Kapitel 58

"Dort vorn kommt etwas", sagte sie, weil ihre Windmagie auf einen Raum hindeutete. Außerdem war der Geruch von Erde und Feuer zu riechen. Etwas, was hier nicht reinpasste und sie ein wenig nervös machte.

„Wie viele?", fragte Haru sie leise. Der Geruch war nicht zu leugnen. Je näher sie kamen, desto präsenter wurde die Mischung.

"Ich bin nicht sicher. Ein Magier", meinte sie, machte sich aber Sorgen über das, was sie sonst noch so im Raum wahrnahm. Allerdings schienen diese Dinger nur Deko zu sein.

„Einer ...", murmelte der Magier und fuhr sich über die Haare. Hoffentlich gab es keine böse Überraschungen. Gleichzeitig fragte sich Haru aber auch, wo die anderen waren. Akira und seine Frau konnten ebenfalls leicht getrennt werden und wären machtlos. Er ärgerte sich, dass sie gesagt hatten, sie sollten warten. Nun waren wohl viele kleine Gruppen unterwegs, die leichter angreifbar waren.

Sezuna nickte. "Aber wir müssen aufpassen", sagte sie leise. Irgendwas gefiel ihr an dieser Sache nicht.

„Ich verspreche es dir", sagte er leise, wobei Haru absichtlich nicht sagte, dass alle passieren konnte. Der Blonde wollte sie jedoch nicht noch mehr verunsichern. Das bekam weder ihr, noch dem Baby gut.

"Ich schätze wir haben es mit Feuer- und Erdzauber zu tun", meinte sie, weil das ein guter Grund dafür war, warum es hier so roch. "Und vielleicht ... mit mehreren Leuten."

„Dann hoffe ich, dass es nur ein Magier ist", brummte Haru unzufrieden. Nervös rieb er sich den Nacken, der wie wild kribbelte. Das war ein Warnzeichen, das wusste der Blonde zu gut. Die normalen Menschen machten ihm keine Sorgen.

Plötzlich bebte der Boden und Sezuna geriet ins Wanken, als ein Poltern erklang.

"Oh, oh", murmelte sie, denn sie hörte etwas.

Etwas kam auf sie zu und das sorgte dafür, dass sie ein wenig zurück wich. "Da kommt was", keuchte sie atemlos.

Geistesgegenwärtig stellte sich Haru vor sie und erschuf ein Schutzschild um sie beide herum. Es war ein lautes Poltern, dass sich so anhörte, als würde etwas rollen. Sicher konnte er nicht sein. „Keine Angst, ich passe auf dich auf", versprach er ihr mit einem Blick über die Schulter.

Als er sich zurückwandte, traute er seinen Augen nicht.

Was dort durch den Gang auf ihn zu kam, war so groß, dass es den Raum komplett füllte. Es sah auf den ersten Blick sehr seltsam aus, doch beim genaueren Hinsehen, erkannte Haru den Golem aus Lehm.

Fluchend fuhr er sich über die Haare, während er nachdachte, wie sie hier rauskommen konnten. Der Tunnel war zu eng, um richtig kämpfen zu können. Es führte auch kein Weg an ihm vorbei. So groß war der Golem, dass er den ganzen Tunnel ausfüllte. Dabei war er aber auch sehr langsam. Durchaus ein Vorteil für Haru.

„Sezuna, Wasser lässt Lehm doch aufweichen, nicht wahr?", fragte er sie hastig. Ihm ging ein Gedanke durch den Kopf, da man viel mit Lehm und Wasser bauen konnte. Hoffentlich würde das helfen.

"Ja, aber ich bin mir nicht sicher, ob das in einem solchen Raum gut ist. Aber du könntest das Wasser frieren, dann sollte er sehr leicht kaputt gehen", schlug sie vor, wobei ihre Stimme rau klang, als sie sich langsam zurückzog.

„Geh nicht zu weit weg, hörst du?", warnte er sie. Nicht, dass sie getrennt wurden.

Erst dann wandte er sich dem Golem zu, der unaufhaltsam näher kam und dabei immer lauter wurde. Er gab sogar ein grollendes Geräusch von sich und Haru war nun sicher, dass die Magier wussten, wo sie waren.

Das bedeutete auch, dass Akira und seine Frau, aber auch Haruto in Gefahr waren. Da es aber erst einmal keinen Ausweg gab, konzentrierte er sich auf den Golem. Haru begann, Worte zu murmeln, die dafür sorgten, dass Wasser aus seinen Finger floss und auf den Golem wie eine Welle zukamen. Sezuna würde geschützt sein, wenn sie sich dicht an ihn hielt.

Allerdings war der Golem wie eine Wand und es gab ein schlagendes Geräusch, als die Welle dagegen krachte. Jedoch geschah nicht viel mehr, als dass sie dagegen prallte und zurückkam.

Bevor sie Haru wieder erreichen konnte, begann das Wasser, sich in Eis zu verwandeln. Auch wenn es an dem Golem einfach abgeprallt war, so war er nass geworden. Das Wasser, welches gefror, breitete sich aus und schon kurz darauf, wurde das Monster von einer ersten, dünnen Eisschicht überzogen. Zumindest da, wo er nass war.

Das wiederum sorgte dafür, dass ein Teil seiner Haut abplatzte, statt weiter einzudringen.

Ein Grollen ertönte und plötzlich schrie der Golem auf, wobei ihnen ein Schwall Schlamm entgegen kam.

Der Schlamm war sehr dickflüssig, der Harus Eis wie eine Lawine einfach unter sich begrub. Die gewaltige Wucht drückte gegen sein Schutzschild, sodass der blonde Magier sogar nach hinten geschoben wurde, obwohl er dagegenhielt. Haru hielt seine Arme vor sich verschränkt, um dem Gewicht entgegen zu drücken.

Sezunas Kopf versuchte nach einer Lösung zu suchen, doch sie hatte zu viel Panik, um wirklich klar denken zu können.

Eigentlich hatte sie gehofft, dass die Idee mit dem Eis funktionieren würde, doch da hatte sie sich getäuscht.

Trotzdem versuchte es Haru noch einmal mit ihrer Variante. Keuchend hielt er gegen die Wand aus Schlamm an, wobei er nicht merkte, dass der Golem unaufhaltsam näher kam. Die Wand aus der braunen Flüssigkeit nahm ihm jegliche Sicht. Die Arme vor seinem Körper verschränkt um dagegen zu drücken, ließ er jegliche Flüssigkeit, die in dem Schlamm enthalten war, zu Eis erstarren.

Sezuna keuchte, weil dieser Angriff die Wände der Tunnel durchaus sprengen konnte. Trotzdem vertraute sie darauf, dass Haru wusste, was er tat.

Sobald die Schlammlawine sich zu Eis verwandelte, ließ der Blonde seine Hände öffnen und schließen, als würde er etwas zermahlen. Durch das Gefrieren konnte er nun den Schlamm pulverisieren, um zu sehen, wo das Monster überhaupt war.

Es gab einen lauten Knall, als der Schlamm zersplitterte und ihnen förmlich um die Ohren flog. Aber nicht nur, weil Haru ihn zerstört hatte. Auch weil der Golem dagegen gerammt war.

Der Magier fluchte laut und ließ seine Hände durch die Luft fliegen, um sein Schutzschild zu verstärken. Seine Magie, die langsam tat, was sie wollte, umhüllte Sezuna und ihn mit einem lauten Knistern.

Haru änderte seine Taktik und legte eine Hand auf den kalten Boden. Nur mit einer Hand konnte er sich noch gegen den Golem schützen, der immer wieder gegen ihr Schutzschild rammte. Die Magie, die in den Boden floss, führte dazu, dass sich Risse bildeten, als würde der Boden gleich einstürzen und den Golem verschlucken wollen.

"Das ist es", rief Sezuna. "Sorg dafür, dass er ein paar Etagen nach unten fällt. Er ist zu groß, um leicht wieder hoch zu kommen", schlug sie vor, weil sie hoffte, dass es unter ihnen noch mehr Tunnel gab.

Und selbst wenn es keine gäbe, würde er eben verschluckt werden. Blaue Magie entwich seiner Hand, die genau unter den Golem floss, um kurz darauf ein Erdbeben auslöste, welches nur auf den Bereich beschränkt war, wo das Lehmmonster sich befand. Erst musste Haru den Steinboden lockern, bevor er ein Loch erschaffen konnte.

Erneut erklang das Brüllen des Golems, bevor er auf sie zu gestampft kam und damit Haru auch noch in die Hände spielte, da er den Boden lockerte.

Da er sich der Golem nun mit Gewalt gegen Harus Schutzschild drückte und versuchte, ihn zu unterbrechen, blieb dem Blonden nichts anderes übrig, als beide Arme wieder zu heben. Doch er hatte das Monster dort, wo er es wollte.

Der Magier stampfte verärgert mit einem Fuß so fest auf, wobei seine Magie freigesetzt wurde und den Boden vor ihm zum Einsturz brachte. Dabei erinnerte er an ein Kind, welches keine Süßigkeiten bekam. Genau an der Kante zu seinem Schutzschild öffnete sich ein schwarzes, tiefes Loch.

Der Golem verlor mit einem Fuß den Halt, da er dort hinein stürzte und versuchte sich mit den Händen irgendwo fest zu halten. Was ihm auch an einer Kante gelang. Dann schlug er mit voller Wucht und einer Faust, die größer war, als Haru, gegen das Schild.

Zarte Risse bildeten sich an dem Schutzschild des Magiers, der sofort versuchte, dagegen zu halten. Wobei er das gar nicht brauchte, da seine eigene Macht nun ein Wörtchen mitsprach. Sie drängte sich einfach aus dem Jungen und verließ sogar das Schutzschild, um sich um die Hand des Golems zu legen. Als hätte er verstanden, was er tun musste, zog Haru seine Hände zurück, um mit viel Kraft auf den Boden schlug, sodass sich die Kraft auf die lehmige Hand auswirkte. Seine Magie stellte nur eine Verbindung her, sodass er das Schutzschild nicht verlassen musste.

Das, woran sich der Golem gehalten hatte, begann zu bröckeln und er kippte schließlich in das Loch, ohne etwas dagegen tun zu können.

Ein Brüllen des Golems begleitete seinen Fall in die Tiefe. Noch sehr lange hallte das wütende Geräusch nach, selbst als er nicht mehr zu sehen war.

Dann gab es ein Geräusch das zeigte, das er aufgeschlagen war und danach kehrte Ruhe ein. Fast schon bedrückende Stille.

Zuerst war Haru so verblüfft, dass er sich gar nicht bewegte. Dann, als würde er aus der Starre erwachen, beeilte er sich, das tiefe Loch zu schließen, sodass der Golem begraben wurde.

Sezuna starrte die Stelle mit großen Augen an und atmete erleichtert durch. "Damit habe ich nicht gerechnet", gestand sie. Ihr heftiger Atem und ihr schnell schlagendes Herz, verrieten, wie überrascht sie über die Sache war, auch wenn ihre Stimme eher ruhig klang.

„Ich auch nicht", murrte Haru und kratzte sich am Kinn, als er fertig und der Gang vor ihnen wieder begehbar war. Er brauchte einige Momente, um sich zu erholen, bevor er sich Sezuna zuwandte und sie in den Arm nahm. „Bitte sage mir, wohin wir gehen müssen und wie viele uns erwarten", bat er sie mit brüchiger Stimme, weil er sich große Sorgen um die anderen machte.

"Immer noch genau der eine Magier. Ich nehme an, er hat uns den Golem geschickt", sagte sie leise und deutete den Gang entlang, den besagter Golem gekommen war.

„Hm ...", klang Haru nicht gerade begeistert. Wenn er schon so etwas erschaffen konnte, war er auch ein starker Gegner, der es ihm nicht einfach machen würde.

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