Kapitel 69


Was aber auch hieß, dass es wohl noch viele andere Magier in den anderen Gängen gab. Die Wahrscheinlichkeit war ziemlich groß. Und das beunruhigte ihn noch mehr. Allerdings war er sich sicher, das es in der Mitte dann auch den größten Kampf geben würde.

Sie liefen eine gefühlte Ewigkeit, auch wenn es eigentlich gar nicht so lang war. Doch durch die Gleichzeit der Mauern, die sich nur dadurch unterscheiden ließen, wie viele Risse sie an den Seiten hatten oder dass manchmal ein wenig unsauberer gearbeitet wurde, kam es ihnen unendlich vor.

Doch die beiden Frauen wurden langsamer, da sie sich einem Raum näherten.

Das machte den Magier misstrauisch und er wandte den Kopf zu Sezuna. Was würde wohl geschehen? War es nur ein Raum, der benutzt wurde, oder war es die Mitte des Labyrinths?

Belynia schlief tief und fest, was ihn zumindest ein wenig beruhigte.

"Dort sind wahrscheinlich Aiino und Rina", bemerkte die Rothaarige leise. Sie waren noch lange nicht im Mittelpunkt des Labyrinths. Dazu mussten sie noch eine Weile laufen.

"Bestimmt werden sie nicht unbeaufsichtigt sein", nahm Haru murrend zur Kenntnis. Das wäre eine Dummheit von den Magiern, oder auch ein berechneter Plan. Vielleicht wollten sie die gesamte Gruppe auch auf einmal auslöschen.

"Kann ich nicht sagen", murmelte Sezuna. "Frag die da. Die müssen es wissen."

"Du bist besser in Kommunikation als ich", widersprach Haru ihr sanft. Bei ihm hätte es die Folge, dass er nur wieder wütend werden würde.

Sezuna seufzte und wandte sich dann direkt an die beiden Frauen, in der Hoffnung ihr Wahrheitszauber wirkte noch. "Sind dort Aiino und Rina?", fragte sie mit Nachdruck. "Und werden sie bewacht?"

Auf beide Fragen nickten sie einstimmig. "Sind es Magier, die sie bewachen?", fragte Haru die Hexen plötzlich. Wenn ja, hätten sie ein weiteres Problem, da diese wahrscheinlich versuchen würden, die Kriegerinnen zu töten, sobald sie sahen, dass Haru die Magierinnen gefangen genommen hatte.

Eine schüttelte den Kopf und die andere nickte.

"Ihr seid eine wunderbare Hilfe", fuhr der Magier sie genervt an. Sie näherten sich dem Raum und die beiden blieben für einen Moment sogar stehen. Warum taten sie das?

"Sie stehe noch unter dem Wahrheitszauber. Sie lügen nicht", bemerkte Sezuna leise. "Es ist wahrscheinlich ein Magier und der Rest sind keine Magier."

Wobei es nicht sicher war, wie viele Personen die beiden Kriegerinnen bewachten. Da es aber kein Weg daran vorbei gab, schob er die Hexen grob vor sich her in den Raum, wobei es wohl besser war, wenn Akira und die anderen noch in der Dunkelheit warten würden.

Sezuna gab ihnen ein Zeichen, dass sie zwar nah an ihnen, aber versteckt bleiben sollten.

Ein schwaches Licht erhellte den Raum, in dem zwei Tische und mehrere Stühle standen. Riina und Aino saßen gefesselt und geknebelt da und wurden von den Personen immer wieder etwas gefragt, auf das sie nur nicken oder den Kopf schütteln konnten.

Sobald sie ein Geräusch hörten, drehten sich die vier Männer nach den zwei Hexen, die gerade den Raum betreten hatten, um. "Habt ihr Glück gehabt?", fragte einer der Männer, der eine schwarze Magierrobe trug, sie drohend. Haru ging davon aus, dass nur er der Magier war.

Wahrheitsgemäß schüttelten die beiden Frauen den Kopf. Auch für diesen Magier galt der Wahrheitszauber, sie würden also reden, wenn man sie fragte.

"Ihr seid wirklich für nichts zu gebrauchen!", polterte der Magier los und schlug auf den Tisch, sodass die beiden Kriegerinnen erschrocken zusammenzuckten. "Dann geht endlich noch mal los!", forderte er sie auf.

Allerdings bewegten sie sich nicht. Sie wusste, dass sie sonst Schmerzen erleiden würden.

"Seid ihr zu Stein erstarrt oder was?", schrie er sie erbost an, als sie sich nicht von der Stelle bewegten. Die Stimme war so laut, dass sie durch die Gänge hallte.

Sezuna warf Haru einen fragenden Blick zu. Was sollten sie jetzt tun?

"Weder sie, noch wir sind taub", ertönte seine Stimme und trat langsam aus der Dunkelheit hervor. Die Reaktionen der Anwesenden in dem Raum waren unterschiedlich. Die beiden Kriegerinnen sahen Haru erstaunt, aber auch erleichtert an.

Die Wachen hingegen machten sich sofort zum Kampf bereit, indem sie ihre Waffen hochhielten.

Das Magier in der typischen, schwarzen Robe wirkte jedoch kaum beeindruckt. "Verstehe", sagte er und rieb sich seinen leichten Bart. "Ihr habt sie also hergeführt."

Die Hexen nickten, da ihnen nichts anderes übrig blieb. "Ihr seid eine wirkliche Schande. Bringt es nicht einmal zu Stande, die anderen Krieger zu finden", schüttelte er daraufhin den Kopf und hielt seine Männer mit einer Handbewegung zurück, da diese sich schon auf sie stürzen wollten.

"Na gut, dann machen wir eben kurzen Prozess mit ihnen, bevor wir die anderen suchen gehen", meinte er herablassend.

"Sei vorsichtig", bat Sezuna leise und betrachtete den Magier. Sie wusste nicht, was sie machen sollte, weil sie noch immer auf Harus Rücken saß und ihr Kopf sich mit dem Labyrinth beschäftigte.

"Halte dich einfach fest", bat er das rothaarige Mädchen und lächelte ihr aufmunternd zu. "Ich an Eurer Stelle wäre vorsichtig. Jeden Schmerz, den Ihr uns zufügt, wird an diese beiden Hexen weitergeleitet. Tötet ihr uns, tötet ihr auch sie. Überlegt Euch gut, was Ihr vorhabt", kamen Harus eiskalte Worte aus dem Mund. Wenn die das konnten, konnte er genau das gleiche Spiel spielen.

Wenn er die Leute jedoch umbrachte, hatte das keinen Effekt. Der Blonde war sich sicher, dass der Zauber, der zwischen Riina und Aino und den Hexen, von dem Magier erschaffen worden war. Sollte dieser also getötet werden, war es kein Problem mehr, die Frauen in den schwarzen Magierroben genauso zu erledigen.

Vorher würde er sie jedoch nicht anrühren, da er den beiden weiblichen Kriegerinnen nichts antun wollte.

Der Magier lachte höhnisch. "Als wäre es mir egal, was mit diesen beiden unfähigen Weibern geschieht", sagte er abwinkend, als würde er von zwei nutzlosen Gegenständen sprechen, die ihre Aufgabe erfüllt hatten.

Wie schon oft genug davor änderten einige Worte Harus Meinung erheblich. Obwohl er mehr als wütend auf die Hexen war, so taten sie ihm auch leid, dass sie nur eine Marionette für den Magier gewesen war. Wenn sie schon eine Gruppe waren, dann sollten sie auch zusammenhalten, damit sie erfolgreich waren.

Da das jedoch nicht der Fall war und der Gegner so abwertend darüber sprach, verengten sich Harus Augen zu Schlitzen.

"Geh bitte runter von mir und pass auf die Hexen auf. Ich bringe zuerst Riina und Aino zu dir, bevor ich mir die da vorknöpfe", knurrte er sauer mit einem Kopfnicken zu den Wachen. "Brauchst du ein Schutzschild, oder soll ich dir eines erstellen?"

"Ich habe deinen Stein", bemerkte Sezuna leise, während sie sich von seinem Rücken gleiten ließ. Immerhin hatte er auch für sie einen Schutz angefertigt, der hoffentlich eine Weile halten sollte.

Er löste in aller Ruhe den Zauber, der ihn mit den Hexen verband, wobei er die anderen genau beobachtete und nicht aus den Augen ließ. Jedoch ließ er den Zauber, der den Frauen die Fähigkeiten nahm, Magie zu verwenden, aufrechterhalten. Somit konnten sie Sezuna zumindest nichts tun.

Die Rothaarige ging langsam auf die beiden zu und zog sie dann mit sich zurück. Aus dem Kampfgebiet der beiden Magier.

Das war auch besser so, denn niemand wusste, was geschehen würde. Mit einem Blick auf Aino und Riina ging er auf sie zu, wobei sich die bewaffneten Männer sich in den Weg stellten.

Haru blieb stehen und sah sie abschätzend an. Sie waren keine Gegner für ihn, deshalb würde er sie zuerst ausschalten.

Doch zuerst kümmerte er sich um die beiden Gefangenen. Diese ließ er plötzlich mitsamt ihren Stühlen in die Luft fliegen und legte ein Schutzschild um sie herum. Diese Blase sollte sie sicher zu Sezuna bringen, ohne dass er sich weiter darum kümmern musste.

Die beiden Gefangenen hatten die Augen weit aufgerissen, als sie durch die Luft flogen und der Magier klatschte lediglich gelangweilt. "Das machst du gut", spottete er. Als würde es ihm etwas bringen. Sein Schild um die beiden Frauen war noch immer da und würde niemanden an sie heranlassen, aber gleichzeitig auch die Angriffe an diese weiterleiten. Dazu war es egal, wo sie standen.

Das galt jedoch nicht für die bewaffneten Nichtmagier. Solche Verbindungen gingen nur von Magiern aus, weshalb Haru den Mann in der schwarzen Robe abschätzend einsah. "Euch ist schon bewusst, dass ich nicht dumm bin, oder?", fragte der Blonde leicht belustigt.

Gewiss, er sah nicht wirklich sehr schlau aus, was jedoch nicht hieß, dass er vorgesorgt hatte. Die Anhänger, die Riina und Aino trugen, würden den Schaden absorbieren. Zumindest eine Weile. Haru hatte gespürt, dass sie von ihnen noch getragen wurden. Wahrscheinlich hatten die Magier die gar nicht bemerkt, da sie sozusagen unsichtbar unter ihrer Rüstung war. 

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