Kapitel 64

Sezuna schloss kurz die Augen, um genauer lauschen zu können. "Die Wand klingt nicht schlecht. Versuchen wir es."

Er blieb stehen und legte seine Hand auf die Wand, nachdem er eine magische Stütze zur Hilfe genommen hatte, damit Sezuna nicht herunterfallen konnte. Wie schon zuvor, ließ Haru ein Loch entstehen, welches er vergrößerte, bis sie mühelos hindurch gehen konnten.

Sie landeten in einem anderen Gang und Sezuna fragte sich, wie viele es davon eigentlich gab.

Bevor sie jedoch weitergingen, blieb Haru stehen und lauschte erneut. Die Stimmen kamen plötzlich von einer ganz anderen Richtung und hörten sich um einiges weiter weg an. Der Magier runzelte die Stirn und knurrte deswegen.

"Da entlang", wies Sezuna ihn an und strich beruhigend über seinen Arm.

Dankbar warf er ihr einen Blick zu. Oft genug hatte die Rothaarige bewiesen, dass sie sein Fels in der Brandung war und ihn beruhigen konnte.

"Nicht aufgeben, wir sind ihnen näher gekommen, auch wenn es sich nicht so anhört", flüsterte sie leise und rieb ihre Nase an seiner Wange.

Leise kicherte er, denn das kitzelte. „Diese Wand hier?", erkundigte er sich und nickte geradeaus.

"Nein, nimm die rechte", bat sie ihn und deutete auf die Wand.

Haru trat auf diese zu und begann erneut, ein Loch zu formen. Diese Prozedur dauerte nicht lang, da er es nun öfters gemacht hatte. Der Magier bekam mehr Übung, sodass es einfacher fiel.

Sie traten erneut in einen anderen Raum, doch dieses Mal war es kein Gang. Dunkelheit umgab sie.

„Oh nein", flüsterte Haru tonlos. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Ein leises Summen war zu vernehmen, dass irgendwie nicht zu diesem Raum passte.

Allerdings konnten sie auch die Stimmen wieder hören und Sezuna zeigte in eine Richtung. "Da entlang", flüsterte sie.

Wohin er trat, war nicht einfach zu sehen. Er ließ seine Lichtkugel ein wenig vergrößern und ging dann in die Richtung, die Sezuna geraten hatte. Doch woher kam nur das Summen?

"Lass es keine Wespen sein", flüsterte Sezuna und krallte sich an Haru fest.

„Hast du Angst vor ihnen?", fragte Haru erstaunt.

Sezuna wand sich ein wenig. "Die Stiche sind nicht gerade gut für das Kind", flüsterte sie. "Und ich reagiere nicht gut darauf."

„Wenigstens bist du damit nicht allein", murmelte der Magier und ging weiter auf die Wand zu. Das Summen wurde lauter, doch es war nichts zu spüren, dass sie etwas angreifen würde. War es vielleicht nur eine Einbildung? Oder Ablenkung? Haru legte ein starkes Schild um sie, damit Sezuna nicht verletzt werden konnte.

"Hier hindurch", flüsterte sie leise.

Ein weiteres Mal ließ der Magier ein Loch in der Wand erscheinen, schloss es aber sofort wieder, als sie hindurch waren, damit nicht doch noch etwas kam. Hier war das Summen nicht mehr zu hören.

Dafür aber die Stimmen der Leute, die sich sehr nah anhörten.

Der Gang, indem sie nun standen, war nur von seiner Lichtkugel erhellt. Es gab einen Weg nach links und rechts, aber sonst nichts.

Sezuna lauschte erneut. "Da lang", wies sie an und deutete nach links, in der Hoffnung, dass es der richtige Weg war.

Das Summen ging ihm allerdings nicht aus dem Kopf. Hoffentlich war das keine Taktik gewesen, um sie auf eine falsche Spur zu lenken. Haru hatte das Gefühl, dass ihm ein wenig schwindelig wurde und sein Kopf nicht wirklich so arbeitete, wie er sollte.

"Ist alles in Ordnung?", fragte Sezuna leise, weil sie spürte, dass er ein wenig anders lief.

„I-Ich weiß nicht", murmelte er und lehnte sich an die Wand. „Das Summen ... geht mir nicht aus dem Kopf ... es strengt an", gab Haru zu und ließ seinen Kopf für einen Moment gegen den kühlen Stein gleiten, der das seltsame Gefühl hoffentlich vertrieb.

Sezuna hob die Hände und legte sie an seine Ohren. Nicht nur, um ihn das Gefühl zu geben, dass er nichts mehr hörte, sondern auch, um ihre Magie ins einen Körper fließen und ihn untersuchen zu lassen.

Diese plötzliche Stille fühlte sich irgendwie angenehm an, jedoch war ihm klar, dass es nicht so leicht aufhören würde. Ein Stechen machte sich in seinem Kopf bemerkbar, sodass Haru das Gesicht verzog.

Sezuna konzentrierte sich darauf seinen Körper nach dem Grund für sein Unwohlsein zu durchsuchen, allerdings war sie sich sicher, dass sie schnell einen Heiler brauchten.

„Lass uns ... weitergehen", brachte der Junge hervor und schüttelte unwirsch seinen Kopf, damit Sezuna ihre Hände von seinen Ohren nahm und sich wieder an ihm festhalten konnte. Ihre Berührungen waren nicht unangenehm gewesen, aber der Schmerz hatte ihn dazu veranlasst, den Kopf zu schütteln.

Sofort verstärkte sich das Summen wieder und das Stechen nahm zu. Trotzig schluckte Haru das Unwohlsein hinunter. Sie hatten jetzt keine Zeit, sich darum zu kümmern. Es war wichtiger, die anderen wiederzufinden.

Sezuna hob erneut die Hände und erschuf einen Schutz über seinen Ohren. Erst dann hielt sie sich wieder fest und deutete ihm mit den Händen, in welche Richtung er gehen musste. Hoffentlich war Haruto irgendwo in der Nähe.

Ihr Schutz half ihm tatsächlich, sich besser zu konzentrieren. Das Stechen im Kopf nahm sogar ab, sodass Haru ihr dankbar zunickte und weiter in die Richtung ging, bis sie an einer Wand stehen blieben. Dort erschuf er erneut ein Loch, wo sie durchschlüpften.

Sezuna wusste, dass ihr Schutz keine dauerhafte Lösung war, doch sie würde kaum etwas ausrichten können, solange sie keinen Heiler fanden.

Sobald sie erneut in einem Gand standen, waren die Stimmen sehr nah. „Sind sie in dem nächsten Raum?", fragte der Blonde sie leise.

"Ich schätze", gab Sezuna nickend von sich und hoffte, dass dem wirklich so war.

„Einfach durch diese Wand?", fragte er noch einmal zur Absicherung.

"Ja."

Sezuna war sich unsicher, ob es so einfach sein sollte, aber sie wünschte es sich und hoffte sehr, dass sie endlich wieder auf die anderen trafen.

Ein weiteres Mal ließ Haru ein Loch erscheinen und bemerkte, dass sich dahinter Licht verbarg. Erleichterung breitete sich in ihm aus und er konnte es kaum abwarten, die anderen hoffentlich gesund zu sehen.

Als sie schließlich durch den Gang traten, trafen sie auf Riina und Aino, die beide ihre Waffen kampfbereit auf die beiden Magier gerichtet hatten, die aus der Wand traten.

Die beiden hatten sich sehr erschrocken, dass sich einfach die Wand geöffnet hatte. Umso erleichtert waren sie, dass sie die beiden Magier getroffen hatten. „Ist etwas passiert?", erkundigten sie sich besorgt, als sie sahen, dass Sezuna auf seinem Rücken saß.

"Wir sind einem Magier begegnet, der wirklich stark war", informierte Sezuna kurz und streichelte Harus Arm, als wolle sie fragen, ob sie noch mehr sagen sollte.

Dieser nickte, da es nichts brachte, ihnen etwas zu verheimlichen. Die Zwillinge hatten ihre Waffen heruntergenommen und kamen ein wenig näher.

Sezuna gab ihnen einen kurzen Abriss von dem, was passiert war, bevor sie sich erkundigte, wo Haruto und Akira waren.

„Wir haben sie nicht gesehen. Wir sind durch die Wände, die sich verschieben, irgendwie getrennt worden", sagte Riina düster.

Der Blonde musterte die beiden eingehend, denn ihm war ein leichtes Lächeln auf den Lippen der Kriegerinnen aufgefallen. Sein Griff um Sezunas Beine wurde fester, als wollte er sie warnen.

"Dann sollten wir jetzt unbedingt weiter gehen", bemerkte die Rothaarige. Irgendwas stimmte hier nicht, aber zumindest hatten sie einen Teil ihrer Gruppe wiedergefunden.

„Wenn ihr wisst, wohin wir gehen müssen, zeigt ihr es uns? Wir haben uns hoffnungslos verlaufen", bat Aino die Rothaarige. Ihre Waffen schulterten sie, jederzeit zum Angriff bereit.

Haru nickte auf die beiden. „Wo sind eure Anhänger?", wollte er wissen, da er sie nicht spüren konnte. Jeden davon hatte er mit einem Zauber versehen, dass er feststellen konnte, wo sie ungefähr waren. Zumindest, wenn sie getragen wurden.

Sezuna, die das gar nicht bemerkt hatte, blickte die beiden Kriegerinnen nun musternd an. Das war eine sehr gute Frage. Diese sollten sie eigentlich schützen.

„Tatsächlich", bemerkten beide erstaunt und sahen an sich herab. Sie erzählten, dass sie von Magiern angegriffen worden waren, die ihnen jedoch entkommen sind. „Vielleicht haben wir sie dabei verloren", meinte Riina schulterzuckend.

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