Kapitel 44
Haru stellte das Essen auf dem Tisch ab und hielt es mit einem Wärmezauber warm. Dann winkte er die Rothaarige zu sich, um sie fest in die Arme zu nehmen. "Sag mir was los ist, mein Schatz", bat der Blonde sie. Die Gefühlsschwankungen waren nicht das Einzige.
Sezuna zuckte die Schultern. "Ich weiß es nicht", gestand sie. "Vielleicht hat mich das bei Keira so sehr mitgenommen", schlug sie vor, klang aber unsicher. Gefühle waren noch immer etwas, mit dem sie nicht umzugehen wusste.
"Ich wünschte, wir wären nicht hiergeblieben. Dann müssten wir nicht auf die Reise mitgehen und so viel riskieren", brummte Haru. Die Sorge um Sezuna und das Kind war sogar größer, als die um Akira. Auch wenn er sein bester Freund war, die Rothaarige stand bei ihm an erster Stelle.
Langsam nickte Sezuna. "Das wünsche ich mir auch manchmal", gestand sie. "Aber dann denke ich daran, was wir alles erlebt haben und wie es uns verändert hat."
"Schon ... Dann würde ich Akira auch nicht kennen. Nur geht es mir jetzt um dich und nicht um sie", stellte er klar. Haru zog sie zum Bett und zog sie in seine Arme. "Ich habe Angst vor der Reise und dem Unbekannten. Vor einem Attentat, mit dem keiner rechnet", gestand er ihr leise.
Sezuna fuhr ihn beruhigend durch die Haare. "Ich weiß", flüsterte sie und lehnte sich an ihn. "Aber jetzt ist es nun einmal so", murmelte sie an seine Brust, an der sie ihren Kopf vergraben hatte.
Haru entschied sich auch, dass er die Anhänger, die er für die Forscher gemacht hatte, diese Kentaro, Riku und Myron zu geben. Haru streichelte Sezunas Rücken eine lange Zeit, bis sie sich wieder einigermaßen beruhigt hatte.
"Während du an den Anhängern bastelst, gehe ich in die Wanne und dann ins Bett, ist das in Ordnung?", fragte die Rothaarige und klang plötzlich ziemlich müde und erschöpft. Ihre Gefühle machten sie wahnsinnig.
"Ich werde heute nichts mehr machen", entschied sich Haru. Stattdessen würde er bei Sezuna bleiben und ihr die Haare waschen, damit sie sich noch ein wenig entspannen konnte.
Überrascht darüber, blickte Sezuna zu ihm auf. "Und was hast du stattdessen vor?"
"Bei dir bleiben", kam es nüchtern von ihn und stand auf, um ihr das Badewasser einzulassen.
Sezuna lächelte sanft. "Das ist lieb von dir", stellte sie liebevoll fest und folgte Haru ins Bad.
An diesem Abend wich Haru dem rothaarigen Mädchen nicht von der Seite und verwöhnte sie mit Haarewaschen und kuscheln, bis sie eingeschlafen war. Er selbst konnte nicht wirklich schlafen und sich ausruhen. Zu viele Gedanken gingen ihm durch den Kopf.
Am nächsten Vormittag hatte Haru die Anhänger fertig gemacht und war froh, dass es gerade noch rechtzeitig gewesen war.
Akira besuchte sie mit Riku, Kentaro und Myron am Nachmittag. Haru ließ den Prinzen seinen Unmut darüber merken, dass er nicht erwähnte hatte, dass seine Frau mitkam.
Myrons halblange Haare waren nun kurz und unter einer dicken Mütze versteckt, denn die Kälte in Kituo Cha war unerträglich. Die beiden Heiler freuten sich, Sezuna und Haru wiederzusehen und erkundigten sich, wie es ihnen ging. Haruto freute sich unheimlich, mit seinen Kollegen auf die Reise gehen zu können.
Der blonde Magier übergab ihnen auch gleich die Anhänger, die sie freudig annahmen. Dabei erwähnte er nicht, dass er für die Forscher keine mehr hatte. Ihm war es auch egal. Diana würde ebenfalls keinen bekommen.
Zusammen saßen sie eine Weile in der Bibliothek, wobei Belynia ebenfalls anwesend war. Sie sprachen ein wenig über die letzten Wochen und gingen einige Pläne durch, bevor die Gruppe sich trennte, da Dais Leibarzt noch einmal nach Keiras Mutter sehen wollte. Wenigstens gab es gute Neuigkeiten, dass es ihr besser ging und er sich sicher war, dass sie bald wieder voll genesen sein würde.
Sezuna und Haru bereiteten sich für den Rest des Tages auf die Reise vor, wobei die Rothaarige noch einmal zur Massage bei Marco ging. Der Blonde begleitete sie und passte auf sie auf. Auch an diesem Abend verwöhnte er seine zukünftige Frau und hielt sie die ganze Nacht über in den Armen.
Schließlich war der Tag des Aufbruchs gekommen. Schon am frühen Morgen, als es noch dunkel war. Wie bereits abgesprochen, sammelten sich alle, die mit auf die Reise kommen würden, sich vor dem Schloss. Dort überreichte Haru den Leuten die Anhänger, wobei er ihnen mit leisen Worten erklärte, wie sie funktionierten.
Akira merkte sehr wohl, dass der blonde Magier weder mit Diana, noch mit den Forschern ein Wort sprach oder sie begrüßte. Die Ablehnung war deutlich zu spüren.
Er konnte sich nicht genau vorstellen, was die Forscher getan hatten, doch es musste wohl mit dem Besuch der Beiden im Magierturm zutun gehabt haben. Der Prinz hoffte, dass es nichts ernstes war, denn dann würde die Reise nicht sonderlich einfach verlaufen. Sie brauchten keine Spannungen in der Gruppe.
Noch bevor die Sonne aufging, machte sich die Gruppe, die mittlerweile auf neunzehn Leute gestiegen ist, auf den Weg. Myron, Akira und seine Frau gingen an der Spitze, während Sezuna, Haru und der Arzt liefen am Ende. Das hatten sie extra so eingeteilt, damit sie alle Leute beobachten konnten. Normalerweise würde Haruto mit Akira an der Spitze laufen, da er jedoch den gleichen Verdacht wie die beiden Magier hegte, hatte er sich entschieden, mit ihnen am Ende zu laufen. Von hier aus hatten sie die beste Aussicht.
Die anderen Heiler liefen in der Mitte der Gruppe, damit sie anderen helfen konnten, wenn es ihnen nicht gut ging. Der Weg war durch den vielen Schnee sehr schwer zu laufen, aber Haru hatte angeboten, mithilfe seiner Magie, die Wege freizuräumen, auch wenn er hinten lief.
Allerdings trugen auch die Forscher aus dem Magierturm ihren Teil dazu bei und halfen, den Weg von Schnee zu befreien, so dass die Gruppe besser laufen konnte.
„Wie geht es dir?", fragte der blonde Magier Sezuna nach einer Weile, in der sie unterwegs waren. Sehr schnell kam die Gruppe trotzdem nicht voran, da der Weg beschwerlich war. Die blasse Sonne zeigte ihre erste Strahlen des Tages und es war den Leuten anzuhören, dass es kein einfacher Weg war.
Akira hatte tatsächlich noch Rüstungen mit Magie auftreiben können, die zwar leicht waren, aber trotzdem ein Gewicht hatten. Zudem trugen alle schwere Mäntel und Mützen, um der Kälte zu trotzen.
Haru ignorierte die Tatsache, dass die Forscher mit dabei waren.
"Es geht noch", murmelte sie, spürte aber bereits die Angst über die Höhe und die Berge. Doch nicht so schlimm, wie sonst.
„Sag bitte gleich Bescheid und zögere nicht, etwas zu sagen", bat er sie eindringlich. Würde es ihr nicht gut gehen, würde Haru die Reise abbrechen, egal ob Akira sie brauchte oder nicht. Der Prinz hatte sogar Sezuna gebeten, ihm Vorschläge zu geben, bevor sie angreifen würden.
Die Rothaarige nickte. "Ich werde mich melden", versprach sie leise, konzentrierte sich aber auf was, was sie tat. Nicht, dass sie noch abstürzte.
Darauf achtete Haru jedoch sehr. Sezuna musste immer an der Felswand laufen, zusätzlich hatte er das magische Seil um sie gelegt. Und wenn es nicht anders ging, würde er sie wieder tragen, so viel stand fest. Haru gab zu, dass die Reise durch den Schnee um einiges anstrengender war, als er sich vorgestellt hatte. Das lag allerdings daran, weil die Gruppe nur langsam vorankam. Der Schnee, den die regelmäßig dem Weg räumten, stellte kein Problem mehr da.
Sezuna hatte immer eine Hand an der Felswand, damit sie ruhiger wurde und ansonsten versuchte sie sich darauf zu konzentrieren, nicht nach unten zu sehen. Sie wollte nicht, dass dieses Gefühl wiederkam, obwohl sie es abgeschüttelt hatte.
Dadurch, dass alles weiß war, gab es öfter mal Probleme, den Weg zu sehen. Myron, der erfahrene Führer, wusste allerdings genau, wo sie entlang gehen konnten. Gegen Mittag wurde eine erste Pause eingefordert, die von vorne nach hinten getragen wurde, sodass jeder Bescheid wusste.
Sezuna war überrascht, dass nicht sie diejenige war, die eine Pause machen wollte, dennoch kam sie ihr zu Gute.
Wahrscheinlich würden sie öfter Pause machen müssen, da nicht alle gleich lang durchhielten. Außerdem wurde bereits die Möglichkeit eines Schlafplatzes diskutiert. Myron entschied sich, die Gruppe in ein windgeschütztes Gebiet zu bringen, damit es angenehmer war, eine Pause einzulegen.
Er kannte sich hier am besten aus und dadurch vertraute ihm auch jeder. Es war sehr unwahrscheinlich, dass er es zuließ, dass sie irgendwo Rast machten, wo es zu gefährlich war. Außerdem vertraute Sezuna Myron mehr, als den meisten anderen hier. Haru, Akira und Belynia abgesehen. Selbst Haruto traute sie noch nicht ganz so stark wie ihm.
Anfangs hatte die Gruppe noch ein wenig gesprochen, doch die Worte waren mittlerweile verstummt. Was auch kein Wunder war, da die Eisige Kälte im Hals brannte, wenn man zu lange sprach. „Wer meint ihr, wollte Pause machen?", fragte der Arzt sie leise, während sie einen steilen Weg nach oben gingen. Haru schirmte Sezuna so gut es geht von der Tiefe ab, damit sie nicht so viel daran denken musste.
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