versteckte.
Teilweise war Haru sogar gelähmt, doch seine eigene Magie ließ es nicht zu, dass er vollkommen unbeweglich wurde. Dennoch ließ Haru weiter seine Macht durch Sezuna fahren, damit sie sich wieder leicht bewegen konnte. Allerdings legte er sich halb über sie, um ihr noch ein paar Worte zuzuflüstern, bevor er sich selbst nicht mehr bewegte.
"Ich bin in Ordnung", brachte sie mühsam hervor. "Heil dich selbst, sonst sind wir leichte Beute", sagte sie mit zitternder Stimme und sorgevollen Blick.
"Shh ...", bat er sie leise. Durch halb geöffnete Augen sah er, wie blass sie geworden war. Er hasste sich selbst dafür, dass er Magie an Sezuna verwendete. Zusätzlich ließ er seine Magie in ihre Steine, aber auch in ihre Drachenkette und den Ring fließen. Schnell hatte er sie noch untersucht, um zu wissen, ob mit dem Kind alles in Ordnung war.
Beide schienen unverletzt zu sein. Das Kind war durch seinen Schild geschützt, aber die Mutter kämpfte noch mit der Nachwirkung. "Haru", flüsterte sie panisch, weil er sich nicht bewegte. Was sollte sie tun, wenn er nicht mehr kämpfen konnte?
Wieder machte der Blonde ein kleines Geräusch, dass sie endlich still sein sollte. Seine Hand lag auf ihrer Brust, die er mit seinem Körper halbwegs verdeckte.
Sezuna entschied sich zu schweigen und ihm zu vertrauen. Sie hoffte, dass sich Haru bewusst war, dass sie Berucas allein nicht aufhalten konnte.
Haru gab ihr viel von seiner Magie und hoffte, dass er Berucas Zauber in ihr bekämpfen konnte. Dann sollte sich Sezuna auch wieder bewegen können. Zeitgleich ließen seine schmerzenden Stiche aber nicht nach. Sein Atem ging ruhig. Zu ruhig.
"Du kannst aufhören", sagte sie, als sie spürte, dass der Zauber nachließ und ihre Finger begannen sich langsam wieder zu bewegen. Gleichzeitig registrierte sie aber auch, dass Haru sehr viel Magie verwendete. Wahrscheinlich war das der Plan, ihn zu schwächen.
Sobald er das spürte, lächelte Haru leicht. Doch er rührte sich nicht. "Bleib liegen", bat er sie leise, als hätte er keine Kraft mehr, sich noch zu rühren. Seine Stimme war nur ein leises Flüstern.
Angst stieg in Sezuna auf, als sie das wahrnahm, doch sie rührte sich nicht. Sie wollte ihn machen lassen und würde erst eingreifen, wenn er nicht mehr konnte oder wenn er sie bat.
Harus Herzschlag verlangsamte sich und sein Körper drückte sich immer mehr gegen den der Rothaarigen. Sein Atem war kaum noch zu spüren.
"Was tust du da?", fragte sie panisch.
Ein leises Knurren konnte sie vernehmen, als würde er sie warnen wollen. Seine Hand, die zwischen ihm und ihr lag, drückte sie ein klein wenig. So, als würde er versuchen, sich abzustützen. Dennoch rührte sich der Blonde nicht, genauso, wie das Gift, aber auch Berucas Zauber hervorgesehen hatten.
Sezuna konnte das Knurren nicht einordnen und das machte ihr panische Angst. Was sollte sie jetzt tun? Sollte sie warten oder eingreifen?
So wie sie Haru allerdings einschätzen konnte, hatte er einen Plan. Vermutlich gefiel ihr diese Idee, die der Blonde in sich trug, nicht. Doch sie beschloss, mitzuspielen. Auch wenn ihre Panik größer wurde, da Haru sie beinahe zerquetschte und sich nicht rührte.
Sie hatte Angst, dass er das Baby zerdrückte, doch dazu lag er zum Glück nicht richtig. Trotzdem war da die Angst, die ihre Atem schneller gehen ließ.
Nun hieß es warten. Warten darauf, dass Berucas endlich angriff und sie vernichtete. Oder Sezuna mitnehmen, so wie er gesagt hatte. So unbeweglich wie Haru war, hatte er leichtes Spiel, das war dem Blonden bewusst.
Es erklangen Schritte, doch nicht die eines Menschen. Es waren die Spinnen, die von der Decke fielen und auf die beiden Magier zu kamen. Wahrscheinlich, um zu testen, ob sie wirklich außer Gefecht waren.
Haru spürte die Bewegungen, aber auch, wie nahe sie waren. Ihre haarigen Beine tasteten sogar nach ihm. Sie fühlten sich widerwärtig an, als sie auf die taube Haut klopften. Sezuna konnten sie nicht richtig erreichen, da er über ihr lag.
Eine der Spinnen spie erneut Spinnenseide auf Haru und versuchte ihn dann mit dieser von Sezuna herunterzuziehen.
Das war allerdings nicht so einfach, da der Blonde mit den Manschetten so viel schwerer war, dass sie es mir der Seide nicht schafften. Sie zerriss einfach, als würden sie durchtrennt werden.
Deshalb versuchten die Spinnen nun Sezuna einzuwickeln und ihn unter Haru hervorzuziehen.
Was auch nicht so einfach war, da er sie auf den Boden drückte. Außerdem verhinderte Harus Magie, welche nun in Sezuna floß, dass die Spinnenseide an ihr kleben blieben. Es war kein Zauber, der wirkte, sondern einfach die eigenwillige Magie, die sie schützte.
Ein Lachen ertönte von den Wänden. "Ihr macht es mir wirklich nicht leicht", sagte Becuras, von dem man immer noch nicht sagen konnte, wo er eigentlich war.
Nun begannen die Spinnen die beiden zusammen einzuwickeln und Haru spürte Magie, die ihn leichter machen sollte.
Der Blonde spürte, wie er leichter wurde und von Sezuna gezogen werden sollte. Doch genau in diesem Moment wurde der Raum von einem gleißendem Licht erhellt, der die Wände zum Wackeln brachte. Die kalte Luft wurde glühend heiß und verbrannte alles, was sich in dem Raum befand. Einschließlich der Spinnenfäden, die mit den großen, haarigen Tieren verbunden waren. Diese kreischten sogar auf, als sie von Flammen eingehüllt wurden. Einzig und allein Sezuna blieb unverletzt. Das Licht brannte in den Augen, sodass man sie schließen musste, wenn man nicht erblinden wollte.
Erneut erklang Becuras Lachen. "Ihr seid wirklich ein wunderbares Gespann", sagte er, als wäre er bei einer Vorstellung, die allein für ihn abgehalten wurde.
Nachdem alles zur Asche verbrannt war, ließ die Hitze in dem Raum nach. Allerdings roch es stark nach verbrannten Fleisch, was Sezuna nicht mochte. Regungslos lag der Blonde über ihr geschützt. Es sah aus, als ob jeder Funken Leben aus ihm getreten war.
Die ganze Situation machte sie noch panischer, weil sie jeden Moment mit einem weiteren Angriff rechnete. Doch dann erklang ein Läuten, das Becuras Lachen verstummen ließ.
"Ach, es ist wohl an der Zeit", sagte er enttäusch. "Ich muss euch leider hier lassen. Aber keine Angst, ich habe noch ein Geschenk für euch", sagte er und die Wände begannen plötzlich zu wackeln und die Räume zu beben.
Im Bruchteil einer Sekunde war Haru aufgesprungen und ließ eine Wand zu seiner rechten Seite einstürzen, nachdem er mit seinen Fäusten auf sie eigeschlagen hatte. Seine Magie war in die kalte Wand eingedrungen und hatte sie zerbrechen lassen. Berucas Gestalt kam zum Vorschein als sein Schutz um ihn herum zerbrach. Mit vor Wut verzerrten Gesicht sah er Haru an, der ihn gerade packen wollte.
Doch er zog sich schnell genug zurück, sodass der Blonde ins Leere griff. "Das nächste Mal ..." Berucas lachende Stimme entfernte sich immer weiter, bis sie verklungen war.
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